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Das Amulett Staffel 1 – Liebesroman. Patricia VandenbergЧитать онлайн книгу.

Das Amulett Staffel 1 – Liebesroman - Patricia Vandenberg


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Wie kam es, daß ein Mensch, der in einer so kostbaren Umgebung lebte, so allein war wie diese alte Gräfin. Denn, offensichtlich gab es niemanden, der sich um sie kümmerte.

      Ein Gong schlug an, zart wie ein Glockenspiel. Brigitte schreckte aus ihren Gedanken empor und eilte zur Tür. Ein weißhaariger, schlanker Herr im grauen Anzug stand vor ihr.

      »Ferera«, stellte er sich vor und musterte Brigitte durch eine goldgeränderte Brille eindringlich. »Ich habe Sie noch nie gesehen«, sagte er verwundert, ehe er an ihr vorbei zum Schlafzimmer der Gräfin ging. Er schien in diesen Räumen vertraut zu sein. Und er flößte Vertrauen ein.

      Langsam folgte Brigitte ihm, beobachtete, wie er eine Injektion aufzog und spritzte.

      Sein Gesicht war überschattet von Trauer, als er Brigitte wieder anblickte.

      »Celia wird nicht mehr lange leben«, sagte er mehr zu sich selbst. »Aber sie weiß das wohl selbst auch. Vielleicht noch ein paar Wochen, vielleicht nur Tage oder Stunden.« Er zuckte die Schultern.

      »Wie sind Sie in dieses Haus gekommen, gnädiges Fräulein?«

      Brigitte errötete und erzählte ihm in knappen Worten, weshalb sie der alten Dame geholfen hatte.

      »Ich kenne Celia Vincent seit dreißig Jahren«, erklärte der Arzt langsam. »Wenn sie sich Ihnen anvertraut hat, ist es gut. Sie weiß die guten Menschen von den bösen sehr genau zu unterscheiden; Sie sind Krankenschwester, sagten Sie. Wäre es Ihnen möglich, die Gräfin zu betreuen? Vor ein paar Tagen hat sie ihre gute Suleika begraben müssen, und das hat ihr wohl die letzte Widerstandskraft genommen. Darf ich einige Fragen an Sie stellen, Fräulein…?«

      »Dahl, Brigitte Dahl«, holte das junge Mädchen die Vorstellung nach.

      »Verzeihen Sie, ich verstand Ihren Namen am Telefon nicht«, entschuldigte er sich höflich. »Celia wird jetzt schlafen und hoffentlich noch einmal erwachen. Ich glaube, daß ihr viel daran liegt, mit Ihnen zu sprechen.«

      Brigitte sah ihn verwundert an, da sie sich nicht vorstellen konnte, welches Interesse die Kranke an einem Gespräch mit ihr, einer Fremden, haben könnte.

      Er nahm ihren Arm und führte sie in einen Wohnraum, dessen Einrichtung ihr den Atem stocken ließ. Ein herrlicher Gobelin bedeckte eine ganze Wand. Zierliche Polstermöbel mit farbenprächtigen Brokatbezügen standen frei im Raum um einen Marmortisch gruppiert.

      »Sie sind überwältigt, ich sehe es Ihnen an«, sagte Dr. Ferera leise. »Bedenken Sie bitte, daß Sie einer der ganz wenigen Menschen sind, die hier Zutritt erhalten.«

      »Ich – danke Ihnen«, stammeIte Brigitte.

      Er nickte. »Da Celia nicht dazu fähig ist, möchte ich Ihnen gern in kurzen Zügen erklären, wer diese Frau ist, damit Sie wissen, bei wem Sie bleiben. Sie meinen vielleicht, ich sollte sie lieber in eine Klinik bringen lassen, aber das würde mit Sicherheit ihr Ende bedeuten. Sie hat sich immer gewünscht, in ihrem Heim zu sterben. Es liegt mir viel daran, daß dieser Wunsch erfüllt wird, und das ist möglich, wenn Sie die Kraft haben, bei ihr auszuharren. Es ist doch seltsam, daß Sie ausgerechnet Krankenschwester sind. Man könnte es für eine glückliche Fügung halten. Celias Leben war reich an solchen schicksalhaften Fügungen, wenn auch nicht immer günstig. Welche Antwort, doch bitte eine ehrliche, darf ich erwarten, Fräulein Dahl?«

      »Ich habe gestern erst meine Ausbildung beendet«, entgegnete sie befangen. »Ich habe noch keine Stellung.«

      »Und Ihre Angehörigen?«

      »Es war der Wunsch meines Stiefvaters, daß ich mich auf eigene Füße stelle. Bitte, Herr Doktor, Sie können gern Einsicht in meine Papiere nehmen.«

      Er wehrte ab. »Mir genügt es, daß Gräfin Celia Sie mit in dieses Haus genommen hat«, erwiderte er mit einem wehmütigen Lächeln. »Ich kenne keinen Menschen, der einen besseren Instinkt hätte als sie, die ich meine Freundin nennen darf. Sie ist eine wunderbare Frau, von der man nur mit tiefem Schmerz Abschied nehmen kann.«

      Ein Frösteln lief über Brigittes Rücken. Wie sicher für ihn dieser bevorstehende Abschied zu sein schien!

