Der exzellente Butler Parker 7 – Kriminalroman. Günter DöngesЧитать онлайн книгу.
wieder Fälschungen angeboten«, wiegelte Mike Rander vorsichtig ab.
»In diesem Fall könnte man noch nicht mal beweisen, daß es sich um Fälschungen handelte«, machte Kathy Porter deutlich. »Falls es überhaupt welche waren, oder?«
»Nun, Mister Parker, was habe ich dazu zu sagen?« wollte Lady Agatha umgehend von ihrem Butler wissen.
»Mylady werden noch im Lauf des restlichen Tages erfahren, wohin man die diversen Bruchstücke der erwähnten drei Möbel verbringen wird«, lautete Parkers Antwort. »Mister Pickett wurde von meiner Wenigkeit gebeten, sich um die Firma des Mister Richard Dexter zu kümmern.«
»Sehr hübsch«, meinte die ältere Dame, »zwar etwas umständlich, aber immerhin, Mister Parker. Ich bin zwar mehr für den direkten Weg, aber ich will nicht kritisieren. So etwas liegt mir nicht, wie Sie ja wissen.«
»In der Tat, Mylady.« Parkers glattes Gesicht zeigte keine Regung.
»Sobald ich weiß, wohin man dieses Gerümpel gebracht hat, Mister Parker, werde ich den Fälschungen auf den Grund gehen«, kündigte sie anschließend an. »Wer es wagt, eine Lady Simpson täuschen zu wollen, muß mit Unannehmlichkeiten rechnen.«
*
Butler Parker saß am Steuer seines hochbeinigen Monstrums, wie sein Privatwagen von Eingeweihten genannt würde. Dabei handelte es sich um ein ehemaliges Taxi schon sehr alter Bauart, das sowohl Spott als auch Mitleid auslöste. Tatsächlich aber war dieser Wagen nichts anderes als eine Trickkiste auf Rädern.
Parker hatte bei der technischen Umrüstung des Wagens sehr viel Phantasie eingesetzt. Wahrscheinlich hätte James Bond ihn um dieses Gefährt beneidet.
Es war inzwischen später Nachmittag geworden. Horace Pickett hatte sich vor einer halben Stunde gemeldet und Parker eine Adresse mitgeteilt. Die Möbeltrümmer, die Mylady in der Kunstmesse zurückgelassen hatte, waren von Angestellten der Firma des Richard Dexter nach Bayswater geschafft worden.
»Dort habe ich es also mit dem Antiquitätengeschäft dieses Mannes zu tun, wie?« fragte Agatha Simpson, die im Fond des Wagens saß und ihre Fülle auf dem Rücksitz ausbreitete.
»Nicht direkt, Mylady«, korrigierte Parker in seiner höflichen Art, »das eigentliche Antiquitätengeschäft befindet sich in Mayfair. Miß Porter und Mister Rander dürften inzwischen dort sein und als Kunden auftreten.«
»Das meinte ich ja gerade«, gab die ältere Dame leicht gereizt zurück. »Sie sollten besser hinhören, Mister Parker.«
»In Bayswater befindet sich offenbar das Möbelgeschäft der Firma Dexter«, redete Parker ungerührt weiter. »Mister Pickett ist bereits damit beschäftigt, erste Erkundigungen über den Besitzer der Firma einzuholen.«
»Der gute Pickett.« Sie lehnte sich zurück und lächelte versonnen, »Ich sollte ihn irgendwann wieder mal zum Tee einladen, Mister Parker. Erinnern Sie mich daran.«
»Mister Pickett ist eine ungemein wertvolle Hilfe«, entgegnete der Butler. Er kannte den ehemaligen Eigentumsverteiler schon seit vielen Jahren. Horace Pickett war seinerzeit ein Taschendieb gewesen, hatte sich aber grundsätzlich nur mit Brieftaschen solcher Personen beschäftigt, die einen finanziellen Verlust verschmerzen konnten.
In arge Schwierigkeiten geraten, hatte Parker ihm das Leben gerettet und ihn so auf den Pfad der Tugend zurückgeführt. Horace Pickett stand nun längst auf der richtigen Seite des Gesetzes und nutzte seine vielschichtigen Verbindungen, um für Lady Simpson und den Butler zu arbeiten.
Dieser bemerkenswerte Mann war eine auch äußerlich gute Erscheinung. Groß, sich straff haltend, erinnerte er an einen pensionierten Offizier. Pickett, der einen Trenchcoat und einen Traveller-Hut trug, erwartete das Duo aus Shepherd’s Market vor einem Pub.
Parker hielt kurz, und Pickett stieg nach vorn auf den Beifahrersitz. Er begrüßte Lady Agatha, die überraschend freundlich lächelte und ihm zunickte.
