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Mami Staffel 6 – Familienroman. Claudia TorweggeЧитать онлайн книгу.

Mami Staffel 6 – Familienroman - Claudia Torwegge


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ist ein altes Haus, da passiert so was schon mal«, tröstete der Installateur, ein baumlanger Mann im blauen Arbeitsanzug, sie. Er hatte schnell den Schaden herausgefunden.

      »Die Rohre sind bös verstopft«, meinte er und wiegte bedenklich den Kopf hin und her. »Wollen wir hoffen, daß wir sie wieder freikriegen. Und wollen wir hoffen, daß es daran liegt und nicht an dem Rohr in der Decke. Wenn das kaputt ist, müßten wir die Decke aufklopfen und dann…«

      Er machte eine vielsagende Gebärde, und Nina verstand, daß er damit auf den Schmutz und Bauschutt anspielte, der sie dann erwartete.

      »Nur Mut, wir versuchen, die Sache erst mal sauber zu machen«, meinte er und fuhr noch einmal in seine Firma, um anderes Werkzeug zu holen. Es war eine lange, metallene, schlangenförmige Spirale, die an einen Elektromotor angeschlossen und von Friedhelm Brückners Küche durch die Abflußrohre geführt wurde. Es war ein entsetzlicher Lärm, als sich das biegsame Metallteil von dem Motor getrieben durch die Rohre schob. Als der Installateur die Spiralte vorsichtig wieder aus den Rohren herauszog, war sie voller schwarzem, fettigem Schmutz, der sich überall in der sauberen Küche verteilte.

      Die alte Frau Meyer, die die Neugier dazu getrieben hatte, all die vielen Treppen zu überwinden, stand kopfschüttelnd in der Tür.

      »Eine Unverschämtheit, ausgerechnet jetzt zu verreisen«, stellte sie mit schmallippigem Mund fest. »Wer soll denn den ganzen Dreck hier wegmachen?«

      »Ich natürlich«, seufzte Nina.

      »Das sieht diesem Herrn Brückner ähnlich«, war Frau Meyers Antwort.

      »Es hätte schlimmer kommen können«, tröstete der Handwerker sie, als er sein Gerät wieder aufrollte. »Nun wollen wir mal prüfen, ob’s geklappt hat. Lassen Sie hier mal Wasser rein – und ich gehe runter und sehe nach, ob noch was durchkommt.«

      Nina ließ das Spülbecken volllaufen und ließ es dann ab.

      »Bleibt alles trocken«, kam die Stimme des Mannes von unten herauf.

      »Und – wie ist es mit der Spülmaschine? Kann ich die jetzt wieder anstellen?« fragte Nina bang.

      »Na klar«, meinte der Handwerker. Er sah ihr an, daß sie eine neue Überschwemmung fürchtete. »Es ist jetzt ganz bestimmt alles in Ordnung. Sie brauchen keine Sorge zu haben.«

      Nina brachte ein verzagtes Lächeln zustande.

      »Na gut, wenn Sie das sagen«, meinte sie. Sie sah sich in der verschmutzten Küche um, überall war schwarze, fettige, übelriechende Schmiere – auf dem Fußboden, an den Schranktüren, am Kühlschrank und der Spülmaschine. Sie holte tief Luft. »Na, dann werde ich mich mal an die Arbeit machen…«

      Frau Meyer murmelte etwas vor sich hin und zog es vor, schnell zu verschwinden. Am Ende hätte sie vielleicht noch helfen müssen, den Dreck zu beseitigen. Nina lief ihr nach und beugte sich über das Treppengeländer.

      »Liebe Frau Meyer, wären Sie so nett, später meine Kleine aus dem Kindergarten abzuholen? Sie sehen ja, daß ich hier zu tun habe«, bat sie. Die alte Frau blieb auf dem Treppenabsatz stehen und sah nach oben.

      »Das mach ich doch immer, da brauchen wir gar nicht drüber zu reden«, meinte sie ein wenig beleidigt.

      »Gut, gut«, sagte Nina beschwichtigend. »Trotzdem vielen Dank.«

      Sie ging nach unten, zog sich ihre älteren Klamotten an und machte sich daran, den Schmutz in Friedhelm Brückners Küche zu beseitigen. Damit ihr die Arbeit schneller von der Hand ging, stellte sie das Radio an. Es gab flotte Musik, und sie drehte das Gerät auf volle Lautstärke. So hörte sie nicht, daß sich jemand an der Wohnungstür zu schaffen machte, einen Schlüssel ins Schloß steckte und aufschloß. Erst als eine Männerstimme: »Hallo, ist da jemand?« rief, merkte sie, daß sie nicht mehr alleine in der Wohnung war. Ein junger Mann – er mochte etwa Anfang bis Mitte dreißig sein, stand in der Tür und sah sie fragend, mit gerunzelter Stirn an. Er sah – soweit Nina das auf den ersten Blick feststellen konnte – recht gut aus und war lässig, aber ausgesprochen gut gekleidet. Mit vor Abscheu verzogenem Gesicht musterte er den Schmutz in der Küche.

