Im Sonnenwinkel Staffel 5 – Familienroman. Patricia VandenbergЧитать онлайн книгу.
Rückert, Hohenborn am Sternsee.
Hauspersonal müsste übernommen werden? Fasziniert starrte Arndt auf die Annonce. Das wäre ja ein Glücksfall. Fragte sich nur, ob man an einem Vater mit drei lebhaften Kindern interessiert sein würde.
Jedenfalls wollte er sich morgen gleich mit diesem Dr. Rückert in Verbindung setzen.
*
Ein paar Tage später fuhr Dr. Rückert zur Villa Hellwege. Er hatte seinen Besuch telefonisch angekündigt und wurde von Veronica mit Spannung erwartet.
So hielt er sich auch nicht lange bei der Vorrede auf.
»An Interessenten mangelt es nicht, aber die meisten haben ganz genaue Vorstellungen«, sagte er. »Am sympathischsten ist dieser Dr. Baldung. Allerdings hat er drei Töchter.«
»Das wäre doch kein Hinderungsgrund. Für Kinder ist der Park ideal«, meinte Veronica. »Womöglich würde ich da ein Betätigungsfeld finden. Ich mag Kinder. Wäre er denn mit dem Mietpreis einverstanden?«
»Das spielt keine Rolle. Er ist vermögend. Er will eine Forschungsarbeit in aller Ruhe abschließen. Wir haben bisher nur miteinander telefoniert. Morgen will er selbst kommen, wenn er nicht einen abschlägigen Bescheid erhält. Er wäre sogar dankbar, wenn genügend Hauspersonal zur Verfügung stünde, und auch nicht knauserig.«
»Und seine Frau?«, fragte Veronica.
»Er scheint keine mehr zu haben.«
Dr. Rückert sah Veronica forschend an. Vielleicht behagte ihr das nicht. Er hatte auch seine Bedenken gehegt.
»Dann bräuchte sich Otti nicht herumkommandieren zu lassen«, sagte sie jedoch zuversichtlich. »Das fürchtet sie nämlich. Aber gegen Kinder haben beide gewiss nichts einzuwenden. Wie alt sind sie denn?«
»Sieben, fünf und zwei Jahre.«
Und schon keine Mutter mehr, dachte Veronica teilnahmsvoll. Für einen Mann mochte das nicht einfach sein.
»Dann bringen Sie diesen Dr. Baldung nur her. Aber verraten Sie um Himmels willen nicht, wer ich bin! Ich gedenke, die Nichte von Paul und Otti zu spielen.«
»Du liebe Güte! Ist das nicht riskant?«
»Wer kennt mich hier schon«, meinte Veronica. »Die paar Leute, die ich noch von früher her kenne, sehe ich selten, und so schnell wird Dr. Baldung kaum Bekanntschaften schließen. Warten wir es erst mal ab.«
Zuviel Hoffnungen wollte sie sich nicht machen. Aber sie sah dem nächsten Tag doch mit Spannung entgegen.
*
Arndt blieb nichts anderes übrig, als seine Kinder mitzunehmen. Da Frau Griebel ihren freien Tag hatte und keinesfalls darauf verzichten wollte.
Auf der Fahrt hatte er auch keinerlei Grund, sich über sie zu beklagen, obgleich diese sich länger hinzog, als er erwartet hatte.
Jill war eingeschlafen, und die beiden Größeren gaben sich Mühe, ihr Plappermäulchen zu halten. Sie blieben auch brav im Wagen sitzen, als Arndt Dr. Rückert aufsuchte.
Der atmete insgeheim erleichtert auf. Die sympathische Stimme des Mannes hatte nicht getäuscht.
Dr. Arndt Baldung war auch sonst ein sympathischer Mann, zurückhaltend, wortkarg und eine Persönlichkeit. Mehr als mittelgroß, ziemlich breitschultrig, wirkte er nicht wie ein Schreibtischmensch.
