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Toni der Hüttenwirt Paket 1 – Heimatroman. Friederike von BuchnerЧитать онлайн книгу.

Toni der Hüttenwirt Paket 1 – Heimatroman - Friederike von Buchner


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auf. »Ich danke Ihnen für die Fürsorg’, die sie…«, Petra zögerte einen Augenblick, »Vater Vogelmeier angedeihen lassen. Ich habe ihm den Namen Vater Vogelmeier gegeben. Ich weiß nicht, wie ich ihn sonst nennen soll.«

      »Des is’ a gute Idee. Des paßt. Hier sagt man ja auch einfach Baumberger oder Bauer. In der Familie sagen die Schwiegerkinder oft auch Vater oder Mutter und dann hängen s’ den Familiennamen dran. Vater Trachsel und Mutter Trachsel zum Beispiel. Zu uns kannst einfach Baumberger sagen oder Xaver und Meta. Dein Vater war mein bester und ältester Freund.«

      Petra nickte nur.

      »Soll ich nicht doch mit dir gehen?« fragte Anna und legte ihre Hand auf Petras Hand, mit der diese den Schlüssel umklammerte.

      »Nein! Danke für dein Angebot! Aber es wäre schön, wenn du später vielleicht vorbeikommen würdest.«

      Anna warf einen Blick zur Uhr.

      »Gut! Dann bin ich zu Mittag, wenn’s läutet, bei dir.«

      Sie brachten Petra zu ihrem Auto und erklärten ihr den Weg.

      Anna, Meta und Xaver schauten Petra nach, als sie davon fuhr.

      »Ja, ja! Des is’ ein schwerer Gang für das Madl!« bemerkte Xaver voller Mitgefühl. »Da fragt man sich, warum der Herrgott des alles zugelassen hat.«

      »Darauf weiß nur er selbst da oben im Himmel eine Antwort. Er wird schon wissen warum.«

      »Wir müssen auf das Madl ein bisserl aufpassen, Meta.«

      »Des tun wir, Xaver! Das bist du deinem Freund auch schuldig.«

      *

      Petra Pfleider steuerte ihr Auto langsam durch Waldkogel. Sie fuhr bewußt langsam und schaute sich dabei um. An der Haltestelle vor der Kirche stand ein Bus. Petra mußte anhalten, weil sie wegen eines langsam fahrenden Fuhrwerks auf der Gegenseite nicht überholen konnte. Sie schaute sich um. An der Mauer hing ein Schild, darauf standen die Öffnungszeiten des Friedhofs, der hinter der Kirche lag.

      Petra stellte ihr Auto auf dem kleinen freien Platz vor der Kirche ab. Das schmiedeeiserne Tor quietschte, als sie eintrat. Der Friedhof war nicht groß. Auf den Kieswegen mit den hellen kleinen Kieseln lag kein Blatt. Einige große Kastanienbäume spendeten Schatten. Auf den meisten Grabstätten standen Holzkreuze. Wind und Wetter hatten das Holz dunkelbraun, fast schwarz gefärbt. Es stand in großem Kontrast zu den weißen Emailschildern, auf denen die Namen, das Geburtsdatum und das Datum des Todestages standen. Alle Gräber waren sehr gepflegt, mit Blumen bepflanzt oder es standen frische Schnittblumen darauf.

      Wo war das Grab von Zacharias Vogelmeier?

      Petra ging durch die Reihen und las die Namen. Ganz hinten fand sie eine Grabstätte, auf dessen Grabkreuz der Familienname Vogelmeier stand. Das war auch ein frisches Grab, wie Petra an den aufgehäuften Blumen sehen konnte. Ich werde mich darum kümmern müssen, wenn es das Grab ist, dachte sie und blieb unschlüssig stehen.

      Petra hörte Schritte. Der feine Kies knirschte bei jedem Schritt. Sie drehte sich um.

      »Grüß Gott! Heiner Zandler, ich bin hier der Pfarrer. Ich habe dich vom Fenster aus gesehen. Suchst du ein bestimmtes Grab, meine Tochter?«

      Petra nickte, dann zeigte sie mit dem Finger auf das Grab. »Ist das das Grab von Zacharias Vogelmeier?«

      »Ja! Da haben wir den Zacharias zur letzten Ruhe gebettet, bei seinen lieben Eltern.«

      Petra schaute wieder auf die verwelkten Blumen. Verloren und verlegen stand sie da

      »Du bist seine Tochter, nicht wahr?«

      Petra fuhr herum.

      »Sie wissen?«

      »Ja, dein Vater hat mit mir über dich gesprochen. Ich hatte dich eigentlich zur Beerdigung erwartet.«

      »Ich war im Urlaub. Ich hatte bis gestern nicht einmal gewußt, daß er mein Vater ist. Jetzt habe ich einen toten leiblichen Vater, bin Erbin und weiß überhaupt nichts mehr.«

      Petra kämpfte mit den Tränen. Es waren aber in erster Linie Tränen der Wut und des Zorns, weniger der Trauer.

