Das Amulett Staffel 1 – Liebesroman. Patricia VandenbergЧитать онлайн книгу.
war mit allem einverstanden. Die Hauptsache für ihn war, daß sie alles so gut überstanden hatte.
Sinnend betrachtete sie das Amulett. »Eigentlich könnte ich es nun an unsere Tochter weitergeben«, meinte sie, »aber wer weiß, welchen Weg es noch gehen wird.«
Auch Vera Bredow besuchte ihre Schwägerin. Schon die Neugierde trieb sie dazu, und für sie war es wieder einmal ein gegebener Anlaß, Brigitte verwandtschaftliche Gefühle zu heucheln.
Sie hatte niemals Kinder haben wollen, doch jetzt fand sie gute Gründe, ihre immer schlechter werdende Ehe mit der Kinderlosigkeit zu entschuldigen.
Überschwenglich bewunderte sie das reizende Zwillingspärchen, das nun daheim in dem wunderhübsch eingerichteten Kinderzimmer untergebracht war.
Mit gespielter Wehmut blickte sie Brigitte an. »Nun weiß ich erst richtig, was mir fehlt. Ich fürchte, Brigitte, meine Ehe wird zerbrechen, weil wir keine Kinder haben.«
Sofort war Brigittes Mitgefühl geweckt. Ihr war alles in so reichem Maße zugefallen, daß Veras Worte sie schmerzlich berührten. Sie hörte den falschen Unterton nicht, sondern sah ihre gesunden Zwillinge, freute sich an ihnen, und sie glaubte an den Schmerz, den Vera so gekonnt zur Schau stellte.
»Du willst dich von Norbert trennen?« fragte sie erschrocken. »Aber gibt es denn gar keinen Weg, eure Ehe zu erhalten?«
»Wenn ich nur einen wüßte«, seufzte Vera und dachte dabei an einen ganz anderen Mann. Vor wenigen Tagen hatte sie Marcus Eskens zufällig auf einer Gesellschaft getroffen. Ohne seine Frau, was in ihr neue Hoffnungen geweckt hatte.
»Ihr könntet doch ein Kind adoptieren, wenn euch eigene Kinder versagt bleiben«, schlug Brigitte nachdenklich vor.
Das würde mir gerade noch fehlen, dachte Vera sarkastisch, aber ihr Mienenspiel drückte nur Bedauern aus.
»Es wäre ja wie mein eigenes Kind«, sagte sie abwehrend. »Man weiß nicht, was aus einem solchen Geschöpf wird. Aber wie kannst du das verstehen. Du hast ja alles, was du dir gewünscht hast, und manchmal glaube ich, daß dein Amulett tatsächlich Wunderkräfte besitzt.«
Vielleicht könnte es auch ihr helfen, überlegte Brigitte. Doch bevor sie diesen Gedanken zu Ende geführt hatte, kam Fabian heim, und Vera verabschiedete sich sehr rasch.
»Sie kommt ziemlich oft«, stellte Fabian unwillig fest. »Was will sie eigentlich immer? Pumpt sie dich an?«
»Aber nein! Wie kannst du das denken? Sie kommt wegen der Kinder. Sie ist traurig, weil sie selbst keine hat.«
Er runzelte die Stirn. »Vera, daß ich nicht lache«, erwiderte er spöttisch. »Ich will ja deinen Glauben nicht erschüttern, mein Liebes, aber was Vera anbetrifft, kann ich dich nur warnen. Sie ist die perfekteste Komödiantin, die man sich vorstellen kann, und wenn sie zu dir kommt, führt sie bestimmt etwas im Schilde.«
»Bist du nicht ungerecht, Fabian?« fragte Brigitte bestürzt. »Ich kann mich nicht über sie beklagen.«
*
»Wenn ich nur wüßte...« Er brach ab und legte den Arm um seine Frau. »Vera wird niemals ein zufriedener Mensch werden«, meinte er. »Gut, mag sie manchmal vielleicht auch Augenblicke haben, wo ihr leeres Leben ihr bewußt wird, aber ich kenne sie zu gut. Sie beneidet dich, Biggi. Nicht wegen unserer Kinder, sondern weil du mehr besitzt als sie.«
»Wenn man ihr doch helfen könnte«, bedauerte sie Brigitte. »Sie sagt, daß ihre Ehe nicht gut ist.«
»Wann war die jemals gut. Im Grunde passen sie recht gut zueinander, aber sie haben von
Anfang an jeder sein eigenes Leben gelebt. Sie lieben beide nur das gleiche: Geld und sich selbst.«
»Aber sie machte einen so bekümmerten Eindruck. Du täuschst dich in ihr.«
Fabian überlegte, daß Vera wieder einmal ein besonders wirkungsvoller Auftritt gelungen sein mußte, wenn Brigitte so sicher war, recht zu haben.