      »Ich werde in ein paar Stunden wiederkommen«, fuhr Dr. Ferera fort. »Vielleicht erwacht sie und möchte Ihnen selbst erzählen, was Sie wissen sollten. Wenn nicht…«, ein tiefer Seufzer folgte seinen Worten, »dann werde ich Ihnen die Geschichte dieser wunderbaren Frau erzählen. Das haben Sie verdient, weil Sie ihr so selbstlos halfen.«

      »Ich tat doch nur etwas ganz Selbstverständliches«, wehrte Brigitte befangen ab.

      Er betrachtete sie mit einem eindringlich forschenden Blick. »Was ist in dieser schnellebigen Zeit noch selbstverständlich?« fragte er dann. »Was weiß heute der eine noch vom anderen, und wen kümmert schon ein einsamer Mensch? Gräfin Celia lebte in einer längst untergegangenen Welt, und sie war darin glücklich, solange Suleika bei ihr weilte.

      Aber jetzt muß ich gehen. Bis später, Fräulein Dahl! Wenn die Gräfin erwacht, bereiten Sie ihr einen Tee. Den braucht sie nötiger als Medizin. Der Samowar steht im Schlafzimmer. Und noch eines – Sie brauchen sich in diesem Haus nicht zu fürchten. Hier lebt ein guter Geist, Sie werden es bald spüren.«

      Lange Zeit saß Brigitte am Bett der Kranken. Es war seltsam und unbegreiflich, aber selbst der Hauch des Todes, der schon

      in diesem Raum zu schweben schien, war nicht erschreckend.

      Sie blickte in das friedliche Gesicht, das selbst im Leiden die Spuren eindrucksvoller Schönheit nicht verleugnete. Wie zauberhaft schön mußte diese Frau in ihrer Jugend gewesen sein!

      Plötzlich öffneten sich die Hände der Kranken, die gefaltet auf der Brust gelegen hatten, und gaben ein Amulett frei, das sie an einer feinziselierten Goldkette trug. Vorhin, als Brigitte die Kranke bettete, hatte sie dem Amulett nur flüchtige Beachtung geschenkt.

      Nun betrachtete sie den herrlichen Opal in Platinfassung, in der Brillanten von einzigartiger Schönheit eingelegt waren. Wie unter einem Zwang blieb ihr Blick daran hängen, und plötzlich war es ihr, als würde die Farbe des Opals sich verändern, als strahlte er noch heller und klarer. Sekunden später schlug die Gräfin Vincenti die Augen auf.

      Brigitte war ein Mädchen, dem man nicht viel Zeit zum Träumen gelassen hatte. Ihr Beruf hatte ihr außerdem noch jede Illusion geraubt. Jetzt jedoch war es ihr, als sei sie in eine andere Welt versetzt, die voller Zauber war und weit entfernt vom sorgenvollen Alltag, wie sie ihn sonst kannte.

      »Du bist bei mir geblieben, du gutes Kind«, sagte die Gräfin leise und sanft. »Wie gut das ist! Fatima hat recht behalten. Ich werde in meinen letzten Stunden nicht allein sein.«

      Phantasierte sie? Brigitte war sich darüber nicht im klaren. Fatima, das klang wie eine Gestalt aus Tausendundeiner Nacht.

      »Wie heißt du, mein Kind?« fragte die Gräfin nun mit ganz klarer Stimme.

      »Brigitte Dahl«, erwiderte das junge Mädchen.

      Die Gräfin Vincenti wiederholte es langsam und bat: »Würdest du mir einen Tee bereiten, Brigitte?«

      »Gern! Dr. Ferera sagte mir bereits, daß Sie ihn brauchen würden, gnädige Frau.«

      »Ernano, der einzige Freund, der mir blieb«, flüsterte die Gräfin. »Suleika hat mich verlassen. Ich habe dir noch viel zu erzählen, mein Kind.«

      Sie wollte sich aufrichten, aber sie war zu schwach dazu. Mit einem flehenden Ausdruck hingen ihre Augen an Brigittes Gesicht.

      »Hier, nimm das Amulett in deine Hände, und hebe es hoch, damit ich es sehen kann«, bat sie.

      Brigitte tat wie ihr geheißen. Behutsam hob sie das kostbare Schmuckstück empor. Wie gebannt hing ihr Blick daran.

      Ein Leuchten ging über das Gesicht der alten Dame. »Dieses Feuer«, flüsterte sie. »Allah ist groß. Allah wird mit dir sein. Lies, was auf der Rückseite steht!«

      Brigitte konnte die Inschrift in einer fremden Sprache nicht entziffern. Aber unter ihnen


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