Toni der Hüttenwirt Paket 1 – Heimatroman. Friederike von BuchnerЧитать онлайн книгу.
von der Berghütte runtergelaufen.«
Sie aßen. Petra fing an zu erzählen.
»In den Nebengebäuden und Ställen war ich noch nicht. Aber so heruntergekommen finde ich das Anwesen nicht. Sicherlich ist einiges kaputt. Sehr modern ist die Einrichtung auch nicht. Aber liegt darin nicht gerade der Reiz? Die Zeit scheint hier stillzustehen.«
»Da stimme ich dir zu. Es kommt immer darauf an, wie man etwas sieht, Petra!«
»Nach dem Essen zeige ich dir alles.«
Petra biß in den Käse.
»Der schmeckt so gut! Weißt du, wo der herkommt?«
»Der ist sicherlich von der Oberländer Alm. Ich erkenne den Käse an dem Geschmack. Die Hilda und der Wenzel machen ganz prima Käse. Sie beliefern die Gaststätte und Pension meiner Schwiegereltern und auch die Berghütte, die Toni und ich betreiben.«
»Ihr habt da oben eine Berghütte?«
»Ja! Ich habe mich sofort in diese Berghütte verliebt, als Toni sie mir gezeigt hatte. Es war Liebe auf den ersten Blick. Nicht nur bei Toni, auch die Berghütte hatte es mir mächtig angetan. Deswegen kann ich dich so gut verstehen, daß du dich hier auf Anhieb wohl fühlst. Du mußt uns bald besuchen. Du mußt Toni kennenlernen. Wir haben erst kürzlich geheiratet. Toni kannte deinen Vater auch. Aber das meiste kann dir wohl der alte Alois erzählen. Ihm gehörte früher die Berghütte. Er hatte deinem Vater das Klettern und Bergsteigen beigebracht als junger Bub. Alois lebt jetzt meistens bei uns auf der Hütte. Er gehört zur Familie.«
»Danke für die Einladung, Anna! Ich komme gern mal rauf.«
Nach dem Essen zeigte Petra Anna das ganze Haus.
»Einfach, aber sauber und gediegen, Petra. Die vielen Zimmer schreien direkt danach, wieder vermietet zu werden. Es gibt nie genug Zimmer in Waldkogel. Die Leute fragen immer nach Zimmern. Bei meinen Schwiegereltern. Meta schickt dir dann die Gäste, für die bei ihnen kein Platz mehr ist.«
»Ich muß erst über alles nachdenken. Aber vielen Dank für dein Angebot. Übrigens, ich war auf dem Friedhof.«
»Hast du das Grab von deinem Vater besucht?«
»Ja! Ich habe den Pfarrer Zandler kennengelernt. Er ist sehr nett.«
»Ja, das ist er.«
»Er will mich auch besuchen und mir helfen.«
»Wunderbar! Da sind meine Schwiegereltern, Toni und ich, der alte Alois, der Pfarrer und der Bürgermeister Fritz Fellbacher hilft dir auch. Weißt du, hier in Waldkogel ist alles familiär. Da halten die Leute noch zusammen. Es wird auch mal gestritten. Aber danach läßt man Fünfe gerade sein und ist gut Freund. Ich bin nicht von hier, Petra! Ich kann dir nur sagen, daß ich hier mit offenen Armen aufgenommen wurde.« Zwinkernd fügte Anna hinzu: »Nicht nur von meinem lieben Toni!«
»Du machst mir richtig Mut. Aber wie gesagt, ich will und darf mich von deiner Begeisterung für Waldkogel nicht anstecken lassen, Anna. Ich muß ganz sachlich entscheiden.«
»Das verstehe ich doch! Aber dein Herz sagt dir doch jetzt schon, daß du hierher gehörst. Laß dein Herz sprechen! Es zeigt dir deinen Weg. Dann wirst du für alle Probleme eine Lösung finden. Das mußt du mir einfach glauben, Petra. Ich habe es erfahren. Ich werde es dir erzählen, wie es mir gegangen ist, wenn du uns besuchen kommst.«
Anna verabschiedete sich von Petra.
Sie mußte gehen. Toni war in die Stadt gefahren, zum Fremdenverkehrsamt. Sie wollten gemeinsam wieder hinauf auf die Berghütte gehen.
