Die großen Reden der Indianer. ОтсутствуетЧитать онлайн книгу.
unterstützt von den Delaware, Illinois, Kickapoo, Miami, Potowatomi, Seneca, Shawnee und Wyandot, einen gleichzeitigen Überfall auf alle englischen Militärlager in ihrer Reichweite. Unter Pontiacs Führung gelang es den Indianern überraschenderweise, die meisten britischen Forts an der Grenze zu erobern. Pontiac selbst nahm bei dieser konzertierten Aktion an der Belagerung von Detroit teil, die aber angeblich von einer Anishinabe einem befreundeten Engländer verraten worden war. Die Belagerung gestaltete sich daher schwierig. Der Frieden zwischen England und Frankreich, in dem Frankreich England große Teile des Algonkin-Gebietes zugestand, beendete die Hoffnungen der Ureinwohner auf die Rückeroberung ihres Landes. Deshalb schloss Pontiac nach einigen vergeblichen Kämpfen gegen die Briten 1765 wie die meisten beteiligten Stämme mit den Engländern einen Friedensvertrag.
Die Kehrtwende in seiner Politik, die von nun an ganz auf den Frieden mit England gerichtet war, ließ die meisten seiner bisherigen Anhänger von ihm abfallen. Ohnehin für seine Umwelt manchmal schwer zu verstehen, zerstritt er sich mit vielen. In einer Auseinandersetzung griff er den Illinois-Häuptling Makatchinga tätlich an, allerdings ohne ihn zu töten. Dennoch zog sich Pontiac durch diese Tat den Hass des Stammes zu, von dessen Mitgliedern ihn im April 1869 eines mit dem Beil erschlug.
Die Rede: Es ist Zeit, meine Brüder, dass wir dieses Volk, das einzig und allein unseren Tod zum Ziel hat, nicht mehr in unserem Lande dulden. Ihr alle müsst euch darüber im Klaren sein, dass wir unseren Bedarf nicht mehr so decken können, wie wir es unter unseren Vätern, den Franzosen, gewohnt waren. Die Engländer verkaufen uns ihre Waren doppelt so teuer wie damals die Franzosen, und doch taugen ihre Waren nichts; denn kaum haben wir eine Wolldecke oder dergleichen gekauft, um uns damit zuzudecken: wenn es heißt, ins Winterlager zu ziehen, brauchen wir schon wieder neue Decken. Auch wollen sie uns nicht auf Kredit kaufen lassen wie unsere Brüder, die Franzosen, es uns gestatten. Wenn ich den englischen Hauptmann besuche und ihm berichte, dass Leute von uns gestorben sind, trauern er und seine Leute nicht etwa mit uns, wie die Franzosen das taten, sondern machen sich über uns lustig. Wenn ich ihn um etwas für unsere Kranken bitte, weigert er sich, es zu geben und sagt uns stattdessen, wir könnten ihm gestohlen bleiben, was deutlich zeigt, dass er uns den Tod wünscht. Wir müssen die Engländer deshalb so bald wie möglich töten; es gibt nichts, was uns davon abhalten könnte; es sind ja nur wenige und wir werden sie leicht überwältigen – warum sollten wir sie nicht angreifen? Sind wir nicht Männer? Habe ich euch nicht die Gürtel gezeigt, die ich von unserem Großen Vater, dem König von Frankreich, bekommen habe? Er möchte, dass wir losschlagen – warum sollten wir nicht auf seine Worte hören? Wovor habt ihr Angst? Die Zeit ist gekommen. Fürchtet ihr, dass unsere französischen Brüder, die unter uns leben, uns daran hindern werden? Sie kennen unsere Pläne nicht, und selbst wenn sie sie kennten, würden sie sie durchkreuzen können? Ihr wisst so gut wie ich, dass die Engländer, als sie über unsere Länder herfielen, um unseren Vater Bellestre29 zu vertreiben, den Franzosen alle ihre Waffen abgenommen haben, sodass sie nun keine Gewehre mehr haben, um sich zu verteidigen. Deshalb ist jetzt der richtige Zeitpunkt, lasst uns losschlagen! Sollten irgendwelche Franzosen für die Engländer Partei ergreifen, sollten wir sie niederkämpfen wie die Engländer. Ich habe Gürtel und Reden an unsere Freunde, die Chippeway von Saginaw30, an unsere Brüder, die Ottawa31 von Michilimacinac und an die vom Rivière à La Tranche [dem Fluss Thames] geschickt und sie eingeladen, sich mit uns zusammenzutun, und sie werden damit nicht lange zögern. Inzwischen lasst uns losschlagen. Wir haben jetzt keine Zeit mehr zu verlieren, und wenn wir die Engländer besiegt haben, werden wir die Wege blockieren, sodass sie nicht mehr in unsere Länder zurückkehren können.
