Эротические рассказы

Science-Fiction-Romane: 33 Titel in einem Buch. Walther KabelЧитать онлайн книгу.

Science-Fiction-Romane: 33 Titel in einem Buch - Walther Kabel


Скачать книгу
Deck. Allein wollte er sein, allein den bitteren Kampf vollends ausfechten und sich wieder zur Ruhe zwingen.

      Bis ins Tiefste erschüttert blieb ich zurück. Mitleid, grenzenloses Mitleid krampfte mein Herz zusammen. Und all das, was ich mir einst als Gast des Hotel Düsterburg so felsenfest vorgenommen und mir immer wieder in die Seele hineingehämmert hatte: niemals mehr weich zu sein, niemals mehr für einen anderen Menschen irgendwie einzutreten, – es war ja längst vergessen – schon in dem Augenblick, als ich den elenden Erpresser vom Balkon in die Hecke hinabbefördert hatte.

      Niemand kann wider seine Natur handeln, niemand. Alle Energie reicht nicht aus, das in uns zu unterdrücken, was als Kern unseres Wesens in uns hineingepflanzt ward schon in dem Moment, wo unsere Mutter ein zweites Geschöpf unter dem Herzen spürte, ein neues werdendes Leben. Meine Hilfsbereitschaft, das, was meine Kollegen überall in den plumpen Satz »Abelsen, Sie sind ein guter Kerl …« zusammengedrängt hatten, war unausrottbar.

      Armer Kamerad da oben!! Ich sah ihn in Gedanken vor mir wie schon so oft: an die niedere Reling gelehnt, mit traurigen Augen ins Weite starrend und um die Lippen das nervöse Zucken aufgescheuchter Seelenqualen!

      Wenn ich ihm nur helfen könnte? – – Helfen, wo nicht einmal die Kunst der größten medizinischen Autoritäten Berlins ihm geholfen hatte?! Ich – – helfen?!

      Mit dem niederdrückenden Bewußtsein, daß mein eigenes Geschick im Vergleich zu dem meines Kameraden geradezu bedeutungslos und überaus alltäglich sei – denn was besagte schließlich eine zu Unrecht verhängte Zuchthausstrafe?! – schlief ich wieder ein … Das gleichmäßige Plätschern und Gurgeln und Raunen der vom breiten Bug des Kutters getroffenen Wogen hatten meine erregten Sinne wohltuend eingeschläfert.

      Kurz vor Mitternacht rüttelte Boche Boche mich munter …

      »Ablösen, Olaf …!«

      Und ohne ein weiteres Wort kroch er in sein Bett.

      Oben am Steuer stand der alte Jörnsen.

      »Was war vorhin mit Boche Boche?« fragte er kurz. »Ich hörte ihn schreien … – Mir wollte er nichts sagen … Was war’s mit ihm, Abelsen?«

      »Weiß nicht, Käpten … Gute Nacht.«

      Er verschwand in der Heckkajüte. Meine schroffe Ablehnung hatte keinerlei Eindruck auf ihn gemacht. Nur sein Kopfnicken, mit dem er meinen Gute-Nacht-Gruß erwiderte und mir das Steuerrad überließ, war noch knapper und – ja – hochmütig – verschlossener als sonst.

      Ich war allein an Deck. Der Motor sang sein ratterndes Lied, das Tauwerk der prall gefüllten Segel knarrte und der Torstensen jagte gen Süden.

      Allein unter dem klaren ausgestirnten Firmament, allein in der großen erhabenen Feierlichkeit der Wasserwüste.

      Hin und wieder ein Blick auf den Kompaß … Die Zigarre im Munde – erloschen … Die Gedanken die jüngste Vergangenheit umspielend … Für wen hatte die Alte die jugendlichen Sachen in Iquique gekauft? Und – wer hatte Gitarre gespielt und gesungen? Weshalb durften wir beide nie in die Kombüse hinab und auch nie in die Heckkajüte mit ihren beiden Seitenkammern hinein, – denn auch dies hatte uns Jörnsen ein für allemal verboten. Befand sich etwa noch eine fünfte Person an Bord – – ein Mädchen?! Es war ja eine junge frische Stimme gewesen, die das Lied aus dem Trompeter »Es wär so schön gewesen …« gesungen hatte!

      Fünfte Person?! – Das wollte mir nicht aus dem Kopf. Das verdarb mir die Feierlichkeit dieser Tropennacht …

      Eine Schonerbark tauchte in Lee auf, zog wie ein Riesenvogel im Dämmer der Ferne vorüber. Die Klänge einer Ziehharmonika trug der Wind bis zu mir herüber. Salpeterschiff – Neger an Bord … Wo Neger, da auch Musik … Und wo Mulatten, da Zank und Streit … Und wo gar gelbe Mestizen, da Hinterlist und Niedertracht und heimtückische Messerstiche … Jede Farbe hat ihr Besonderes. Das verwaschene schmierige Gelb ist am gefährlichsten.

