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Die bekanntesten Dramen und Lustspiele von Arthur Schnitzler. Артур ШницлерЧитать онлайн книгу.

Die bekanntesten Dramen und Lustspiele von Arthur Schnitzler - Артур Шницлер


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sitzen.)

      Anatol (traurig). Ach ja!

      Max (ungeduldig). Also.

      Anatol. Also ... Also gestern war Polterabend bei meinen zukünftigen Schwiegereltern.

      Max. Weiß ich; war dort!

      Anatol. Ja richtig, du warst dort. Es waren überhaupt eine Menge Leute dort! Man war sehr aufgeräumt, trank Champagner, sprach Toaste ...

      Max. Ich auch ... auf dein Glück!

      Anatol. Ja, du auch ... auf mein Glück! (Drückt ihm die Hand.) Ich danke dir.

      Max. Tatest du bereits gestern.

      Anatol. Man war also sehr lustig bis Mitternacht ...

      Max. Ist mir bekannt.

      Anatol. Einen Augenblick kam es mir vor, als wäre ich glücklich.

      Max. Nach deinem vierten Glas Champagner.

      Anatol (traurig). Nein – erst nach dem sechsten ... es ist traurig, und ich kann es kaum begreifen.

      Max. Wir haben genug davon gesprochen.

      Anatol. Auch jener junge Mensch war dort, von dem ich sicher weiß, daß er die Jugendliebe meiner Braut war.

      Max. Ach, der junge Ralmen.

      Anatol. Ja – so eine Art Dichter glaub ich. Einer von denen, die dazu bestimmt scheinen, zwar die erste Liebe von so mancher, doch von keiner die letzte zu bedeuten.

      Max. Ich zöge vor, du kämest zur Sache.

      Anatol. Er war mir eigentlich ganz gleichgültig; im Grunde lächelte ich über ihn ... Um Mitternacht ging die Gesellschaft auseinander. Ich nahm von meiner Braut mit einem Kusse Abschied. Auch sie küßte mich ... kalt ... Während ich die Stiege hinunterschritt, fröstelte mich.

      Max. Aha ...

      Anatol. Beim Tore gratulierte mir noch der und jener. Onkel Eduard war betrunken und umarmte mich. Ein Doktor der Rechte sang ein Studentenlied. Die Jugendliebe, der Dichter mein ich, verschwand mit aufgestecktem Kragen in einer Seitengasse. Einer neckte mich. Ich würde nun gewiß vor den Fenstern der Geliebten den Rest der Nacht spazieren wandeln. Ich lächelte höhnisch ... Es hatte zu schneien begonnen. Die Leute zerstreuten sich allmählich ... ich stand allein ...

      Max (bedauernd). Hm ...

      Anatol (wärmer). Ja, stand allein auf der Straße – in der kalten Winternacht, während der Schnee in großen Flocken um mich wirbelte. Es war gewissermaßen ... schauerlich.

      Max. Ich bitte dich – sage endlich, wohin du gingst?

      Anatol (groß). Ich mußte hingehen – – – auf die Redoute!

      Max. Ah!

      Anatol. Du staunst, wie –?

      Max. Nun kann ich mir das Folgende denken.

      Anatol. Doch nicht, mein Freund – – als ich so dastand in der kalten Winternacht –

      Max. Fröstelnd ...!

      Anatol. Frierend! Da kam es wie ein gewaltiger Schmerz über mich, daß ich von nun an kein freier Mann mehr sein, daß ich meinem süßen, tollen Junggesellenleben Ade sagen sollte für immerdar! Die letzte Nacht, sagte ich mir, in der du nach Hause kommen kannst, ohne gefragt zu werden: Wo warst du ...? Die letzte Nacht der Freiheit, des Abenteuerns ... vielleicht der Liebe!

      Max. Oh! –

      Anatol. Und so stand ich mitten im Gewühl. Um mich herum knisterten Seiden- und Atlaskleider, glühten Augen, nickten Masken, dufteten die weißen glänzenden Schultern – atmete und tollte der ganze Karneval. Ich stürzte mich in dieses Treiben, ließ es um meine Seele brausen. Ich mußte es einsaugen, mußte mich darin baden! ...

      Max. Zur Sache ... Wir haben keine Zeit.

