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Science-Fiction-Romane: 33 Titel in einem Buch. Walther KabelЧитать онлайн книгу.

Science-Fiction-Romane: 33 Titel in einem Buch - Walther Kabel


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Nerven anpeitschen …

      Ein paar große Mähnenrobben liegen jetzt drüben auf der Halbinsel. Ein Bulle mit drei Kühen, seinem Harem. Der feiste Herr wird zärtlich. Der Kutter stört ihn nicht.

      So ganz ohne Vegetation sind diese Felsmassen doch nicht. In einer Schlucht drüben, aus der eine Quelle hervorrieselt, schimmert es gelb von Dornblüten und violett von Teppichen kleiner Orchideen. Ein paar verkrüppelte Bäume, antarktische Buchen, vervollständigen das freundliche Gemälde. Der Hintergrund der Schlucht ist mit spärlichem Heidegras bedeckt, und dieses selbe Gras nährt die Hunderttausende von Schafen auf den Farmen von Feuerland.

      Mein Blick wandert weiter … Aber unser Mann, dessen Kugeln hier die einzige Gefahr sind, meldet sich nicht. Die große erhabene Einsamkeit des Endes in der Welt ist um mich her.

      Schritte da … Boche Boche, gähnend, schimpfend …

      »Elf ist’s, Olaf! Das nennt man falsche Rücksichtnahme! Willst du nachher versagen, wenn’s ums Ganze vielleicht geht?!«

      Er hat nicht unrecht … – Ich sinke in meine Koje, bin im Augenblick eingeschlafen. Ich träume nicht … Ich bin nachher um zwei Uhr kaum wach zu bekommen. Die Jörnsens sind noch nicht zurückgekehrt, meldet der Kamerad kurz … »Aber wer anders ist an Bord, wenn auch unfreiwillig, Olaf … Ich fand ihn in einer Art Höhle … Sein Patronenvorrat war verbraucht, und die zerschmetterte Kniescheibe machte ihn zahm … Ich habe ihm die Arme gefesselt und ihn auf den Rücken genommen, nachher hier verbunden …«

      »Unser Mann?«

      »Wer sonst?! – Leider sind seine Taschen leer, und auch sein Mund verrät nichts, höhnt nur, geifert … Ich habe bereits drei Schraubenschlüssel in der Herdglut. Ich sage dir: er wird beichten!«

      Meine Schlaftrunkenheit zerstiebt. Ich fahre in die Stiefel …

      »Wie fandest du ihn?«

      »Blutspur, Olaf … Er hat mächtig geschweißt.«

      Seine Stimme ist hart, seine Augen unerbittlich, sein Mund eine stille Drohung.

      »Er wird reden, Olaf …! Das erspart uns das Suchen! Und wenn du nicht mitmachst: ich tu’s! Er hat Jörnsen das Fleisch von den Händen geschmort … Seine Hände werden dasselbe fühlen. Ich tu’s!«

      Auf der Großluke liegt unser Mann, die Arme über der Brust festgeschnürt, dazu noch an die Lukenkrampen gebunden, unter dem Kopf eine zusammengerollte Decke.

      Nun sehe ich ihn aus nächster Nähe … Kein übles Gesicht trotz des Stoppelbartes. Aber die Augen eines Verbrechers schlimmster Sorte, und die gemeinste Frechheit in diesem herausfordernden Grinsen, mit dem er mich begrüßt, noch unverschämter und zynischer seine Worte …

      »Ah – der Zuchthäusler Abelsen …!! Grüß’ Gott, Landsmann Abelsen! Da haben wir drei uns ja fein zusammengefunden!«

      Boche Boche sagt nur: »Binde ihm den rechten Arm los und dann seitwärts ganz straff an die Wanten. Nimm ein dünnes Drahtseil, Olaf. Das fängt nicht Feuer.«

      Unser Mann hat bisher deutsch gegeifert, und in der Sprache meiner Mutter, die mir heilig, spielt sich hier an Deck das Unheilige ab.

      Der Kamerad taucht in der Kombüse unter, deren kleiner Schornstein Qualmwolken speit. Der Herd scheint gut geheizt zu sein.

      Ich hole das Drahtseil, und unser Mann, plötzlich verstummt und mit einem Gesichtsausdruck feigster Angst, beginnt in anderer Tonart zu winseln, als ich ihm den rechten Arm straff spanne. Vielleicht ist ihm infolge Boche Boches Bemerkung, daß ein Drahtseil nicht brennt, eine Ahnung von dem aufgegangen, was ihm bevorsteht.

      »Herr Abelsen,« sprudelt er überstürzt hervor, »ich kann Ihnen Millionen in den Schoß werfen. Beseitigen Sie diesen Verrückten, dem doch wahrlich nichts mehr am Leben liegen kann. Ich schwöre es Ihnen: Millionen!! Die Berge von Santa Ines enthalten eine Goldader, die frei zutage tritt, und …«

      »Lump!!« Ich drehe ihm den Rücken.

