Die bekanntesten Dramen und Lustspiele von Arthur Schnitzler. Артур ШницлерЧитать онлайн книгу.
(lacht noch heller auf).
Anatol. Lache nicht, Ilona!
Ilona (sinkt lachend auf den Divan).
Anatol (bei der Tür, im Frack heraustretend). Lache nicht!
Ilona (lachend). Wann heiratest du?
Anatol. Heute.
Ilona (ihn ansehend). Wann –?
Anatol. Heute, mein Schatz.
Ilona (steht auf). Anatol, hör auf zu spaßen!
Anatol. Es ist Ernst, mein Kind, ich heirate heute.
Ilona. Du bist verrückt, nicht?
Anatol. Franz!
Franz (kommt). Gnädiger Herr –?
Anatol. Mein Bukett! (Franz ab.)
Ilona (steht drohend vor Anatol). Anatol ...!
Franz (bringt das Bukett).
Ilona (sich umwendend, stürzt mit einem Schrei auf das Bukett zu, Anatol nimmt es Franz rasch aus der Hand; Franz geht, lächelnd, langsam ab).
Ilona. Ah!! – Also wirklich.
Anatol. Wie du siehst.
Ilona (will ihm das Bukett aus der Hand reißen).
Anatol. Was treibst du denn? (Er muß sich vor ihr flüchten; sie läuft ihm rings durch das Zimmer nach.)
Ilona. Elender, Elender!
Max (tritt ein, mit einem Rosenbukett in der Hand, bleibt betroffen bei der Tür stehen).
Anatol (hat sich auf einen Sessel geflüchtet, hält sein Bukett hoch in die Luft). Hilf mir, Max!
Max (eilt auf Ilona zu, sie zurückhaltend; sie wendet sich zu ihm, windet ihm das Bukett aus der Hand, wirft es zu Boden, zertritt es).
Max. Ilona, Sie sind ja toll. Mein Bukett! Was soll ich denn tun!
Ilona (in heftiges Weinen ausbrechend, sinkt auf einen Stuhl).
Anatol (verlegen, suchend, auf dem Sessel). Sie hat mich gereizt ... Ja, Ilona, jetzt weinst du ... – natürlich ... Warum hast du mich ausgelacht ... Sie höhnte mich – – verstehst du, Max ... Sie sagte, ... ich getraue mich nicht zu heiraten ... nun ... heirate ich begreiflicherweise – aus Opposition. (Will vom Sessel heruntersteigen.)
Ilona. Du Heuchler, du Betrüger.
Anatol (steht wieder auf dem Sessel).
Max (hat sein Bukett aufgehoben). Mein Bukett!
Ilona. Ich habe das seine gemeint. Sie verdienen es aber auch nicht besser. – Sie sind mitschuldig.
Anatol (immer auf dem Sessel). Jetzt sei vernünftig.
Ilona. Ja – das sagt ihr immer, wenn ihr eine toll gemacht habt! Aber nun werdet ihr was sehen! Das wird eine nette Hochzeit werden! Wartet nur ... (Steht auf.) Adieu unterdessen!
Anatol (vom Sessel heruntergesprungen). Wohin –?
Ilona. Wirst es schon sehen.
Anatol und Max. Wohin?
Ilona. Laßt mich nur!
Anatol und Max (ihr den Ausgang verstellend). Ilona – was wollen Sie – Ilona – was willst du- -?
Ilona. Laßt mich! ... Laßt mich gehen.
Anatol. Sei gescheit – beruhige dich –!
Ilona. Ihr laßt mich nicht hinaus – Wie ... (Rennt im Zimmer herum, wirft das Teegeschirr in Wut vom Tisch herunter.)
Anatol und Max (ratlos).
Anatol. Nun frage ich dich – hat man es notwendig, zu heiraten, wenn man so sehr geliebt wird!
Ilona (sinkt gebrochen auf den Divan; sie weint. Pause).
Anatol. Nun beruhigt sie sich.
Max. Wir müssen gehen ... und ich ohne – Bukett. –
Franz (kommt). Der Wagen, gnädiger Herr. (Ab.)
Anatol. Der Wagen ... Der Wagen – was mach ich nur. (Zu Ilona, hinter sie tretend, sie auf das Haar küssend.) Ilona! –
Max (von der anderen Seite). Ilona – (Sie weint still, mit dem Schnupftuche vor dem Gesicht, weiter.) Geh du jetzt nur und verlasse dich auf mich. –
Anatol. Ich muß wirklich gehen – aber wie kann ich ...
Max. Geh ...
Anatol. Wirst du sie entfernen können?
Max. Ich werde dir während der Trauung zuraunen ... »Alles in Ordnung«.
Anatol. Ich habe eine Angst –!
Max. Geh jetzt nur.
Anatol. Ach ... (Er wendet sich zum Gehen, auf den Zehenspitzen wieder zurück, drückt einen leisen Kuß auf das Haar Ilonas, geht rasch.)
Max (setzt sich gegenüber von Ilona, die noch immer, das Taschentuch vor dem Gesicht haltend, weint. Sieht auf die Uhr). Hm, Hm.
Ilona (um sich schauend, wie aus einem Traum erwachend). Wo ist er ...
Max (nimmt sie bei den Händen). Ilona ...
Ilona (aufstehend). Wo ist er ...
Max (ihre Hände nicht loslassend). Sie würden ihn nicht finden.
Ilona. Ich will aber.
Max. Sie sind doch vernünftig, Ilona, Sie wollen ja keinen Skandal ...
Ilona. Lassen Sie mich –
Max. Ilona!
Ilona. Wo findet die Trauung statt?
Max. Das ist nebensächlich.
Ilona. Ich will hin; ich muß hin!
Max. Sie werden es nicht tun ... Was fällt Ihnen denn ein!
Ilona. O dieser Hohn! ... Dieser Betrug!
Max. Es ist nicht das eine, nicht das andere – es ist eben das Leben!
Ilona. Schweigen Sie – Sie – mit Ihren Phrasen.
Max. Sie sind kindisch, Ilona, sonst würden Sie einsehen, daß alles vergeblich ist.
Ilona. Vergeblich –?!
Max. Es ist ein Unsinn ...!
Ilona. Unsinn! –?
Max. Sie würden sich lächerlich machen, das ist alles.
Ilona. Wie – auch noch Beleidigungen!
Max. Sie werden sich trösten!
Ilona. O wie schlecht Sie mich kennen!
Max. Ja, wenn er nach Amerika ginge.
Ilona. Was heißt das?
Max. Wenn er Ihnen wirklich verloren wäre!
Ilona. Was bedeutet das?
Max. Die Hauptsache ist – daß nicht Sie die Betrogene sind!
Ilona. ...!
Max. Zu Ihnen kann man zurückkehren, jene kann man verlassen!
Ilona. Oh ... wenn das ... (mit einem wilden, freudigen Ausdruck in der Miene).
Max. Sie sind edel ... (ihr die Hand drückend).
Ilona. Rächen will ich mich ... darum freue ich mich über das, was Sie sagten.
Max. Sie sind eine von denen, »welche beißen, wenn sie lieben«.
Ilona. Ja, ich bin eine von denen.
Max. Nun kommen Sie mir ganz großartig vor. – Wie eine, die ihr ganzes Geschlecht an uns rächen möchte.
Ilona.