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Toni der Hüttenwirt Paket 1 – Heimatroman. Friederike von BuchnerЧитать онлайн книгу.

Toni der Hüttenwirt Paket 1 – Heimatroman - Friederike von Buchner


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gut da oben auf der Berghütte leben. Ich war mit meiner Frau da sehr glückich. Lang, lang ist es her. Wenn der liebe Herrgott da oben dafür gesorgt hat, daß ich dem Toni meine Hütte geben kann, dann kann er doch auch dafür sorgen, daß der Bub eine Liebste kriegt. Meinst net auch, Pfarrer? Auf ein Wunder mehr oder weniger kommt es doch nicht an, oder?«

      Pfarrer Zandler mußte lachen.

      »Willst unserem Herrgott sagen, was er machen soll, Alois? Er hat dir den kleinen Finger gereicht und jetzt willst die ganze Hand haben, wie?«

      »Unverschämt will ich nicht sein, Pfarrer. Aber schau doch selbst. Es ist wirklich besser, wenn man zu zweit auf der Berghütte ist. Das war ein schönes Leben mit meiner guten Frau auf der Hütte. Dem Toni würde ich das auch von Herzen wünschen.«

      Dann ging Alois hinüber in seine Schlafkammer. Dem Pfarrer fiel auf, daß er ganz gut ohne seinen Stock gehen konnte. Er kam zurück und legte ihm ein paar Kerzen auf den Tisch.

      »Die hatte meine liebe Frau noch gekauft. Immer wenn sie ein Kummer drückte, hatte sie der Mutter Gottes eine große Kerze gebracht. Das sind die letzten drei, die ich noch habe. Nehmen S’ die mit, Pfarrer. Eine für die Mutter Gottes, die heilige Maria. Die zweite Kerze für den heiligen Magnus, der ja bekanntlich für unsere schöne Landschaft und die Berge zuständig ist. Die dritte Kerze ist für die heilige Anna.«

      Der Pfarrer schmunzelte.

      »Die heilige Anna ist ja zuständig für glückliche Heirat und reichlichen Kindersegen. Ich sehe, daß du an alles denkst, Alois.«

      »Schon lustig, daß der Toni das Madl auch Anna nennt. Die heißt eigentlich Dorothea Annabelle, das hat mir die Meta erzählt. Das paßt doch alles gut zusammen.«

      Die Kirchturmuhr schlug ein Uhr.

      »Ich geh jetzt, Alois! Kommst allein klar?«

      »Sicher doch! Hast du gedacht, daß die Freude zu viel für mein altes Herz sein könnte, wie?« Und er gab gleich selbst drauf die Antwort. »Ist es nicht! Im Gegenteil! Hab jetzt noch viel vor mit dem Toni und auch der Anna, wenn es denn der Himmel will. Kommst morgen gleich her, Pfarrer. Dann gehen wir aufs Amt. Dann gehört die Hütte wieder mir. Dann gehen wir rauf auf den Berg und dann, ja dann, dann geht’s wieder los.«

      Der Pfarrer verabschiedete sich und ging zurück zum Pfarrhaus. Er betrat die Kirche von der Sakristei aus. Wie Alois gebeten hatte, stellte er für die drei Heiligen die Kerzen auf und zündete sie an.

      *

      Lautes Hundegebell weckte Antonius, der oben auf dem Boden der Berghüte geschlafen hatte. Bello stand unten an der Stiege und bellte, daß die ganze Hütte dröhnte.

      »Verschlafen!« sagte Antonius zu sich selbst. »Bello, ruhig! Ich komme ja gleich.«

      Schnell steifte Antonius die Kleider über und stieg runter. Bello saß hinter der Eingangstür. Die Wanduhr in der Hütte zeigte fast Mittag. Schnell schloß Antonius auf. Gleich erkannte er auch den Grund, warum Bello angeschlagen hatte. So schnell ihn seine alten Beine trugen, eilte der alte Senner Wenzel den Pfad herauf. Als er Antonius in der Tür sah, blieb er keuchend stehen. Er stützte sich auf seinen Wanderstock und winkte den Jüngeren heran.

      »Da muß etwas passiert sein, Bello!«

      Antonius Baumberger lief zu ihm.

      »Um Himmels willen, was ist denn passiert? Bist ja ganz außer Atem.«

      Der alte Senner keuchte.

      »Bin halt nicht mehr der Jüngste.«

      Anna war vom Gebell des Hundes auch wach geworden. Sie schaute aus dem Fenster und sah, wie sich Antonius und Wenzel unterhielten. Sie hatten sich auf einen großen Felsbrocken gesetzt, der beim Pfad lag. Sie sah nur, daß Wenzel erzählte und dabei seine Geschichte mit großen Gesten unterstrich. Antonius nickte eifrig oder schüttelte den Kopf. Was konnte da los sein?

