Gesammelte Werke von Nikolai Gogol. Nikolai GogolЧитать онлайн книгу.
Leute sagen, nimm es nicht übel …«, sagte der Schmied, sich zusammennehmend. »Ich sage das, nicht um dich irgendwie zu beleidigen – die Leute sagen, du seist ein bißchen verwandt mit dem Teufel.«
Als Wakula diese Worte gesprochen hatte, erschrak er gleich, weil er dachte, er hätte es zu geradeheraus gesagt und die derben Worte nicht genügend gemildert; er erwartete, daß Pazjuk nun das Fäßchen mit der Schüssel packen und ihm an den Kopf werfen würde; darum neigte er sich ein wenig auf die Seite und hielt sich die Hand vor, damit ihm die heiße Brühe nicht das Gesicht bespritze.
Aber Pazjuk sah ihn an und fuhr fort, die Klöße zu verschlingen.
Der Schmied fühlte sich ermutigt und entschloß sich, fortzufahren. »Ich komme zu dir, Pazjuk. Gott gebe dir alles Gute und auch Brot in Proportion!« (Der Schmied verstand manchmal auch ein neumodisches Wörtchen zu gebrauchen; dies hatte er sich in Poltawa angewöhnt, als er dem Hauptmann den Bretterzaun anstrich.) »Ich Sünder muß zugrunde gehen! Nichts in der Welt kann mir helfen! Komme, was kommen mag. Nun muß ich den Teufel selbst um Hilfe bitten, Pazjuk«, sagte der Schmied, als er Pazjuks beharrliches Schweigen sah, »was soll ich machen?«
»Wenn du den Teufel brauchst, so geh zum Teufel!« antwortete Pazjuk, ohne ihn anzublicken und fortwährend seine Klöße verschlingend.
»Darum komme ich ja auch zu dir«, antwortete der Schmied mit einer Verbeugung. »Ich glaube, außer dir weiß niemand den Weg zu ihm.«
Pazjuk sagte kein Wort und verschlang die letzten Klöße.
»Erweise mir die Gnade, guter Mensch, schlag es mir nicht ab!« drang der Schmied in ihn. »Wenn du Schweinefleisch brauchst, oder Würste, oder Buchweizenmehl, oder sagen wir mal Leinwand, Hirse oder dergleichen … wie es unter guten Menschen üblich ist … so werde ich nicht geizen. Sag mir wenigstens, beispielsweise, wie man den Weg zu ihm findet?«
»Der braucht nicht weit zu gehen, der den Teufel auf dem Buckel hat«, sagte Pazjuk gleichgültig, ohne seine Stellung zu ändern.
Wakula starrte ihn an, als stünde auf seiner Stirn die Erklärung dieser Worte geschrieben. – Was sagt er? – fragte stumm seine Miene, während sein halbgeöffneter Mund bereit war, das erste Wort wie einen Kloß zu verschlingen.
Aber Pazjuk schwieg.
Da merkte Wakula, daß vor Pazjuk nun weder Klöße standen noch ein Faß; dafür befanden sich auf dem Boden vor ihm zwei Holzschüsseln: die eine mit Quarkkuchen, die andere mit Sahne gefüllt. Seine Gedanken und Augen richteten sich unwillkürlich auf diese Speisen: – Wir wollen mal sehen –, sagte er zu sich selbst, – wie Pazjuk die Quarkkuchen essen wird. Er wird sich wohl nicht bücken wollen, um sie wie die Klöße zu essen; auch ist es nicht so einfach: man muß ja erst den Quarkkuchen in die Sahne tunken. –
Kaum hatte er sich das gedacht, als Pazjuk den Mund öffnete, die Quarkkuchen ansah und den Mund noch weiter aufsperrte. Ein Quarkkuchen sprang aus der Schüssel, fiel klatschend in die Sahne, drehte sich auf die andere Seite um, hüpfte in die Höhe und flog ihm in den Mund. Pazjuk verzehrte ihn und machte wieder den Mund auf; ein zweiter Quarkkuchen wanderte ihm auf die gleiche Weise in den Mund. Ihm selbst blieb nur die Mühe, zu kauen und zu schlucken.
– Welch ein Wunder! – dachte der Schmied und riß vor Erstaunen weit den Mund auf; im gleichen Augenblick merkte er, daß auch ihm ein Quarkkuchen in den Mund hereinspringen wollte und seine Lippen schon mit Sahne beschmiert hatte. Der Schmied stieß den Quarkkuchen von sich, wischte sich den Mund ab und vertiefte sich in Gedanken darüber, was für Wunder es doch in der Welt gäbe und was für Kunststücke der Teufel dem Menschen beibringen könne; dabei dachte er sich wieder, daß Pazjuk allein ihm helfen könne.
– Ich will mich vor ihm noch einmal verbeugen… soll er es mir ordentlich erklären … Aber, verflucht! Heute ist ja Fasttag, und er ißt Quarkkuchen! Was bin ich doch wirklich für ein Narr: ich stehe da und nehme die Sünde in mich auf! Zurück! … – Und der fromme Schmied lief Hals über Kopf aus dem Hause.
