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Das Erbe der Macht - Die komplette Schattenchronik. Andreas SuchanekЧитать онлайн книгу.

Das Erbe der Macht - Die komplette Schattenchronik - Andreas Suchanek


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Hätte ich ihn töten wollen, läge er jetzt nicht in Theresas kleiner Kräuterstube. Du vergisst dabei übrigens noch etwas.«

      »Vermutlich eine Menge.«

      »Ich meine damit Folgendes: Oh, du böse Schattenfrau hast Mark getötet, hast Nostradamus in eine Statue verwandelt, Jen und Alex in eine Falle gelockt. Du hast das Contego Maxima gestohlen und dann, als der Gassenjunge und Miss Arroganz schon dachten, sie hätten es geschafft, sie an einen Ort ohne Wiederkehr geschickt.«

      Ein eisiger Schreck durchfuhr Johanna. »Jen und Alex? Was ist mit ihnen?«

      »Wie immer setzt du deine Prioritäten falsch, meine Gute. Sag doch lieber mit einem ausreichenden Maß an Entsetzen: das Contego Maxima?!«

      Johanna starrte mit schreckgeweiteten Augen zu ihrer Feindin. Falls diese den absoluten Schutz besaß, konnte niemand sie aufhalten. Andererseits spürte sie zwar die Schattensphäre, die aus düsterer Nebelmagie bestand, doch darüber hinaus gab es keinen derart starken Schutz.

      »Deine Gedanken sind dir auf dem Gesicht abzulesen.« Die Schattenfrau fühlte sich offensichtlich nicht im Mindesten verängstigt, obgleich in diesem Augenblick eine Horde Ordnungsmagier die Bibliothek stürmte. Angeführt von Tomoe und Eliot Sarin bildeten sie einen Kordon unter dem Balkon. Damit fehlte nur noch Einstein. »Du wirst auf ewig im Immortalis-Kerker schmoren.« Johanna spie die Worte förmlich aus.

      »Nicht wirklich. Aber bevor unser kleiner Plausch gestört wird, fehlt noch etwas.« Sie riss den Stab in die Höhe, deutete auf die Regalreihen mit den Folianten und rief: »Ignis aemulatio.«

      Magisches Feuer entstand. Johanna wob sofort ein Symbol, um den Flammen jeden Sauerstoff zu entziehen, doch sie wurden aus der Essenz ihrer Feindin gespeist und entzogen sich den Gesetzen der Physik. Sie sprang nach vorne. Stab traf auf Stab. Funken flogen, als die beiden magischen Erweiterungen ihrer Sigile gegeneinander ankämpften. Wie Schwerter führten sie die Essenzstäbe. Ringsum teilten sich die Flammen, fraßen sich in Bücher, Papyri, Regale, Sitzmöbel. Die Bibliothek verwandelte sich binnen Minuten in ein Flammenmeer.

      »Du Wahnsinnige!« Johanna tauchte unter einem Hieb weg, führte ihren Stab gegen das Nebelfeld. Ein Schmerzensschrei erklang. »Du bist also nicht unverwundbar.«

      »Mitnichten, meine Liebe«, erwiderte die Feindin. »Du jedoch ebenso wenig.«

      Der Kraftschlag traf sie frontal. Johanna segelte über die Brüstung, hinein in die Flammen. Im letzten Augenblick schützte sie ihren Körper vor der Hitze, ließ Sauerstoff direkt in ihrem Mund und in der Nase entstehen, legte ein Flammensiegel um den eigenen Körper. Auf dem Balkon brach eines der größeren Regale zusammen. Die Schattenfrau stieß sich vom Boden ab, flog langsam empor. Die eine Hälfte ihres Nebelfeldes bestand aus Flammen, die andere aus lichtschluckender Schwärze. Sie lachte, schwebte über allem wie ein Gestalt gewordener Racheengel.

      Die Ordnungsmagier versuchten, das Feuer zu löschen. Ihre Verzweiflung wuchs. Tomoe und Albert, der soeben eintraf, nutzten Aufrufzauber, um die unbeschädigten Bücher aus dem Raum zu werfen. Gleichzeitig starteten sie unablässig Attacken gegen die Schattenfrau. Sie verpufften sinnlos. Wer auch immer unter dem Nebelfeld steckte, war sehr alt und unglaublich stark.

      »Wir werden sehen, wie ihr ohne das Wissen auskommt, das über Jahrhunderte gesammelt wurde«, hallten die Worte der Feindin zu ihnen herüber. »Ihr verdient es nicht.«

      Johanna wollte sich das Gesäusel nicht länger anhören. Sie ließ die Essenz zusammenfließen, wartete, bis die Schattenfrau sich ihr wieder zuwandte, und brüllte: »Potesta Maxima.« Der Schlag schleuderte die Feindin rücklings zwischen die brennenden Regale.

