Эротические рассказы

Das Erbe der Macht - Die komplette Schattenchronik. Andreas SuchanekЧитать онлайн книгу.

Das Erbe der Macht - Die komplette Schattenchronik - Andreas Suchanek


Скачать книгу
Immer.

      Der Schatten von dem, was sie einst war. Vor dem Erwecken. Clara schluckte. Ein Opfer.

      Jen umklammerte mit ihrem linken Arm den Folianten, als sei er das Kostbarste auf der Welt. Das Werk bestand aus einem zerfledderten Einband, die handgewobenen Fäden lösten sich bereits. Trotzdem konnte sie die Macht spüren, die davon ausging.

      »Du hast eine Menge zu erklären, Rätin«, krächzte Jen an Johanna gewandt. »Wusstest du es?«

      Die Rätin erwiderte ihren Blick verblüfft. »Wovon sprichst du?«

      Sie hustete. Mit zittrigen Beinen hielt sie sich gerade noch aufrecht. »Feuerblut, Silberregen, Ascheatem.«

      Und während die Heilmagier hereinstürmten und Jen endgültig in sich zusammensackte, während der Foliant zu Boden stürzte und Max zu Kevin eilte, während die Ordnungsmagier die bewusstlose Jen untersuchten und Clara sich fühlte, als breche soeben ein Sturm los …,

      … entgleisten die Gesichtszüge von Johanna von Orléans.

      »Nein«, flüsterte sie.

      »Warum nur habe ich es nicht kommen sehen?«, fragte sich Johanna von Orléans zum wiederholten Mal. »Einhundertsechsundsechzig Jahre sind vergangen. Joshua hat es mir einst gesagt. Schatten werden erwachen, und die Veränderung kommt, wenn ich dereinst jenen Worte lausche: Feuerblut, Silberregen, Ascheatem«

      Leonardo saß ihr gegenüber am runden Ratstisch. Die übrigen Räte waren auf dem Weg. Eine Versammlung musste abgehalten werden.

      Durch die geöffneten Fenster drang kalte Herbstluft zu ihnen herein. Die Wandlampen, die im Abstand weniger Schritte aus der Holzvertäfelung hervorragten, spendeten Wärme und Licht.

      Leonardo nickte. »Einhundertsechsundsechzig Mal wird das Erdenrund das Licht umkreisen«, rezitierte er leise. »Das Erbe des Sehers, das Erbe des Kriegers, Chaos regiert.«

      Es gab kein Ratsmitglied, das die Prophezeiung nicht kannte. Viele Jahre lang waren sie hinausgezogen, um sich und die Welt vorzubereiten. Artefakte schwarzer Magie waren gesammelt und sicher verwahrt worden, jene der weißen Magie wurden untersucht. Möglicherweise war man bald auf jegliche Hilfe angewiesen.

      »Ich dachte, es ist Alexander Kent.« Leonardo schüttelte den Kopf. »Doch seine Aura war Bernstein. Er ist nicht der Krieger.«

      »Das verschafft uns etwas Zeit«, kam es von Johanna. »Aber nicht viel. Jennifer Danvers ist Joshuas Erbin. Wir konnten nie prüfen, wer seine Macht damals geerbt hat, weil durch den großen Angriff zu viele starben. Es gab Dutzende von Neuerweckten. Ausgerechnet sie.«

      Leonardo nahm eine Dose Energydrink und öffnete sie.

      »Kaum zu glauben, dass ein Unsterblicher sich freiwillig mit diesem Zeug vergiftet«, konnte sie sich nicht verkneifen zu sagen. »Das schmeckt nach toten Gummibärchen.«

      »Lecker.« Er grinste. »Nur weil ich ein paar Jahrhunderte auf dem Buckel habe, muss ich nicht Pfeife rauchen und Grüntee trinken.«

      »Nichts gegen Grüntee.« Johanna trank einen kleinen Schluck der hellgrünen Flüssigkeit aus ihrer Tasse.

      »Aber immerhin haben wir einen Vorteil«, sagte Leonardo, das Geplänkel hinter sich lassend. »Sie kennt die Prophezeiung, die Joshua damals empfangen hat.«

      »Ha!« Die Tasse klirrte, als Johanna sie wieder auf den Untersetzer stellte. »Von wegen. Sie erinnert sich nur noch an Bruchstücke. Scheinbar gab es magische Interferenzen. Die Prophezeiung hat sich nicht in ihrer reinen Form manifestiert.«

      »Aber der Foliant?«

      Wieder musste sie den Kopf schütteln. »Sie hat ihn bereits mehrfach berührt. Keine Reaktion. Die Schrift bleibt unleserlich, und sie …«

      »… spuckt keinen Rauch«, kam es von Leonardo. »Wunderbar.«

      »Sie war dort«, sagte Johanna.

