Butler Parker Staffel 4 – Kriminalroman. Günter DöngesЧитать онлайн книгу.
saß doch nicht allein in der Vermittlung. Pro Schicht sind dort mindestens, allein in ihrer Abteilung, dreißig Frauen tätig. Wie wollen Sie da abhören?«
»Das eben sollten Sie uns auseinandersetzen.«
»Da sehe ich keine Möglichkeit, Sir.« Er schüttelte sehr energisch den Kopf. »Wie hätte sie das anstellen sollen?«
»Ich nehme an, die Damen der Vermittlung benutzen Stenoblocks, um sich Notizen zu machen, ja?«
»Das stimmt …«
»Könnte Susan Dalby nicht gewisse Gespräche stenografisch mitgeschrieben haben?«
»Theoretisch ja, aber überlegen Sie doch mal …«
Parker nahm das Wort.
»Wäre eine Tonbandaufzeichnung möglich gewesen? Ich denke zum Beispiel an ein Minifon.«
Morris lächelte.
»Ich wiederhole noch einmal, wie hätte sie das tun sollen? Sie war doch niemals allein. Selbst ein Minifon müssen Sie anschließen. Wenn Sie mir nicht glauben wollen, dann sprechen Sie doch mit der Aufsicht der Überlandvermittlung. Die werden Ihnen bestätigen, was ich Ihnen gesagt habe.«
»Auf jeden Fall danken wir Ihnen für die wertvolle Hilfe«, meinte Josuah Parker höflich und lüftete seine schwarze steife Melone.
»Ah, noch etwas, Mr. Morris«, Mike Rander blieb stehen und lächelte entschuldigend, »mit wem war Cliff besonders gut befreundet?«
»Brett Radner. Sie arbeiteten stets in einer Schicht. Ich teilte sie immer zusammen ein.«
»Und wo finden wir diesen Brett Radner?«
»Da müßte ich erst mal in meiner Liste nachsehen. Er ist bereits im Außendienst.«
»Wenn es Ihnen nichts ausmacht …?«
Steve Morris griff nach seinem Schreibbrett, auf dem einige Notizzettel festgeheftet waren. Nach kurzem Suchen nannte er zwei Adressen.
»Dort müßte er jetzt sein. Wenn Sie wollen, rufe ich ihn an.«
»Lieber nicht, Mr. Morris. Wir möchten Brett Radner überraschen. Sie sind so entgegenkommend und informieren ihn nicht, ja?«
»Natürlich nicht«, brummte Steve Morris. Er hielt sich jedoch nicht an seine Worte. Kaum waren Mike Rander und Josuah Parker gegangen, als er nach dem Telefon griff und schnell eine Nummer wählte …
*
Stan Harris zuckte nervös zusammen, als das Telefon schrillte. Hastig griff er nach dem Hörer und meldete sich.
»Hier spricht der Chef«, sagte eine verzerrte, undeutliche Stimme. »Hören Sie, Harris, fahren Sie sofort zum Hafen, in die Alven-Street. Dort können Sie sich mit Rander und diesem komischen Butler befassen. Sie wissen ja, was Sie zu tun haben.«
»Klar, Chef. Und was ist mit Landers?«
»Der hat Zeit. Rander und Parker sind wichtiger. Zeigen Sie, was in Ihnen steckt, Harris!«
»Ich fahr’ sofort los, Chef.« Stan Harris kicherte animiert und leckte sich die spröden Lippen.
»Sie erreichen mich unter der Nummer …« Die Stimme wurde noch leiser und undeutlicher. Stan Harris hörte aufmerksam zu. Er prägte sich die Nummer sorgfältig ein.
»Ich habe verstanden«, sagte er schließlich, »nach dieser Sache rufe ich Sie sofort wieder an.«
Es knackte in der Leitung. Stan Harris warf den Hörer in die Gabel und verließ das kleine, schäbige Hotelzimmer, das er seit den frühen Morgenstunden bewohnte. Bevor er das Zimmer verließ, prüfte er den Sitz seiner Automatik. Er hatte sich neu ausstaffiert.
Er freute sich darauf, Mike Rander und diesen komischen Butler erledigen zu können. Beide Männer hatten seinem Stolz einen empfindlichen Stoß versetzt. Er brannte darauf, diese Scharte wieder auszuwetzen.