»Ich hoffe, daß du nie enttäuscht wirst, mein Liebling«, beendete er liebevoll die Diskussion.
»Ich habe ja dich und die Kinder. So sehr enttäuscht kann ich gar nicht mehr werden, Liebster. Unsere kleine Welt ist wie eine Burg.«
Ja, sie war wirklich so, als könnten Neid und Mißgunst gar nicht an sie herankommen. Die Kinder entwickelten sich prächtig. Ihre Ehe war voller Harmonie. Fabian hatte beruflichen Erfolg. Wenn Brigitte in Gräfin Celias Tagebuch blätterte, und das tat sie oft, wenn sie sich eine Ruhepause gönnte, mußte sie unwillkürlich immer der Worte gedenken, die sie ihr mit auf den Weg gegeben hatte.
Auf dem Höhepunkt des Glückes sollte sie das Amulett weitergeben, damit es auch anderen Glück brachte. Noch aber hatte es eine so große Anziehungskraft für sie, daß sie sich nicht von ihm trennen wollte.
Es war ein Tag wie jener, an dem sie Gräfin Celia im Park begegnet war. Zwei Jahre war es nun her. Brigitte saß auf der Terrasse. Die Zwillinge strampelten in ihrem Wagen.
Johannes und Stella wollten heute mit ihrem kleinen Sohn kommen, der nun schon den ersten Geburtstag hinter sich hatte. Brigitte hatte alles für den seltenen Besuch vorbereitet. Oft konnten sie jetzt nicht mehr zusammenkommen. Jeder hatte seine Familie, seine Pflichten und recht wenig Freizeit.
Fabian hatte sich den Nachmittag freigehalten. Auf Zehenspitzen trat er zu der Liege, auf der Brigitte mit geschlossenen Augen lag. Sie öffnete die Augen, als er sich über sie beugte und sie zärtlich küßte.
»Wie schön, daß du da bist«, sagte sie und schlang ihre Arme um seinen Hals.
»Hältst du Siesta, oder wandern deine Gedanken mal wieder in die Vergangenheit?«
»Beides. Wir haben noch ein Stündchen Zeit. Laß uns noch ein bißchen plaudern. Denkst du daran, daß es jetzt zwei Jahre her ist, daß ich Gräfin Celia traf?«
»Wie könnte ich es jemals vergessen, mein Liebling. Morgen sind es zwei Jahre her, daß ich dich kennenlernte.«
»Es ist alles so wunderbar. Man müßte es niederschreiben.«
»Tu es doch, wenn dir unsere beiden Trabanten noch Zeit dafür lassen. Manuel und Celia werden später vielleicht Freude an dem Märchen haben.«
»Ein wahres Märchen«, bekräftigte sie verträumt. »Wenn ich noch daran denke, wie du damals Stella aus dem Wasser holtest.«
»Sie wird sich nur ungern daran erinnern«, vermutete er.
Brigitte schüttelte den Kopf. »Für sie brachte der Tag eine große Wandlung. Daß alles gut wurde…«
»Hat sie deinem Amulett zu verdanken«, ergänzte er.
»Und dann Frau Kürten«, fuhr sie fort. »Ich habe sie neulich zufällig in der Stadt getroffen. Sie ist ganz gesund, sie hat mich sofort wiedererkannt. Sie glaubt jetzt auch ganz fest an Wunder. Übrigens ist Dr. Roden tödlich verunglückt. Seltsam, damals, als er mir kündigte und dann das Amulett betrachtete, hatte ich ein so eigenartiges Gefühl. Es sah ganz dunkel aus.«
»Das wird am Licht gelegen haben«, meinte er leichthin. »Du darfst dich nicht zu sehr davon beeinflussen lassen, Biggi. Ich verstehe dich ja, aber…«
»Du hältst mich also doch für ein wenig kindisch.«
»Gewiß nicht, nur für sehr romantisch, was aber kein Nachteil ist. Ich will dich gar nicht anders haben.«
Er schob seine Hand unter ihre Wange und betrachtete sie voller Zärtlichkeit.
»Was bin ich für ein reicher Mann«, sprach er leise weiter. »Aber ich meine eben, daß alles Gute, was geschah, aus und von dir selbst gekommen ist.«
»Meine Eltern dürfen wir auch nicht vergessen«, fuhr sie mit ihren Betrachtungen fort. »Sie sind so zufrieden in ihrem Häuschen. Papa war niemals so erfolgreich, und Florian ist ein Prachtkerl. Er hatte wieder das beste Zeugnis.«
Fabian