      »Wie konnte er mir das antun? Er hat von mir gewußt. Mit Doktor Leuthold hat er über mich gesprochen. Mit Ihnen, Herr Pfarrer, hat er über mich gesprochen. Wer weiß, mit wem er noch alles über mich gesprochen hat! Nur mit mir hat er nicht gesprochen! Warum? Bitte sagen Sie es mir? Warum?«

      »Diese Frage kann ich dir nicht beantworten. Was wirklich in seinem Inneren vorging, das weiß allein nur er und der Herrgott da oben im Himmel. Bist schon auf dem Hof gewesen, Petra? Du heißt doch Petra?«

      »Ja, mein Name ist Petra Pfleider. Ich war gerade auf dem Weg dorthin. Ich war bei Familie Baumberger. Sie haben mir den Schlüssel gegeben. Eigentlich muß ich mich schämen. Ich hatte nicht daran gedacht, auf den Friedhof zu gehen. Da habe ich das Schild gelesen.«

      »Da hat eine höhere Macht seine Hand im Spiel gehabt, Petra. Sie hat dich zuerst hierher zum Grab deines Vaters geführt, damit du Frieden mit ihm schließen kannst. Er war ein lieber Mensch, das kannst du mir glauben. In jungen Jahren war er ein Hitzkopf. Dafür hat er schwer gebüßt.«

      »Wie meinen Sie das, Herr Pfarrer?«

      »Er litt ein Leben lang darunter, daß er deiner Mutter unrecht getan hatte. Sie hatte ihn daraufhin verlassen. Die Ehe wurde annuliert. Er hatte immer gehofft, daß sie wieder zurückkommt. Er hatte deine Mutter geliebt und nach ihr niemals mehr eine andere Frau angeschaut. Er tanzte auf keinem Schützenfest. In einer besonderen Art und Weise hat er ihr die Treue gehalten und gehofft, daß sie wieder zu ihm zurückkommt.«

      »Aber Mutter hat kurz vor meiner Geburt geheiratet!«

      »Das wußte er nicht. Er erfuhr es erst, als Doktor Leuthold ihm schrieb. Das war nach deinem achtzehnten Geburtstag. Dann brach für ihn eine Welt zusammen. Wie lange ist das jetzt her? Das muß vor fünf oder sechs Jahren gewesen sein.«

      »Ich werde bald vierundzwanzig.«

      »Ja, dann stimmt es! Danach war er ein gebrochener Mann. Er alterte sehr schnell. Er kümmerte sich immer weniger um den Hof, verkaufte nach und nach alles Vieh. Am Schluß hatte er nur noch seinen alten Hofhund. Den mußte er vor einigen Wochen einschläfern.«

      Petra nahm allen Mut zusammen. Sie mußte die Frage stellen.

      »Man hat mir erzählt, er sei beim Klettern abgestürzt. Hat er sich umbringen wollen?«

      »Nein! Ganz bestimmt nicht! Dein Vater war sehr herzkrank. Er hatte immer wieder schwere Herzanfälle. Dann ging es ihm wieder besser, für Wochen. Klettern, Bergsteigen war das einzige, was er noch machte. Wir ermahnten ihn immer wieder, es sein zu lassen wegen seines kranken Herzens. Aber da hat er sich nichts sagen lassen. Die Berge gaben ihm Kraft und Zuversicht. Immer wieder ging er in die Berge. Nach einer Bergtour kam er dann auch immer gefestigt und voller Lebensmut zurück. Der Elan hielt nur nicht lange an. Ich denke, daß er einen schweren Herzanfall hatte und in Folge dessen abgestürzt ist. Mußt dir keine Gedanken machen, Petra! Dein Vater war ein gottesfürchtiger Mensch und hätte niemals sein Leben weggeworfen.«

      Petra atmete erleichtert auf.

      »Ich denke auch«, fuhr der Geistliche fort, »daß er sich bald bei dir gemeldet hätte. Wir haben oft darüber gesprochen. Er sah ein, daß er Kontakt zu dir aufnehmen mußte. Ich bin mir sicher, daß er das auch getan hätte. Er wollte dir einen Brief schreiben.«

      »Danke, Herr Pfarrer, daß Sie mir das gesagt haben.«

      »Du sollst Frieden schließen mit ihm, Petra!«

      »Ich werde es versuchen!«

      »Dann werde ich dich jetzt noch etwas allein lassen. Ich denke, daß du ein paar Tage bleibst. Wenn du Fragen hast oder jemanden zum Reden brauchst, ich bin für dich da.«

      »Ja, ich werde eine Weile bleiben. Wie lange, weiß ich noch nicht. Jetzt, nachdem Sie mir das alles erzählt haben,


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