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Science-Fiction-Romane: 33 Titel in einem Buch. Walther KabelЧитать онлайн книгу.

Science-Fiction-Romane: 33 Titel in einem Buch - Walther Kabel


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Felsen an altem Lagerplatz Braanken finden … Felsen gute Deckung. Nichts geschehen … Nachts ich schlafen. Aber gute Ohren. Da Braanken aufstehn und schleichen weg. Ich schnarchen noch lauter. Ich getrunken Rest aus große Flasche … Tun, als ob schwere Kopf. So Braanken ohne Argwohn. Ich ihm folgen. Er gehen …«

      »Halt – mit dem Stecken?«

      »Ja – er gehen wie Blinder hierher … hier, wo Stelzen und Hemd … Schauen schnell hin, ob Sand hat Spalte gefüllt … Gehen weiter … Als an Feuer zurückkommen, ich schon liegen und schnarchen. He – – was sagen?!«

      »Vorläufig gar nichts, mein lieber Coy … Wann hat Braanken sich zum Schlafen niedergelegt?«

      »Vor drei, vier Stunden … bei Morgengrauen. Er saßen an Feuer und rührten sich nicht. Gesicht nur rührte sich. Bald so, bald so … Schlimme Gedanken, Mistre …«

      Pause …

      Coy hatte stets mit gedämpfter Stimme gesprochen. Sie wurde noch leiser, als er nun seine Hand auf meine Schulter drückte, um dem Folgenden mehr Wirkung zu verleihen … »Mistre Olaf Karl, Eitergeschwüre in Braankens Gesicht besser jetzt, abgeheilt fast … Und deshalb Coy mit einem Male haben Ahnung, daß den Mann schon kennen … Bestimmt so sein … Coy ihn haben gesehen hier in Pampas vor halbe Jahr etwa, als Mistre Olaf Karl noch nicht hier … Da Coy und Chubur jagten an Gallegos-Fluß Hirsche. Da trafen den Mann unweit von Herden von reiche Sennor Mastilo aus Valdivia. War Braanken, war allein mit gute Pferd und Waffen in Dornendickicht. War grob, uns wegjagen, drohen mit Büchse. Damals Coy und Chubur nur hatten schlechte Flinten, nicht Karabiner. Ritten weg … War Braanken … alles Lüge, was erzählen, alles … Wir vorsichtig sein … Böse Mensch Mistre Karl Olaf … Alles Lüge, und mit dreckige Tehus verbündet …«

      »Aber die Chapo-Ameisen, Coy?!« wagte ich immer noch einzuwenden.

      »Gut, gut … Chapo ihn beißen … Schon stimmen das … Warum nicht?! Nur nicht blind, Mistre.«

      Ein Gedanke kam mir … Wenn etwa Braanken die Kisten und Einmachegläser gehörten?! Wenn er vielleicht Arzt war?! Wenn er ein Mittel besaß, die Hornhaut seiner Augen für kurze Zeit milchig zu färben?!

      »Komm!« sagte ich kurz.

      Ich hatte es eilig. Ich wollte Klarheit haben. Wir betraten das Innere der kleinen natürlichen Felsenburg. Das Feuer brannte. Braanken lag und schlief. Ich weckte ihn.

      »Hallo, Braanken, – ich bin wieder da!«

      Er fuhr hoch … Seine Augen waren nicht mehr so gräßlich verschwollen, und auch sein Gesicht wirkte nicht mehr so abschreckend.

      »Ah – Sie, El Gento …!! Gratuliere! Coy war in größter Sorge um Sie …«

      Er hatte die Augenlider halb offen. Was dahinter schimmerte, war tot, milchig. Unmöglich: der Ärmste konnte uns in dem einen Punkt niemals beschwindelt haben. Er war blind. Mit solchen Pupillen kann niemand sehen!

      Und doch …! Coys Beweise waren Grund genug für mich, Braanken gegenüber die Methode der Überrumpelung anzuwenden.

      »Coys Sorge war überflüssig,« erklärte ich harmlos. »Ich fand Schutz in einer Ufergrotte, die mir sehr interessant wurde. Es stehen dort nämlich zwei Kisten mit zwei Gläsern …«

      Ich beobachtete ihn. Nein, ich belauerte sein Gesicht …

      Aber ich sah darin nur den Ausdruck, den jedes Unbeteiligten Antlitz gehabt hätte: aufmerksame Spannung!

      »Gläser?« meinte er. »Ferngläser?«

      »Nein, Glasgefäße, gefüllt mit Spiritus, nehme ich an. In der klaren Flüssigkeit schwimmen zwei Menschenköpfe …«

      »Sie scherzen wohl …!«

      »Ich habe wenig Sinn für Humor, Braanken. Diese Ader wurde mir im Zuchthaus abgebunden. Außerdem entdeckte ich in der Felsenhöhle noch Ihr gestohlenes Eigentum, – das heißt, das Geld und der Orden gehört Ihnen ja nicht …«

      »Oh – wirklich?! Das Bild meiner Frau?! – Bitte, führen Sie mich dorthin – – bitte … Sie können sich denken, wie unendlich dankbar ich Ihnen bin, weil ich … «

      Coys Geduldsfaden riß.

