Эротические рассказы

Das Erbe der Macht - Die komplette Schattenchronik. Andreas SuchanekЧитать онлайн книгу.

Das Erbe der Macht - Die komplette Schattenchronik - Andreas Suchanek


Скачать книгу
wahres Antlitz schaust, wirst du den Schmerz darin erkennen, für den ihr alle verantwortlich seid. Es gibt keinen Unschuldigen unter euch.«

      »Du hörst dich gerne reden, oder?« Chloe ballte die Linke so fest zur Faust, dass die Fingerknöchel weiß hervortraten. »Du bringst uns allein durch dein Geschwafel um.«

      Die Flammen leckten über die Decke, durchsetzten den Boden. Ein Nimag wäre längst zu Asche verbrannt gewesen, aber zuvor an einer Rauchvergiftung gestorben. Das lodernde Orangerot, der Geruch nach brennendem Holz und das Knistern von Papier erschufen das Bild eines Infernos. Sie standen inmitten der Flammen, Auge in Auge. Für einen kurzen Moment spürte Chloe etwas Vertrautes. Das war unmöglich, doch wie die Schattenfrau dastand, ihre Haltung, ihre Gestik, die Wahl ihrer Worte, glaubte Chloe, sie schon einmal gesehen zu haben. Irgendwann. Irgendwo. Oder zumindest jemanden, der ihr ähnelte. Sie wollte den Gedanken greifen, aber er verschwand.

      Ein Bild in einem Buch? Eine alte Aufzeichnung? Sie zerbrach sich den Kopf, doch ihr Geist stellte keine Verbindung mehr her. Die in Nebel getauchte Silhouette war wieder so unbekannt wie zuvor.

      Spielt es eine Rolle?

      Nach allem, was die Schattenfrau angerichtet hatte, war es Chloe egal, wer sie war. Sie wollte, dass die Feindin für ihre Morde bezahlte. Selbst wenn am Ende eine große Persönlichkeit der Menschheitsgeschichte unter dem Schattenfeld steckte, änderte das gar nichts.

      »Leb wohl, Chloe.« Die Feindin wandte sich wieder dem Portal zu, rannte durch die Flammen darauf zu.

      Kurz bevor sie es erreichte, schwebte Johanna von oben herab, den Essenzstab auf die Schattenfrau gerichtet. Sie landete auf dem Balkon. »Es ist genug. Leg deine Waffen nieder und auf dich wartet lediglich der Immortalis-Kerker. Kämpfe weiter und ich beende dein zweites Leben hier und jetzt.«

      Chloe machte sich dazu bereit, ebenfalls in das Geschehen einzugreifen. Mittlerweile lechzten die Flammen nach der Decke des Raumes. Doch die anderen hatten Sicherungsmaßnahmen ergriffen. Wände und Decke wiesen das Feuer ab. Der gemeinsame Schutz versiegelte das Material. Die meisten Bücher, Folianten und Papyri waren verloren, aber immerhin würde das Castillo heute nicht abbrennen.

      »Na, wenn das so ist.« Die Schattenfrau machte einen Schritt zurück, richtete den Essenzstab zu Boden. »Dann werde ich mich wohl ergeben. Hm. Wenn ich es mir recht überlege, tue ich das doch nicht.«

      Ein Kraftschlag krachte in den Holzuntergrund des Balkons, der längst völlig instabil geworden war. Die gesamte Umgebung schien mit einem Mal in eine grausame Zeitlupe getaucht. Fliegende Funken, lodernde Flammen, knackendes Holz. Der Rauch wallte auf, als der Boden wegbrach.

      Johanna ruderte mit den Armen. Sie wollte einen Zauber weben, kam jedoch nicht mehr dazu. Die Schattenfrau stand einfach nur ruhig da und erwartete den kommenden Sturz. Chloes Gedanken rasten, doch ihr Körper reagierte so zäh, als bewege sie sich in Sirup.

      Der Boden war fort.

      Als habe jemand die Play-Taste bei einem Video gedrückt, lief alles wieder normal ab. Sie fiel. Flammen schossen an ihr vorbei, Holzsplitter wirbelten durch die Luft, oben wurde zu unten.

      Sie fielen hinab in ein orangerotes, tödliches Meer.

      19. Der entartete Zauber

      Schweißtropfen perlten über ihr Gesicht, das Haar lag schweißverklebt an. Jens Lider flatterten, doch sie reagierte nicht auf Ansprache. Alex prüfte erneut ihren Puls. Er ging schnell, war aber immerhin vorhanden.

      »So fängt es an«, sagte Tilda. Sie schob ihn beiseite und drückte Jen einen Stoffbeutel auf die Stirn, aus dem der Geruch von Kräutern emporstieg. »Der Schleier raubt ihr die Kraft. Bald wird sie sterben.«

      Alex wollte bei diesen gnadenlosen Worten auffahren. Als er jedoch in Tildas Gesicht blickte, schwieg er. Die rundliche Frau wischte fahrig ihre Hände an einer Schürze ab. Sie wirkte traurig. Für einen Augenblick hatten Jen und er ihr Hoffnung gegeben. Hoffnung auf ein Leben außerhalb der Mauern des verlorenen Castillos, nicht länger in Einsamkeit.

