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Um mês de amor. Miranda LeeЧитать онлайн книгу.

Um mês de amor - Miranda Lee


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sich Blake seinetwegen beim Chief Superintendent verantworten musste.

      McGinnis schätzte die Distanz zur Monterey-Zypressengruppe und entschied sich nicht zu laufen, sondern den Land Rover zu nehmen. Acht lange Jahre hatte er in London Streifendienst gemacht und wenn er dabei eines gelernt hatte, dann, dass Laufen gar nicht so gesund war, wie allgemein behauptet.

      So nah wie nur möglich lenkte er den schweren Geländewagen an die Fundstelle heran. Er suchte sich eine Stelle, von der er nach menschlichem Ermessen davon ausgehen konnte, dass das Fahrzeug nicht auf Nimmerwiedersehen im Moor versinken würde. Es machte sich in der Personalakte nicht gut, schlecht mit Dienstfahrzeugen umzugehen. Er wusste das aus eigener Erfahrung nur zu gut. McGinnis konnte sich vor allem das dumme Gerede der Kollegen ausmalen, wenn er eingestehen musste, einen erst sechs Monate alten Range Rover auf Nimmerwiedersehen in einem schottischen Moor versenkt zu haben. Allein das ließ ihn achtsam sein.

      Es erstaunte ihn, dass jemand neben der Leiche hockte und ihm freundlich zuwinkte. McGinnis erkannte ihn sofort. Es war der junge Mann, der mit ihm im ›Wallace Inn‹ wohnte.

      »Was machen denn hier?« erkundigte er sich. Dabei fiel dem Sergeant ein, dass er den Mann beim Frühstück gar nicht gesehen hatte. Jedoch hatte er sich dabei nichts weiter gedacht, denn es war letzte Nacht recht spät geworden.

      »Als guter Staatsbürger habe ich Ihnen ihren Job abgenommen, und heute Nacht auf den toten Mister Gaskell aufgepasst. Stellen Sie sich nur vor, Sie hätten ihn nicht mehr vorgefunden.« Ein Schmunzeln zeigte sich auf seinem Gesicht. »Was glauben Sie, was das für einen Skandal verursacht hätte?«

      Auch wenn der Sergeant sichtlich erleichtert über das Vorhandensein der Leiche war, kamen ihm Bedenken. Allerdings konnte er sich an keine Dienstvorschrift erinnern, in der das unaufgeforderte Bewachen eines Corpus Delicti durch eine nicht autorisierte Zivilperson geregelt war.

      Der junge Mann schien ihm seine Bedenken anzusehen.

      »Jetzt machen Sie sich mal keine Gedanken. Es bleibt unter uns, Sergeant«, versprach er mit einem fröhlichen Lachen. »Ich selbst bin ja auch etwas erstaunt über die Art und Weise, mit der Ihr Vorgesetzter die Untersuchung führt.« Er grinste. »Aber das ist schließlich seine Sache und soll nicht mein Problem sein.«

      Der Sergeant wurde jetzt sichtlich ruhiger. Am Ende siegte bei ihm aber doch die Pflicht, die er mit einem Schuss Höflichkeit würzte.

      »Ich danke Ihnen. Muss eine harte Nacht für Sie gewesen sein. Sie wirken etwas mitgenommen«

      »Damit haben sie völlig recht, Sergeant. Na ja, ich kann mich ja gleich ein wenig hinlegen«, griente der junge Mann.

      »Sagen Sie, wer sind Sie eigentlich, und was hat Sie in diesen scheußlichen Landstrich verschlagen?« erkundige sich Cyril McGinnis.

      »Mein Name ist Terry Prescott, und wenn Sie noch nie etwas von mir gehört haben, dann liegt das weder an mir noch an Ihnen. Ich bin seit etwa zehn Tagen hier und werde wohl auch noch einige Zeit in der Gegend hängen bleiben. Wenn es Sie interessiert, Sergeant, ich beobachte das Verhalten einiger seltenen Moorentenarten bei der Futtersuche. Ist ein interesantes Gebiet. Na ja, sicher nicht für jeden, aber für mich zumindest.«

      Dem Detective Sergeant war es gleich, was Wissenschaftler so trieben. In seinen Augen waren sie alle Tagediebe, die nichts besseres mit sich anzufangen wussten als dicke, völlig unverständliche Bücher zu schreiben, im Wissen, dass diese wiederum, dann andere Wissenschaftler im Schweiße ihres Angesichts lesen mussten. Aber er wollte sich von seiner gutmütigen Seite zeigen.

      »Ich muss fairerweise gestehen, dass es nur eines geben würde, was mich an diesen Vögeln interessiert« Jetzt musste auch McGinnis lächeln. »Wie man sie am besten auf den Grillrost packen kann. Aber mal im Ernst, was muss man denn anstellen, um sie zu beobachten?«

      »Nun, das ist eine etwas komplizierte Angelegenheit«, erklärte Terry Prescott ausweichend. »Ich werde es Ihnen ein anderes Mal erklären, wenn Sie möchten. Im Augenblick bin ich einfach zu müde.« Prescott gähnte betont. »Immerhin habe ich mir die Nacht mit einer Leiche um die Ohren geschlagen.« Er streckte seine Arme weit von sich. »Wenn Sie noch ein wenig Zeitvertreib suchen, dann werfen Sie doch noch ein paar Mal Ihren Anker aus, Sergeant. Das Moorloch hier ist, wie übrigens alle in dieser Gegend, sehr bemerkenswert. Es ist keineswegs grundlos. Unten liegt lediglich ein wenig Schlick, aber dann folgt eine Felsplatte. Und wenn schon mal etwas hineingefallen ist, dann müsste es sich finden lassen. Alles Gute, Sergeant.«

      Prescott schüttelte McGinnis noch die Hand und machte sich auf den Weg zur Pension.

