Butler Parker 152 – Kriminalroman. Günter DöngesЧитать онлайн книгу.
für Stück leiden lassen, bis es soweit ist. Und das ist keine leere Drohung, verlassen Sie sich darauf! Haben Sie überhaupt eine Ahnung, wie scharf japanische Schwerter sind?«
»Wenn Sie einverstanden sind, wird man sich darüber eingehend informieren. Sie sprachen gerade in der Mehrzahl. Sie haben vor, nicht nur Lady Simpson zu töten?«
»Auch die Begleiterin, auch Sie und diesen Anwalt. Sie alle stecken unter einer Decke.«
»Wenn Sie gestatten, möchte ich die Aussichten dann als nicht gerade rosig bezeichnen.«
»Nehmen Sie mich ruhig auf den Arm, Parker, aber Sie werden sich wundern. Sie werden es mit der Kendo-Queen zu tun bekommen.«
»Ein bemerkenswerter Name, wenn man so sagen darf. Es dürfte sich um eine Frau handeln?«
»Sie werden sie bald kennenlernen, Parker, gerade Sie!«
»Wodurch könnte meine Wenigkeit Ihren Unwillen erregt haben?«
»Sie sind der Kendo-Queen als gerissener Fuchs geschildert worden.«
»Sie schmeicheln einem alten, müden und relativ verbrauchten Mann«, lautete Parkers Antwort.
»Also, umgehend das Geld zurück an uns«, verlangte die Männerstimme, »und zwar heute hoch! Bis Mitternacht muß die Übergabe erfolgen, sonst werden Sie alle Stück für Stück demontiert ...«
»Haben Sie möglicherweise bestimmte Zeit- und Ortsvorstellungen?« wollte Josuah Parker wissen.
»Hören Sie mal genau zu, Parker.« Die Männerstimme ging auf die Frage des Butlers ein und nannte die gewünschten Daten. Parker wiederholte sie höflich und erkundigte sich dann nach weiteren Wünschen der Kendo-Queen.
»Lassen Sie die Polizei aus dem Spiel«, verlangte die Männerstimme, »und versuchen Sie erst gar nicht, sich mit uns anzulegen. Sie würden doch nur draufzahlen.«
»Man wird Lady Simpson umgehend informieren«, sagte der Butler, »eine Prognose hinsichtlich Myladys Reaktion vermag ich leider nicht zu geben, aber ich darf vorausschicken, daß Mylady sich im Grunde kaum mit Amateuren abgibt. Die Kendo-Queen sollte also nicht erbost sein, falls man ihre Existenz nicht zur Kenntnis nimmt.«
*
»Das war schon recht ordentlich«, sagte die ältere Dame etwa eine Viertelstunde später, nachdem sie das Tonband abgehört hatte, »langsam lernen Sie es, Mr. Parker, wie man mit diesen Subjekten redet.«
»Mylady rufen in meiner Wenigkeit das Gefühl einer gewissen Verlegenheit hervor«, bedankte sich Parker.
»Selbstverständlich werde ich das Geld nicht zurückgeben«, redete die Detektivin weiter, »aber ich werde zu diesem Treffen erscheinen, nicht wahr, Mr. Parker?«
»Eine reizvolle Vorstellung, Mylady, die aber nicht ohne Gefahr ist.«
»Papperlapapp, Mr. Parker, diese Kendo-Ritter haben es schließlich mit einer Lady Simpson zu tun.«
»Echte Samurai-Schwerter sollen noch schärfer sein als Rasiermesser«, warf Mike Rander warnend ein.
»Ich werde diese Schwerter entschärfen«, prophezeite die energische Dame munter, »hinter diesem Anruf steckt eine gehörige Portion Größenwahn, oder etwa nicht?«
»Oder auch Selbstüberschätzung. Oder sogar Selbstsicherheit«, fügte Kathy Porter hinzu.
»Falls gewünscht, könnte meine Wenigkeit sofort Mr. McWarden verständigen«, sagte Josuah Parker.
»Unterstehen Sie sich, Mr. Parker!« Agatha Simpson sah ihren Butler streng an. »Das hier ist mein Fall. Man belästigte mich schließlich mit einem Schwert und so etwas kann eine Lady Simpson sich nicht bieten lassen.«
»Wo soll die Geldübergabe denn stattfinden?« wollte Mike Rander wissen. »Ich kann mit der Ortsangabe nichts anfangen.«
»Es handelt sich um einen nördlichen Stadtteil, Sir«, erläuterte Josuah Parker, »es gibt gerade in dieser Region eine Fülle stillgelegter Fabriken.«
»Und damit perfekte und tödliche Fallen«, warnte Mike Rander noch mal.
