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Science-Fiction-Romane: 33 Titel in einem Buch. Walther KabelЧитать онлайн книгу.

Science-Fiction-Romane: 33 Titel in einem Buch - Walther Kabel


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wir ein Bündnis, Baron … Denn – ich würde die Brigg niemals verlassen, bevor ich nicht wüßte, daß Miß Ellen in Sicherheit ist – niemals!«

      Er ließ meine Hand fahren und holte tief Atem. Ein melancholischer Zug erschien um seinen energischen Mund … Er murmelte ein paar Worte, die ich nicht verstand, und setzte sich dann in den einen der kleinen Rohrsessel, stützte das Kinn auf die Fingerspitzen seiner Linken und schien zu überlegen.

      Chubur trat mit der Karte ein.

      Ich rollte sie auf dem Tische auf. Sie stellte einen Teil des südöstlichen Pazifik dar, ein Quadrat, das etwa als Nordwestecke die berühmte Insel Sala y Gomez und San Felix hatte, nach Süden zu aber bis zum 63ten Breitengrad reichte. Mithin waren auf dieser Karte als einziges Landgebiet nur die beiden Inseln und Teile des Wellington-Archipels eingetragen, ferner die Meerestiefen, Strömungen und anderes, was zu einer erstklassigen Seekarte gehört.

      Unsere Brigg mußte sich nach meiner Schätzung etwa in der Mitte dieses Quadrats zurzeit befinden, also in einer Gegend, die nie von Schiffen besucht wird, – wo es auf Hunderte von Meilen kein Land gibt …!

      Und hier sollte die »Insel« liegen?!

      Ich zeigte auf die Karte. »Baron, würden Sie sich einmal herbemühen.«

      Er blickte nicht auf. Er rührte sich nicht.

      »Ebenso gut könnten Sie ein einzelnes Sandkorn in einer Düne suchen,« meinte er. »Die Karte wird Ihnen nichts nützen … Und von mir werden Sie noch weniger …«

      Die Tür war aufgerissen worden. Chanafs strahlendes Gesicht leuchtete auf wie eine Verheißung …

      »El Gento, – – ein grünes Eiland mit hellem Strand …!!« brüllte er und schwang sein Messingfernrohr …

      Der Baron war mit einem Satz auf den Beinen … taumelte nach vorn, hielt sich an einem Stuhle fest. Sein Gesicht war wie Asche … Seine Lippen verzogen sich und gaben die goldplombierten Zähne frei … Ein pfeifendes Keuchen kam aus seiner Kehle. Ich drängte mich an ihm vorüber, ich stürzte nach oben, entriß Chanaf das Rohr, und hinter mir drein schwang sich Chubur in das Krähennest. Ich schaute erst mit bloßem Auge in die Ferne, stellte dann das Glas ein, suchte den nordwestlichen Horizont ab …

      Chanaf, der in den Wanten hing, schrie:

      »Mehr nach Westen, El Gento!«

      Aber auch da nichts als Wasser … Meer – nichts als der leere endlose Pazifik, vergoldet von der bereits sinkenden Sonne.

      Und auf meine Augen war doch Verlaß! Sie waren geschärft in der klaren dünnen Luft der Pampas …

      »Nichts!« und ich gab Chubur das Fernrohr und brüllte Chanaf an: »Du hast dich getäuscht … Es war vielleicht eine Fata Morgana, eine Luftspiegelung …«

      Er schüttelte den Kopf … »War kleine Insel. Rohr gut sein … Chanafs Augen noch besser … War grünes Eiland mit hellem hohem Strand …!«

      Dabei blieb er, auch als Chubur nichts finden konnte. Er kam näher, drängte sich mit in den Ausguck und … suchte … suchte … Sein Gesicht wurde grimmig, seine Lippen sprudelten Flüche …

      »War Insel!« beharrte er … »Genau dort. Mit viel Grün, El Gento …«

      Wir stiegen enttäuscht herab. Auf dem Deck am Vordermast lehnte Hiruto mit rätselvollem Lächeln.

      »Nun?!« fragte er …

      Ich pflanzte mich dicht vor ihm auf. »Ich danke Ihnen, Baron … Ohne Ihr Lächeln hätte ich Chanafs Meldung unbeachtet gelassen … Triumphieren Sie nicht zu früh! Welche Teufelei hinter alledem steckt, werde ich … nachts ermitteln.«

      In seinen Zügen ging eine blitzschnelle Veränderung vor sich, – er biß sich auf die Unterlippe, und jener Blick kalten Hasses, der mich schon einmal getroffen, enthüllte mir seine geheimsten Gedanken.