      Wenn ihm der junge Mann nichts über sein Schaffen verraten wollte, dachte der Sergeant, dann werde ich ihn nicht drängen. Und um sich etwas die Zeit bis zum Eintreffen des Leichenwagens zu vertreiben, holte er sich die Leine mit dem vierarmigen Haken aus dem Land Rover. Dann begann er gezielt in der schwarzbraunen Brühe zu fischen. Im Rahmen seiner Ausbildung hatte er auch Dienst bei der Flusspolizei machen müssen. Er konnte sich noch gut daran erinnern, sich beim Bergen seiner ersten Wasserleiche übergeben zu haben. Bis heute verstand er nicht, dass es unter seinen Kollegen tatsächlich welche gab, die damit nicht das geringste Problem hatten. Immerhin wusste er von damals, wie man gezielt nach Wasserleichen suchte.

      Trotz seiner mächtigen Pranken steckte eine unerwartete Sensibilität in seinen Fingern. Ein leichter Ruck am Seil genügte und er konnte bereits am Widerstand spüren, was der Haken gegriffen hatte.

      McGinnis war selbst erstaunt, was er mit der Zeit spielerisch an Land zog. Erst fischte er einen abgetragenen Ledermantel heraus, dann das verbogene Vorderrad eines Fahrrades und auch ein leerer Rucksack gehörte zur Ausbeute. Schmunzelnd betrachtete er die Sachen.

      Dann änderte sich alles. Das Seil meldete ihm etwas, das den Sergeant im Handumdrehen wieder dienstlich werden ließ. Nach anfänglichem Widerstand war der ausgeworfene Haken in etwas Weiches eingedrungen und schleppte jetzt einen längeren Gegenstand von beträchtlichem Gewicht, der unter Zug im Wasser pendelte.

      McGinnis wusste die Anzeichen sofort zu deuten. Eine der vier Spitzen war durch groben Stoff gedrungen. Er tippte auf einen dieser schweren Regenmäntel, wie ihn Leute tragen, die viel unter freiem Himmel arbeiteten. Danach hatte er Knochen gestreift und jetzt steckte der Haken in dem verwesenden Fleisch eines Menschen, der mindestens fünf bis sechs Tage, keinesfalls aber mehr als zwei Wochen im Wasser lag. Das Pendeln verriet ihm, dass der Haken im oberen Teil des Brustkorbes gegriffen hatte. Deshalb ließ sich der tote Körper auch nicht gleichmäßig durch das Wasser ziehen. Vom Kraftaufwand, den er aufbringen musste, schlussfolgerte er, dass die Leiche etwa einhundertachtzig bis einhundertneunzig Pounds wog. Diese Gewichtsklasse war für eine Frau eher ungewöhnlich und deshalb tippte McGinnis auf einen Mann.

      Der Sergeant sah sich kurz um, fand einen einigermaßen kräftigen Baumstumpf und vertäute das Seil fachmännisch mit einem Seemannsknoten. Mit sich zufrieden kramte er eine Blechschachtel aus einer Manteltasche und entnahm ihr eine seiner fürchterlichen Zigarren, die er auf inständiges Bitten seiner Mitmenschen nur noch im Freien rauchte.

      McGinnis hatte an die zweitausend davon aus der Konkursmasse eines Tabakhändlers erworben. Er hatte das für eine glänzende geschäftliche Leistung gehalten und wollte die Zigarren gewinnbringend veräußern. Zu seiner Enttäuschung fand er keine Abnehmer. Niemand interessierte sich für die Dinger. Weil die Zigarren nun aber schon einmal da und zudem bezahlt waren, ging er selbst dem Vorrat energisch zu Leibe.

      Detective Sergeant McGinnis hatte ein ausgezeichnetes, und wie einige Kollegen behaupteten, fast fotografisches Gedächtnis. Selbst wenn er nach Jahren wieder durch sein ehemaliges Streifenrevier ging, bemerkte er jeden der neu eingesetzten Pflastersteine. Angaben, die er bekam, blieben haften. Prallte er im Dunkeln gegen einen Mann, der einhundertsechzig Pfund wog und sechs Fuß groß war, dann warf sein Gehirn alle gesuchten Personen aus, auf die diese Angaben zutrafen. Erst nach dieser Zeitverzögerung kam es ihm in den Sinn, sich bei dem Angerempelten zu entschuldigen. In diesem Punkt war er eine perfekte Fahndungsmaschine. Fantasie, so war seine Auffassung, brauchte ein Sergeant nicht zu haben, denn dafür gab es die Inspektoren – allen voran natürlich Inspektor Blake.

      Auch


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