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Die schönsten Heimatromane von Ludwig Ganghofer. Ludwig GanghoferЧитать онлайн книгу.

Die schönsten Heimatromane von Ludwig Ganghofer - Ludwig  Ganghofer


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Fräulein, Sie haben recht! Im Grunde genommen denke auch ich nicht anders, nein, trotz allem nicht!« Es ging wie ein trüber Gedanke über seine Stirn. Gleich wieder lächelte er. »Und ich hörte das gerne von Ihnen sagen. Nun weiß ich doch, daß Sie auch mich für gut halten. Oder nicht?«

      Sie hob das Gesicht, als hätte ihr diese Frage nicht gefallen. »Ich wüßte nicht, womit Sie mir das Gegenteil bewiesen hätten.«

      »Vielleicht durch die unbescheidene Hartnäckigkeit, mit der ich mich hier festgesetzt habe?«

      »Das beweist nur, daß es Ihnen hier gefällt.«

      Der letzte Bergschatten, der noch auf einzelnen Beeten gelegen, war über die Hecke zurückgewichen, und Hütte und Gärtchen lagen in voller Morgensonne. Der Wind war still geworden, und in den Wipfeln des Harfenbaumes schwiegen die Glocken. Man hörte nur nach den Wasserfall, der fern in der Tiefe rauschte, und das leise Gesumm der wilden Bienen, die von überall zu den blühenden Beeten geflogen kamen und gleich schwirrenden Funken die sonnige Luft durchschnitten.

      Da brachte der Bub die zum Überlaufen gefüllte Wasserkanne. »So, Fräuln, da bin ich schon wieder!«

      »Ich dank dir, Bürscherl, und schau, dein Jöpperl hab ich auch schon fertig!«

      Lolo hielt dem Buben das Kittelchen hin, und er fuhr mit beiden Fäusten in die Ärmel. »Vergelt's Gott tausendmal!«

      »Jetzt mach, daß du heimkommst! Drunten brauchen sie dich bei der Arbeit.«

      Loisli drehte das mürbe Hütl zwischen den Händen, sah mit glänzenden Augen zu dem Mädchen auf und bettelte: »Krieg ich noch a Blümerl, Fräuln?«

      »Ja, Bürschel, was willst du für eins?«

      »A Brunellerl tät ich gern haben. Die Enkern schmecken viel feiner als die anderen von der Alm draußen.«

      Lolo pflückte ein paar von den braunen Blütenköpfchen und reichte sie dem Buben. Sein Gesicht strahlte vor Freude, während er die Blumen achtsam hinter die Hutschnur schob. Und mit einem Jauchzer rannte er davon.

      Das Mädchen nahm die Gießkanne und begann den Efeu zu besprengen.

      »Der Bub hat recht, Fräulein«, sagte Ettingen, »die Blumen gedeihen in Ihrer Pflege, sie sind schöner als die anderen dort oben und draußen im Wald.«

      »Gewiß nicht. Sie sehen in der Blüte nur reicher aus, weil sie dichter stehen. Ich tue nicht viel mehr, als daß ich sie wachsen lasse.«

      »Da sind Sie aber wirklich zu bescheiden. Wie sehr diese Blumen Ihre Hand empfinden, kann ich Ihnen gleich beweisen.« Ettingen nahm das kleine Rosensträußlein von seinem Hut. »Ich habe ein paar Almrosen von dort oben mit heruntergebracht. Sehen Sie nur, wie klein die Blüten sind und wie matt in ihrem Rot! Die sind mit den Almrosen, die Sie im Garten haben, nicht zu vergleichen. Wie groß und üppig die Kelche hier sind, wie feurig in der Farbe!«

      »Das ist richtig, ja. Aber der Unterschied kommt nicht von der Pflege, er liegt in der Gattung. Was Sie haben, das sind die gewöhnlichen Steinrosen, aber die meinen hier, das sind Edelrosen.«

      »Edelrosen? Gibt es eine Aristokratie auch unter den freien Bergblumen?«

      »Sie scheinen kein allzu eifriger Hochtourist zu sein, weil Sie diesen Unterschied nicht kennen.« Lolo stellte die Kanne nieder, brach von den mit glühenden Blüten übersäten Rosenstauden einen der schönsten Zweige und kam zur Bank. »Der Unterschied ist am besten an den Blättern zu erkennen. Das Blatt der Steinrose hat mattes Grün und ist behaart, die Blätter der Edelrose sind glatt, von tiefem wachsglänzendem Grün und auf der Unterseite braun angeflogen.« Sie wollte ihm das Rosenzweiglein reichen und sah ihn an. Da erschrak sie und lächelte wieder. »Ach Gott! Nun seh ich es Ihnen auch im Gesicht an. Sie sind wohl erst kurz aus der Stadt gekommen? Und noch nicht lang in den Bergen?«

