Toni der Hüttenwirt Paket 1 – Heimatroman. Friederike von BuchnerЧитать онлайн книгу.
sagst doch, ich soll mir nehmen, was ich möchte, natürlich unter gewissen Voraussetzungen.«
»Gino! Das scheint dich ja mächtig zu beschäftigen. Also gut. Die Sonne kann ich dir nicht eine Minute länger scheinen lassen, aber bleiben wir hier noch eine Minute stehen und erinnern wir uns an den rotglühenden Gipfel. Dann bekommst du von mir eine Minute geschenkt. Was machst du damit?«
Dann geschah es. Ehe Katja bewußt wurde, was geschah, hatte sie Gino in seine Arme gezogen. Er hielt sie behutsam und gleichzeitig mit Nachdruck fest, so daß sie nicht entfliehen konnte. Dann fühlte sie seine Lippen auf den ihren. Zuerst wollte sie sich mit aller Kraft dagegen wehren, doch dann ergab sie sich ihm. Ihre Liebe zueinander verschmolz zu einem Kuß.
Ein kalter Windstoß mahnte sie zum Rückweg. Gino trug ihren Rucksack und Bello lief voraus.
*
»Ist höchste Zeit, daß ihr kommt! Es ist gleich stockdunkel. Habt euch aber viel Zeit für den Rückweg gelassen!« tadelte Alois. »Nachts ist es gefährlich in den Bergen, wenn man nicht vorbereitet ist.«
»Es war meine Schuld, Alois! Ich konnte mich von dem schönen Ausblick nicht losreißen«, sagte Katja und errötete.
»Na, wird nicht nur der schöne Ausblick gewesen sein, Madl.«
Alois blinzelte ihr zu.
Katjas Koffer stand noch immer zusammen mit dem Rucksack vor der Tür.
»Soll ich ihn dir reintragen, Katja?«
»Wenn du willst, gern! Danke!«
Anna grinste und zog Toni zur Seite.
»Ich denke, da hat das Tauwetter begonnen. Das Eis schmilzt.«
»Anna, ich hoffe es auch. War ja auch Zeit für das Ende der Eiszeit zwischen den beiden. Bin gespannt, wie es weitergeht.«
Ein wenig später saßen alle im großen Gastraum der Hütte am Tisch und nahmen ##die Vesper. Anna hatte die Fleischreste vom Grillabend verkocht. Sie hatte leckere Fleischklöße gemacht, die in einer Kartoffelsuppe schwammen. Dazu gab es selbstgebackene Brötchen und zum Nachtisch einen süßen Apfelstrudel mit Zimt.
Danach spülten die Frauen das Geschirr. Gino und Toni holten noch Holz herein und legten Scheite in den Kamin. Toni braute einen schönen Punsch.
Bald saßen sie in vertrauter Runde am Kamin.
»Toni, ich werde meine offiziellen Zelte morgen abbrechen. Meine Zeit ist um. Mit Onkel ##Albert ist alles geregelt. Ich werde mich jetzt meiner Zukunft widmen. Du mußt also in Zukunft ohne meine Hilfe auskommen. Schade ist es schon. Es war schön bei dir, Toni. Bist zu beneiden, um den schönen Flecken Erde. Ich werde aber die Tage, solange die Katja hier ist, schon manchmal kommen. Es gibt hier schöne leichte Touren, die wir zusammen machen könnten. In der Zwischenzeit kümmert ihr euch um sie.«
»Das werden wir, Gino!« sagte Anna. »Scheint, daß ihr euch ausgesprochen habt.«
Katja errötete. Gino klopfte seine Pfeife am Kamin aus und sagte wie beiläufig.
»Ja, wir haben über alles gesprochen. Alle Mißverständnisse sind ausgeräumt. Um mit deinen Worten zu sprechen, Toni, ein Etappenziel haben wir erreicht.«
Katja hätte gern etwas gesagt, aber sie bemerkte, daß Gino sehr verschlossen war. So schwieg sie.
Die nächsten Stunden verbrachten sie damit, Alois zuzuhören. Erst erzählte er Geschichten und dann spielte er auf der Ziehharmonika. Toni hatte seinen Arm um Anna gelegt.
»Ist doch etwas kühl hier drin!« bemerkte Katja leise zu Gino.
Er verstand sofort. Er zog Katja an seine Seite und legte seinen Arm um sie. Mit geschlossenen Augen, den Kopf an seine Schulter gelehnt, lauschte Katja den Melodien.
Gino lieh sich von seinem Patenonkel Albert Weißgerber ein Auto. Damit machte er erst einmal einen Ausflug. Er sah sich das Hotel an, von dem sein Vater gesprochen hatte. Der Augenschein hielt, was die Akten versprochen hatten.