      Erst vor wenigen Stunden hatte Jen ihr diese Kleinigkeit mitgeteilt. In all der Hektik der vergangenen vierundzwanzig Stunden, dem Aufenthalt der Zurückgekehrten im Heilflügel und dem, was folgte, hatte sie das vergessen.

      »Wer?«

      »Die Schattenfrau.«

      Jetzt war es an Leonardo, entsetzt dreinzuschauen. »Dieses verdammte Miststück ist uns ständig einen Schritt voraus. Woher wusste sie es?«

      »Möglicherweise Zufall?«

      Er winkte ab. »Mach dich nicht lächerlich. Sie wusste, dass Jennifer an diesem Tag, zu dieser Stunde erstmals auf das Erbe von Joshua zugreifen würde. Wie kann das sein?«

      »Vielleicht hatte sie selbst einst eine Seherin? Oder sie hat einen der alten Seher ausfindig gemacht? Vergiss nicht, sie scheint auch schon verdammt lange unter uns zu weilen. Sie ist zweifellos älter als ich.«

      »Saint Germain und seine Bande mögen ja ein Problem darstellen, aber wir haben diese Frau viel zu lange gewähren lassen.« Leonardo ballte die linke Faust. »Nun kennt sie die Prophezeiung, zumindest die Fragmente, die Jennifer rezitiert hat.«

      »Damit kann sie gar nichts anfangen«, beruhigte Johanna ihn. »Es sind nebulöse Andeutungen, Splitter von dem, was kommt. Ehrlich gesagt bereitet es mir weitaus mehr Sorge, dass der dunkle Rat momentan verdächtig ruhig ist. Die Attacken der Schattenkämpfer haben weltweit nachgelassen.«

      »Die Ruhe vor dem Sturm.« Leonardo erhob sich und begann einen unruhigen Gang durch den Ratssaal. »Es ist, als geraten winzige Zahnräder eines gewaltigen Uhrwerks überall in Bewegung. Doch wir sehen nur die Teile, nicht das große Ganze. Wenigstens konnten wir die Sigilklinge sicherstellen und in den verbotenen Katakomben verwahren.«

      Johanna seufzte. So war es stets. Jede Partei versuchte, der anderen einen Schritt voraus zu sein. Damals hatten sich Licht und Schatten vereint, um den Wall zu schaffen. Heute wollte der dunkle Rat nur noch eines: die Barriere niederreißen. Wiederauferstehen zu alter Macht und Größe.

      Sie waren hier, um das zu verhindern.

      Die Klinke wurde nach unten gedrückt. Ein weißhaariger Mann mit zerzaustem Schopf betrat den Raum.

      »Ah, Albert«, begrüßte Johanna Einstein. »Du hast dir Zeit gelassen. Wir hätten deine Hilfe heute gut gebrauchen können.« Dabei warf sie einen durchdringenden Blick zu Leonardo.

      »Aber ja, aber ja«, kam es zurück. »Das hättet ihr wohl.« Sie umarmten einander. Nachdem Einstein Platz genommen hatte und vorsichtig an seinem frisch aufgebrühten Kaffee nippte, sagte er: »Ich habe mir das Artefakt angesehen, das du, mein lieber Leonardo, so leichtfertig eingesetzt hast.« Bevor der Angesprochene etwas erwidern konnte, winkte Einstein ab. »Lass gut sein, es geht hier und jetzt nicht um Vorwürfe. Doch eure Vermutung war korrekt: An dem Artefakt wurde herumgepfuscht. Oder genauer: Es wurde absichtlich manipuliert.«

      »Da hat wohl damals jemand ziemlich raffiniert reagiert«, sagte sie. »Die wussten, dass wir es bekommen, also haben sie …«

      »Nein«, unterbrach Einstein.

      »Nein?«

      »Nein«, bestätigte er. »Die Manipulation ist erst hier geschehen. Im Castillo. Als das Artefakt bereits eingelagert war.«

      Johanna erbleichte.

      Leonardo schaute den alten Mann entsetzt an. »Das kann nicht sein. Niemand kommt in den verbotenen Bereich außer …«

      »Die Mitglieder des Rates«, bestätigte Einstein. »Doch es stimmt. Der Zauber wurde hier erzeugt und an das Artefakt geknüpft. Kein Zweifel.« Er nahm einen weiteren Schluck Kaffee.

      Stille senkte sich herab.

      Dann sagte er: »Jemand aus dem Rat hat uns verraten. Schon wieder.«

Скачать книгу

Яндекс.Метрика