»Sie können sich das Haus gleich ansehen«, sagte Dr. Rückert. »Ich habe leider noch einen Termin, aber ich habe Ihren Besuch schon angekündigt. Das Ehepaar Muhr wird Ihnen alles zeigen.«
»Ich habe meine Kinder mitbringen müssen«, erklärte Arndt. »Wird man gegen sie nichts einzuwenden haben? Manche Vermieter sind da eigen, besser gesagt, die Mehrzahl. Ich habe meine Erfahrungen.«
»In diesem Fall können Sie unbesorgt sein. Man weiß Bescheid. Die Besitzerin selbst hat nichts einzuwenden. Sie möchte nur gar nicht in Erscheinung treten. Sie muss das Haus in einer persönlichen Notlage vermieten. Sie hat mich beauftragt, den Vertrag zu machen. Aber Sie müssen sich erst überzeugen, ob Ihnen die Lage und die Räumlichkeiten zusagen.«
Das konnte Arndt wenig später. Und wie sehr sagte ihm die Lage zu!
»Da ist ja nur eine Mauer«, gar kein Haus«, meinte Steffi.
»Man kann es nur nicht sehen«, sagte er.
»Dann muss es aber mächtig klein sein. Da haben wir doch keinen Platz, Papi«, mischte sich Martina ein.
»Wartet doch ab und murrt nicht schon wieder!«, ermahnte er sie und nahm die kleine Jill, die noch schlaftrunken war, auf den Arm.
Paul öffnete das Tor. Höflich, wenn auch ziemlich gehemmt, grüßte er. Und dann sahen sie das Haus.
»Das ist ja wie ein Schloss!«, rief Martina und klatschte in die Hände.
»Schön«, sagte Steffi staunend.
»Sön«, plapperte Jill.
So viel Glück kann ich doch gar nicht haben, dachte Arndt. Und als dann die freundliche Ottilie sie im Haus empfing, glaubte er zu träumen.
Er hatte immer etwas gegen die supermodernen Bauten gehabt, die keine Atmosphäre hatten. Dieses Haus hatte seine eigene.
Die Kinder sagten kein Wort. Selbst die kleine Jill riss nur die Augen auf.
»Jetzt braucht nur noch eine Fee zu kommen«, bemerkte Steffi, und gleich darauf schien sie leibhaftig vor ihnen zu stehen. Jedenfalls dachten die Kinder so, als Veronica die Treppe herabkam.
»Das wäre dann unsere Nichte Veronica«, sagte Paul Muhr mit ein bisschen zittriger Stimme.
Guter Gott, wie ein Dienstmädchen sieht sie aber nicht aus, dachte Arndt, ohne sich jedoch weiteren Überlegungen hinzugeben. Martina pirschte sich schon an Veronica heran.
»Bleibst du immer hier?«, fragte sie. »Papi, dann brauchen wir die Griebel doch gar nicht.«
»Sie würde ohnehin nicht mitkommen«, erwiderte Arndt.
Jill wurde jetzt ungeduldig.
»Will runter! Will in Garten!«, verlangte sie.
»Ich kann sie Ihnen ja abnehmen, Herr Doktor«, erbot sich Veronica, die ihre ersten Hemmungen überwunden hatte.
»Wenn Sie so nett wären?«, meinte er beiläufig.
Jill hatte ihr Händchen schon vertrauensvoll in ihre Hand gelegt. Sie drängte hinaus, und die beiden anderen zeigten nun auch mehr Interesse für den Garten.
Arndt war seine Kinder schneller los, als er es wollte. Er blickte ihnen verblüfft nach.
»Ihre Nichte kann anscheinend gut mit Kindern umgehen«, bemerkte er. »Das ist mir sehr willkommen. Über Ihre Gehaltswünsche werden wir später noch sprechen. Ich bin gern bereit, Ihnen in jeder Beziehung entgegenzukommen.«
»Wollen Sie das Haus mieten?«, fragte Ottilie atemlos.
»Auf der Stelle«, erklärte er. »Ich hoffe, dass auch wir uns einig werden. Ich bin nicht anspruchsvoll. Und was meine Kinder anbetrifft, scheinen sie sich schon ganz zu Hause zu fühlen.«
Er blickte aus dem Fenster und sah sie, wie sie mit Veronica zum See hinuntergingen. Steffi rechts, Martina links, und Jill saß indessen schon auf Veronicas Arm.
*
»Möchte gleich hierbleiben«, äußerte Martina. »Geht das nicht?« Sie sah Veronica erwartungsvoll an.
»Meinetwegen schon«, erwiderte sie.
»Das muss Papi doch sagen«, warf Steffi ein. »Wir haben doch gar nicht viel eingepackt. Bloß für eine Nacht.«
»Das wäre nicht das Schlimmste«, lächelte Veronica.
»Annern Arm«, verlangte Jill indessen.
»Das geht