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Toni der Hüttenwirt Paket 1 – Heimatroman. Friederike von BuchnerЧитать онлайн книгу.

Toni der Hüttenwirt Paket 1 – Heimatroman - Friederike von Buchner


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Gino gab sich zugeknöpft. »Was machen Sie, ich meine, was machst du?«

      »Ich baue gerade meine Berghütte um. Spätestens im nächsten Frühling wird sie dann eröffnet, ganz feierlich. Weißt, was eine Berghütte ist?« Ohne eine Antwort abzuwarten, gab er gleich die Erklärung. »Weißt, meine Eltern, die haben eine kleine Pension mit ein paar Fremdenzimmer und einer kleinen Gaststube. Der Vater will net vergrößern, und für zwei Familien wirft der Laden nicht genug ab. Verstehst? Deshalb gehe ich jetzt auf den Berg und mach mich da selbständig.«

      »Mein Vater hat auch was mit Hotels zu tun.«

      »Gut, dann haben wir beide quasi was gemeinsam. Bist ja dann auch vom Fach. Wir werden schon Zeit finden, ein bisserl zu fachsimpeln, Gino!«

      Dann waren sie auch schon angekommen. Albert Weißgerber stand auf dem Hof und gab seinen Arbeitern Anweisungen. Er begrüßte Gino herzlich.

      »Dein Vater hat schon angerufen. Bist ja schnell. Freut mich. Es wird schon werden.«

      Gino Koppermann war froh, daß Onkel Albert, wie er ihn seit seiner Kindheit nannte, nicht mehr sagte. Es wäre ihm peinlich gewesen.

      »Ich nehme deine Koffer mit rein! Kannst gleich anfangen. Heut sind zwei Mann ausgefallen. Da ist Not am Mann. Dahinten, der Stapel Bretter, die sind für den Toni. Die kommen auf den Wagen. Dort der ganze Haufen Äste, die sind auch für den Toni. Kannst schon mal anfangen. I hab mit dem Toni noch was zu bereden. Komm, Toni, gehen wir rein!«

      Zuerst stand Gino etwas hilflos neben d#em Lastwagen. Einige Arbeiter traten zu ihm und grinsten. Sie musterten ihn von oben bis unten.

      »So fein, wie du ausschaust, hast dir wohl noch nie die Händ’ schmutzig gemacht. Aber das wird schon. Schau, so mußt’ es machen.«

      Sie zeigten es ihm und gingen dann wieder an ihre eigene Arbeit. Gino mühte sich. Es war gar nicht so einfach, die langen Bretter zum Lastwagen zu tragen. Er war froh, als er damit fertig war. Dann mußte er feststellen, daß das Verladen der Äste auch seine Tücken hattte. Der Schweiß rann ihm von der Stirn. Seine hellen Hosen waren fleckig, seine Hände schmutzig und voller Blasen und Splitter. Endlich, nach fast zwei Stunden war er fertig. Er ging in das Büro.

      Albert Weißgerber sagte nichts. Gino sah aber, daß er eine gewisse Schadenfreude nicht ganz unterdrücken konnte.

      »So, es geht gleich weiter, Gino. Hier im Sägewerk will ich dich vorläufig net haben. I hab ohnehin zu wenig Leut’. Da kann niemand auf dich aufpassen. Niemand hat Zeit, dich anzulernen. Des kann gefährlich werden mit den Maschinen. Ich hab mir folgendes gedacht: Du gehst mit dem Toni rauf auf den Berg. Der Toni braucht da oben Hilfe. Da leih’ ich dich aus, sozusagen. Du hilfst dem Toni, die Bretter und das Brennholz auf den Berg schaffen. Dann kannst du da oben die Äst’ zersägen und aufstapeln. Der Toni wird dir das schon zeigen. Holzhacken kannst auch. Bei den Arbeiten bekommst du dann schon ein Gefühl, für Bäum’ und den Wald. Der Toni kann dich gern die nächsten Wochen behalten. Es ist zu tun an der Berghüte.«

      Gino lehnt sich erschöpft an die Wand und hörte nur zu.

      »Der Toni gibt dir Unterkunft und Verpflegung. Geld kannst auf dem Berg keines ausgeben, also brauchst auch keins. So, das wäre dann erst mal alles.«

      Albert Weißgerber schaute sich Gino an.

      »Schlimm siehst aus! Hast noch anderes Zeug zum Anziehen dabei?«

      Toni griff ein.

      »Ich kümmer’ mich drum. Er kann ein paar Krachederne von mir haben. Den Rest kriegen wir auch schon hin.«

      »Bub, dann wünsch’ ich die eine schöne Zeit beim Toni auf dem Berg. Kannst dir gar net vorstellen, wie i dich drum beneide. Gern würde ich mit dir tauschen. So ein Leben auf einer Berghütte, das hat schon was. Die anderen müssen dafür zahlen. Du bekommst den Aufenthalt gratis. Zu beneiden bist, wirklich!«

      Für Gino Koppermann war das alles etwas zu viel. So nickte er nur.