[Er versicherte ihnen auch, dass die Indianer und ihre französischen Brüder Seite an Seite gegen den gemeinsamen Feind kämpfen würden, wie sie das schon in früheren Jahren am Monongahela getan hätten, wo bei der blutigen Niederlage die Fahnen der Engländer zertreten worden seien. Nachdem der Redner seine Zuhörerschaft zu glühendem Zorn angestachelt hatte, beruhigte er sie schnell wieder mit der Geschichte des Propheten aus Delaware, dem in einem Traum gesagt wurde, wenn er nur lange genug in eine bestimmte Richtung reisen würde, würde er endlich zum Wohnsitz des »Großen Geistes«, des Herrn des Lebens gelangen:]32
Nach vielen Tagen des Reisens voller seltsamer Vorkommnisse sah er ein gewaltiges, glänzend weißes Gebirgsmassiv vor sich, aber es war so steil, dass er schon aus Verzweiflung umkehren wollte. Da erschien eine schöne weiß gekleidete Frau und sprach zu ihm: »Wie kannst du nur meinen, dass dir dein Vorhaben gelingen kann, so schwer beladen, wie du bist? Geh zum Fuße des Berges, wirf dein Gewehr, deine Munition, deine Vorräte und deine Kleider weg und wasche dich in dem Bach, der dort fließt, dann wirst du bereit sein, vor den Herrn des Lebens zu treten.« Der Indianer gehorchte und begann erneut mit seinem Aufstieg zwischen den Felsen. Die Frau, die sah, dass er immer noch mutlos war, lachte über seine mangelnde Zuversicht und sagte, wenn er wolle, dass ihm der Aufstieg gelänge, dürfe er nur eine Hand und einen Fuß zum Klettern benützen. Nach großen Mühen und Plagen erreichte er so schließlich den Gipfel. Die Frau war verschwunden, er war allein. Eine schöne fruchtbare Ebene lag vor ihm, und in einiger Entfernung sah er drei große Dörfer, viel schöner als alle, die er jemals bei irgendeinem Stamm gesehen hatte. Als er sich dem größten von ihnen näherte, blieb er zögernd stehen und wusste nicht, ob er hineingehen sollte. Da trat ein prächtig gekleideter Mann heraus, nahm ihn bei der Hand und hieß ihn in der himmlischen Wohnstatt willkommen. Dann führte er ihn hin vor den Großen Geist, und der Indianer stand da, verwirrt durch den unaussprechlichen Glanz, der ihn umgab. Der Große Geist gebot ihm, Platz zu nehmen und sprach zu ihm folgendermaßen: »Ich bin der Schöpfer des Himmels und der Erde, der Bäume, Seen, Flüsse und aller anderen Dinge. Ich habe auch die Menschen erschaffen; und weil ich euch liebe, müsst ihr meinen Willen erfüllen. Das Land, auf dem ihr lebt, habe ich für euch erschaffen, nicht für andere. Warum erlaubt ihr dem weißen Mann, unter euch zu wohnen? Meine Kinder, ihr habt die Sitten und Traditionen eurer Vorväter vergessen. Warum kleidet ihr euch nicht in Häute, so wie es eure Ahnen taten, und verwendet Pfeil und Bogen und Lanzen mit Steinspitzen wie sie? Ihr habt vom weißen Mann Gewehre gekauft, Messer, Kessel und Wolldecken, so lange, bis ihr nun nicht mehr ohne diese Dinge auskommt; und, schlimmer noch, ihr habt das giftige Feuerwasser getrunken, das Narren aus euch macht. Werft alle diese Dinge weg und lebt so, wie eure weisen Vorväter vor euch gelebt haben. Und gegen diese Engländer, diese rot gekleideten Hunde, die gekommen sind, um euch eure Jagdgründe zu rauben und das Wild zu vertreiben, müsst ihr das Kriegsbeil erheben. Löscht sie aus vom Angesicht der Erde, dann werdet ihr meine Gunst wiedergewinnen und wieder glücklich sein, und es wird euch wieder gut gehen. Die Kinder eures großen Vaters, des Königs von Frankreich, sind nicht wie die Engländer. Vergesst nie, dass sie eure Brüder sind. Sie sind mir lieb und teuer, weil sie die roten Menschen lieben und wissen, wie ich wirklich verehrt werden möchte.«
14. Pontiac II (Ottawa), 23. Mai 1763
Textvorlage: Norman B. Wood. Lives of Famous Indian Chiefs, Aurora (Illinois) 1906, S. 151–152
Hintergrund: Die Belagerung von Detroit war für die Indianer eine kaum lösbare Aufgabe, da sie die Versorgung der Belagerer nicht sicherstellen konnten und immer mehr von ihnen aufgaben und weggingen. In dieser Situation bat Pontiac, in seinem ganzen bisherigen Leben ein Freund der Franzosen, mit der unten stehenden Rede französischen Händler und Siedler in der Nähe, ihm für die Wohltaten, die er ihnen schon gewährt hatte, seinerseits Hilfe zu leisten, und versprach Schadenersatz für die von seinen Leuten begangenen Plünderungen.
Die Rede: Ich zweifle nicht, meine Brüder, dass dieser Krieg für euch viele Unannehmlichkeiten mit sich bringt, da unsere Krieger immer wieder durch eure Siedlung hin und zurück reiten. Das tut mir leid. Denkt nicht, ich hieße den Schaden gut, den sie anrichten; und als Beweis dafür erinnert euch an den Krieg gegen die Fox33 und die Rolle, die ich dabei spielte. Es ist nun 17 Jahre her, seit die Ojibwa von Michilimackinac zusammen mit den Sauk34 und Fox herunterzogen, um euch zu vernichten. Wer verteidigte euch damals? Waren das nicht ich und meine jungen Männer? Mickinac, der große Häuptling all dieser Völker, sagte im Rat, dass er den Kopf eures Kommandanten in sein Dorf bringen würde – dass er sein Herz essen und sein Blut trinken würde. Ergriff ich nicht Partei für euch? Ging ich nicht