      »Du bist der Nächste«, sagte Tilda. »Bereite dich besser darauf vor.«

      »Einen Teufel werde ich.« Alex funkelte sie an, nun doch wütend. »Amon hat etwas von einem Artefakt geschrieben. Boah, wenn ich das Wort noch einmal höre. Wo ist es?«

      »Oben.«

      »Wo.Oben.Ist.Es?« Seine Geduld wurde wirklich auf eine harte Probe gestellt.

      »Amon wollte es an der höchsten Stelle des Castillos errichten. Daher wählte er den zentralen Turm.«

      Er beugte sich über Jen. »Halte durch, okay.« Ganz leise flüsterte er ihr ins Ohr. »Backen. Mein Lieblingshobby ist Backen.« Alex ging zur Tür.

      »Ich passe auf sie auf«, rief Tilda ihm nach. »Viel Glück.«

      »Danke.«

      Er verließ die Küche. Stille lag über allem, als er durch die Gänge des verlassenen Gebäudes schritt. Wieder bekam er eine Gänsehaut. Die Vorstellung, dass hier vor vielen Jahren Lichtkämpfer geschäftig herumgeeilt waren, während der Tod sich ihnen lautlos genähert hatte, ließ ihn erschaudern. Er ging um eine Kurve und stolperte prompt. Im nächsten Augenblick fand er sich Auge in Auge mit einem Skelett wieder, das am Absatz der Treppenstufen lag.

      »Ich bin verdammt noch mal der Neuerweckte«, fluchte er. »Warum hat das Ding nicht mein Sigil angezapft und Jen das Problem lösen lassen?« Er stand auf.

      Alex stieg die Treppen empor ins oberste Stockwerk, das keine umlaufende Galerie besaß und die gesamte Fläche einnahm. Von dort führten weitere Stufen hinauf zum zentralen Turm. Als er die Hälfte der Strecke zurückgelegt hatte, spürte er es bereits. Nun, er konnte nicht genau sagen, was er da fühlte, aber etwas war da.

      Er kam in einem kreisrunden Raum heraus, der an ein Observatorium erinnerte. Hoch über ihm, unter einer gewölbten Decke, war ein Gitter aus Stahl und Chrom angebracht. Blitze zuckten herab, auf ein Gebilde aus Eisen und Holz. Es ähnelte von der Beschreibung her dem Erdbebenartefakt, von dem Clara und Max erzählt hatten. Das Holz bildete bewegliche Schalen aus, Eisenornamente blieben in ständiger Bewegung. »Ich hasse dieses Zeug.«

      Er mochte Magie, aber Artefakte konnte er nicht ausstehen. Sie alle besaßen furchtbare Eigenschaften, die immer wieder außer Kontrolle gerieten. Ob bei der Erdbebengeschichte, dem Folianten oder der Sigilklinge – man durfte diesen Dingern niemals trauen.

      »Sprungtore sind genauso schlimm«, murmelte er, sich vorsichtig dem Zentrum des Raumes nähernd.

      Nachdem die Schattenfrau erfolgreich bewiesen hatte, dass das Portalnetz unsicher war, würde er zukünftig nicht mehr so sorglos hineinspringen können. Gut, dank der Übelkeitsanfälle hatte er es eigentlich noch nie sonderlich gemocht.

      Das Artefakt reagierte auf ihn. Alex konnte spüren, wie die Spannung im Raum zunahm. Die Härchen auf seinen Armen stellten sich auf. Er hob den Essenzstab, wusste aber gar nicht, was er nun tun sollte. Eine Schutzsphäre?

      Bevor er zu einer Entscheidung kommen konnte, spürte er das gierige Tasten. Die Illusion zerstob. Dort, wo das Artefakt im Raum hing, hatte sich ein groteskes Etwas manifestiert. Ein schwarzes, protoplasmatisches Ding, dessen Tentakel nach ihm tasteten. Pure Angst griff nach Alex, als er das Gefühl hatte, in einen bodenlosen Abgrund zu stürzen. Doch ebenso plötzlich, wie es gekommen war, verschwand das Gefühl. Die Tentakel zogen sich zurück, ließen ihn unbehelligt. Die Illusion saß wieder perfekt.

      Er rannte zur Tür. Auf der Treppe hielt er keuchend inne. Erst jetzt bemerkte er, dass sein Hemd durchgeschwitzt an seinem Oberkörper klebte. Seine Hände zitterten. Was war das nur für ein Ding gewesen?

      Er atmete langsam ein und wieder aus, versuchte, seine Gedanken zu klären. Die Tentakel, das hatte er spüren können, hatten nach seinem Sigil getastet, wie ein Raubtier, das aus dem Versteck hervorsprang und gnadenlos zuschlug. Doch sie hatten es verschmäht.


Скачать книгу
Яндекс.Метрика