      Er schrie Braanken ins Gesicht …

      »Sie lügen – lügen!! Alles Lüge! Wir Bescheid wissen …!«

      Braanken stand auf … Seine Lider klafften noch weiter. Die roten Augen hatten die Richtung auf Coy. Seine Züge blieben unbewegt. Nur ein Schatten tiefen Leides lag darüber.

      »Du solltest deine Worte vorsichtiger wählen, Coy Cala!« – Und zu mir: »Er mißtraut mir. Weshalb, El Gento? Seien Sie offen …«

      Diese Ruhe war, wenn erheuchelt, die Leistung eines perfekten Komödianten.

      »Ich will es sein, Braanken … Das, was Sie mir über Ihre Flucht, Ihre Bestrafung und …«

      Coys Temperament beschleunigte die Entscheidung. Coy brüllte wütend:

      »Sie lügen …! Sie schon einmal hier waren – vor halbe Jahr … Damals Coy und Chubur Sie trafen in Dickicht … Coy haben gute Augen für Gesichter … Sie es waren … Sie hatten Fleck an Stirn und Brust und Bocksattel wie spanische Sennoritas. – He – was nun sagen?! Wenn sagen, Coy Cala Lügner sein, dann Coy werden noch fragen Chubur. He – wie nun?!«

      Peter van Braanken blieb unverändert gleichmütig. »Ich bin es nicht gewöhnt, Coy,« erwiderte er leicht von oben herab, »daß ein Farbiger in diesem Tone mit mir verkehrt. – El Gento, unsere Wege trennen sich wieder. Ich fühle auch Ihr Mißtrauen gegen meine Person. Möglich, daß ich mancherlei zu verbergen habe. Das ist meine Sache. Nur noch eine Bitte: Bringen Sie mich zu jener Höhle in der Regenschlucht. Geben Sie mir auch das Pferd des Tehuelchen. Dann werde ich es Ihnen danken, daß Sie sich meiner angenommen hatten, noch mehr danken, wenn Sie mich meinem Schicksal überlassen und sich nicht weiter um mich kümmern. Sie erklärten mir gelegentlich, daß Ihre Wege nicht die der großen Menge sind. Nun – auch ich wandere abseits vom Alltag, glauben Sie es mir, und noch weit mehr als Sie. Ich habe das Augenlicht verloren – eine Strafe! Und doch hänge ich am Leben, aber nicht aus Feigheit vor dem leichten letzten Schritt, vor dem Druck auf den Abzug einer Pistole. Bitte, erfüllen Sie mir, was ich verlange. Es ist wahrlich nicht viel.«

      Ein nicht leichter Entschluß für mich, wie ich mich in diesem Falle verhalten sollte: Hatte ich ein Recht oder eine Pflicht, mich in Braankens persönliche Angelegenheiten einzumischen?! Ja – wenn wir hier in einem Lande gelebt hätten, wo das Tun und Lassen jedes Einzelnen nach sauber in Pharagraphen zusammengestellten Vorschriften und Verboten (Strafgesetzbuch, Strafprozeßordnung, Ausführungsbestimmungen zu beiden – und so weiter!) beurteilt oder verurteilt wird – wie daheim in Schweden, wo man mich auf den glatten Meineid eines Weibes hin für zwei Jahre in Freikost und Freiquartier hatte stecken wollen, – – ja, wenn …!! Aber hier in dem äußersten Südwestwinkel Patagoniens, der dem Namen nach freilich zu Chile und vielleicht zweihundert Kilometer nach Osten zu schon – auch dem Namen nach – zu Argentinien gehört, – hier, wo man zwei, drei Tage reiten konnte, ohne auch nur eine Menschenseele zu Gesicht zu bekommen, geschweige denn einen Soldaten, Polizeibeamten, Richter, Staatsanwalt oder Advokaten, – nein, hier galt anderes Gesetz, anderes Recht: das der eigenen, freien Persönlichkeit, und das ließ sich in zwei Sätzen zusammendrängen: Tu, was du willst, und halte deine Pistole bereit.

      »Kommen Sie,« sagte ich zu Braanken, der vielleicht gar nicht so hieß, denn die Papiere konnte er sehr wohl gestohlen haben. Ich sagte es weder unfreundlich, noch irgendwie herzlich nein, mehr geschäftsmäßig …

      Ich nahm ihn bei der Hand.

      »Coy, du führst den Tehuelchen-Gaul …!«

      Coy gehorchte mit einem Gesicht, das mir nicht gefiel.

      So wanderte ich mit dem Blinden durch die mit Sandwehen bedeckte Steppe. Es war ein heißer Vormittag. Die Sonne meinte es fast zu gut. Die Luft war dabei so klar,


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