»Ich hoffe, Sie waren einigermaßen erfolgreich, mein lieber Pickett«, sagte sie. »Ich denke, ich bin da einem neuen Kriminalfall auf der Spur, auch wenn Mister Parker dies einfach nicht glauben will.«
»Richard Dexter hat vor etwa zwei Jahren das Geschäft seines Vaters übernommen«, berichtete Pickett, ohne auf die Bemerkung Agatha Simpsons einzugehen. »Richard Dexter hat im Holzhandel gearbeitet und war bis vor zwei Jahren Manager in einer Firma für Fertigbau.«
»Er hat doch hoffentlich diverse Vorstrafen«, warf Lady Agatha ein. Die Trennscheibe zwischen den Vordersitzen und dem Fond des Wagens war versenkt. Die Detektivin war überdeutlich gut zu verstehen.
»Soweit bin ich noch nicht, Mylady«, gab Horace Pickett zurück. »Meine Freunde und Bekannten sind noch dabei, weitere Hinweise auf ihn zu sammeln.«
»Die Möbelteile befinden sich zur Zeit in einem Store?« fragte der Butler.
»In einer alten Tischlerei, gar nicht weit von hier«, sagte Pickett.« Ein Bekannter von mir konnte von einem benachbarten Haus aus sehen, daß da Möbelteile ausgeladen wurden. Der Wagen fuhr dann wieder weg. Meiner Ansicht nach dürften wenigstens zwei Personen in der Tischlerei sein.«
»Die ich überrumpeln werde«, kündigte die ältere Dame kampflustig an.
»Mister Parker, lassen Sie sich dazu etwas einfallen.«
»Um was geht es eigentlich?« fragte Pickett. »Die Tischlerei macht einen völlig sauberen Eindruck.«
»Nichts als Tarnung, mein lieber Pickett«, wußte die Detektivin bereits im vorhinein. »Hier geht es um einen Kriminalfall, der noch Schlagzeilen machen wird. Ist es nicht so, Mister Parker?«
»Man sollte auch solch eine Möglichkeit nicht ausschließen, Mylady«, entgegnete der Butler in gewohnter Höflichkeit. »Das Leben ist voller Überraschungen, wie man zu sagen pflegt.«
*
Lady Agatha stand vor einer dicken Bohlentür und machte sich bemerkbar. Mit ihrer wirklich nicht kleinen Faust pochte sie sehr nachdrücklich gegen das Holz und nickte zufrieden, als ein Dröhnen zu vernehmen war. Es dauerte nur wenige Augenblicke, bis die Tür spaltbreit geöffnet wurde.
Das Gesicht eines etwa dreißigjährigen Mannes war zu sehen.
»Verdammt, was ist denn?« fragte er barsch.
»Ich will sofort Mister Miller sprechen«, gab Lady Agatha zurück. »Und kommen Sie mir jetzt nur nicht mit der Ausrede, er sei wieder nicht da.«
»Hier gibt es keinen Mister Miller«, erklärte der Mann erstaunt.
»Natürlich gibt es ihn hier«, widersprach die ältere Dame und legte ihre majestätische Fülle vehement gegen das Türblatt. Sie schaffte es mit Leichtigkeit, den Mann katapultartig in die Schreinerei zurückzudrücken. Sie schmetterte die Tür auf und blickte sich zu Parker um, der höflich abwartend seitlich neben der Tür stand.
»Sehen Sie, Mister Parker, so macht man das«, meinte sie und lächelte triumphierend. »Mit Höflichkeit allein kommt man im Leben nicht weiter und macht sich...«
Sie hatte den jungen Mann an der Tür unterschätzt.
Er hatte sich wieder versammelt und hielt eine Art Dachlatte in der rechten Hand. Damit drang er auf Lady Agatha ein und hatte eindeutig die feste Absicht, sie damit zu attackieren.
Womit Josuah Parker selbstverständlich nicht einverstanden war.
Er benutzte seinen altväterlich gebundenen Regenschirm als Degen und stach blitzschnell zu. Er traf mit der Spitze die Armbeuge des Angreifers, der einen spitzen Schrei ausstieß und dann die Dachlatte zu Boden gehen ließ.
»Ihre Manieren lassen Wünsche offen«, tadelte Parker gemessen. »Sie sehen sich schließlich einer Dame gegenüber, der man Respekt zu zollen hat«
Der Mann wich zurück, rieb sich die schmerzende Stelle und blickte ein wenig hilflos zur Seite. Dort erschien ein zweiter junger Mann, der eindeutig nicht über die geistige Beweglichkeit verfügte,