      18. Unkraut vergeht nicht

      Chloe rannte in Richtung Bibliothek. Beinahe hätte die Attacke aus dem Hinterhalt sie erledigt. Einzig ihrem Instinkt war es zu verdanken gewesen, dass der Wechselbalg sie nicht hatte erledigen können. In der Ferne erkannte sie Kevin, der in Richtung Globenraum unterwegs war. »Hey!«

      Er hielt inne. »Chloe. Geht es dir gut? Du blutest. Es war Max.«

      »Ich weiß.« Sie drückte ihm den Kontaktstein in die Hand. »Den hatte das Mistding. Hat mich angegriffen und wollte meine Haut zu Stein werden lassen. Wenn Eliot und seine Jungs nicht vorbeigekommen wären und mich befreit hätten, wäre ich jetzt eine hübsche Gartendekoration. Mit dem Kontaktstein kannst du den echten Max finden, sie sind noch immer verbunden – falls er am Leben ist. Beeile dich besser.«

      Sie ließ ihn stehen und rannte zur Bibliothek. Der Wechselbalg hatte am Ende davon gesprochen, dass er für die letzte Etappe dorthin gehen würde. Schon von Weitem konnte sie erkennen, dass im Inneren gekämpft wurde. Clara war scheinbar über die Brüstung gefallen, hatte sich aber noch abfangen können.

      Chloe schlug sich in den rückwärtigen Teil der Bibliothek durch, stieg die hintere Wendeltreppe auf den zweiten Balkon hinauf. Direkt vor ihr lag Chris. »Mensch, du kriegst es aber auch ständig ab, was?«

      Der Freund war bewusstlos. Sie wirkte einen Schwebezauber, der ihn über die Brüstung nach unten und aus der Bibliothek in Richtung Krankenflügel schickte. Vermutlich würde er ordentlich fluchen, wenn er nach dem Aufwachen schon wieder Theresa vor sich sah. Unweigerlich musste sie schmunzeln.

      Dann kam das Feuer.

      Die Schattenfrau versiegelte das Archiv und setzte die Bücher in Flammen. Chloe trabte die Treppe weiter empor, hinauf auf den dritten Balkon. Sie wob einen Schutz um ihren Körper und schlich zur Balustrade. Langsam zog sie die Sigilklinge hervor, die der Wechselbalg beim Kampf verloren hatte. »Wie wäre es mit ein wenig eigener Medizin«, flüsterte sie. Ihr Schädel pochte. Die verdammte Kreatur hatte ihr einen ordentlichen Schlag versetzt, der ihr beinahe das Bewusstsein geraubt hatte. Nur deshalb hatte er den Steinzauber auf sie legen können. »Aber nicht mit mir.«

      Sie wartete auf den geeigneten Moment.

      Johanna flog über die Brüstung, stieg jedoch in die Höhe und führte einen Kraftschlag aus. Die Schattenfrau wurde quer durch den Raum katapultiert und krachte in ein Regal auf der zweiten Ebene. Chloe rannte zur Treppe, sprang hinunter, rollte zwischen den Feuerzungen hindurch und kam wieder hoch. Die Feindin erhob sich gerade, als Chloe ausholte und zustieß. Ein Schrei erscholl, als die Klinge das Nebelfeld durchstieß. Ein Schlag traf sie, ließ ihren Körper gegen das nächste in Flammen stehende Regal krachen. Die Schattenfrau zog die Sigilklinge aus ihrer Seite, hielt sie in die Höhe. Mit aufgerissenen Augen starrte Chloe auf das Artefakt, das zerbröselte.

      »Ah, und ich habe mich schon gefragt, ob es tatsächlich geschieht.« Das Flüstern drang heiser und bösartig aus dem Nebelfeld hervor. »Herzlichen Glückwunsch, Chloe, du hast die Sigilklinge zerstört. Du kannst stolz auf dich sein.« Die Schattenfrau taumelte. Blut floß aus einer Wunde zu Boden, löste sich jedoch auf, bevor es in die Flammen tropfen konnte. »Wenn du darauf hoffst, mich damit getötet zu haben, muss ich dich enttäuschen. Das Nebelfeld hat den Effekt der Klinge neutralisiert. Verletzt hast du mich, sterben werde ich jedoch an einem anderen Tag.«

      Chloe kam in die Höhe. »Wie hast du so schön zu Johanna gesagt: Versprich nichts, was du nicht halten kannst.« Sie richtete den Essenzstab aus. »Potesta Maxima. Ignis Aemulatio.«

      Der Schlag warf die Schattenfrau zurück. Sie schwankte. Aus ihrem Nebelfeld züngelten Flammen empor. Ein blutroter Schleier legte sich auf Chloes Blickfeld. Sie zeichnete Symbole, initialisierte Kampfzauber mit Worten und schwang ihren Essenzstab gegen die Feindin. Attacke um Attacke leitete sie ein. Doch die Schattenfrau hielt stand. Sie war geschwächt, zweifellos, aber noch nicht am Ende.

      »Ich habe, was ich will.« Die Feindin wehrte einen weiteren Kraftschlag Chloes ab, bewegte sich auf das Portal zu, das in der Ferne schwebte. Wie es auch immer hierhergekommen war, sie würde nicht zulassen, dass das Weib entkam.

      »Du kannst mich nicht aufhalten, Chloe.« Die Feindin hielt inne, schaute zwischen herabregnenden Trümmern und Flammen zurück. »Glaub ja nicht, dass du entkommen wirst. Ihr spielt


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