Fürstenkrone Staffel 8 – Adelsroman. Maria Czigler BiancaЧитать онлайн книгу.
immer noch tun und lassen, was du willst. Und in diesem Fall schon mal gar.«
Nanni sah Robert erwartungsvoll an, offensichtlich wollte sie seiner Bitte nachkommen und zuhören.
Robert erzählte von seiner Begegnung mit Hans von Adelsbach und daß der völlig neben der Spur sei. Auch von seinem Vorschlag erzählte er, schließlich sagte er: »Letztendlich hat er gemeint, ich könnt’ dir ja ausrichten, daß er morgen gegen achtzehn Uhr hinterm Schloß bei den Felsen wär’. Da, wo man den Schliersee liegen sehen kann.«
»Und was will er von mir?« Nanni spürte, daß ihr Herz rascher schlug.
»Wenn du das wissen willst, dann mußt du hingehen«, erwiderte Robert.
»Und wenn ich das nicht möcht’?«
»Dann wirst nicht erfahren, was Hans dir sagen wollte.« Robert atmete tief durch. »Er leidet sehr, das steht fest. Ich hab’ nie einen niedergeschlageneren Menschen gesehen als Prinz Hans.«
Da lachte Nanni. »Das glaub’ ich dir nicht. Wieso sollte ein Prinz von Adelsbach niedergeschlagen sein? Der nimmt sich, was er will, und meistens bekommt er es auch.«
»Ich weiß nicht, woher du diese Weisheit hast«, erwiderte Robert, »aber auf Hans von Adelsbach trifft sie nicht zu. Für andere mag es gelten, für ihn am allerwenigsten.«
»Wieso denn das?« Nanni schien irritiert. »Prinz Hans hat die gleichen Allüren wie alle anderen Adligen auch. Er versteht es nur, sie geschickt zu verbergen. Er ist sogar noch schlimmer als die meisten. Er ist wie ein Wolf im Schafspelz. Tut lieb und nett, dabei ist er gar nicht so.«
»Was soll der Quatsch?« Robert schüttelte heftig den Kopf. »Hans ist ganz das Gegenteil. Du…!«
»Hör auf«, ließ Nanni Robert gar nicht erst ausreden. »Ich bin mir vorgekommen wie ein Waschlappen, den man erst in kaltes, dann in heißes Wasser gelegt, dann mit Seife eingerieben und wieder in kaltes Wasser geworfen hat.«
»Du redest Blödsinn«, sagte Robert.
»Was ich denk’ und tu’, das ist meine Sach’«, entgegnete Nanni. »Ich werd’ nicht hingehen. Das kannst du ihm ausrichten. Und die Adelsbachsche Gärtnerei werd’ ich auch über kurz oder lang verlassen.« Trotzig wie ein kleines Mädchen, dem man die Puppe genommen hatte, stand sie da. Sie hatte die Arme vor der Brust verschränkt und demonstrierte Selbstbewußtsein.
*
»Wieso quälst du dich so, mein Junge?« Fürstin Johanna sah Hans fragend an, als er am nächsten Nachmittag ständig auf die Uhr sah. »Du bist entweder nervös oder du bist gedanklich vollkommen abwesend. Beides ist schlecht für einen jungen Menschen, dessen Leben gerade erst richtig begonnen hat.«
»Ich muß dich gleich verlassen«, erwiderte Hans. Es war kurz nach siebzehn Uhr, und er dachte an nichts anderes als an das Treffen mit Nanni eine Stunde später. Ob es ein Treffen geben würde, wußte er nicht, aber er hatte kein gutes Gefühl, vor allem, weil Robert ihm nicht gesagt hatte, wie es bei Nanni gewesen war. Wenn Nanni quasi darauf gewartet hätte, daß er, Hans, sich mit ihr wie auch immer in Verbindung setzen würde, hätte Robert berichtet, da war er sicher.
»Junge, bist du wirklich so sehr in die Nanni verliebt?« fragte Fürstin Johanna.
Hans zog die Augenbrauen zusammen und stand auf. Er wollte mit seiner Großmutter das Thema nicht weiter erörtern.
»Bitte stell keine Fragen mehr zu Nanni«, sagte er, »ich bin sehr wohl in der Lage, meine Dinge selbst zu ordnen.«
Fürstin Johanna zog die Augenbrauen in die Höhe, solche Antworten war sie gerade von Hans nicht gewohnt. Doch sie akzeptierte seine Bitte und fragte nicht weiter, zumal er es offensichtlich wirklich eilig hatte.