      Anna wusch sich schnell und zog sich an. Dann ging sie in die Küche. Im Herd brannte noch kein Feuer. Toni muß auch verschlafen haben, dachte sie und erinnerte sich an die schönen Stunden und an die zärtlichen Küsse und daß es sehr spät geworden war.

      Toni unterhielt sich immer noch mit Wenzel. Anna trat aus der Hütte und öffnete die kleinen Holzläden von außen. Dann holte sie einen Korb Brennholz. Jetzt sah sie, daß sich Wenzel und Toni verabschiedeten. Wenzel ging wieder den Berg hinunter in Richtung Alm.

      »Was wollte Wenzel?« fragte Anna während des Frühstücks.

      Toni schaute nicht auf. Er sagte nichts. Anna sah, daß er mit seinen Gedanken ganz weit fort war. So schwieg sie auch. Sie hatte sich den Morgen nach dem romantischen Abend anders vorgestellt. Wahrscheinlich hat das mit dem Besuch von Wenzel zu tun, dachte sie. Mittlerweile konnte sie Toni ganz gut einschätzen. Er sprach immer erst dann, wenn er genau wußte, was er sagen wollte. Wie anders war er da als Dirk, der Hamburger Börsenmakler, der sich ständig selbst beweihräucherte und mit geistreichen Reden am liebsten Mittelpunkt war.

      »Wir wollen einen kleinen Spaziergang machen, Anna! Weiter oben gibt es einen Felsvorsprung. Da hat man eine wunderschöne Aussicht.«

      »Wie du willst! Ist es weit? Soll ich uns eine Brotzeit einpacken?«

      »Nein, es ist nicht weit. Wirst sehen!«

      Antonius half Anna in die dicke Jacke. Hand in Hand machten sie sich auf den Weg.

      Antonius hatte recht. Es war nicht weit. Der Pfad war nicht sehr steinig und steil gewesen.

      »Als Kind habe ich hier oft gesessen. Wenn Alois Zeit hatte, saß er bei mir und erzählte mir Geschichten, alles Erlebnisse, die er als Hüttenwirt hatte. Damals, glaube ich, wurde der Grundstein gelegt, daß ich mich jetzt als Erwachsener entschloß, selbst eine Berghütte zu bewirtschaften. Nun, Anna, ist es soweit. Der Wenzel hat es mir erzählt. Er hat es gehört, als die Milch bei ihm abgeholt wurde. Der Gemeinderat hat beschlossen, daß der Alois die Hütte zurückbekommt. Der Wenzel hat auch gesagt, daß der Alois das Geld bezahlen kann, das die Gemeinde haben will.«

      »Das ist doch großartig, Toni! Freust du dich denn nicht?«

      Antonius Baumberger blickte über das Tal hinüber zu den Gipfeln. Er zuckte mit den Achseln.

      »Anna, ich weiß nicht mehr, ob ich das wirklich will.«

      Er schaute ihr in die Augen und sah darin eine Art Trauer und auch Verzweiflung. Sie nahm seine Hand.

      »Toni, hast du es vergessen oder war es nicht so gemeint?«

      »Was?«

      »Du sagtest, daß du mich magst.«

      Er nahm sie in den Arm und küßte sie.

      »Das ist das einzige, was ich wirklich weiß. Ich mag dich, Anna! Ich mag dich wirklich. Wenn das mit der Hütte nicht gegangen wäre, dann – ja dann – ich meine, dann wäre es auch einfacher mit uns. Das denke ich mir. Aber ich bin beim Alois im Wort und er bei mir. Ich weiß nicht,wie ich das alles unter einen Hut bringen soll. Ich hätte gern alles. Ich will die Hütte und als Hüttenwirt hier leben, jeden Tag. Aber ich wäre auch gerne jeden Tag bei dir. Heute nacht, als ich nicht schlafen konnte, da dachte ich, daß es nicht so schlimm wäre, wenn das mit der Hütte sich zerschlagen würde. Dann müßte es vielleicht so sein. Dann dachte ich, daß ich mit dir nach Hamburg kommen wollte. Dort könnte ich arbeiten, und dann wollte ich ein Sportgeschäft für Bergsteiger aufmachen.«

      Anna war gerührt. Sie schmiegte sich an ihn und küßte ihn zärtlich auf die Wange.

      »Das wird sich alles geben. Die Berge sind so wunderbar. Sie haben uns zusammengeführt. Es wird weitergehen, Toni.«

      Er küßte sie.

      »Weißt du, für mich ist das auch nicht so einfach. Schau, da gibt es daheim eine ganz liebe Großmutter. Sie hat Angst vor den Bergen und hatte mich immer von den Bergen ferngehalten. Meine Eltern kamen in den Bergen um. Sie hatten einen Autounfall auf einer Paßstraße. Ihr muß ich jetzt sagen, daß ich mich in einen


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