      7. Kapitel

       Das Bad im Hafen

       Inhaltsverzeichnis

      Fünfte Person?!

      Und wie gebannt starrte ich nun auf die kleinen dicken vergitterten und verhängten Oberlichtfenster der Heckkajüte. Sie waren noch hell. Und es war halb zwei morgens …

      Ich griff nach der Tauschlinge, die am Kompaßbock befestigt war, legte das Ruder fest. Ein paar Minuten würde der Kutter bei diesem ständigen Winde auch ohne mich Kurs halten.

      Meine braunen Segeltuchschuhe verrieten mich nicht. Ich lag lang auf dem Deck, suchte nach einer Ritze in den Vorhängen der Oberlichtfenster … Nicht zum ersten Male … Auch mein Kamerad hatte bereits dasselbe probiert – umsonst.

      Heute – ein Zufall – rechts auf Backbord ein fingerbreites Stück unbedeckten Glases.

      Dort saß Jörnsen vor dem in die Wand eingelassenen Schreibtisch. Die Platte war hinabgeklappt.

      Zurückgelehnt saß er, die Pfeife wie immer im Munde, hatte Papier in den Händen, suchte ein Bild heraus, Photographie, Kabinettgröße: ein Männerkopf!

      Das Lampenlicht fiel auf das Bild. Jörnsen starrte es an …

      Und ich, der Spion, fühlte mein Herz rascher hämmern.

      Was bedeutete das?! – Nur eine Ähnlichkeit?! Wie kam gerade dieses Bild an Bord eines Kutters, dessen schweigsamer Besitzer und Kapitän ein Landsmann von mir, ein Schwede war? – Daß das Ehepaar Jörnsen innige Beziehungen zu Deutschland gehabt hatte, ging freilich schon daraus hervor, daß es die Sprache der Heimatgefilde meiner Mutter so vollkommen beherrschte. Und doch – – dieses Bild?!

      Ich konnte mich jetzt auch auf meine Augen und auch insbesondere auf meine Fähigkeit, Gesichtszüge selbst nach Jahren noch wiederzuerkennen, wenn ich mir nur deren charakteristische Merkmale eingeprägt hatte, unbedingt verlassen. Dieses Gesicht, diese eckige, hohe, kluge Stirn, diese Nase, diese Mundpartie – das war die verjüngte Wiedergabe des Antlitzes meines Kameraden Boche Boche. Bestimmt war er’s. So über jeden Zweifel erhaben diese verblüffende Feststellung, daß ich darüber meine Pflicht völlig vergaß und erst das Knallen des Außenklüvers, der im Winde bedenklich flatterte, mich rasch zurück ans Ruder rief. Ein Griff in die Radspeichen, ein Blick zum Kompaß, und der Torstensen, der inzwischen beträchtlich abgefallen war, neigte sich wieder unter der Segellast im vollen Winddruck zur bisherigen Schrägung und hüpfte lustig über den nächsten Wogenkamm hinweg. Nur ein einziger Spritzer war über Bord gekommen, nur ein einziges Mal hatte der Klüver verräterisch geknallt. Dennoch tauchte schon des Alten grauer Kopf über dem gewölbten Bleche des Niedergangs auf.

      »Eingenickt, Abelsen?«

      »Ja, leider …«

      »Werde euch beiden den Rum entziehen, Abelsen … Für Boche Boche ist der Alkohol schon gar nichts … – Was war’s heute mit Boche Boche?«

      Er stand auf der Treppe und hatte die Arme auf die Schiebetür des Daches gestützt.

      Vorhin hatte mich ein unbestimmtes Etwas, nennen wir’s innere Stimme, dazu veranlaßt, jede Auskunft abzulehnen. Jetzt hatte ich das Bild gesehen. Und daß Jörnsen genau wußte, wen es darstellte, daß er also auch meines Kameraden tote Vergangenheit kannte, war selbstverständlich. Dem Alten einzugestehen, daß ich vor dem Oberlichtfenster spioniert und das Bild in seiner Hand erkannt hatte, erschien mir nicht ratsam. Ich wollte auf Umwegen, durch Diplomatie die Lage klären. Diplomatie ist zielbewußtes Verbergen der eigenen wahren Gedanken, zielbewußtes Lügen und Heucheln. Also etwas, das mir wenig lag. Hier wurde es zur Notwendigkeit. Die Rätsel, die das Ehepaar Jörnsen umgaben, mehrten sich. Boche Boche hatte damals ganz recht gehabt: Sollten wir als erwachsene Männer noch weiter im Dunkeln umhertappen?!

      »Die Musik war’s,« erwiderte ich auf des Alten Frage.

      Leider war sein Gesicht im Schatten, und das meine im


Скачать книгу
Яндекс.Метрика