      »Das ist ja ekelhaft«, stellte er fest. Angeekelt musterte er den Dreck und anschließend seine flotte Hose, sein schickes Hemd, ob er sie nicht aus Versehen beschmutzt hatte. Noch bevor Nina ihm die ganze Sache erklären konnte, fragte er mit leicht erhobenen Augenbrauen: »Sie sind wohl Friedhelms Putzfrau?«

      Nina holte tief Luft.

      »Putzfrau?« japste sie. Das war denn doch die Höhe! Was fiel diesem aufgeblasenen Kerl ein, hier einfach in Friedhelm Brückners Wohnung einzudringen, sich angewidert umzusehen und sie obendrein noch als Putzfrau zu titulieren?

      »Nein, ich bin nicht die Putzfrau«, fauchte sie. »Ich bin lediglich eine freundliche Nachbarin, die aus freien Stücken hier diesen ganzen scheußlichen Dreck wegmacht, weil erstens Herr Brückner heute morgen in Urlaub gefahren ist, weil zweitens sein Abwasser durch meine Zimmerdecke geflossen ist und ich drittens deswegen einen Installateur holen mußte. Eigentlich sollte ich im Büro sitzen und meine Arbeit erledigen, aber so bin ich eben hier und putze aus lauter Freundlichkeit diese schreckliche Schmiere weg, wie Sie sehen.«

      »Oh, entschuldigen Sie bitte«, sagte der junge Mann betroffen. Er sah gleich viel netter aus, nicht mehr so schnöselig, sondern ehrlich bekümmert. »Ich konnte ja nicht ahnen, was hier vorgefallen…«

      Nina ließ ihn nicht ausreden. Sie war eben gerade so schön in Fahrt.

      »Nein, das konnten Sie nun wirklich nicht ahnen«, sagte sie bissig. »Aber was mir nicht in den Kopf gehen will, das ist, daß Sie hier einfach in eine fremde

      Wohnung hereinkommen und

      so tun, als gehörten Sie hierher! Wer sind Sie überhaupt und was wollen Sie hier? Und wie kommen Sie an Herrn Brückners Schlüssel?«

      Sie stemmte beide Arme in die Seiten und sah ihn herausfordernd an.

      Nun sehe ich wahrscheinlich genauso aus wie eine Putzfrau aus einer Fernsehserie – und ich benehme mich auch so, mußte sie denken, aber ihr war überhaupt nicht nach Lachen zumute. Dieser Mensch in seinen geschniegelten, teuren Klamotten hatte es gerade nötig, sie derartig von oben herab zu behandeln.

      »So viele Fragen auf einmal«, sagte er zerknirscht, und in seinen Augen stand ein kleines Lächeln. »Ich verstehe Ihre Besorgtheit. Natürlich können Sie nicht wissen, daß ich Friedhelms Cousin bin. Ich wohne in Bayern, und jedesmal, wenn ich hier in dieser Stadt etwas zu tun habe, übernachte ich bei Friedhelm. Um es einfacher zu machen, hat er mir schon vor langer Zeit einen Schlüssel für die Wohnung gegeben. Er ist ja auch nicht immer zu Hause – wie man sieht. Aber daß ich Sie als seine Putzfrau angesehen habe, das tut mir aufrichtig leid«, fügte er verlegen hinzu. »Wie kann ich das nur wiedergutmachen…«

      Nina warf den Kopf zurück.

      »Putzen ist eine ehrliche Arbeit, wußten Sie das noch nicht? Eine schwere und oft nicht gerade angenehme Arbeit. Für andere Leute den Dreck wegmachen«, antwortete sie. Sie war immer noch wütend. »Auf die Idee, so etwas zu tun, kämen Sie wohl gar nicht. Sie nicht. Ganz bestimmt nicht.«

      »Doch, doch«, erbot er sich eifrig. »Ich helfe Ihnen. Ich bin ja im Moment sozusagen der Wohnungsinhaber – und schon aus diesem Grund wäre es einzig und alleine meine Aufgabe, das alles hier zu reinigen.«

      Nina musterte ihn. Seine Worte hatten sie ein wenig versöhnt, und eigentlich sah er ja recht nett aus. Er war gar nicht so aufgeblasen und eingebildet, wie sie zuerst geglaubt hatte. Er lachte ihr zu, band sich eine von Friedhelm Brückners Küchenschürzen um, holte sich einen Eimer mit Seifenwasser und fing an, die Küchenschränke abzuwischen.

      »Sie machen das gar nicht schlecht«, lobte sie ihn, und dieses Lob schien ihn zu freuen. Bald hatten sie gemeinsam die Küche wieder auf Hochglanz gebracht, und alles blitzte und blinkte vor Sauberkeit. Nina strich sich müde über die Stirn.

      »So, das wäre geschafft«, meinte sie. »Nun gehe ich eine Etage tiefer nach


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