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Toni der Hüttenwirt Paket 1 – Heimatroman. Friederike von BuchnerЧитать онлайн книгу.

Toni der Hüttenwirt Paket 1 – Heimatroman - Friederike von Buchner


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keine Gegenargumente. Doch i lieb die Frizzi net.«

      Otto Natterer schlug sich mit der Hand auf den Oberschenkel, daß es ein knallendes Geräusch gab, als seine Handfläche das Leder seiner Hose traf.

      »Des hat nix zu sagen. Dir is die

      Frizzi net unsympathisch. Das reicht für eine Ehe allemal aus. Die Liebe, die kommt dann schon noch. Des is alleweil besser als nur aus Liebe zu heiraten und dann gibt es im Alltag die Probleme. Also nix da! I habe beschlossen, daß die Frizzi deine Frau wird. Sie und keine andere kommt mir auf den Hof!«

      »Schmarren!« brüllte Ansgar laut.

      »Des is kein Schmarren!«

      Ansgar grinste.

      »Sag, hast du des zusammen mit dem Joseph geplant?«

      »Wie kommst du denn darauf? Glaubst du denn, wir reden über so was?«

      »Na, Vater, so unwahrscheinlich is des net. Jeder von euch hat viele

      tausend Euro auf den Tisch gelegt, um die Maschinen anzuschaffen, ohne daß ihr darüber in Streit geraten seid. Des is selten, so was. I kann mir vorstellen, daß ihr die Enkelkinder plant wie die Anschaffung eines Heubündlers.«

      »Schmarren! I muß auf dich nur ein bisserl Druck ausüben, Bub. I will dir Mut machen. Du bist da etwas schüchtern.«

      Otto Natterer warf einen verzweifelt gespielten Blick hinauf zu den Berggipfeln.

      »Oh, Ansgar! Du mußt mich da bitte richtig verstehen. Du brauchst den gewissen Schubs. O mei Gott! Wenn mein Vater mit mir so geredet hätte, dann wär i gerannt und hätt’ des Madl verführt. Binnen kurz oder lang, nach ein paarmal Fensterln, ein paar schönen Stunden im Heu, wäre sie dann mit mir zum Altar geschritten. Da hätt’ sie gar net anders gekonnt. Verstehst?«

      »Du meinst, daß sie dann keine Jungfrau mehr gewesen wär!«

      »Bub, so deutlich mußt des net ausdrücken! Aber ich seh, du verstehst mich schon.«

      »I versteh dich genau, Vater! I bin doch überrascht, des muß i sagen. Du denkst, daß i da mitspiel?«

      »Des denk i net nur, des erwarte i von dir. Des wird gemacht. Wie du des anstellst, des is deine Sach. Jedenfalls bis zum Herbst will i die Frizzi als Bäuerin auf dem Hof haben.«

      Ansgar Natterer dachte an seine Mutter. In diesem Augenblick vermißte er sie so sehr, wie schon lange nicht mehr. Mit ihr wäre es ihm möglich gewesen zu sprechen. Sie hätte auch mit Frizzi gesprochen. Dann hätte er gewußt, woran er war mit dem Madl. Vielleicht war ja etwas dran. Aber er liebte sie nun mal nicht. Er konnte auch seinem Vater nicht sagen, daß er heimlich auf Freiersfüßen wandelte. Seit einiger Zeit beobachtete er eine junge Frau, die an der Tankstelle arbeitete.

      Doch da hatte sich noch nichts angebahnt. Außerdem stimmte es schon. Es mußte eine Frau auf den Hof, die sich zur Bäuerin eignete. Doch war es dazu notwendig, daß er nur unter diesem Gesichtspunkt seine Wahl treffen konnte?

      »Vater, was is, wenn i dir ganz ohne Wenn und Aber sagen tue, daß des für mich net in Frage kommt?«

      »Warum sträubst du dich so? Bist du narrisch? Die Frizzi ist tüchtig. Die Frizzi ist ein fesches Madl. Sie stellt was vor. Is selbst eine Bauerntochter. Der Stall, aus dem sie kommt, is gleich nebenan. Was willst du mehr? Bub, i versteh dich net!«

      Ansgar versuchte, Ruhe zu bewahren. Es gelang ihm nur schwer.

      »Des mit dem Stall hast gut gesagt, Vater! Vielleicht kann i des dir so verständlich machen.«

      Ansgar holte tief Luft. Er mußte einen inneren Anlauf nehmen.

      »Jetzt sage ich dir mal, wie i mir vorkomm! I komm mir vor, als tätest du mich anschauen, wie einen prächtigen jungen Zuchtbullen mit einer großen Zukunft. Die Frizzi, des ist die junge Kuh, die auch ein tolles Zuchtbuch hat. So ist des doch oder?«

      Otto Natterer schmunzelte.

