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Toni der Hüttenwirt Paket 1 – Heimatroman. Friederike von BuchnerЧитать онлайн книгу.

Toni der Hüttenwirt Paket 1 – Heimatroman - Friederike von Buchner


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wie ein großer Rubin glänzte.

      »Gino, ich will dir sagen, daß ich mich schäme, wie ich dich behandelt habe. Es war nicht richtig von mir, dich rauszuwerfen und so abzukanzeln. Es tut mir leid. Ich hatte keinen Grund dazu. Ehrlich gesagt, ich kannte und kenne dich kaum. Gut, wir haben uns öfters gesehen, #im Tennsiclub. Alles, was ich über dich darüber hinaus weiß, stammt aus Bemerkungen, Gerüchten und üblen Nachreden hinter deinem Rücken. Es war nicht fair von mir, wie ich mich verhalten habe. Ich hätte dir zum Beispiel Fragen stellen können. Wir hätten reden sollen. Ich kann es nur bedauern.«

      »Heißt das, du gibst uns eine Chance, damit wir uns hier auf der Berghütte näher kennenlernen?«

      »Wenn wir hier nun einmal zusammengetroffen sind, sollten wir das beste daraus machen. Ich will bei mir anfangen. Meine Mutter und meine kleine Schwester hast du ja schon flüchtig kennengelernt. Mein Vater ist gelernter Maurer. Er hat das Haus mit seinen eigenen Händen gebaut. Fertig geworden, so schön wie die Nachbarshäuser, ist es nie. Das liegt nicht an meinem Vater. Er hatte auf der Baustelle einen Unfall. Er wurde schwer verletzt und lag Monate im Krankenhaus. Seine Kollegen haben das Haus fertiggemacht, damit wir einziehen können. Sein Unfall wurde nicht als Betriebsunfall anerkannt. Er arbeitet jetzt bei einer Sicherheitsfirma als Wächter. Da verdient er sehr wenig. Als Maurer kann er nicht mehr arbeiten. Er hätte sich einen Anwalt nehmen und klagen können. Das wollte er aber nicht, außerdem hatten wir nicht das Geld. Mutter hatte keinen Beruf gelernt. Morgens putzt sie in einem Büro und danach macht sie den Inhabern noch den Haushalt. Bis wir von der Schule kamen, war sie immer wieder daheim. Abends um sechs geht sie dann noch in eine Gaststätte und spült Geschirr. Gelegentlich hilft sie auch beim Kochen. Ich wollte von der Schule abgehen und eine Lehre machen. Meine Eltern bestanden darauf, daß ich mein Abitur mache und danach studiere. So blieb mir nur übrig, alles in möglichst kurzer Zeit zu machen. Ich erhielt eine Sondererlaubnis und konnte nach der zwölften Klasse schon mein Abitur ablegen. Ich hab ein vollständiges Sportstudium und ein Sprachenstudium gleichzeitig absolviert. In einem Drittel der vorgeschriebenen Studienzeit machte ich meine Magisterarbeit in Sprachen. Dieses Jahr, ein Jahr später, mei##n Diplom in Sport. Ich könnte ein Stipendium für eine Doktorarbeit erhalten. Ich weiß noch nicht, was ich tun werde. Warum erzähle ich dir das? Du sollst verstehen, daß mein ganzes Leben bisher geprägt war von Leistung unter Zeitdruck. Meine Eltern machten mir keinen Druck. Ich selbst setzt mir Maßstäbe und legte die Meßlatte sehr, sehr hoch. Ich erreichte alle selbstgesteckten Ziele, oft besser, als ich es angestrebt hatte. An dem Tag, als du mich besucht hast, war ich gerade dabei, meine Examensarbeit noch## einmal zu lesen, bevor ich sie abgeben wollte. Ich war im Streß!«

      »Dann hatte ich keinen günstigen Augenblick erwischt.«

      »Nein, Gino! An jedem anderen Tag wären wir vielleicht ins Gespräch gekommen. Es war der falsche Tag und der falsche Ort. Solltest du wieder einmal einer Frau einen Antrag machen, dann wähle Zeit und Ort besser. Nicht, wenn die kleine neugierige Schwester dabei ist, eine Examensarbeit fertig zu machen ist und die Mutter gerade die Fenster putzt.«

      »Das war alles etwas ungeschickt von# mir. Das liegt auch ein bißchen in meinen Genen. Mein Vater ist auch so. Wenn wir Koppermanns uns etwas wirklich in den Kopf setzen, dann möchten wir es gleich haben. So war es wenigstens bei mir, damals. Wir schießen dann oft über Ziel hinaus. Ich habe mich heute mit meinem Vater getroffen. Wir haben uns ausgesprochen. Wir waren im Streit auseinandergegangen. Deshalb bin ich hier in die Berge gefahren.«

      »Ich nehme an, es ist jetzt wieder alles in Ordnung zwischen dir und deinem Vater.«

      »Ja, besser als zuvor! Ein Gewitter reinigt die Luft, sagt man. Wir verstehen uns jetzt prächtig.«

      »Dann wirst du deinen Urlaub hier bald beenden?«

      Gino wollte ihr nicht alles sagen, so gab er ihr keine genaue Antwort.

