Toni der Hüttenwirt Paket 1 – Heimatroman. Friederike von BuchnerЧитать онлайн книгу.
anzubändeln. Is ja auch ein fesches Madl. Sei net so empfindlich, Martin. Einen Scherz darf man doch noch machen, wie?«
»Aber da oben auf der Berghütte, wenn die Martina in der Nähe is, da hältst dei Goschn! Das Madl ist net von hier. Die versteht das net.«
»I hab’ schon verstanden. Jetzt machen wir, daß wir weiterkommen! Der Toni und die Anna warten bestimmt schon.«
Sie gingen weiter.
»Sagt mal, wißt ihr etwas? Wie kam es damals dazu, daß auf einem Kirchenkonto so viel Geld eingegangen ist, daß der Alois von der Gemeinde die Berghütte zurückkaufen konnte? Von wem war das Geld?«
»Friedel, das ist ein Geheimnis. Pfarrer Zandler sagt nix. Selbst der Alois weiß nix. Den Ruppert Schwarzer ärgert des gewaltig. Er soll noch immer toben, weil dadurch seine Pläne als Großinvestor da droben schlagartig hin waren. Der Schwarzer setzt den Huber Franz, der damals den Antrag gestellt hat, ganz schön unter Druck. I möchte net in der Haut vom Huber stecken. Der schleicht umher wie ein geprügelter Hund.«
»Martin, da hab’ ich kein Mitleid mit dem Huber. Wenn man sich mit dem Teufel einläßt, dann muß man nach seiner Pfeife tanzen. Der Huber hat sich vom Schwarzer eben kaufen lassen. Er bewohnt diesen schönen Hof und kriegt auch ein gutes Geld von ihm. Dabei arbeitet er nur halbe Tage beim Schwarzer im Geschäft. Für den Rest will der Schwarzer eben, daß es in Waldkogel so läuft, wie er sich des vorstellt. Verantwortlich dafür macht er den Huber Franz. Doch es is halt net so gelaufen, wie der Ruppert Schwarzer sich das ausgedacht hat in seinem Größenwahn. I bin froh darüber, daß des mit der Berghütte so bleibt, wie es immer war.«
»I auch, Friedel. Der ganze Berg wäre verschandelt worden, wenn der Schwarzer seine Straße raufgebaut hätte – und dann noch der Hubschrauberlandeplatz. Das wäre ein echter Schmarrn gewesen.«
Leonhard Gasser warf einen dankbaren Blick zum Himmel hinauf.
»Dem da oben sei Lob und Dank, daß er buchstäblich in letzter Minute eingegriffen hat. Da muß Waldkogel irgendwo einen richtigen Gönner haben, denn das Geld kam ja von einem Menschen.«
»Das hast du schön gesagt, Leo.« Martin schaute sich um. »Dann wäre es mit der Ruhe und dem Frieden net mehr so weit her gewesen. I denk, daß man nie erfahren wird, was hinter der Sach’ steht. I für meinen Teil freue mich, daß es so ist. Basta! Jetzt kriegt der Toni die Berghütte, die er mit der Anna bewirtschaften tut. Des ist gut so. I freu’ mich wirklich für die beiden.«
Die Berghütte kam in Sicht.
»Schau, wie schön sie da liegt! Der Toni hat schon viel gemacht. Fast fertig is sie. Is ein richtiges Schmuckstück geworden. Ganz Waldkogel kann darauf stolz sein. Is schon ein Glücksfall, daß der Toni die alte Tradition bewahrt und pflegt. Es ist ein Segen, daß er in Anna eine Frau gefunden hat, die mit ihm am gleichen Strang zieht. Des is heut sehr selten.«
Die drei jungen Burschen blieben einen kurzen Augenblick stehen und ließen das Bild auf sich wirken. Die Berghütte lag im Sonnenschein vor der mächtigen Kulisse der Berge mit dem ewigen Schnee auf ihren Gipfeln. Unter dem blauen Himmel kreisten Steinadler.
Bello, der auf der Terrasse gelegen hatte, rannte ihnen bellend entgegen. Toni und Anna traten aus der Hütte. Alois kam vom Holzplatz und rieb sich vor Freude die Hände.
»Schön, daß ihr schon da seid. Dann kann es ja losgehen. I hab’ die alte Wand schon rausgenommen«, sagte Toni.
Antonius Baumberger ging voraus. Die Freunde folgten ihm auf die Rückseite der Berghütte. Er führte sie in den Lagerraum. Hier hatte er schon alles vorbereitet.
»So, dann wollen wir mal.«
Anna brachte eine Kanne mit heißem Tee und Kuchen. Martina war schon wieder auf und half ihr dabei.