»Du entschuldigst mich bitte«, sagte er da auch schon, nachdem er zum wievielten Mal in der letzten halben Stunde auf die Uhr gesehen hatte, »ich kann noch nicht sagen, ob ich zum Abendessen da sein werde.«
Fürstin Johanna sah ihrem Enkel hinterher. Niemals hätte sie für möglich gehalten, daß er sich binnen kurzer Zeit derart wandeln würde. Aus einem sehr selbstbewußten jungen Menschen, der in der freien Wirtschaft seinen Mann gestanden hatte, war ein eher scheuer Bursch geworden, dessen Gedanken sich mehr oder weniger mit einem jungen Mädchen beschäftigten, das ihm völlig den Kopf verdreht zu haben schien.
Während seine Großmutter sich über diesen Umstand Gedanken machte, ging Hans um das Schloß herum zu der kleinen Felspartie, wo man einen wunderschönen Blick hinüber zum Schliersee hatte.
Hans hatte zwar nicht damit gerechnet, daß Nanni da sein würde, aber enttäuscht war er doch, als er die Felsgruppe verlassen vorfand. Er sah auf die Uhr, bis sechs waren es noch reichlich zehn Minuten, kommen konnte Nanni also noch.
Er stieg einen schmalen Pfad empor, gewann noch etwas an Höhe, und als er kurz darauf endgültig die Schneid erreicht hatte, sah er nicht nur den Schliersee unter sich liegen, sondern auch die Schlierseer Berge bis hinüber nach Bayrischzell, Oberaudorf und Kiefersfelden.
Hans setzte sich auf einen Felsblock und begann wieder zu sinnieren. Niemals hätte er für möglich gehalten, daß ihn mal die Bekanntschaft eines Mädchens so würde aus der Bahn werfen können.
Er war der Nanni früher auch schon mal begegnet. Sie war als Kind hin und wieder zu ihrem Großvater in die Gärtnerei gekommen, aber oft war das nicht der Fall gewesen. Als er sie jetzt im Salon seiner Großmutter beim Tee gesehen hatte, hatten sie und ihre Art ihn so sehr beeindruckt, daß er bis heute fast keinen gescheiten Gedanken mehr hatte fassen können.
Was hatte Nanni, was andere Frauen nicht hatten? War es ihre natürliche und offene Art, mit den Dingen umzugehen? Immer mehr wurde Hans bewußt, daß er Nanni überrumpelt hatte. Er hatte vorausgesetzt, daß sie ähnlich fühlte wie er, und da er sie gleich in alles hatte einbeziehen wollen, was mit Adelsbach zu tun hatte, war ihm der Empfang gerade recht gekommen. Für Nanni mußte es dagegen ein Alptraum gewesen sein.
Über eine Stunde saß Hans da oben, und immer neue Dinge gingen ihm durch den Kopf. Daß Nanni sich vorgekommen sein mußte, als habe er sie einvernahmt und ihr Leben bereits verplant, wurde ihm immer bewußter. Und da Nanni ein sensibler Mensch war, hatte sie ihn nicht zur Ordnung gerufen.
Als Hans auf die Uhr sah, erschrak er, denn es war fast sieben, und wenn Nanni unten bei den Felsbänken gewesen wäre, er hätte nichts davon mitbekommen.
So rasch er konnte, rannte er den felsigen Steig herunter, und noch bevor er bei den Felsbänken war, sah er, daß niemand dort war und auf ihn wartete.
Prinz Hans blieb bei den Bänken stehen, und als er tief durchatmete, meinte er, der Duft eines sehr feinen Parfüms hinge in der Luft. War Nanni dagewesen, während er oben auf der Schneid vor sich hingeträumt hatte?
Gerade als er weggehen wollte, sah er eine lachsfarbene Rose auf einer der Felsbänke liegen. Hans nahm sie auf und schloß noch einmal die Augen. Nanni war also dagewesen. Sie dachte an ihn, und zwar nicht nur negativ, sonst wäre sie nicht gekommen.
Obwohl er Nanni verpaßt hatte, war Hans plötzlich guten Mutes. Er rannte hinüber zum Portal des Schlosses, vielleicht war Nanni ja noch da. Aber dort stand ihr Wagen nicht.
Wieder ein wenig ernüchtert, betrat Hans das Schloß. Er bewohnte den gesamten Südflügel, und dorthin wollte er, als Karl ihn ansprach.
»Entschuldigung, Hoheit«, sagte er, »die Durchlaucht bittet Sie zu sich.«
Hans wollte Karl schon ausrichten lassen, daß er keine Zeit habe, doch dann nickte er und ging in Richtung des Salons seiner Großmutter und auch hier hing wieder der Duft des Parfüms in der Luft, den er schon bei den Felsbänken wahrgenommen hatte.
Hans betrat den Salon und sah sich auch hier suchend um, aber er sah nur seine Großmutter am Fenster sitzen.
»Da bist du ja«, sagte sie, dann zeigte sie auf die Rose in seinen Händen. »Ist die für mich?«
Hans schüttelte den Kopf. Jede andere