Toni der Hüttenwirt Paket 1 – Heimatroman. Friederike von BuchnerЧитать онлайн книгу.
weiß die Richtung, in der i suchen kann. Außerdem denk i, daß er ans Handy geht, wenn i anruf. I kann dir net versprechen, daß er kommen tut. Aber i versprech dir, daß i mein möglichstes tue. Vergessen wir des Ganze, Nattererbauer!«
»Ja, vergessen wir des! Es ist lieb von dir, daß du so denken tust, Frizzi. I dank dir auch schön.«
»Da is noch was, Nattererbauer! I hab’ was vor, i kann deshalb net mehr auf deinen Hof kommen. Mußt dir eine andere Hilfe suchen. Wenn du willst, dann hör i mich für dich um.«
Otto sagte nur:
»Dann dank i dir schön, für alles, was du gemacht hast, Frizzi. I kann mich jetzt net damit befassen. I will im Augenblick auch niemanden auf dem Hof haben. I will erst, daß der Ansgar wiederkommt. Des is mir wichtig – sonst nix.«
Otto Natterer verabschiedete sich und ging fort. Er nahm die Abkürzungen, den Weg über die Wiesen, die zwischen den beiden Höfen lagen.
Frizzi ließ den Motor an und wollte vom Hof fahren. Ihr Vater stellte sich vor das Auto.
»I hab’ meinen Teil erledigt. Jetzt bist du dran, Frizzi. I will jetzt wissen, warum der Dominik nach dir gesucht hat.«
Frizzi schaltete den Motor aus. Ihr Vater trat neben das offene Autofenster. Ihre Mutter kam aus dem Haus und stellte sich daneben.
»Also?«
»Dominik hat nach mir gesucht, weil er einen Streit mit seinem Vater hatte, heute morgen. Dominik hat den Maierhofer Hof verlassen. I bin dem Dominik sein Madl. Da is es verständlich, daß er gekommen is.«
Die Eltern schauten sich an.
»Du bist dem Dominik sein Madl?« fragte Frizzis Vater tonlos.
»Ja, Vater! I lieb den Dominik und der Dominik liebt mich. Des geht jetzt schon so über zwei Jahr. Wir werden heiraten.«
»Des wirst du net machen, Frizzi! Du gehst net als Jungbäuerin auf den Maierhofer Hof. Du weißt, daß wir net mit denen reden.«
»I weiß, daß ihr nix mit dem Titus redet. Du, Mutter, redest doch heimlich mit der Senta?«
»Davon habe i ja nix gewußt, Burga! Wie kannst du mir so in den Rücken fallen?«
»Das wird schwer werden für dich, Frizzi!« sagte ihre Mutter.
»Des wird net nur schwer werden, daraus wird gar nix werden! Mei Tochter, unserer Tochter auf dem Maierhofer Hof. Niemals!«
»Dazu wird es net kommen, Vater! Du kannst unbesorgt sein. Der Titus hat den Dominik vom Hof gejagt, weil er seinem Vater gesagt hat, daß er mich heiratet. Wir werden heiraten, aber nicht auf dem Maierhofer Hof leben.«
»Bei uns kannst mit dem Dominik auch net leben. I will net, daß der Titus mir den Hof anzündet, wie er damals die alte Scheune angezündet hat.«
»Sei still, Joseph! Des kannst du net beweisen«, ermahnte ihn seine Frau.
»Was brauch i da Beweise! Der Titus hat mir doch vorher damit gedroht. Dann hat es gebrannt.«
Joseph Villinger wandte sich wieder seiner Tochter zu. »I verbiete dir den Sohn eines Brandstifters zu heiraten, Frizzi!«
»Was willst du machen, Vater? Wir lieben uns. Nur das zählt. Was auch immer war zwischen dir und dem Vater von Dominik, das is eure Sach. Des geht uns nix an. Wir kümmern uns net drum. Wir lieben uns. Und wir werden heiraten!«
»I werde dich enterben, Frizzi!« brüllte Joseph Villinger voller Zorn.
Frizzi schaute ihre Eltern nur stumm an. Dann startete sie das Auto und fuhr vom Hof.
