Dr. Norden Jubiläumsbox 5 – Arztroman. Patricia VandenbergЧитать онлайн книгу.
lachte. »Dann wäre ja alles umsonst gewesen.«
»Das stimmt allerdings.« Tatjana wischte sich eine Lachträne aus dem Augenwinkel. Um der Kälte zu entkommen und den Einkauf noch einmal in aller Ruhe zu begutachten, winkte sie die Schwester ihres Freundes in ein nettes kleines Café.
Sie suchten sich zwei Plätze in einer ruhigen Ecke und bestellten heiße Schokolade und Sahnetorte.
»Ist das Shirt auch wirklich das Richtige?« Anneka war noch immer nicht überzeugt von ihrem Einkauf.
»Du siehst absolut fantastisch darin aus. Die schwarze Spitze passt wunderbar zu deinen hellblonden Haaren, und der enge Schnitt betont deine schöne schlanke Figur«, versicherte sie innig.
Trotzdem blieb Anneka skeptisch. Sie wusste selbst nicht, warum ihr plötzlich ihr Selbstbewusstsein abhanden gekommen war.
»Ich wäre gerne so toll wie du«, erklärte sie leise und mit einem sehnsüchtigen Blick auf Tatjana.
Die winkte lachend ab.
»Der Vergleich ist der Tod des Glücks«, entgegnete sie munter. »Und so toll bin ich nun auch wieder nicht. Es gibt genügend Stellen an meinem Körper, die mir nicht gefallen.«
»Haha, das glaubst du ja selbst nicht.« Anneka trank einen Schluck heiße Schokolade. »Wann immer Danny dich zu Gesicht bekommt, verschlingt er dich mit Blicken. Ich wünsche mir so sehr, dass Leon mich eines Tages auch so ansieht.«
»Nur Geduld, meine Süße, nur Geduld. Wenn er erst vor dir steht, wirst du sehen, dass sich alle Mühe gelohnt hat«, lächelte Tatjana mitfühlend.
Zu gut erinnerte sie sich an die erste Zeit mit dem jungen Arzt, als ihre Liebe noch zart und empfindlich wie ein kleines Pflänzchen gewesen war. Anders als Anneka hatte Tatjana ihre Unsicherheit damals hinter Schlagfertigkeit und frechen Kommentaren versteckt. Das bedeutete aber nicht, dass sie sich anders gefühlt hatte als ihre junge Freundin. »Wie hast du dir euer Wiedersehen denn überhaupt vorgestellt?«, fragte sie dann, um endlich von diesem heiklen Thema abzulenken.
»Gleich nach der Entlassung morgen hat Leon ein Gespräch mit dem Trainer seiner neuen Mannschaft. Danach treffen wir uns so gegen elf Uhr in einem Café. Aber ich bin wirklich aufgeregt.« Anneka schickte der unauffälligen Tüte auf dem Stuhl neben sich einen weiteren zweifelnden Blick. Doch im Grund genommen war sie ein klarer Mensch. Wenn sie einmal eine Entscheidung getroffen hatte, konnte sie so schnell nichts mehr davon abbringen. Das würde auch diesmal so sein, und als die beiden Frauen Seite an Seite das Café verließen, blickte Anneka schon deutlich positiver in die Zukunft.
*
»Fee, Daniel, wie schön, euch wieder mal zu sehen!« Freudestrahlend eilte Charlotte Beer auf ihre Jugendfreundin zu, als die am Abend Seite an Seite mit ihrem Mann in das kleine Reisebüro trat. »Wie geht es euch?« Sie umarmten sich zur Begrüßung.
»Sehr gut!« Dankend nahm Fee auf einem bequemen Stuhl vor Charlottes Schreibtisch Platz.
»Aber schlecht genug, dass wir dringend einen Urlaub in Thailand brauchen«, ergänzte Daniel augenzwinkernd und setzte sich neben seine Frau.
Als Bernhard die Stimmen seiner Freunde hörte, kam er aus dem Lagerraum, der sich im hinteren Teil der großzügigen Bürofläche befand.
»Daniel, Fee, ihr habt also tatsächlich den Weg in unsere heiligen Hallen gefunden!«, scherzte er und begrüßte das Arztehepaar fröhlich.
In seine Worte hinein klingelte das kleine Glöckchen über der Tür, und, er drehte sich um.
»Ach, Teresa, du bist schon hier?«
»Ich hoffe, ich bin nicht zu früh«, entschuldigte sie sich schnell mit Blick auf die Kundschaft und drückte ihm links und rechts einen Kuss auf die Wange. »Aber ich hab nachher noch einen dringenden Geschäftstermin. Deshalb dachte ich, ich schau jetzt schon vorbei.«
»Gar kein Problem. Du kennst doch unsere Freunde, die Nordens?« Bernhard deutete auf Fee und Daniel.
