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Butler Parker 116 – Kriminalroman. Günter DöngesЧитать онлайн книгу.

Butler Parker 116 – Kriminalroman - Günter Dönges


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muß außerordentlich bedauern, Mylady«, schwindelte Parker schnell. Ihm schwante, daß die ältere Dame einen Rachefeldzug plante. Lady Agatha Simpson konnte sehr nachtragend sein.

      »Zieren Sie sich gefälligst nicht wie eine Jungfrau«, raunzte Agatha Simpson prompt. »Natürlich kennen Sie die Hintermänner! Mir machen Sie nichts vor! Wir fahren in zehn Minuten, Ich werde mich nur noch umziehen.«

      »Darf ich mich erkühnen, Mylady darauf aufmerksam zu machen, daß diese sogenannten Hintermänner außerordentlich scharf bewacht werden? Hinzu kommt noch die Tatsache, daß den Männern bisher nichts nachzuweisen war.«

      »Das wird sich gründlich ändern«, versprach Lady Agatha und blitzte ihren Butler unternehmungslustig an. Ihre Wangen hatten sich rosig eingefärbt. Die Detektivin machte einen sehr animierten und dynamischen Eindruck.

      Butler Parker wußte diese Zeichen sehr wohl zu deuten. Hatte Lady Simpson solch ein seelisches Stadium erst mal erreicht, dann war sie nicht mehr zu bremsen. Ein Panzerwagen war dann ein Kinderspielzeug gegen sie.

      »Ich kann mich ärgern, daß ich dieses Subjekt nicht in der Cafeteria festgehalten habe«, redete Lady Simpson inzwischen weiter. »So etwas passiert mir nicht noch mal, Mr. Parker. Ich hätte diesen Flegel an Ort und Stelle fragen sollen.«

      »Man hätte solch eine Handlungsweise möglicherweise mißgedeutet, Mylady«, erlaubte Parker sich zu sagen.

      »Sie mit Ihrer Diskretion«, meinte die Sechzigjährige verächtlich und warf ihm einen grimmigen Blick zu. »Sie sehen doch, wohin das führt. Dieser Berufskiller ist erst mal verschwunden.«

      »Und wird auf eine weitere und bessere Möglichkeit warten, Mylady, wenn ich diese Warnung aussprechen darf.«

      »Könnte er nicht vielleicht schon das Haus belauern!« Kathy Porter hatte sich eingeschaltet.

      »Das wäre ja wunderbar«, freute sich die ältere Dame. »Mr. Parker, untersuchen Sie das sofort! Das ändert aber nichts an der Tatsache, daß wir gleich losfahren werden. Um was für Leute handelt es sich, die wir aufsuchen werden?«

      »Falls meine Informationen richtig sind, Mylady, verbirgt das Syndikat sich hinter einer Kette von kleinen Imbißstuben, in denen Fish and Chips oder Tee verkauft werden. Diese kleinen Restaurants sind über die ganze Insel verstreut.«

      »Und die Geschäftsleitung befindet sich hier in London?«

      »In Soho, Mylady. Darf ich mir die Freiheit nehmen, doch mal darauf hinzuweisen, daß das keine endgültigen Tatsachen sind, sondern nur mehr oder weniger vage Vermutungen?«

      »In einer Stunde werden wir es genau wissen«, gab Lady Simpson zurück und nickte nachdrücklich. »Diese Subjekte werden sich ihr ganzes Leben lang an mich erinnern!«

      Parker zweifelte nicht eine Sekunde an dieser Prophezeiung.

      *

      Norman Lower hatte sein Aussehen verändert.

      Seine Oberlippe war jetzt glatt und zeigte nicht die Spur jenes Schnauzbartes, die sie eben noch geziert hatte. Er hatte sich eine Brille aufgesetzt, deren Gläser aus Fensterglas bestanden. Auf seinem Kopf saß ein Pepitahut. Den Mantel hatte er einfach gewendet. Er war so zu einem völlig neuen Typ geworden. Selbst eine mißtrauische Lady Simpson hätte diesen neuen Menschen nicht mehr wiedererkannt.

      In einem der vielen Pubs möbelte der Berufsmörder sein Innenleben mit einem doppelten Whisky auf. Mehr trank er aus Prinzip nicht. Er befand sich mehr denn je im Einsatz. Nach seiner Panne in der Cafeteria konnte er sich keine Extravaganzen leisten.

      Ihm saß ein ganz bestimmter Anruf im Genick.

      In spätestens zwei Stunden wollte er eine Telefonnummer in Antwerpen wählen und ein vereinbartes Stichwort durchgeben. Dieses Stichwort war für seine Auftraggeber gedacht und sollte die Ausführung seines Auftrages bestätigen. Zum ersten Mal während seiner bisherigen Laufbahn konnte er solch eine Vollzugsmeldung nicht absetzen. Norman Lower schämte sich fast.