      »Ich werde mir die nähere und weitere Umgebung noch etwas anschauen. Aber dann werde ich meine Zelte abbrechen.«

      »Wann wird das sein?«

      »Du bist aber ganz schön neugierig, Katja!«

      »Warum nicht? Ich denke, die Chance, sich hier kennenzulernen ist besser als daheim. Wenn ich an die Clique denke, dann – na ja, die Leute – kurz, mit denen kann ich nicht so gut.«

      »Da mußt du nicht besorgt sein, die werden nicht mehr so häufig kommen, weil sie ab jetzt ihre Zeche selbst zahlen müssen.«

      Katja schaute in seine blauen Augen. Gino blickte zum ersten Mal tief in ihre großen grünen Augen, denn Katja trug keine Sonnenbrille.

      »Ja, Katja, es hat sich viel geändert, auch bei mir. Auch ich habe viel nachgedacht über mein Leben. Die Berge geben einem die Ruhe dazu. Alles, was du mir im Treppenhaus bei euch an den Kopf geworfen hast, ist wahr. Ich habe nie etwas zu Ende gebracht. Ich war ein großes Kind. Eigentlich bin ich dir dankbar, daß du es mir so deutlich gesagt hast. Niemand außer meinem Vater hatte es mir so deutlich gesagt. Ich war hier in den Bergen aus verschiedenen Gründen. Davon will ich ein anderes Mal erzählen. Jedenfalls wird sich in meinem Leben verschiedenes ändern.«

      »Das freut mich für dich, Gino. Was wirst du machen?«

      Gino schüttelte den Kopf.

      »Darüber spreche ich nicht. Noch sind es Pläne. F##rüher habe ich immer alles hinausposaunt. Würde mir denn geglaubt werden? Würdest du mir glauben, bei meinem Ruf? Ich will und werde erst Tatsachen schaffen. Dann, wenn ich etwas vorzuzeigen habe, dann spreche ich darüber.«

      »Du hast Angst, es nicht zu schaffen?«

      Sie schaute ihm in die Augen.

      »Es wird schwer genug werden. Ich möchte nicht noch mehr Druck haben. Der Druck, den ich mir selbst mache, ist Druck genug. Sollte ich scheitern, dann geht das nur mich etwas an. Da gibt es etwas, was ich gern ganz a#lleine machen würde. Mit alleine meine ich, ohne die große Hilfe meines Vaters. Ganz ohne ihn wird es nicht gehen, da gebe ich mich keinen Illusionen hin. Aber wenn ich es nicht versuche, dann werde ich nicht glücklich.«

      »War das die erste Hälfte deines Traumes, Gino?«

      Gino lächelte.

      »Nein! Es hat schon etwas mit meinem Traum zu tun, aber es war nicht die erste Hälfte.«

      »Dann ist es die andere Hälfte?«

      »Ein Stück daraus. Aber ich habe den Nachttraum zu meinem Tagtraum gemacht. Es ist aber etwas, an dem ich arbeite, jeden Augenblick, seit ich hier bin.«

      »Du siehst auch sehr glücklich aus, Gino. Das ist mir gleich aufgefallen, als ich dich gesehen habe.«

      »Ja, mir geht es gut. Doch es könnte mir noch viel besser gehen.«

      Er seufzte.

      »Was fehlt dir dazu? Nimm es dir, wenn es dir fehlt! Mein Vater sagt immer, es gibt Dinge, die werden einem nicht geschenkt. Man muß sie sich erarbeiten. Dann gibt es Dinge, die muß man sich einfach nehmen.«

      Gino blickte Katja ernst an.

      »Das ist deine feste Überzeugung.«

      »Ja!«

      »Das heißt, du stehst voll und ganz dahinter?«

      »Ja, Gino! Natürlich darf es nichts Kriminelles sein. Das ist wohl klar! Aber wenn du davon überzeugt bist, daß es dich weiterbringt und du vielleicht sogar ein Anrecht darauf hast, dann nimm es dir. Viel passieren kann dabei nicht.«

      »Das sagst du so leichtsinnig! Ich habe da einmal einem Mädchen, das ich sehr liebe, einen Heiratsantrag gemacht. Da wollte ich mir sie auch einfach nehmen. Das ging gründlich schief.«

      »Das kann ich dir bestätigen! Doch wir wollen davon nicht mehr sprechen.«

      Sie lachten. Katja stand auf und deutete auf den Berggipfel.

      »Zeit, zu gehen!«

      Gino trat vor sie.

      »Ja, leider Zeit zum Gehen! Schade, ich wäre gern noch geblieben. Warum kann sich


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