Die bekanntesten Dramen und Lustspiele von Arthur Schnitzler. Артур ШницлерЧитать онлайн книгу.
reicher –
Max. Klüger –
Anatol. Nein, nein – bitte – keine Übertreibungen –
(Der Kellner öffnet die Tür. Annie tritt ein, im Regenmantel, den sie umgeworfen hat, weißer Boa; die gelben Handschuhe trägt sie in der Hand, breiten auffallenden Hut nachlässig aufgestülpt.)
Annie. Oh – guten Abend!
Anatol. Guten Abend, Annie! ... Entschuldige –
Annie. Auf dich kann man sich verlassen! (Sie wirft den Regenmantel ab.) – Ich schaue mich nach allen Seiten um – rechts – links – niemand da –
Anatol. – Du hast ja glücklicherweise nicht weit herüber!
Annie. Man hält sein Wort! – Guten Abend, Max! – (Zu Anatol.) Na – auftragen lassen hättest du unterdessen schon können ...
Anatol (umarmt sie). Du hast kein Mieder?
Annie. Na – soll ich vielleicht grande toilette machen – für dich? – Entschuldige –
Anatol. Mir kann's ja recht sein – du mußt Max um Entschuldigung bitten!
Annie. Warum denn? – den geniert's sicher nicht – der ist nicht eifersüchtig! ... Also ... also ... essen – (Der Kellner klopft.) Herein! – Heut klopft er – Sonst fällt ihm das nicht ein! (Der Kellner tritt ein.)
Anatol. Servieren Sie! – (Kellner ab.)
Annie. Du warst heut nicht drin –?
Anatol. Nein – ich mußte – –
Annie. Du hast nicht viel versäumt! – Es war heut alles so schläfrig ...
Max. Was war denn für eine Oper vorher?
Annie. Ich weiß nicht ... (Man setzt sich zu Tische.) ... Ich kam in meine Garderobe – dann auf die Bühne – gekümmert hab ich mich um nichts ... um nichts! ... Im übrigen hab ich dir was zu sagen, Anatol!
Anatol. So, mein liebes Kind? – Was sehr Wichtiges –?
Annie. Ja, ziemlich! ... Es wird dich vielleicht überraschen ... (Der Kellner trägt auf.)
Anatol. Da bin ich wirklich sehr neugierig! ... Auch ich ...
Annie. Na ... warte nur ... für den da ist das nichts –
Anatol (zum Kellner). Gehen Sie ... wir werden klingeln! (Kellner ab.) ... Na, also ...
Annie. – Ja ... mein lieber Anatol ... es wird dich überraschen ... Warum übrigens! Es wird dich gar nicht überraschen – es darf dich nicht einmal überraschen ...
Max. Gage-Erhöhung?
Anatol. Unterbrich sie doch nicht ...!
Annie. Nicht wahr – lieber Anatol ... Du sag, sind das Ostender oder Whitestable?
Anatol. Jetzt redet sie wieder von den Austern! Ostender sind es!
Annie. Ich dachte es ... Ach, ich schwärme für Austern ... Das ist doch eigentlich das einzige, was man täglich essen kann!
Max. Kann?! – Sollte! Muß!!
Annie. Nicht wahr! Ich sag's ja!
Anatol. Du willst mir ja was sehr Wichtiges mitteilen –?
Annie. Ja ... wichtig ist es allerdings – sogar sehr! – Erinnerst du dich an eine gewisse Bemerkung?
Anatol. Welche – welche? – Ich kann doch nicht wissen, welche Bemerkung du meinst!
Max. Da hat er recht!
Annie. Nun, ich meine die folgende ... Warte ... wie war sie nur – Annie, sagtest du ... wir wollen uns nie betrügen ...
Anatol. Ja ... ja ... nun!
Annie. Nie betrügen! ... Lieber gleich die ganze Wahrheit sagen ...
Anatol. Ja ... ich meinte ...
Annie. Wenn es aber zu spät ist? –
Anatol. Was sagst du?
Annie. Oh – es ist nicht zu spät! – Ich sag's dir zur rechten Zeit – knapp zur rechten Zeit ... Morgen wäre es vielleicht schon zu spät!
Anatol. Bist du toll, Annie?!
Max. Wie?
Annie. Anatol, du mußt deine Austern weiter essen ... sonst red ich nichts ... gar nichts!
Anatol. Was heißt das? – »Du mußt« –!
Annie. Essen!!
Anatol. Du sollst reden ... ich vertrage diese Art von Späßen nicht!
Annie. Nun – es war ja abgemacht, daß wir's uns ganz ruhig sagen sollten – wenn es einmal dazu kommt ... Und nun kommt es eben dazu –
Anatol. Das heißt?
Annie. Das heißt: Daß ich heut leider das letztemal mit dir soupiere!
Anatol. Du wirst wohl die Güte haben, dich – näher zu erklären!
Annie. Es ist aus zwischen uns – es muß aus sein ...
Anatol. Ja ... sag –
Max. Das ist ausgezeichnet.
Annie. Was finden Sie daran ausgezeichnet? – Ausgezeichnet – oder nicht – es ist nun einmal so!
Anatol. Mein liebes Kind – ich hab noch immer nicht recht verstanden ... Du hast wohl einen Heiratsantrag erhalten ...?
Annie. Ach wenn's das wäre! – Das wäre ja kein Grund, dir den Abschied zu geben.
Anatol. Abschied zu geben!?
Annie. Na, es muß ja heraus. – Ich bin verliebt – Anatol – rasend verliebt!
Anatol. Und darf man fragen, in wen?
Annie. ... Sagen Sie, Max – was lachen Sie denn eigentlich?
Max. Es ist zu lustig!
Anatol. Laß ihn nur ... Wir zwei haben miteinander zu sprechen, Annie! – Eine Erklärung bist du mir wohl schuldig ...
Annie. Nun – ich gebe sie dir ja ... Ich habe mich in einen andern verliebt – und sage es dir rund heraus – weil das zwischen uns so ausgemacht war ...
Anatol. Ja, ... aber, zum Teufel – in wen?!
Annie. Ja, liebes Kind – grob darfst du nicht werden!
Anatol. Ich verlange ... ich verlange ganz entschieden ...
Annie. Bitte, Max – klingeln Sie – ich bin so hungrig!
Anatol. Das auch noch! – Appetit!! Appetit während einer solchen Unterredung!
Max (zu Anatol). Sie soupiert ja heute zum ersten Mal! (Kellner tritt ein.)
Anatol. Was wollen Sie?
Kellner. Es wurde geklingelt!
Max. Servieren Sie weiter! (Während der Kellner abräumt.)
Annie. Ja ... die Catalini geht nach Deutschland ... das ist abgemacht ...
Max. So ... und man läßt sie ohne weiteres gehen?
Annie. Na ... ohne weiteres – das kann man eigentlich nicht sagen.
Anatol (steht auf und geht im Zimmer hin und her). Wo ist denn der Wein?! – Sie! ... Jean!! – Sie schlafen heute, wie es scheint!
Kellner. Ich bitte sehr – der Wein ...
Anatol. Ich meine nicht den, der auf dem Tische steht das können Sie sich wohl denken! – Den Champagner meine ich! – Sie wissen, daß ich ihn gleich zu Anfang der Tafel haben will! (Kellner ab.)
Anatol. ... Ich bitte endlich um Aufklärung!
Annie. Man soll euch Männern