Aber der Teufel, der im Sacke saß und sich schon im voraus freute, konnte es nicht verschmerzen, daß ihm eine so treffliche Beute entgehen sollte. Kaum hatte der Schmied den Sack heruntergelassen, als er heraussprang und sich ihm rittlings auf den Nacken setzte.
Den Schmied überlief es kalt; er erschrak, erbleichte und wußte nicht, was er tun sollte; er wollte schon ein Kreuz schlagen … Aber der Teufel beugte seine Hundeschnauze rasch zu seinem rechten Ohr und sagte: »Das bin ich, dein Freund; für meinen Freund und Kameraden will ich alles tun! Ich gebe dir Geld, so viel du willst!« piepste er ihm ins linke Ohr. »Oksana wird heute noch unser sein«, flüsterte er ihm wieder ins rechte Ohr.
Der Schmied stand nachdenklich da.
»Gut«, sagte er schließlich. »Um diesen Preis bin ich bereit, dir zu gehören!«
Der Teufel schlug die Hände über dem Kopfe zusammen und fing vor Freude an, auf dem Nacken des Schmiedes zu galoppieren. – Jetzt bist du hereingefallen, Schmied! – dachte er sich. – Jetzt will ich mich an dir für alle deine Malereien und Lügen, die du den Teufeln andichtest, rächen! Was werden meine Kameraden sagen, wenn sie erfahren, daß der frömmste Mann des Dorfes in meinen Händen ist! –
Hier lachte der Teufel vor Freude beim Gedanken, wie er in der Hölle das ganze geschwänzte Geschlecht necken würde, wie sich der lahme Teufel, der unter ihnen als der erfindungsreichste galt, ärgern würde.
»Nun, Wakula!« piepste der Teufel, immer noch auf dem Nacken des Schmiedes hockend, als fürchte er, daß jener ihm entwischen könne. »Du weißt, daß ohne einen Vertrag nichts gemacht wird.«
»Ich bin bereit!« sagte der Schmied. »Ich habe gehört, daß man bei euch die Verträge mit Blut unterschreibt; wart, ich will mal einen Nagel aus der Tasche holen!« Er langte mit der Hand nach hinten und packte den Teufel am Schwanze.
»Du Spaßvogel!« schrie der Teufel lachend. »Laß los, genug gescherzt!«
»Wart einmal, Liebster!« rief der Schmied. »Und wie gefällt dir so was?« Bei diesem Worte schlug er ein Kreuz, und der Teufel wurde so sanft wie ein Lamm. »Wart«, sagte er, indem er ihn am Schwänze zu Boden zerrte, »ich werde dich lehren, ehrliche Leute und brave Christen zur Sünde zu verleiten!«
Der Schmied setzte sich auf ihn rittlings und hob die Hand, um wieder ein Kreuz zu schlagen.
»Hab Erbarmen, Wakula!« stöhnte der Teufel jämmerlich. »Ich tue alles, was du willst. Laß nur meine Seele frei, damit ich Buße tue. Lege nicht das furchtbare Zeichen des Kreuzes auf mich!«
»Jetzt singst du schon ganz anders, verfluchter Deutscher! Nun weiß ich, was ich zu tun habe. Trage mich sofort auf deinem Rücken! Hörst du? Fliege wie ein Vogel!«
»Wohin?« fragte der Teufel traurig.
»Nach Petersburg, geradeswegs zu der Zarin!« Und der Schmied erstarrte vor Schreck, als er sich in die Luft emporgehoben fühlte.
Lange stand Oksana da und dachte über die seltsamen Worte des Schmieds nach. In ihrem Innern raunte ihr schon etwas zu, daß sie ihn grausam behandelt habe. – Was, wenn er sich wirklich zu etwas Schrecklichem entschließt? Das ist doch sehr leicht möglich! Vielleicht wird er sich aus Kummer in eine andere verlieben und sie aus Ärger für die Schönste im Dorfe erklären? – Aber nein, er liebt mich doch. Ich bin doch so schön! Er wird mir keine andere vorziehen; er scherzt nur und verstellt sich. Es werden keine zehn Minuten vergehen, und er kommt sicher wieder, um mich zu sehen. Ich bin in der Tat streng. Ich muß ihm einmal erlauben, mir gleichsam gegen meinen Willen einen Kuß zu rauben. Wie wird er sich da freuen! – Und die wetterwendische Schöne scherzte schon wieder mit ihren Freundinnen.
»Wartet mal«, rief die eine von ihnen, »der Schmied hat seine Säcke liegengelassen; seht nur, was es für merkwürdige Sachen sind! Er hat wohl für sein Singen ganz andere Gaben bekommen als wir; ich glaube, in jedem steckt ein ganzes Viertel von einem Hammel und dazu noch Würste und Brote ohne Zahl. Herrlich! Man kann die ganzen Feiertage schlemmen.«
»Sind