      Ganz beruhigt hatte er sich immer noch nicht. Er kam einfach nicht darüber hinweg, daß die schrullige Alte ihn außer Gefecht gesetzt hatte. Immer wieder sah er ihre listigen Augen vor sich. Hinzu kam noch der Schmerz an der Schläfe. Womit mochte sie ihn nur niedergeschlagen haben?

      Zwei Stunden Zeit blieben ihm noch, diese Scharte wieder auszuwetzen. Würde diese Zeitspanne überhaupt ausreichen? Die Frau war natürlich gewarnt und würde sich zu schützen wissen. Hinzu kam, daß er keine Schußwaffe zur Verfügung hatte. Gewiß, er hätte sich leicht etwas Passendes besorgen können. In einer Riesenstadt wie London war so etwas kein Problem, wenn man die richtigen Stellen kannte, doch Lower hätte damit vielleicht eine Spur ausgelegt. So etwas widersprach seiner Methode.

      Als er den Pub verließ und an einem gut besetzten Parkplatz vorüberkam, hatte er den rettenden Einfall. Eine bessere Waffe als ein Auto gab es gar nicht. Es kam nur darauf an, diese Lady Simpson auf die Straße zu locken. War das erst mal geschehen, war sein Problem gelöst.

      Ein Wagen war schnell besorgt.

      Norman Lower kannte sich in diesen Dingen sehr gut aus. Er entschied sich für einen robusten kleinen Lieferwagen, dessen Tür er in Sekundenschnelle geknackt hatte. Dabei fühlte er sich nicht sonderlich wohl in seiner Haut. Die Gefahr, überrascht zu werden, war sehr groß. Und immer wieder dachte er an etwaige Spuren, die er jetzt ungewollt auslegte. Sein bisheriges Inkognito geriet in Gefahr. Und darüber ärgerte er sich nicht nur, sondern sein Haß auf die schrullige Alte steigerte sich noch. Sie zwang ihn zu Dingen, die er im Grund seines Herzens verabscheute.

      Erst als er mit dem kleinen Kastenlieferwagen durch eine Seitenstraße rollte, beruhigten sich seine Nerven wieder. Die Sache hatte geklappt. Nun mußte er hinüber zum Hyde Park nach Shepherd’s Market, wo sein Opfer wohnte.

      Der Berufskiller hatte sagenhaftes Glück.

      Als er den kleinen Platz erreichte, der von altehrwürdigen Fachwerkhäusern umsäumt wurde, startete gerade ein Taxi, in dem er Lady Simpson erkannte. Daß dieses Taxi ein Privatwagen war, wußte er längst. Nicht umsonst hatte der Berufskiller sich mit den Lebensgewohnheiten seines Opfers vertraut gemacht.

      Am Steuer des hochbeinigen und altmodischen Wagens saß der Butler der schrulligen Alten. Neben ihr hatte die verdammt gut aussehende Sekretärin Platz genommen. Besser konnten die Dinge für ihn überhaupt nicht laufen. Er brauchte die Alte noch nicht mal auf die Straße zu locken. Sein Opfer kam ihm freiwillig entgegen.

      Norman Lower geriet in eine Art Hochgefühl. Er würde es schaffen!

      Noch konnte er seinen Auftrag erledigen und ein Image wahren. Nun brauchte er nur noch den richtigen Zeitpunkt abzuwarten.

      Unauffällig folgte er dem hochbeinigen Wagen. Bei dem herrschenden Verkehr war das nicht besonders schwierig. Norman Lower hatte inzwischen seinen Plan abgerundet. Sobald Lady Simpson ausstieg, wollte er vorpreschen und sie mit dem Lieferwagen niederfahren. Das mußte blitzschnell geschehen. Seine anschließende Flucht war dann nur noch eine Sache geschickter Improvisation.

      Den geforderten Anruf konnte er eigentlich bereits abhaken. Pünktlich würde er seinen Auftrag als erledigt melden können. Er hatte noch mal Glück gehabt, glaubte er...

      *

      Natürlich sagte Butler Parker kein Wort, doch war er mit dem Plan Agatha Simpson überhaupt nicht einverstanden. Sie spielte nicht nur mit dem Feuer, nein, sie spielte mit Nitroglyzerin. Die Herrschaften, denen ihr Besuch galt, gaben sich nur nach außen hin als normale Geschäftsleute. In Wirklichkeit handelte es sich um brutale Gangster, die keine Rücksicht kannten. Wer sich ihnen in den Weg stellte, spielte mit seinem Leben.

      Während der Butler sein hochbeiniges Monstrum durch den Verkehr steuerte, befaßte er sich noch mal mit dem raffinierten Mordanschlag auf seine Herrin. Er sah die Dinge inzwischen ein wenig anders. Gewiß, man hatte es mit einem heimtückischen Berufsmörder zu tun, daran war nicht zu zweifeln. Dieser Mörder hatte mit einem raffinierten Herzgift arbeiten wollen, auch das stand inzwischen fest. Parker fragte sich aber nun, ob


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