      »Aufi dann, packen wir es!«

      Toni, der die Erschöpfung Ginos sah, packte dessen Gepäck und ging voran. Im Auto warf Toni Gino einen Seitenblick zu.

      »Wir fahren jetzt erst mal heim! I mein damit, wir fahren zu unserer Pension. Dann kannst was essen und trinken, dann geht’s dir besser. Hast schwer zu’packt, als Studierter, wie du einer bist. Des war bestimmt net leicht für dich. Aber hast’s gut g’macht, des muß i schon sagen. Scheinst doch net so ein Waschlappen zu sein, wie der Albert meint.«

      »Hat er etwas über mich erzählt?«

      »Ja, das kann man schon sagen. Er hat eine Menge erzählt. Doch das hat nix zu sagen. Es wird immer geschwätzt. So sind die Menschen eben. Doch ein Urteil, das bilde ich mir selber. Da br#auch’ ich dem Albert sein Gered’ net dazu. Verstehst, was i dir damit sagen will? Außerdem hatte ich auch so manchen Kampf mit meinem Vater. Des is eben so, wenn die Alten und die Jungen net einer Meinung sind. Des vergeht aber auch wieder. Der Alois hat mir gesagt, daß es mir später mit meinen Kindern auch so gehen würde. Na, schaun wir mal! Bis dorthin fällt noch viel Schnee auf ›Engelssteig‹ und ›Höllentor‹!«

      Bald darauf saß Gino bei den Baumbergers in der Küche und aß einen Eintopf und dazu ein Stück B##rot. Es schmeckte gut. Außerdem hatte er seit dem vergangenen Mittag nichts mehr gegessen.

      Dann gab ihm Meta alte Sachen von Toni. Sie paßten zwar, aber Gino kam sich fremd vor in der Lederhose aus Hirschleder mit den breiten Hosenträgern und dem karierten Hemd. Auf Anraten von Toni hatte er nur einige Sachen aus seinem Gepäck genommen. Den Rest stellte er bei den Baumbergers unter. Die ledernen Tragegurte des schweren alten Rucksacks schnitten ihm tief in die Schultern, als er zum Lastwagen ging.

      Auf der Straße, die sich in Serpentinen den Berg hinaufwand, betrachtete Gino die Landschaft. Als Kind hatte sein Vater ihn einmal zu einem Kurzbesuch zu Albert Weißgerber mitgenommen, aber daran konnte er sich nicht mehr erinnern. Er hatte nie in den Bergen Urlaub gemacht. Er wa#r immer an die See gefahren. Sylt, Cannes und Nizza, das waren seine Urlaubsziele gewesen.

      »Gefällt’s dir? Schön ist’s bei uns, net wahr?«

      »Beeindruckend!«

      »Wirst schon sehen, dir wird’s am Schluß so gut bei uns gefallen, daß gar net mehr fort willst! Wärst nicht der Erste, dem es so geht. Der Anna ging es auch so. Die wollt’ erst gar net her auf den Berg rauf a net. Doch dann hat sie’s gepackt.«

      »Wer ist Anna?«

      Es war eher eine höfliche Frage, als wirkliches Interesse.

      »Die Anna! Die Anna ist mei Madl. Die Anna, die mag ich narrisch gern, wie man bei uns hier sagt. Da, wo du herkommst, sagt man wohl, daß die Anna meine Liebste is. Das hört sich auch gut an. Aber wenn jemand narrisch gern mag, dann is das was ganz anderes. Des is so, als würde man den Verstand verlieren. Man würde verrückt werden, wenn man ohne den andern leben müßte. Jetzt ist die Anna net da. Doch sie kommt# bald wieder mal für länger. Und i hoff’, daß sie bald für ganz bleibt. Hast auch ein Madl?«

      »Ja und nein!«

      Toni lachte.

      »Wie geht das denn? Entweder du bis narrisch verliebt und hast ein Madl oder net.«

      »Verliebt bin ich schon. Genauso, wie du das mit narrisch umschreibst. Katja heißt sie. Aber sie ist sehr spröde und will net. Ich habe ihr sogar einen Antrag gemacht und sie hat abgelehnt. Sie hat mich rausgeworfen.«

      »Was du net sagst! Dann muß sie dich auch narrisch lieben. Da darfst dir nix draus machen! Des war bei mir und der Anna auch so. Doch dann sind wir doch zusammengekommen. Wirst sehen, das wird schon. Du darfst in deinem Werben nicht nachlassen.«

      Toni hätte sich noch gern weiter mit Gino über Anna und die Frauen im allgemeinen unterhalten, aber sie waren am Ende der Straße angekommen. Sie fuhren noch ein Stück Waldweg. Dann hielt Toni, an.

      »So, Endstation! Alles aussteigen! Hier laden wir ab.«

      Gino


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