Er fragte sich nicht, woher der Chef überhaupt so genau wußte, wo Mike Rander und Butler Parker zu finden waren. Das interessierte ihn im Moment nicht. Er war wie ein blutgieriges Raubtier, das auf die Fährte seiner Opfer gesetzt worden war.
Er lächelte maskenhaft, als er sein Zimmer verließ …
*
»Wir teilen uns die Arbeit«, sagte Mike Rander zu seinem Butler. »Übernehmen Sie die erste Adresse, Parker, ich die zweite. Auf diesen Brett Radner bin ich gespannt. Vielleicht weiß er etwas über Roberts.«
»Darf ich Sie zu dieser zweiten Adresse hingeleiten, Sir?«
»No, ich benutze lieber ein Taxi«, gab Rander schnell zurück. »Amüsieren Sie sich allein mit Ihrem Monstrum. Mein Gleichgewichtsgefühl gerät jedesmal in Unordnung, wenn ich neben Ihnen sitze.«
»Was ich ungemein bedaure, Sir. Ich frage mich manchmal, ob das wohl mit meinem Fahrstil Zusammenhängen mag.«
»Eines Tages werden Sie die Antwort auf Ihre Frage finden, Parker. Hals- und Beinbruch …!«
Mike Rander stieg verdächtig schnell aus Parkers hochbeinigem Monstrum. Er schien froh zu sein, wieder festen Boden unter den Füßen zu spüren. Er blieb stehen und sah dem hochbeinigen Gefährt nach, das, von Parker gesteuert, in verwegener Slalomfahrt durch den Verkehr brauste.
Ein Taxi brachte ihn zu der zweiten Adresse, die Chefmonteur Steve Morris aufgeschrieben hatte. Es handelte sich um einen Neubau, in dem an der Innenausstattung gearbeitet wurde.
Der Haupteingang war durch Bretterbohlen versperrt. Um in den großen Bau zu kommen, mußte Mike Rander erst einmal in den Hof. Über eine behelfsmäßige Treppe aus Holz gelangte er in den rückwärtigen Teil der Halle.
Kein Mensch war zu sehen.
Dafür hörte er aber aus den oberen Stockwerken das Surren eines Elektrobohrers. Kurz danach donnerten Hammerschläge an sein Ohr. Irgendwo in dem Neubau fiel dröhnend eine Tür ins Schloß.
Mike Rander stieg über die unterputzte Betontreppe hinauf in die erste Etage. Suchend sah er sich nach Bauarbeitern um. Nichts zu sehen. Ihm fiel allerdings auf, daß es plötzlich sehr still geworden war.
Der Elektrobohrer surrte nicht mehr.
Keine Hammerschläge waren mehr zu hören.
Keine Tür fiel ins Schloß.
Unwillkürlich blieb der junge Anwalt stehen. Nachträglich fiel ihm ein, daß auch auf dem Hof hinter dem Haus kein Bauwagen der Bell Company gestanden hatte.
Eine Falle …?
Er spürte ein kaltes Rieseln auf seinem Rücken.
Vorsichtig, als fürchte er, bereits beobachtet zu werden, griff er nach seiner Waffe.
Und zuckte zusammen, als plötzlich leise, katzenhafte schleichende Schritte zu vernehmen waren.
Mike Rander nahm hinter einem Pfeiler Deckung. Er entsicherte seine Waffe.
*
Parker hingegen landete mit seinem hochbeinigen Monstrum vor einer Bowling-Bahn. Um diese frühe Morgenstunde war die Bahn noch geschlossen. Hinter den Glasscheiben des Eingangs waren zwei Putzfrauen zu erkennen, die mit Bohnermaschinen hantierten und den Parkettboden pflegten. Parker suchte nach dem Eingang für Lieferanten und Angestellte, fand ihn und grüßte höflich den Pförtner, der bei Parkers Anblick entgeistert seine Zeitung sinken ließ und den Butler wie ein Weltwunder anstarrte.
»Ich erlaube mir, Sie ebenso höflich wie freundlich zu grüßen«, sagte Josuah Parker und schritt an dem verdutzten Pförtner vorbei. Der Mann in seinem Glasverschlag nickte dankend, nahm die Zeitung wieder hoch und … ließ sie dann verwirrt sinken. Als er mit Spätzündung begriff, daß er diesen seltsam gekleideten Mann überhaupt nicht kannte, war der Butler längst auf dem langen Korridorgang verschwunden. Der Pförtner massierte sich nachdenklich das Kinn und nahm sich vor, diesen komischen Mann beim Verlassen