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Im Sonnenwinkel Staffel 5 – Familienroman. Patricia VandenbergЧитать онлайн книгу.

Im Sonnenwinkel Staffel 5 – Familienroman - Patricia Vandenberg


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schwärmte für ihn, und ich sah all die Vorteile, die aus solcher Verbindung erwachsen würden. Es schien sich dann ja auch ganz gut anzulassen.«

      »Von deinem Standpunkt aus. Aber du warst blind gegen seine Charakterschwächen. Du sahst nur den charmanten, reichen Erben, dem man manches nachsehen musste. Was wollte er von dir? Ich meine, heute Abend«, fügte Michael rasch hinzu.

      »Er wollte wissen, wie die Ehe zustande gekommen ist. Vielleicht dachte er auch, eine Verbündete in mir zu finden. Er hat es nicht gerade geschickt angefangen, möchte ich sagen.«

      »Ihm sitzt die Angst im Nacken. Er hat munter in den Tag hineingelebt und fühlte sich unheimlich sicher. In Jan sah er nie eine Gefahr. Aber jetzt ist Katja Jans Frau, und das wird ihm doch einen gehörigen Schock versetzt haben. Was hast du ihm erwidert?«

      »Ich habe gesagt, es soll gehen. Es war eine abscheuliche Situation. Er hat sich so sehr verändert.«

      »Das bezweifle ich. Er hat wohl nur die Maske fallen lassen. Nun, wir werden ihm ja wohl morgen begegnen.«

      »Ich möchte nicht mit auf die Beerdigung kommen«, flüsterte sie.

      »Doch, das wirst du. Du wirst ihm zeigen, dass du auf Katjas und Jans Seite stehst. Du kannst dich jetzt als Mutter beweisen.«

      »Ist es dazu nicht zu spät?«, fragte Gerlinde deprimiert.

      »Es ist nie zu spät, wenn man die Chance bekommt, etwas gutzumachen. Und vielleicht entschließt du dich dann, mit mir für ein paar Wochen nach Kanada zu kommen, um Daisy und deine Enkel kennenzulernen. Du brauchst nicht in Sack und Asche zu gehen, weil du Großmutter bist.«

      Sie brachte ein klägliches Lächeln zustande.

      »Du bist sehr nett, Michael«, sagte sie leise. »Vielen Dank. Ich fühle mich plötzlich uralt.«

      »Liebe Güte, damit tust du uns nun wahrhaftig keinen Gefallen. Schlaf gut.«

      *

      Für kurze Zeit war Katja in einen Halbschlummer gesunken, aber die quälenden Gedanken ließen ihr keine Ruhe. Sie stöhnte leise.

      »Warum schläfst du nicht, Kleinchen?«, fragte Jan.

      »Warum schläfst du nicht?«, fragte sie.

      Jeder wich einer Antwort aus. Katja hätte Jan so gern gesagt, was sie bedrückte. Aber sollte sie das ausgerechnet am Vorabend der Beerdigung tun? Jan hatte wahrhaftig genügend Sorgen.

      »Den morgigen Tag werden wir auch noch überstehen«, meinte Jan. »Ich weiß, wie dir ums Herz ist, mein Liebes.«

      Er ist so gut, viel zu gut, dachte Katja. Er hatte ihre Hand genommen, Wärme durchströmte sie.

      »Ich habe dir so viel zu sagen, Jan«, flüsterte sie.

      »Wir haben uns viel zu sagen, aber dazu haben wir auch noch viel Zeit. Wenn alles vorüber ist, werden wir verreisen, Abstand gewinnen und fürein­ander dasein.«

      Er hielt ihre Hand, bis sie einschlief. Die Nacht ging zu Ende, und ein trüber Tag erwachte. Schwere Regentropfen, die an die Jalousien pochten, weckten Katja auf.

      Heinz wird neben uns am Grab des Vaters stehen, dachte sie, ahnungslos, welche Bestimmungen er getroffen hat. Mit dem heutigen Tag ist nicht alles zu Ende. Es fängt erst an. Er wird es nicht hinnehmen, dass er enterbt ist.

      Ob Jan das überhaupt weiß? Mit keinem Wort hatte er erwähnt, wie sich sein Verhältnis zu Heinz künftig gestalten würde.

      Stumm saßen sie sich am Frühstückstisch gegenüber. Auch Malwine sagte nichts, bis sie sich zur Abfahrt bereit machten.