»Natürlich.« Lächelnd begrüßte Tessa das befreundete Ehepaar und küsste dann auch ihre Mutter auf beide Wangen. »Hallo, Mama.« Keinem blieb verborgen, dass diese Begrüßung wesentlich steifer ausfiel.
Um einer peinlichen Situation vorzubeugen, wandte sich Fee interessiert an die junge Frau.
»Schön, Sie zu sehen, Teresa. Ihre Mutter hat uns erzählt, dass Sie Ihr Studium der Tourismuswirtschaft erfolgreich abgeschlossen haben.«
Teresa nickte.
»Vor einem halben Jahr schon. Seitdem arbeite ich als Tourismusmanagerin im Vertrieb und Marketing eines Reiseunternehmens«, erklärte sie bereitwillig und mit deutlichem Stolz in der Stimme.
Niemand bemerkte, wie sich Charlottes Miene mehr und mehr verdunkelte. Alle Aufmerksamkeit richtete sich auf die zielstrebige junge Frau.
»Interessant. Was machen Sie denn da genau?« Daniel Norden hatte keine Vorstellung von diesem Berufsfeld, und Teresa gab nur zu gern Auskunft.
»Ich bin von der Organisation bis zur Durchführung und Kontrolle von Vertriebsmaßnahmen zuständig«, erläuterte sie, während ihr Vater mit stolzgeschwellter Brust neben ihr stand. »Das klassische Beispiel ist der Katalog, der zweimal im Jahr produziert wird. Für die Produktion fahre ich mehrmals im Jahr auf sogenannte Informationsreisen. Dabei untersuche ich angebotene Hotels, Kreuzfahrtschiffe oder Appartements und Ferienwohnungen.«
»Ein Traumjob!«, schwärmte Fee. »Vielleicht sollte ich vom Facharzt für Kinder- und Jugendpsychiatrie doch zur Tourismusmanagerin umschwenken.«
Bernhard lachte.
»Das, was nach Urlaub und Erholung in der Sonne klingt, ist dummerweise harte Arbeit«, gab er zu bedenken, und Teresa nickte.
Sie stand immer noch neben dem Schreibtisch ihrer Mutter, die gar nicht daran dachte, sich an der Unterhaltung zu beteiligen. Mit verschlossener Miene saß Charlotte am Schreibtisch, die Arme vor dem Oberkörper verschränkt, und starrte vor sich hin.
»Meine Aufgaben liegen beispielsweise in der Qualitätssicherung oder aber der Organisation von Fotoshootings für den neuen Katalog. Neben allem Stress komme ich dabei aber auch in Kontakt mit vielen verschiedenen Menschen und muss mich in vielen Regionen und Sprachen zurechtfinden. Das reizt mich an meiner Arbeit besonders.«
»Das klingt ja auch wirklich sehr interessant«, bestätigte Fee und nippte an ihrem Glas Wasser, das Bernhard, zuvorkommend, wie er war, inzwischen ungefragt serviert hatte. »Dieses Reise-Gen scheint in der Familie zu liegen.«
Diesen Verdacht konnte Bernhard nur bestätigen.
»Schon Charlottes Vater war ein Pionier in Sachen Reisen. Als einer der ersten überhaupt ist er mit dem Motorrad um die Welt gefahren. Das war wirklich ein toller Typ!«
»Ganz im Gegensatz zu mir, meinst du wohl?«, entfuhr es Charlotte in diesem Moment. Die ganze Zeit hatte sie sich nicht am Gespräch beteiligt, und ihr Kommentar kam so überraschend, dass alle Köpfe zu ihr herumfuhren.
Unwillig schnalzte Teresa mit der Zunge.
»Nein, meine ich nicht«, erwiderte sie betont sanft. »Das, was ich kann, hab ich unter anderem von dir gelernt. Schon vergessen? Und ich bin stolz darauf, die Familientradition fortzusetzen. Mein Chef ist jedenfalls ganz begeistert von mir.« Ihr stolzes Lächeln bestätigte ihre Worte.
Doch ihre Mutter hatte einen anderen Eindruck.
»Wenn dir wirklich was an Tradition liegen würde, würdest du das Reisebüro hier übernehmen«, gab Charlotte unerwartet schroff zurück.
Bernhard, der seine Frau und den Grund der Diskussion mehr als genau kannte, mischte sich an dieser Stelle ein.
»Bitte lass es gut sein, Charly. Nicht heute«, bat er sie inständig.
Doch Charlotte schien ihn gar nicht zu hören.
»Wirklich schade, dass meine Kunden keine Millionen haben,