      Boche Boche taucht im Kombüsenniedergang auf und hält die größte unserer Zangen in der Rechten, und diese Zange beißt in ein rotglühendes Stück Eisen, einen schweren Schraubenschlüssel, hinein.

      Unser Mann hebt den Kopf von der gerollten Decke und stiert mit aufgerissenen Augen auf das glühende Eisen. Sein vom Blutverlust bleiches Gesicht wird noch fahler. Der Mund öffnet sich vor Entsetzen ganz weit, und die Goldzähne im Oberkiefer blinken im Sonnenlicht.

      Boche Boche stellt sich neben die Hand, die zu dem ausgereckten Arm gehört. Um das Handgelenk liegt die Drahtschlinge und schneidet eine tiefe Furche in die Haut. Die Hand ist aufgequollen, die Adern sind dick, denn die Schlinge hindert den Blutkreislauf.

      Der Kamerad bringt das bereits wieder schwarze, aber immer noch heiße Eisen dicht an die Finger dieser Hand heran.

      »Wie heißen Sie?!«

      Der Elende schnappt nach Luft …

      »Schurken – Schurken!« brüllt er …

      »So können Sie unmöglich heißen,« meint Boche Boche mit der gefährlichen Ironie eines Menschen, der über einen anderen unbedingt Gewalt hat. »Ein Schurke sind Sie, das stimmt … Wie ist Ihr Name? Lügen Sie, so wird von Ihrer Hand, fürchte ich, nicht viel übrig bleiben. Also …?!«

      Ich hatte den Kameraden in dieser geistigen Verfassung, die bei ihm einen Rückfall in die wilde Zeit seiner Fronttätigkeit bedeutete, seit dem letzten »Krach« mit Frau Jörnsen nicht mehr gesehen. Es konnte sich ja nur um ausgesprochene Rückfälle handeln, denn bei all seinem fast zügellosen Herrenmenschentum und bei all seiner Kraftnatur war er doch stets der Mann von Bildung, Takt und vornehmer Anpassungsfähigkeit geblieben. Freilich, ob er an der Westfront als einfacher Soldat oder als Offizier die Schrecken der Massenvernichtung kennengelernt hatte, das wußte er nicht mehr. Auch das war eingemauert in jene Zelle seines Hirns, deren Tür sich durchaus nicht öffnen wollte.

      Ich beobachtete ihn jetzt sehr genau, und wieder gewann ich den bestimmten Eindruck (was ich hier schon einmal betont habe), daß er ohne Zweifel, falls er nicht Berufssoldat gewesen, im bürgerlichen Leben eine hervorragende Stellung bekleidet haben müsse. Diese eisige Überlegenheit, die auch hier in seinem Verhalten so klar zutage trat, pflegen nur Leute zu besitzen, die mit allen Gesellschaftsschichten in ständige Berührung kommen und dabei stets tonangebend den Mittelpunkt eines noch so sehr wechselnden Kreises sind.

      »… Also?!«

      Unser Mann stieß einen heulenden Laut ohnmächtigsten Grimmes aus …

      »Feiglinge … Mörder … Banditen …«

      Das letzte Schimpfwort wurde ihm jedoch bereits halb von den Lippen gefegt durch einen tierischen Schrei des Schmerzes …

      Zischend hatte sich das heiße Eisen über seinen Handrücken gelegt …

      Der Geruch verbrannter Haut drang mir in die Nase.

      »Also …?!« rief Boche Boche wieder …

      Ein grauenvoller Ausdruck von Haß verzerrte des Gefesselten erdiges Gesicht … Aber diese erste schmerzhafte Mahnung, daß diese Szene kein Possenspiel sei, hatte des Jämmerlings Widerstand gebrochen.

      »Erik Jörnsen …!« kreischte er … »Erik Jörnsen, Doktor der Medizin …«

      Ich traute meinen Ohren nicht recht. – Doktor Erik Jörnsen?! Das war jener schwedische Arzt, der kurz vor meiner Verhaftung wegen des Verdachtes, seine Frau und sein Kind beseitigt zu haben, um deren Lebensversicherungssummen einstreichen zu können, in einen ganz Schweden in Atem haltenden Prozeß verwickelt gewesen war. Wie dieser ausgelaufen, war mir unbekannt geblieben, denn inzwischen hatte die Justizbehörde mich selbst auf die Aussage jenes Weibes hin, das ich einst zu lieben glaubte, überaus eilfertig, aber verzeihlicher Weise von aller Außenwelt abgesperrt. Und noch etwas rief mir dieser Name ins Gedächtnis zurück: Jener Doktor Jörnsen war mit einer geborenen Arnstör, Senta Arnstör, verheiratet gewesen. Nun ist der Name Arnstör in einzelnen


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