      »Bei einem jungen Zuchtbullen hätt’ ich net so schwer. Der wüßt, was er zu tun hätt’. Dem müßt i des net sagen. I müßt ihm die Kuh net anpreisen wie saures Bier. Der würd den Weg allein zu der finden, besonders, wenn er und die junge Kuh mehrmals die Woche frei im Stall rumlaufen. Des mit dem Stall mein i im übertragenen Sinn auf unsere Küche gemünzt.«

      Ansgar schwieg eine Weile. Er schaute hinauf zu den Bergen. Vielleicht ist es gut, wenn ich eine Wanderung mache. I könnt ein paar Tage fortbleiben, vielleicht beruhigt sich der Vater wieder. Er erinnerte sich, daß er als Jugendlicher oft in die Berge verschwunden war, wenn es daheim dicke Luft gegeben hatte zwischen ihm und seinem Vater. Dann hatte ihm die Mutter den Rucksack gepackt und ihn zur Hintertür hinausgeschickt. Damals ist er dann hinauf zum alten Alois auf die Berghütte. Jetzt hatte Toni die Berghütte übernommen. Lebte dort glücklich mit seiner Anna. Der alte Alois lebte da oben bei den beiden, wie auf einem Altenteil. Als Junge hatte er Alois oder dessen Frau oft sein Herz ausgeschüttet. Seinen jetzigen Kummer wollte er nicht mit Alois besprechen. Aber vielleicht war Toni der richtige Ansprechpartner. Er dachte nach.

      »Bub, du sagst ja nix mehr? I will eine Antwort von dir!« riß Otto Natterer seinen Sohn Ansgar aus den Gedanken.

      »I muß nachdenken, Vater!«

      Ansgar dachte weiter an Toni und Anna. Er konnte mit ihnen beiden sprechen. Sie hatten aus Liebe geheiratet. Ganz Waldkogel wußte es. Anna hatte sich im Dorf gut eingelebt und war bei allen beliebt. Sicherlich kannten sich Frizzi und Anna auch. Vielleicht würde Anna mit Frizzi sprechen können, weil seine Mutter es ja nicht tun konnte oder Annas Schwiegermutter, Meta Baumberger. Sie war auch ein sehr mütterlicher Typ. Vielleicht konnte sie beiläufig mal mit

      Frizzi reden.

      Ansgar seufzte. Er hörte in sich hinein. Er schaute in sein Herz.

      »I will net, daß die Sache mit Frizzi zwischen uns steht, Vater. I kann mir net denken, daß du mich unglücklich machen willst.«

      »I will dich bestimmt net unglücklich machen, Bub. Des will i net, bei allem, was mir hoch und heilig is. Es is aber öfter nötig, daß man die Kinder zu seinem Glück zwingt. Später wirst du mir dankbar sein, Ansgar.«

      »Vater, nein! I werde des Spiel net mitmachen! Wenn i rausfind, daß die Frizzi etwas für mich empfindet, dann rede i mit ihr. Aber das hat noch nix mit der Heirat zu tun.«

      »Du bist so ein sturer Bock, Bub! Was soll i denn nur mit dir machen? Siehst denn die Vorteile net?«

      Ansgar drückte mit dem Pfeifenstopfer die Asche in der Pfeife sanft nach unten und zündete sie neu an. Er warf seinem Vater dabei aus den Augenwinkeln einen flüchtigen Blick zu. Dabei sah er ein Funkeln in dessen Augen, das er nur allzugut kannte, aus der Zeit als er noch ein junger Bub war.

      Dann polterte sein Vater auch schon los:

      »Dann will i des anders sagen! Daß des ganz klar is! I laß dir Zeit die Sach bis zum Herbst zu regeln. Wenn bis zum Erntedankfest des mit der Frizzi net klar is, dann is nix auf dem Hof. Dann, dann, dann…« Er stotterte und stieß danach wütend hervor: »Dann verkauf i den Hof an den Joseph Villinger und bring das ganze Geld durch. Kannst dann sehen, wo du bleiben tust. I will, daß ihr bis zum Erntedankfest ein Paar seid. Basta! Entweder so oder so! Des is mein Wille! I bin der Bauer auf dem Natterer Hof, und i kann bestimmen, was i mit dem Grund und Boden mach. Jetzt mußt dich entscheiden, Bub. So oder so! Es liegt ganz bei dir. Des war mein letztes Wort!«

      Dann stand Otto Natterer auf und ging ins Haus.

      Der Sohn hörte, wie er sich in sein Schlafzimmer zurückzog.

      Ansgar saß draußen vor dem Haus in dem letzten Licht der Abendsonne. Die Gipfel der Berge glühten im rötlichen Schein. Es war kein Laut zu hören.

      Wie wunderbar es doch hier ist, dachte Ansgar, welch gesegneter Flecken Erde. Alles scheint glücklich und voller Frieden. Er spürte die Verbundenheit mit dem Boden, auf dem er das Licht der Welt erblickt hatte. Er wußte, daß das seine Heimat war und auch immer bleiben würde.


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