»Mr. Parker wird schon dafür sorgen, daß ich mich ungestört mit diesen Lümmeln auseinandersetzen kann«, erklärte Lady Agatha optimistisch wie immer, »aber wie war das mit den Geräuschen im Hintergrund? Sie sind sicher, Mr. Parker, daß es sich um Kendo-Schwerter gehandelt hat?«
»Ohne Fachleuten vorgreifen zu wollen, Mylady, könnte man dies als sicher unterstellen.«
»Sehr eigenartig, nicht wahr?« Kathy Porter lächelte. »Das sieht doch so aus, als wollte man die Aufmerksamkeit auf eine der Kendoschulen lenken.«
»Sehr begabt, meine Liebe«, lobte die ältere Dame, »man will mich ablenken, das liegt auf der Hand. Doch ich wiederhole: Die Gangster stammen aus einer dieser Schulen! Für mich gibt es da keinen Zweifel. Man belastet sich selbst, um aus dem Schußfeld zu kommen. Ich hoffe, ich habe mich deutlich genug ausgedrückt.«
»Völlig«, antwortete der Anwalt, »wie denken denn Sie darüber, Mr. Parker?«
»Myladys Ansichten sind wie stets bestechend«, schickte der Butler voraus, »darf man darauf verweisen, daß der Tenor des Gesprächs, was die Gegenseite betrifft, den Rückschluß zuläßt, daß man es tatsächlich mit Amateuren zu tun hat?«
»Das sage ich doch die ganze Zeit«, grollte Agatha Simpson. »Wieso eigentlich?«
»Gangster bevorzugen, sich in einer Sprache zu äußern, Mylady«, erwiderte der Butler, »Gangster pflegen, um es lakonisch und salopp auszudrücken, einfach zu schießen. Sie würden sich nie solcher Schneidwaren bedienen, die in diesem Fall angedroht werden.«
»Hier haben sich einige Subjekte aus Kendoschulen zusammengetan«, erklärte Lady Agatha nachdrücklicher, »Mr. Parker, besorgen Sie mir die Adressen der Schulen. So schwer kann das doch nicht sein ...«
»Myladys Anregung wird sofort aufgegriffen.« Parker deutete eine knappe Verbeugung an. »Darüber hinaus wird man sich auch mit der Beschaffung eines geeigneten Bambuskoffers befassen.«
»Daran wollte ich gerade erinnern«, behauptete die Detektivin wie selbstverständlich. Bevor Parker darauf eingehen konnte, meldete sich die Türglocke. Parker begab sich in die Wohnhalle des Fachwerkhauses und öffnete einen Wandschrank neben dem verglasten Windfang und Vorflur. Er schaltete die Fernsehkamera ein, die über dem Eingang angebracht war, und nahm unbewegt zur Kenntnis, daß ein japanischer Ritter gerade den überdachten Vorbau verließ, wobei er eine unziemliche Eile an den Tag legte.
Dieser Samurai in der typischen Rüstung des japanischen Mittelalters lief zu einem Ford, der vor dem Haus parkte. Wenig später war er im Wagen verschwunden, der sofort scharf anzog und die Durchgangsstraße ansteuerte.
Per Fernsteuerung schwenkte Parker die versteckt installierte Fernsehkamera zur Tür und entdeckte davor ein Samurai-Schwert auf dem Boden. Möglicherweise hatte man wohl versucht, die Spitze dieses Schwertes in das Türblatt zu rammen. Da es aber aus zähem Stahl bestand, war die Absicht mißlungen.
Parker machte sich daran, das Samurai-Schwert zu bergen.
*
Bevor Josuah Parker das altehrwürdige Haus in Shepherd’s Market verließ, hielt er sich für etwa zwanzig Minuten in seinen privaten Räumen im Souterrain des Hauses auf. Hier hatte er sein privates Labor eingerichtet, in dem er in seiner Freizeit immer wieder neue Methoden zur trickreichen Bekämpfung von Gaunern und Gangstern entwickelte.
Butler Parker hatte vor, das Haus allein zu verlassen. Er wollte sich möglichen Samurais als Ziel anbieten, wollte allerdings auch in der Lage sein, etwaige Angriffe zu parieren. Er rechnete fest damit, daß das Haus diskret überwacht wurde.
Aus seinem gut bestückten Fundus wählte er einen Regenschirm, den er vor Jahren mal entwickelt hatte und der altväterlich aussah wie jenes Regendach, das er im Moment benutzte. Der Schirmstock bestand aus bestem Sheffield-Stahl und war seiner Schätzung