      »Hoffentlich erkältest du dich nicht, Katja«, meinte sie. »Du zitterst ja jetzt schon.«

      Katja fror innerlich, und die feuchtkalte Witterung trug das ihre dazu bei. Sie wirkte zerbrechlich in dem schwarzen Persianermantel und der passenden Kappe, unter der das Haar silbrig schimmernd hervorquoll.

      Die Trauergemeinde hatte sich in der Aussegnungshalle versammelt, als sie eintrafen.

      Heinz stand bei einigen leitenden Angestellten des Betriebes, bemerkte sie aber sofort und begrüßte sie, als wäre nichts geschehen.

      Katja fühlte den Boden unter den Füßen schwanken, als er ihre Hand küsste. Dann stand plötzlich ihre Mutter neben ihr.

      »Setz dich doch, Katja«, sagte sie besorgt.

      Verwirrt von dem warmen Klang ihrer Stimme, sah Katja ihre Mutter an. Dann tat sich die Tür auf, und Katja sah den Sarg, mit roten Rosen überdeckt, um ihn herum die Kerzen.

      Sie schluchzte trocken auf. Jan legte seinen Arm um sie, und nur seine Nähe ließ sie diese trauererfüllte halbe Stunde überstehen.

      Der Pfarrer sprach von der Freude, die Sebastian Roden noch hatte erleben dürfen, als sein Sohn das Mädchen heiratete, dem er immer mit so besonderer Liebe zugetan gewesen sei.

      Wie nahe wohnten Glück und Leid beieinander, sagte er, und Katja dachte unwillkürlich: Und wie nahe sind sich hier Hass und Liebe.

      Dann kam der schreckliche Augenblick, als der Sarg ins Grab gesenkt wurde und Katja den Strauß rosa Rosen hinabwarf.

      Sie konnte sich kaum noch auf den Füßen halten. Sie konnte nichts mehr sehen, und ihre Ohren waren taub gegen jedes Wort.

      Jan und Michael führten sie aus dem Friedhof zum Wagen, und auch Gerlinde Reck folgte ihnen, an Malwines Seite, die ihr ab und zu einen unergründlichen Blick zuwarf.

      Heinz traf erst eine Stunde später in der Villa ein.

      »Nun gilt es wohl, einige Missverständnisse auszuräumen«, sagte er. »Ich habe doch wohl auch ein Recht, hier zu wohnen. Wann findet die Testamentseröffnung statt?«

      Wortlos verließ Katja den Raum. Ihre Mutter folgte ihr.

      »Er kann es nicht erwarten«, stieß Malwine hervor. Dann ging auch sie.

      »Das Testament wird in vier Wochen eröffnet«, erklärte Jan.

      »Wieso erst in vier Wochen?«, fragte Heinz unwillig.

      »Weil erst noch eine Bestandsaufnahme stattfindet. Vater hat es so bestimmt.«

      »Ich hätte einiges mit dir zu besprechen, Jan«, sagte Heinz mit einem schnellen Blick zu Michael.

      »Morgen«, erwiderte Jan kurz.

      »Ich möchte aber gern heute wissen, ob du veranlasst hast, dass mein Konto gesperrt wurde.«

      »Dazu war ich nicht berechtigt. Vater war in der Lage, seine Bestimmungen bis zuletzt selbst zu treffen.«

      Heinz kniff die Augen zusammen.

      »Er hatte keinerlei Veranlassung dazu.«

      »Das wird sich herausstellen«, entgegnete Jan kühl.

      »Du hast die Zeit anscheinend gut genutzt!«, stieß Heinz hervor.

      »Ich bin nicht in der Stimmung, mit dir darüber zu debattieren. Wir sprechen uns morgen.«

      *

      Heinz war wieder gegangen. Er zog es doch vor, im Hotel zu wohnen.

      »Meine Stunde wird kommen«, sagte er großspurig zu Liliane. »Ich werde es ihnen heimzahlen.«

      Sie äußerte sich nicht dazu.

      »Morgen werde ich im Werk sein. Wollen wir doch mal sehen, wer dort mehr zu melden hat, ich oder mein Bruder«, fuhr Heinz fort. »Er hat doch von Tuten und Blasen keine Ahnung.«

      Auch darin sollte er sich getäuscht haben. Jan hatte sich sehr rasch einen Überblick verschafft. Niemand dachte mehr so recht daran, Heinz zu akzeptieren. Da man noch nicht recht wusste, wie alles ausgehen würde, brachte man ihm zwar Höflichkeit entgegen, aber es war doch sehr deutlich zu spüren, dass Jan als Chef betrachtet wurde.

      Und so kam es denn auch bald


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