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Science-Fiction-Romane: 33 Titel in einem Buch. Walther KabelЧитать онлайн книгу.

Science-Fiction-Romane: 33 Titel in einem Buch - Walther Kabel


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mühsam am Gestein empor, um das Freie zu gewinnen. Dieses Mäuslein schien nur wenig abbekommen zu haben, hinkte nur ein bißchen. Mochte es leben … Mit einem Male rutschte es aus und fiel in einen Riß im Gestein, piepste kläglich …

      Ich langte mit dem Arm in den engen Abgrund – für ein Mäuslein ein Abgrund … Meine mitleidigen Finger berührten etwas Kaltes. Ich zog eine Mauserpistole heraus. Das Mäuslein war vergessen. Als nächstes folgte ein Lederbeutel, – nein, eine Satteltasche primitivster Machart: es war die des Tehuelchen, in der ich van Braankens Eigentum, dazu das Geld und den Orden gefunden hatte!

      All diese Dinge lagen noch in der hier versteckten Satteltasche – alles!

      Im übrigen war der Riß im Gestein bis auf eine Pappschachtel Patronen für die Mauserpistole leer. Auch das Tierchen war nicht mehr da. Wahrscheinlich war es doch irgendwie nach oben entschlüpft.

      Wenn jeder Sandsturm, die ich später hier noch erlebte, mir ebenso viele Überraschungen beschert hätte, würde ich, der den Alltag haßt und der das Abenteuer in seiner ursprünglichsten Form sucht, sehr zufrieden gewesen sein. Aber es ist nicht alle Tage Sonntag, – so sagten meine deutschen Kommilitonen an der Charlottenburger Hochschule, wenn sie wegen allgemeinen Dalles auf den Frühschoppen verzichten mußten, den ich selbst nie mitgemacht und nie begriffen habe. Sich schon am frühen Tage den Magen mit Bier vollpumpen, – welch’ abscheuliche Unsitte!

      Ich tat die Sachen wieder in den Felsriß zurück. Wer sie hier versteckt hatte, ob einer der Pferdediebe oder jemand anders, das war mir wirklich gleichgültig. Ich wollte ins Freie hinaus in den Sonnenschein, ich hatte Hunger und Durst und Sehnsucht nach Coy.

      So zwängte ich mich denn immer weiter nach oben. Ich habe nie an überflüssigem Fettansatz gelitten. Und die letzten Monate, – – nein, selbst bei einer Mastkur hätten nur meine Muskeln davon profitiert bei diesem unruhigen, strapazenreichen Dasein, bei diesem wundervollen freien Leben, das Männer schafft und alles fortbläst, was innen und außen am menschlichen Kadaver überflüssig.

      Auf mein Augenmaß war doch kein Verlaß … Ich gelangte wirklich ins Freie. Meine Uhr zeigte die achte Stunde. Die Sonne belehrte mich: acht Uhr morgens. Ich war also weit länger bewußtlos gewesen, als ich anfänglich vermutet hatte. Morgens hatte der Sandsturm Coy und mich überrascht, jetzt wieder Morgen … – Wo war Coy? Wo Braanken? Für meinen braunen Freund fürchtete ich nichts. Ein Coy Cala kommt nicht im Sandsturm um …

      Ein Blick in die Runde …

      Sandwehen … Sandwehen …

      Aber dort nach Nordwest: die Felsgruppe, unser Lager. Weiter der Huar mit seiner dunklen Kuppe.

      Zwischen den Felsblöcken kräuselte sich Rauch empor. Ich schritt darauf zu. Kam zum Eingang des Felsenrunds. Am Feuer saß Coy und betrachtete eine brozelnde Pampashirschkeule mit liebevollen Blicken. Im Hintergrunde zwei Pferde und der schlafende Braanken.

      Coys feines Ohr: er schaute auf, winkte mir sofort zu – deutete auf den Schläfer …

      Ich trat näher …

      Coy gab mir schweigend die Hand, schnitt von der Keule Streifen ab, und ich hockte schweigend neben ihm und aß … fraß …

      5. Kapitel

       Sandschrift

       Inhaltsverzeichnis

      Coy wäre ein Studienobjekt für meine berühmte Landsmännin, die als Schriftstellerin die Seelen mit der Pinzette zerfasert und jedes Fäserchen dem Leser klar beleuchtet vor Augen führt.