      »Seit drei Tagen erst.«

      »Und gestern haben Sie wohl einen langen Marsch in der heißen Sonne gemacht?«

      »Ja, das war gesunde Hitze gestern! Ich bin wohl sehr abgebrannt?«

      »Mehr, als Ihnen lieb sein wird! Haben Sie denn keine Schmerzen im Gesicht?«

      »Schmerzen? Ich? Aber ja, es ist wahr, mein Gesicht brennt wie Feuer.«

      »Sie haben sich einen tüchtigen Sonnenstich geholt. Auf der Nase und auf den Wangen geht Ihnen die Haut schon los. Wenn Sie noch einen weiten Heimweg in der Sonne haben, wird die Sache schlimm werden. Dagegen müssen Sie was tun. Warten sie –«

      Während Ettingen verblüfft zurückblieb, eilte sie in die Hütte und brachte eine kleine Schatulle und ein Spiegelchen in dünner Goldleiste. »Hier! Sehen Sie sich einmal an!«

      Zögernd nahm Ettingen den Spiegel, und kaum hatte er einen Blick in das Glas geworfen, als er mit drolligem Entsetzen ausrief: »Ach, du lieber Himmel, was hab ich für ein Gesicht! Wie Zinnober, so lieblich!« Er lachte. Aber daß er nun so vor ihr sitzen mußte, das schien ihm nicht angenehm zu sein. »Ich bitte Sie, Fräulein – daß ich den Schaden habe, merk ich –, ersparen Sie mir wenigstens den Spott und lachen Sie mich nicht aus!«

      »Auslachen? Im Gegenteil ich weiß doch selber, wie das tut.«

      »Das Ausgelachtwerden?«

      »Nein, der Sonnenstich! Ich bin wohl an Hitze wie Kälte gewöhnt. Aber wenn ich oft lange Stunden in der Mittagsglut sitze und arbeite, erwischt es mich auch noch manchmal. Aber ich weiß, was dafür hilft. Und dann ist's am anderen Tag wieder gut. Hier, nehmen Sie!« Sie hatte aus der Schatulle ein kleines Holzbüchschen mit weißer Salbe und frische Watte ausgekramt. »Das wird Ihnen gleich die Schmerzen lindern. Kommen Sie, ich will Ihnen den Spiegel halten.«

      Er sah erlegen zu ihr auf. »Aber ich bitte, liebes Fräulein, ich kann doch unmöglich –«

      » Was können Sie nicht?«

      »Hier vor Ihnen die Toilette meiner Schmerzen machen und mich einsalben!«

      »Warum denn nicht?«

      »Nein! Das tu ich nicht!«

      Nun schien sie den Grund seiner Weigerung zu verstehen. Leichte Röte überzog ihre Wangen. »Seien Sie doch nicht töricht! Wenn Sie so fortgehen, mit trockenem Gesicht und bei dieser Sonne, dann wird die Sache schlimmer, und Sie haben eine Woche damit zu tun.« Es zuckte leis um ihre Mundwinkel. »Und dann werden Sie noch übler aussehen als jetzt!«

      »Ja, Fräulein, Sie haben recht, meine Weigerung war kindisch. Also? Wollen Sie mir assistieren?«

      »Natürlich.« Sie setzte sich an seiner Seite auf die Bank und hielt ihm das Spiegelchen.

      Er sah ihr lachend in die Augen, dann tauchte er die Watte in die Salbe und begann zu reiben. Da er die Sache ein bißchen eilig nahm, mahnte sie: »Nein, nein, machen Sie es nur genauer! Namentlich auf der Nase!«

      »Ja, die sieht auch am schlimmsten aus!«

      Als die Kur erledigt war, sprang er auf, warf die benützte Watte über den Zaun und säuberte mit dem Taschentuch die Finger.

      Nun lachte sie.

      »Na also, sehen Sie, da hab ich nun doch den Spott davon!« sagte er heiter. »Mein Gesicht muß aber auch aussehen wie –« Er fand keinen Vergleich, der ihm drastisch genug erschien.

      »Wie ein gebratener Apfel, so schön glänzend! Aber nicht wahr«, fragte sie wieder völlig ernst, »Sie fühlen, daß es besser ist?«

      »Wirklich, ja, das Brennen beginnt schon nachzulassen. Ich danke Ihnen herzlich für den Dienst, den Sie mir geleistet haben. Und da ich bereits den Namen meines freundlichen Arztes kenne –«

      »Sie kennen meinen Namen?«

      »Zur Hälfte hab ich ihn hier auf dem Baum gelesen. Dann kam der Bub und grüßte Sie: Fräulein Petri! Nun darf sich wohl auch der dankbare Patient Ihnen vorstellen? Ich heiße Ettingen.«

      Sie nickte flüchtig, als wäre


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