      Anatol. Ich werde so durch die Menge hindurch geschoben, und nachdem ich früher meinen Kopf berauscht, berausche ich nun meinen Atem mit all den Parfüms, die um mich wallen. Es strömte auf mich ein, wie nie zuvor. Mir, ja mir ganz persönlich gab der Fasching ein Abschiedsfest.

      Max. Ich warte auf den dritten Rausch ...

      Anatol. Er kam ... der Rausch des Herzens ...!

      Max. Der Sinne!

      Anatol. Des Herzens ...! Nun ja, der Sinne: ... Erinnerst du dich an Katharine ...?

      Max (laut). Oh, an Katharine ...

      Anatol. Pst ...

      Max (auf die Schlafstubentür deutend). Ach ... ist sie es?

      Anatol. Nein – sie ist es eben nicht. Aber sie war auch dort – und dann eine reizende brünette Frau, deren Name ich nicht nenne ... und dann die kleine blonde Lizzie vom Theodor – aber der Theodor war nicht dort und so weiter. Ich erkannte sie alle trotz ihrer Masken an der Stimme, am Gang, an irgendeiner Bewegung. Aber sonderbar ... Gerade eine erkannte ich nicht gleich. Ich verfolgte sie oder sie mich. Ihre Gestalt war mir so bekannt. Jedenfalls trafen wir immerfort zusammen. Beim Springbrunnen, beim Büfett, neben der Proszeniumsloge ... immerfort! Endlich hatte sie meinen Arm, und ich wußte, wer sie war! (Auf die Schlafzimmertür deutend.) Sie.

      Max. Eine alte Bekannte?

      Anatol. Aber Mensch, ahnst du es denn nicht? Du weißt doch, was ich ihr vor sechs Wochen erzählt habe, als ich mich verlobte ... das alte Märchen: Ich reise ab, bald komme ich wieder, ich werde dich ewig lieben.

      Max. Ilona ...?

      Anatol. Pst ...

      Max. Nicht Ilona ...?

      Anatol. Ja – aber eben darum still! Du bist also wieder da, flüstert sie mir ins Ohr. Ja, erwidere ich schlagfertig. Wann gekommen? – Heute abend. – Warum nicht früher geschrieben? – Keine Postverbindung. – Wo denn? – Unwirtliches Dorf. – Aber jetzt ...? Glücklich, wieder da, treu gewesen. – Ich auch – ich auch – Seligkeit, Champagner und wieder Seligkeit. –

      Max. Und wieder Champagner.

      Anatol. Nein – kein Champagner mehr. – Ach, wie wir dann im Wagen nach Hause fuhren ... wie früher. Sie lehnte sich an meine Brust. Nun wollen wir uns nie wieder trennen – sagte sie ...

      Max (steht auf). Wach auf, mein Freund, und sieh, daß du zu Ende kommst.

      Anatol. »Niemals trennen« – – – (Aufstehend.) Und heute um zwei Uhr heirate ich!

      Max. Eine andere.

      Anatol. Nun ja; man heiratet immer eine andere.

      Max (auf die Uhr schauend). Ich glaube, es ist die höchste Zeit. (Bezeichnende Bewegung, Anatol möge Ilona entfernen.)

      Anatol. Ja, ja, ich will sehen, ob sie bereit ist. (Zur Türe, bleibt davor stehen, wendet sich zu Max.) Ist es nicht eigentlich traurig?

      Max. Es ist unmoralisch.

      Anatol. Ja, aber auch traurig.

      Max. Geh endlich.

      Anatol (zur Türe des Nebenzimmers).

      Ilona (steckt den Kopf heraus, tritt, in einen eleganten Domino gehüllt, heraus). Es ist ja nur Max!

      Max (sich verbeugend). Nur Max.

      Ilona (zu Anatol). Und du sagst mir gar nichts. – Ich dachte, es sei ein Fremder, sonst wäre ich schon längst bei euch gewesen. Wie geht es Ihnen, Max? Was sagen Sie zu diesem Schlingel?

      Max. Ja, das ist er.

      Ilona. Sechs Wochen weine ich um ihn ... Er war ... wo warst du nur?

      Anatol (mit einer großen Handbewegung). Dort wo – –

      Ilona. Hat er Ihnen auch nicht geschrieben? Aber jetzt hab ich ihn wieder. (Seinen Arm nehmend) ... jetzt gibt es keine Abreise mehr ... keine Trennung. Gib mir einen Kuß!

      Anatol. Aber ...

      Ilona.


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