      Coy ist heute so, morgen so. Selbst die Grundmerkmale seines werten Ichs verschieben sich. Er, der Redselige, kann unheimlich verschlossen sein. Heute belehrte mich meines Freundes finstere Miene, daß ihm irgend etwas ganz grob wider den Strich gegangen. Er fragte nichts, er sagte nichts, er sog an seiner selbstgeschnitzten Pfeife, feinstes Buchenholz, über Reisigqualm gelb gefärbt wie Bernstein. Er rauchte und spuckte geräuschlos in die Glut. Ich beobachtete ihn. Sein Profil war mir so interessant, ebenso die kleinen zierlichen Ohren und die gleichfalls für einen angeblich reinblütigen Araukaner so kleinen Hände. Ich dachte an den ehemaligen König von Araukanien, den Franzosen Tounens. Ob Coy etwa …? – Vielleicht – vielleicht … Ich würde schon noch dahinter kommen.

      Coy deutete auf die Hirschkeule. Ich schüttelte den Kopf. Ich war satt.

      Coy erhob sich, warf einen prüfenden Blick auf Braanken und winkte mir. Wir gingen ein Stück in die versandete Steppe hinaus. – Oh – wie traurig war’s doch mit den schönen immergrünen Buchen dort drüben bestellt!! Das meiste Laub hatte der Sandsturm zu Fetzen zerfasert … Und die gelben fröhlichen Dornblüten? Nicht eine mehr! Als ob Heuschrecken hier eingefallen wären.

      »Mistre,« sagte Freund Coy tief ernst, »der dort böse Mann … Der dort lügen. Alles Lüge. Coy schon lange wissen … Auch nicht blind sein, Mistre Karl Olaf. Mir glauben. Schlechte Mensch, und halten Coy für dumm.«

      Es war so kennzeichnend für ihn, daß er mit keinem Wort danach fragte, was aus meinen Fuchs geworden, und wo ich das Unwetter überstanden hätte. Ihm genügte es: ich war ohne Pferd gekommen, also war der Fuchs tot, und ich lebte eben.

      Seine abfälligen Äußerungen über Braanken überraschten mich nicht weiter. Auch ich hatte ja dem ehemaligen Farmer nie recht getraut. Nur eins war von Coys Seite unbedingt ein Irrtum: Braanken war blind!

      »Sprich dich näher aus, Coy,« erwiderte ich nur.

      Er nahm mich lebhaft am Ärmel und führte mich hinter die Felsgruppe, zog hier zwischen den Steinen zwei Stelzen hervor, die aus dicken Buchenästen ganz primitiv hergestellt waren.

      »Mistre, Braanken sein Gespenst gewesen …!«

      Ich machte ein recht verblüfftes Gesicht, schüttelte dann aber energisch den Kopf. »Das ist ausgeschlossen, Coy!«

      Der lachte in seiner oft so überheblichen Art leise auf. »He – wer Stelzen hier verstecken, – he?! Sein neu, die Stelzen, mit Messer geschnitten, breite Klinge, – nennen Bowiemesser, die Amerikaner. War Braanken, Mistre … Nicht glauben?«

      »Ein Blinder kann unmöglich Stelzen schnitzen und …«

      Coy sah mich mit unendlich frecher Geringschätzung an. »Hören gut zu, Mistre Olaf Karl. Braanken sein verbündet mit Tehuelchen, dreckige Schweine … Er haben Mistre weggelockt, damit Pferde stehlen. Sehr einfach.«

      »Mein lieber Coy, das sind Vermutungen deinerseits. Und die Beweise?«

      Ein triumphierendes Funkeln seiner schwarzen listigen Augen machte mich stutzig. Er bückte sich wieder und brachte aus demselben Versteck – ein weißseidenes langes Damennachthemd zum Vorschein, hauchdünne feinste Seide, fraglos einst Eigentum einer der schwerreichen Chileninnen, die allen Luxus Pariser Überkultur längst nach ihrer Heimat importiert haben. Das Hemd war nicht neu. Was mir sofort außerdem noch auffiel, waren ein paar bräunliche Flecke an den Spitzen des Halsausschnittes: verfärbtes Blut! – Unwillkürlich dachte ich da an den Mädchenkopf in Spiritus, verwarf diesen Zusammenhang jedoch sofort wieder und schaute Coy verwirrt an, der sich das lange Nachtgewand vor die Brust hielt. Es reichte bis zum Boden hinab. Die ehemalige Besitzerin mußte recht groß gewesen sein.

      »He?!« meinte Coy und knüllte des Hemd wieder zusammen und tat es zu den Stelzen in das Versteck zurück. »He – was nun sagen, Mistre?!«

      Seine ironische Überlegenheit ärgerte mich, obwohl ich daran längst hätte gewöhnt sein müssen.

      »Braanken ist blind,« blieb ich bei meiner Behauptung.

      Coy grinste. »Braanken ließen Pferde stehlen und Satteltasche, – Pferde nur wegen Satteltasche. So sein, bestimmt. Braanken dann haben Tehus gewarnt, als wir Pferde zurückholen wollten. Sehr einfach … Alles klar …«

      Ich wurde kleinlaut. Die Satteltasche lag ja jetzt mit ihrem


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