»Guten Tag, Herr Doktor!«
»Grüß Gott, Tina! Mußt net so förmlich sein. I bin der Martin, des habe ich dir schon mal gesagt. Wie geht es deinem Knie?«
»Das verheilt gut. Ich habe auch keine Schmerzen mehr.«
»Das freut mich, Martina! Hier habe ich dir auch eine kleine Aufmerksamkeit mitgebracht, weil du so tapfer gewesen bist.«
Doktor Martin Engler teilte den Blumenstrauß in zwei Hälften. Die eine gab er Martina.
»Die sind für dich, Anna!«
»Das ist aber nett, Martin. Danke.«
Martina schaute Martin kurz in die Augen und bedankte sich leise. Dann ging sie gleich wieder ins Haus. Anna folgte ihr.
»Tina, ich glaube, der Martin sieht dich gerne.«
»Das ist mir peinlich. »Hier, nimm meine Blumen. Stell sie zusammen mit den deinen in eine Vase.«
Anna sah wieder den traurigen und geheimnisvollen Blick in Martinas Augen.
»Ich will ihm keinen Anlaß geben, daß er denken könnte, ich hätte Interesse an ihm.«
»Dann hast du schon einen Burschen?« bemerkte Anna vorsichtig.
»Nicht mehr. Das ist vorbei. Er war nicht der richtige Mann für mich.«
Martina schaute Anna an.
»Ich wollte dich nicht in Verlegenheit bringen, Tina. Ich bin nur in deinem Alter. Ich spüre doch, daß dich etwas bedrückt. Willst du nicht mit mir sprechen? Ich hatte auch einen, sagen wir Bekannten, bevor ich den Toni kennengelernt habe. Ich hatte damals auch gedacht, daß es mit uns etwas werden könnte. Doch dann ist mir die Liebe begegnet. Sie kam über mich wie eine Naturgewalt. Dem Toni ging es genauso. Wir wußten, wir gehören zusammen. Jetzt heiraten wir bald. Aber das hast du sicherlich schon mitbekommen.«
»Ich freue mich für dich, Anna«, sagte Tina traurig. »Ich werde niemals heiraten, niemals.«
»Man soll niemals niemals sagen! Wenn dich die Liebe erwischt und dich in einem Gefühl der Wärme und Zuneigung begräbt wie unter einer gewaltigen, nicht aufzuhaltenden Lawine, dann kannst du nichts machen. Du wirst von dem Strudel der Gefühle einfach mitgerissen.«
Martina schüttelte heftig den Kopf.
»Das habe ich schon hinter mir. Ja, ich wurde von einer Lawine begraben. Ich stecke noch tief drin. Ich weiß nur, daß die Verletzungen niemals heilen werden.«
Martina kämpfte mit den Tränen. Anna trat neben sie und legte den Arm um sie.
»Tina, wenn du Kummer hast und ich dir helfen kann, dann sage es mir. Ich will auch nicht weiter nach deinem Kummer fragen. Kannst sicher sein, daß dieses Gespräch unter uns bleibt.«
Martina putzte sich die Nase und steckte das Taschentuch in die warme Hose, die ihr Anna geliehen hatte. Sie vergrub ihre Hände tief in die Hosentaschen und schaute auf ihre braunen Wanderschuhe. Dann trat Martina an den Kamin und legte Holzscheite auf.
»Ich suche Arbeit, Anna. Ich würde gern hier in den Bergen bleiben. Vielleicht nur die nächsten Monate, bis ich mir etwas Geld zusammengespart habe für einen neuen Anfang. Ich habe zwar noch etwas gespart, aber es reicht nicht für eine kleine Wohnung und was man dann so alles braucht. Sicherlich würde ich in der Stadt auch Arbeit finden, vielleicht sogar gut bezahlte Arbeit in meinem Beruf. Aber ich will hier in den Bergen bleiben. Weißt du keine Arbeit für die nächsten Monate? Mir ist es egal, was es ist. Ich mache alles. Ich kann auf einer Alm arbeiten, Führungen durch die Berge leiten. Ich kann auch auf einem Hof arbeiten.«
Anna schaute Tina nachdenklich an.
»Bist du deshalb in die Berge gekommen?«
»Ich mag die Berge, seit ich als Kind einmal mit der Schulklasse in einem Schullandheim in den Bergen war. Sie haben mich nie mehr losgelassen. Als Studentin bin ich dann in all meinen Ferien gewandert. Klettern ist nicht so meine Sache, aber schöne lange Wanderungen von Berghütte zu Berghütte, die mache ich sehr gern. Ich habe viel nachgedacht auf meiner Wanderung. Ich will gerne eine Zeitlang ganz hierbleiben. Die Ruhe, der Frieden der Berge, die klare Luft, die tun mir