      »Chubur, bindet ihn!!«

      Hiruto streckte die Arme vor. »Ja, bindet mich, ihr Narren: Ihr werdet die Morgensonne nie wieder sehen!«

      Er wurde in eine enge Kammer des Vorschiffs gebracht, und die Araukaner bewachten ihn abwechselnd.

      Als er abgeführt wurde, erklang vom Heck ein heller angstvoller Ruf. Dort stand Ellen … Ich schritt auf sie zu. Sie wandte sich jäh um und zog sich in ihre Kabine zurück.

      Chubur fand mich in der Kajüte über den großen Tisch gebeugt. Ich hatte den ganzen Kartenständer nochmals durchsucht – umsonst. Ich hatte gehofft, irgendwo eine Seekarte zu entdecken, die man vielleicht versteckt hatte, – eine, in die die Insel doch eingezeichnet wäre. Dann hatte ich die Karte aus des Barons Kabine geholt, studierte sie nun von neuem. Mich interessierten die Tiefenangaben.

      Chubur fragte bedächtig: »El Gento, Chanaf meinen, wir Kurs ändern, mehr westlich … Er am Steuer, Manik bei Japaner …«

      Ich nickte. Meine Augen kamen von dem einen Fleck der Karte nicht los … Es war kein Fleck, es war ein winziges Loch, wohl durch eine Stecknadel hineingebohrt in das Papier und die untergeklebte Leinwand. Und dort, wo dieser Nadelstich saß, war eine Untiefe vermerkt, der schmale Grat eines unterseeischen Berges …

      Nur dreißig Meter Tiefe …!!

      Chubur war wieder gegangen. Ich warf mich in die Sofaecke.

      Wie konnte man ein Eiland unsichtbar machen – darüber grübelte ich nach.

      Ich hatte einmal irgendwo, irgendwann einen Seeroman gelesen, von einer Piratenjacht in den chinesischen Gewässern … einer Motorjacht ohne Masten, und deren Kapitän war jedem Verfolger entkommen … Torpedoboote hatten ihn eingekreist – man wußte, daß es sich um kein U-Boot etwa handelte … Immer verschwand der Pirat rechtzeitig wie weggewischt, bis ein Zufall ihn an den Galgen brachte: Er hatte seine kleine Jacht im Augenblick der Gefahr stets mit einer riesigen Ölleinwand, die genau die Farbe des Meereswassers in heller und dunkler Schattierung hatte, vollständig bedeckt. Und jeder hatte diesen blaugrünen Buckel für eine Welle gehalten … jeder …!

      Sollte etwa hier mit gleichen Mitteln gearbeitet worden sein?! Ließ sich ein Inselstrand verhüllen, daß er mit dem Horizont in eins verschmolz?!

      Ich ging an Deck, stellte mich neben Chubur an die Ankerwinde, hob das Fernglas … Noch war’s Tag. Noch immer hätte ich das finden müssen, was nicht zu finden war: die Insel!

      Chubur sagte und sog schmatzend an seiner Zigarre: »El Gento, Brigg jetzt dort sein etwa, wo Chanaf Eiland sehen … Nichts da!!« Und er spuckte den Stummel ins Wasser.

      Ein Gedanke kam mir.

      »Rasch – hole das Lot!«

      Ich lief nach achtern … Der Motor stoppte, die Brigg machte kaum mehr vier Knoten.

      Das Lot sank über Bord, die Trommel mit der aufgewickelten Leine surrte, die weißen Knoten der Leine, die Metermarken, flitzten ins Wasser …

      Ich zählte …

      »… einhundert … zweihundert … dreihundert …«

      Plötzlich wurde die Leine straff, spannte sich wieder …

      Das Lot hatte Grund gefunden, schleppte …

      Wenige Minuten drauf zogen wir die Leine ein – Meter für Meter – bis das Lot nur noch fünfzig anzeigte.

      Aus den fünfzig wurden nur noch vierzig, dreißig …

      Wir befanden uns über der Untiefe!!

      Wir fuhren langsam darüber hinweg.

      Die Leine ward zum Reißen straff, das Lot mußte sich verfangen habe …

      Dann – ein Ruck, und es hing beinahe wieder senkrecht. Wir holten es vollends ein, und an dem Stahlzylinder oben im Ringe war ein frischer grüner Zweig eingeklemmt.

      Chubur betrachtete die Bruchstelle des Zweiges.

      »Frisch!«


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