»Burga, da müssen wir was machen! Des können wir doch net zulassen!«
»Joseph, da können wir nix machen, gar nix! Die Frizzi is volljährig. Außerdem kämpft die Frizzi nur für ihre Liebe. Des kann i verstehen. Wenn sie sich nun mal in den Dominik verliebt hat, dann is da nix dran zu ändern. Joseph, unterschätz die Frizzi net!« Burga mußte lächeln. »Aber für deinen Starrsinn kannst du nix. Du bist ein Mann, und du kannst dir net vorstellen, wozu Frauen fähig sind, wenn sie einen Mann lieben.«
Burga ließ ihren Mann stehen und ging ins Haus.
*
Rosa wollte gerade ins Auto steigen, als Ansgar mit seinem Motorrad direkt daneben hielt. Er klappte das Visier seines Helmes auf, stieg vom Motorrad, zog seine Motorradhandschuhe aus, hob seinen Helm vom Kopf und legte ihn auf den Sitz des Motorrades.
Dann schaute er Rosa in ihre großen, dunklen Augen und sagte:
»I muß sofort mit dir sprechen, Rosa! Sofort!«
Rosa lächelte ihn an.
»Ist es wichtig? Ich wollte zum Einkaufen in die Stadt fahren. Ich habe heute meinen freien Tag!«
»Des is gut, daß du deinen freien Tag hast! Dann kannst ihn mit mir verbringen! Dann haben wir viel Zeit. Wir fahren rauf in die Berge! Hast noch eine Motorradjacke und einen Helm? Vielleicht kann dir dein Onkel was leihen?«
Rosa schaute ihm in die Augen. Dann schüttelte sie den Kopf. Danach hielt sie ihm den Autoschlüssel ihres kleinen Autos hin. Sie ging um den Wagen herum und setzte sich auf den Beifahrersitz.
Ansgar zögerte einen Augenblick. Er zog die Motorradjacke aus, warf sie auf den Rücksitz und stieg ein. Während er den Wagen startete, warf er Rosa einen Blick zu. Dann fuhr er los. Rosa sagte nichts. Sie schaute auf die Straße. Sicher lenkte Ansgar Rosas kleines Auto ein Stück die Landstraße entlang. Dann bog er in einen Waldweg ein. Er schaltete einen Gang herunter und das kleine Auto fraß sich mühsam den steilen und kurvenreichen Waldweg entlang.
Oben auf einer Lichtung hielt Ansgar an. Galant half er Rosa aus dem Auto. Danach ließ er ihre Hand nicht mehr los. Er führte sie zu einem Holzstapel. Geschickt legte er seine Jacke darauf und bot Rosa an, sich zu setzen. Dann setzte er sich neben sie.
Von dort aus hatte man einen wunderschönen Blick über das Tal und hinüber zu den Berggipfeln des ›Engelssteig‹ und des ›Höllentors‹.
»Wie gefällt dir die Aussicht?«
Rosas Augen leuchteten.
»Herrlich! Es ist einfach unbeschreiblich! So hoch oben war ich noch nie. Ich habe zwar schon ein paar kleine Wanderungen gemacht, aber hier ist es wirklich wunderbar.«
Sie zog die Luft tief ein.
»Diese Tannen! Dieser Duft!«
»Der Wald gehört zum Natterer Hof, also meiner Familie.«
»Du kannst sehr glücklich sein, daß ihr so einen schönen Wald habt. Meine Familie lebt in der Stadt. Wir haben noch nicht einmal einen Garten, nur einen kleinen Hof. Der ist zubetoniert.«
»Du magst die Natur?«
»O ja! Ich liebe die Natur, Bäume, Pflanzen, Tiere! Einfach alles.«
Bei diesen Worten breitete Rosa weit die Arme aus, so als wollte sie die ganze Natur umarmen.
»Ah, deshalb studierst du Biologie, is doch so oder?«
»Ja! Ich möchte Lehrerin werden und den Kindern im Unterricht nicht nur Kenntnisse sondern auch die Liebe zu der Natur vermitteln. Ich bin sehr froh, daß ich die Semesterferien bei meinem Onkel verbringen kann. Da kann ich nicht nur ein bißchen Geld verdienen, wenn ich im Bistro arbeite, ich bin auch gleich in der schönen Natur.«
»Das freut mich ganz besonders, daß es dir hier so gut gefällt. Du wirst bestimmt eine gute Lehrerin werden, Rosa.«
»Ja, das hoffe ich auch.«
»Du magst Kinder?«
»Ja, ich finde Kinder wunderbar. Sie geben einem so viel, wenn man ihnen zuhört und zuschaut. Sie sehen die Dinge und das Leben noch so voller Zuversicht und Bewunderung für alles. Viele Erwachsene haben den Blick und die Freude verloren.«
»Du