*
Gerade als Anna mit dem Fahrrad vom Hof fahren wollte, bog ein Jeep von der Straße ab und hielt neben den beiden Frauen.
»Was willst du hier?« stieß Petra hervor.
Anna sah, daß Petra ziemlich erschrocken war.
»Verfolgst du mich? Lauerst du mir auf? Wie hast du mich gefunden?«
Der junge Mann stieg aus. Er lächelte.
»Das sind viele Fragen! Du scheinst ja nicht gerade begeistert zu sein?«
Petra errötete.
»Ah, du wirst rot! Sieh an, sieh an!« grinste der junge Mann.
»Und wenn? Was geht es dich an? Ich bin höchstens rot vor Wut. Erst bittest du mich um Benzin, dann schleppe ich dich ab. Vorher muß ich mir noch Ratschläge über Schweißmöglichkeiten an meinem Auto anhören. Dann schüttest du dein Werkzeug vor mir auf die Landstraße, daß ich fast einen Unfall gebaut hätte. Jetzt parkst du dein altes Vehikel ungefragt auf meinem Hof! Runter!«
»Dein Hof?« Christoph schaute sich um. Er ging weiter und besah sich das Gebäude.
Anna und Petra schauten ihm nach.
»Wer ist das?« flüsterte Anna ganz leise Petra zu.
»Christoph Unterlercher!«
»Das ist Christoph Unterlercher?« fragte Anna verwundert und anerkennend nach.
Jetzt verstand Petra nichts mehr.
»Diesen Namen hat er mir gesagt. Warum? Stimmt was mit ihm nicht?«
Weiter kamen die beiden in ihrem Gespräch nicht. Christoph Unterlercher kam auf sie zu.
»Das ist dein Hof?«
»Sozusagen ja! Deshalb steigst du jetzt in deinen Karren und fährst rückwärts wieder hinaus, wie du vorwärts reingefahren bist.«
»Ich wollte dir nur…«
»Zuerst runter vom Hof. Dort auf dem Weg ist genug Platz zum Parken.«
Christoph sah Petra mit seinen wunderschönen blauen Augen an, daß es ihr wieder so seltsam ums Herz wurde. Sie wurde von Gefühlen gepackt, daß sie nach Annas Hand griff und sich bei ihr festhalten mußte. Sie hatte plötzlich das Gefühl, als sacken ihr die Beine weg.
»Nun mach schon, was dir die Bäuerin gesagt hat!« ermahnte ihn Anna.
»Welche Bäuerin?«
»Petra, er scheint sehr begriffsstutzig zu sein. Er hat immer noch nicht begriffen, daß es dein Hof ist, und du folglich die Bäuerin bist.«
Christoph Unterlercher lächelte.
»Ihr könnt mich nicht verschaukeln. Die Petra ist nie und nimmer die Bäuerin. Sie ist aus der Stadt und hat die Berge zum ersten Mal gesehen. Außerdem, so sieht keine Bäuerin aus. Da glaube ich eher, daß du da, in deinem Dirndl, die Bäuerin bist. Du würdest eher auf den Hof passen!«
Anna und Petra mußten lachen.
»Dort ist die Straße!« sagte Anna.
Kopfschüttelnd setzte sich Christoph Unterlercher in sein Auto und fuhr rückwärts vom Hof herunter. Nachdem er sein Auto abgestellt hatte, kam er zurück. Petra war inzwischen ins Haus gegangen.
»Was willst du?« fragte Anna forsch. »Du kannst das mit mir regeln.«
»Ich wollte Petra das Benzingeld geben.«
Er hielt Anna einen Schein hin. Sie nahm ihn.
»Ich werde ihn ihr geben. Danke!«
Unschlüssig blieb er vor Anna stehen.
»Is’ noch etwas?« fragte Anna.
»Ja! Doch, ich weiß nicht recht, wie ich es sagen soll.«
Er dachte nach. Anna betrachtete ihn. Er sah wirklich gut aus.
»Egal! Man hat mir gesagt, daß das hier der Vogelmeier Hof ist und ich hier für die nächsten Wochen ein Zimmer bekommen könnte und vielleicht auch die Scheune mieten könnte.«
»Wer hat das gesagt?«
»Der Fritz Fellbacher, der Bürgermeister.«
Anna