Danach fuhr Gino ohne Zwischenstop heim. Seine Mutter schloß ihn glücklich in #die Arme. Sie rief sofort seinen Vater an, der noch im Hotel war. Er kam sofort.
»Warum hast du nicht angerufen, Gino? Wir hätten etwas vorbereitet.«
»Komm, wir gehen rüber ins Restaurant. Die Küche hat zwar schon geschlossen, aber seinem Brötchengeber und dem heimgekehrten Sohn wird noch ein Abendessen gezaubert werden. Wir müssen doch feiern. Lola, sieht der Junge nicht gut aus!«
»Genau, wie du damals, als ich dich kennenlernte. Da bist auch aus den Bergen gekommen.«
»Vater, laßt uns hierbleiben. Ich will mit dir reden. Feiern können wir immer noch. Ich will dir zwar die Freude nicht nehmen, aber mir ist es nicht so zum Feiern. Ich habe eine Lektion gelernt, die ich hätte schon längst lernen müssen. Das sollte kein Anlaß zum Feiern sein. Ich hoffe, daß es bald einen Anlaß dafür gibt.«
Isebert Koppermann war erstaunt, widersprach aber nicht.
Die Haushälterin brachte einen Imbiß und man setzte sich zusammen ins Wohnzimmer.
»Also, ich will es kurz machen. Ich nehme an, du wirst das Hotel kaufen.«
»Ja! Hast du es dir mal angesehen?«
»Ja, ich war heute dort. Gute Sache, besser, als ich es erwartet habe. Weiter! Du brauchst einen Geschäftsführer«, ohne zu zögern fügte Gino hinzu. »Ich bewerbe mich um den Posten. Ich hoffe, daß ich keine Bewerbung schreiben muß, da kann ich nicht punkten. Ich hoffe, daß du mir so die Chance gibst.«
Es war ganz still im Raum. Mit großen Augen blickte Isebert zu seiner Frau und dann wieder zu seinem Sohn.
»Das haut mich doch fast vom Stuhl. Natürlich benötige ich irgendwann einen Geschäftsführer. Der jetzige Eigentümer will nach dem Verkauf noch ein Jahr bleiben, damit kein so harter Bruch entsteht in der Führung.«
»Genauso habe ich mir das auch gedacht. Das würde mir auch genügend Zeit lassen, mein Betriebswirtschaftstudium über eine Fernuniversität abzuschließen.«
Isebert Koppermann traute seinen Ohren nicht.
»Nimmst du dir da nicht ein bißchen viel vor?«
»Vater, ich will dich nicht überreden. Ich will das so machen. Sage einfach ja oder nein. Auch wenn du nein sagst, dann ist das kein Beinbruch. Wir geraten darüber nicht in Sreit. Ich weiß, daß meine Vergangenheit nicht gerade ein Ruhmesblatt war. Wenn du mir die Arbeit nicht geben kannst, dann suche ich mir eine andere gutbezahlte Arbeit. Es wäre nur schade, wenn meine Talente dann einem deiner Mitbewerber zugute kämen. Mit dem Studium ist schon alles geregelt. Wenn ich mich ranhalte, schaffe ich das locker in einem Jahr. Wenn nicht, dann dauert es ein wenig länger. Ich weiß, was ich kann. Ich habe meine Grenzen ausleben können. In den Bergen lernst du das ganz schnell. Ich bin bei Alois in die gleiche harte Lehre gegangen wie du. Du warst damals jünger als ich heute. Also habe ich keine Zeit mehr zu verlieren. Katja sagte, man soll sich nehmen, was man möchte. Ich will von dir den Posten.«
»Junge, du hast ihn! Hier, Hand drauf!«
Sie reichten sich die Hände. Isebert schloß seinen Sohn glücklich in die Arme.
»Da steckt doch eine Frau dahinter! Katja! Katja! Sag mal, ist das die Katja, der du##...«
»Genau! Die Katja!«
»Dann werdet ihr doch ein Paar? Wann stellst du uns das Mädchen vor?«
»Sagen wir es so: Wir gehen sehr freundschaftlich miteinander um. Ich liebe Katja. Ich liebe sie heute mehr als damals. Ich bin auch heute ein ganz anderer Mensch. Damals hat mich Katja abgelehnt. Ob sie einen zweiten Heiratsantrag von mir annimmt, vermag ich nicht zu sagen. Ich bin aber hoffnungsvoll. Doch ich will ihr dieses mal etwas bieten. Ich will eigenes Geld verdienen, auf meine Arbeit stolz sein, so wi#e du auf deine Arbeit stolz bist. Vielleicht habe ich dann eine Chance bei ihr.«
»Dann