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Toni der Hüttenwirt Paket 1 – Heimatroman. Friederike von BuchnerЧитать онлайн книгу.

Toni der Hüttenwirt Paket 1 – Heimatroman - Friederike von Buchner


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so ist es. Die Murmeltiere waren die Boten. Ich habe einen Bruder, den Jörg. Ich bin der Jens!«

      Sie stiegen weiter auf, bis sie zu einem großen windgeschützten flachen Plateau kamen, das lieblich zwischen Felswänden lag. Eine kleine Wasserstelle füllte die Mitte aus. Drumherum wuchsen Gras und Bergblumen. Es gab Büsche und einige niedrige Bäume.

      »Die Stelle ist ja wunderschön, Toni!«

      »Wir nennen sie den ›Paradiesgarten‹. Keiner weiß, warum das alles hier in der Höhe so blüht und grünt. Hirten gaben dem Flecken einst den Namen. Es verirrten sich immer wieder Schafe und Ziegen hierher.«

      »Ah, daher der Name ›Hirtenweg‹. Es ist wirklich ein Wunder, Toni.«

      »Ja, am ›Engelssteig‹ gibt es eben Wunder. Schau drüben, die Einbuchtung im Fels auf der anderen Talseite. Wenn morgens die Sonne aufgeht, dann fallen die ersten Sonnenstrahlen genau von dort hierher, auf den ›Paradiesgarten‹.«

      Jens bückte sich und schöpfte mit den Händen klares, reines und kaltes Wasser aus dem kleinen Teich. Er trank und fühlte sich wie im Paradies.

      »Laß uns hier eine Weile bleiben, Toni. Dann steigen wir wieder ab.«

      »Ganz wie du willst.«

      »Weißt du, früher wäre ich an so einer schönen Stelle vorbeigehastet. Weiter, immer weiter hätte es mich getrieben. Erst wenn ich oben auf dem Gipfel gestanden hätte, hätte ich mein Ziel erreicht. Jetzt ist das anders. Laßt uns hier verweilen. Ganz hinauf auf den ›Engelssteig‹ können wir ein anderes Mal. Dann gehen wir zu viert, zusammen mit dem Leo und dem Martin.«

      »Ja, das machen wir.«

      Sie legten sich auf die Erde. Den Kopf lehnten sie an ihre Rucksäcke. Sie betrachteten die Gipfel ringsum und schauten den Wolken zu, die einzeln wie Wattebäusche am blauen Himmel hingen.

      Antonius Baumberger bemerkte, daß Jens eingeschlafen war. Er ließ ihn schlafen.

      »Das ist gut so«, flüsterte er leise vor sich hin.

      Die Sonne stand noch nicht im Zenit. Sie hatten viel Zeit. Sollte Jens, der sich gerade zum Teil wiedergefunden hatte, hier oben im »Paradiesgarten« heilsamen Schlaf und Ruhe finden für seine geschundene und wunde Seele! Toni hing seinen Gedanken nach.

      »Nein!« schrie Jens auf. »Nein! Franzi! Franzi!«

      Toni war gleich bei ihm. Er schüttelte ihn. Das Echo seines Schreis, der aus tiefster Seele gekommen war, hallte zwischen den Bergen und kam vielfach zurück.

      Toni packte ihn bei den Schultern und schüttelte ihn. Er schlug ihm mit der flachen Hand rechts und links auf die Wange.

      »Jens! Jens! Komm zu dir! Es ist nur ein Traum! Jens, ich bin’s! Toni!«

      Jens stöhnte auf. Es kam aus seinem tiefsten Inneren und klang wie der Schrei eines waidwunden Hirsches. Er schaute Toni lange in die Augen. Sie füllten sich mit Tränen.

      »Ich kann mich wieder erinnern! O Gott! Ich kann mich wieder erinnern.«

      »Mensch, Jens! Das ist ja wunderbar! Dem Himmel sei Lob und Dank! Das haben die Engel hier gemacht. Die haben ihre Hand im Spiel gehabt, da bin ich mir ganz sicher.«

      Antonius Baumberger sprang auf und warf seinen Rucksack über.

      »Aufi, laß uns gehen! Mein Gott, Jens! Wie wird sich die Franzi da ­freuen. Das Madl wird sich nimmer einkriegen vor lauter Freud. Der Alois hat so recht gehabt. Du hattest dein Gedächtnis in den Bergen verloren – und jetzt hat der Berg dir es im Traum wiedergegeben. Wie wunderbar! Das ist wirklich ein Wunder. Ja doch, aber richtig wundern tut’s mich doch net. Wir sind ja auch im ›Paradiesgarten‹.«

      Jens stand auf und schulterte ebenso wie der Freund seinen Rucksack. Toni schaute ihn an.

      »Du siehst aber nicht aus, als würdest du dich freuen, mein Lieber? Was ist?«

      Jens gab auf seine Frage keine Antwort.

      »Komm, laß uns gehen!«

      Jens bückte sich und pflückte eine Blume mit tiefroten Blüten, rot wie die Liebe.

      »Die Blumen heißen Berghauswurz. Sie sind sehr robust und können viel aushalten, große Hitze und Nachtfröste.«

      Jens nickte nur. Er legte die Blume zwischen sein Taschentuch und steckte sie ein.

      Toni war neugierig. Zu gern hätte er gewußt, an was sich Jens erinnerte. Er fragte aber nicht. Wenn ihm danach ist, dann wird er schon reden, dachte er. Es muß ein Schock für ihn gewesen sein, sonst hätte er nicht so aufgeschrien. So gingen sie schweigend den Weg zurück. Dann und wann blieb Jens stehen und schaute Toni an. Er sagte aber nichts.

      Es war später Nachmittag. Die Berghütte lag jetzt in Sichtweite. Noch eine halbe Stunde, dann würden sie dort sein. Toni formte die Hände vor dem Mund zum Trichter und stieß einen kräftigen Jodler aus. Nachdem das Echo verklungen war, schallte ein Jodler von der Berghütte zu ihnen herauf.

      »Schau, der Alois hat geantwortet. Jetzt weiß er, daß wir kommen.«

      »Toni, es war schön mit dir. Danke, daß du mich in die Berge gebracht hast. Ich bin dir aus tiefstem Herzen dankbar.«

      »Gern geschehen! Aber wirklich danken, das mußt du dem Alois. Der hat die Idee gehabt.«

      »Toni, im Paradies war alles auch nicht so heil, wie man dachte. Es gab den Vertrauensbruch. Ein Versprechen wurde nicht eingehalten. Es war verboten, Früchte vom Baum der Erkenntnis zu essen. Sie taten es trotzdem. Du weißt, wie die Geschichte weitergeht.«

      »Was willst damit sagen, Jens?«

      »Ich habe mein Gedächtnis wiederbekommen. Doch ich habe erkennen müssen, daß ich Fehler gemacht habe.«

      »Fehler? Was heißt das schon! Jeder Mensch ist sündhaft und macht Fehler. So ist das einfach. Wir sind eben Menschen und keine Engel. Man muß einfach einsehen, daß man als Mensch Fehler macht. Das ist schon der erste Schritt in die richtige Richtung. Dann wird’s schon wieder gut. Fehler lassen sich auch korrigieren.«

      »Wie macht man das, wenn’s, wirklich ganz schlimm kommt?«

      »Ein Rezept gibt es dafür nicht. Ich kann dir nur den Rat geben, auf dein Herz zu hören. Tief im Herzen weiß jeder, wohin er gehen muß, was er tun soll. Du wirst das auch schaffen!«

      Toni legte Jens die Hand auf die Schulter.

      »Und wenn du Hilfe brauchst, dann sind wir alle für dich da, die Franzi und ich, genauso wie der Alois, der Leo und der Martin. Meine Anna wird auch zu dir stehen, das kannst du glauben.«

      Jens drehte sich um und ging weiter.

      *

      Toni und Jens betraten die Berghütte.

      »Ich bin in der Küche!« rief Alois. »Die Vesper ist gleich fertig. Wascht euch und setzt euch hin!«

      Verwundert betrachtete Toni den Tisch. Für vier Leute war gedeckt. Auf dem Tisch lag im Gegensatz zu sonst, wenn die drei alleine vesperten, eine Tischdecke. Ein Strauß Bergblumen stand in einer Vase.

      Alois warf einen Blick durch die Küchentür.

      »Beeilt euch! Wir haben einen Gast!«

      Jetzt fiel Toni auf, daß Bello nicht da war. Sein Herz machte einen Sprung. Sein Rucksack fiel mit lautem Knall auf den hölzernen Küchenboden.

      »Anna! Die Anna ist da!«

      Dann ging die Hüttentür auf, und Anna trat ein. Sie trug einen Korb mit Holzscheiten für den Kamin. Die Liebenden schauten sich in die Augen. Anna stellte den Korb ab. Langsam gingen sie Schritt für Schritt aufeinander zu. Dann schlossen sie sich in die Arme. Ihre Herzen waren wieder vereint. Ihre Lippen fanden sich zu einem Kuß, der mehr sagte als alle Worte. Danach legte Anna ihren Kopf an Tonis Brust. Er hielt sie fest und küßte ihr Haar.

      »Liebste


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