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Die bekanntesten Dramen und Lustspiele von Arthur Schnitzler. Артур ШницлерЧитать онлайн книгу.

Die bekanntesten Dramen und Lustspiele von Arthur Schnitzler - Артур Шницлер


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um mich nicht zu blamieren: es war aber nur eine Ansichtskarte. Wo bist du nur überall herumgeflogen?

      Julian. Setz' dich doch. Das wirst du alles erfahren. Willst du nicht den Hut ablegen? Du bleibst doch ein bißchen?

      Irene. Selbstverständlich. – Nein, wie du aussiehst! Zu Sala. Schön – nicht wahr? Ich hab's immer gewußt: Der graue Bart wird ihm sehr interessant stehen.

      Sala. Jetzt werden Sie lauter angenehme Dinge zu hören bekommen. Ich muß mich nun leider entfernen.

      Irene. Hoffentlich vertreib' ich Sie nicht?

      Sala. Was fällt Ihnen ein, Fräulein Herms!

      Irene. Sie gehen wohl zu Wegrats? – Was sagst du zu dem Unglück, Julian? Es ist furchtbar! Zu Sala. Bitte, grüßen Sie dort.

      Sala. Ich gehe jetzt nicht hin, ich gehe nach Hause.

      Irene. Nach Hause? Das sagen Sie so einfach? Sie sollen ja jetzt ein Schloß bewohnen.

      Sala. Nein, nichts weniger. Es ist ein bescheidenes Landhaus. Es wäre mir ein besonderes Vergnügen, Fräulein Herms, wenn Sie sich einmal persönlich davon überzeugen wollten. Mein Garten ist wirklich schön.

      Irene. Haben Sie auch Obstbäume und Gemüsepflanzen?

      Sala. In dieser Hinsicht kann ich nur mit einem verirrten Kohlkopf und mit einem wilden Birnbaum dienen.

      Irene. Nun, wenn es meine Zeit noch erlaubt, so komm' ich wirklich einmal und schau' mir Ihre Villa an.

      Julian. Willst du so bald wieder fort?

      Irene. Ja natürlich. Ich muß wieder nach Hause. Erst heut früh hab' ich einen Brief von meinem kleinen Neffen – er sehnt sich nach mir. Ein Fratz von fünf Jahren und sehnt sich auch schon. Was sagen Sie dazu?

      Sala. Sie sehnen sich wohl auch schon zurück?

      Irene. Es ist nicht das. Aber ich fang' an, mich zu sehr an Wien zu gewöhnen. Wenn ich hier in den Straßen umherspaziere, da gibt es Erinnerungen auf Schritt und Tritt. – Denk' dir, wo ich gestern war, Julian. In der Wohnung, wo ich als Kind gelebt habe. Das war gar nicht so einfach, es wohnen jetzt fremde Leute drin. Ich bin aber doch in den Zimmern gewesen.

      Sala liebenswürdig ironisch. Wie haben Sie denn das angestellt, Fräulein Herms?

      Irene. Ich hab' mich unter einem Vorwand eingeschlichen. Ich hab' getan, als meint' ich, es wäre da ein Kabinett zu vermieten – für eine alleinstehende ältere Dame. Aber schließlich hab' ich so zu weinen angefangen, daß mich die Leute wahrscheinlich für närrisch gehalten haben. Und da hab' ich ihnen gesagt, warum ich eigentlich heraufgekommen bin. Ein Postbeamter wohnt jetzt drin, mit seiner Frau und zwei Kindern. Das eine war ein so lieber Kerl; es hat mit einer Eisenbahn gespielt, mit einer Lokomotive zum Aufziehen, und die ist mir immer über den Fuß gerannt . . . Aber das wird Sie wahrscheinlich nicht sehr interessieren, Herr von Sala.

      Sala. Daß Sie sich gerade unterbrechen, Fräulein Herms, wenn es am spannendsten wird! Ich hätte so gern noch weiter zugehört. Aber nun muß ich leider wirklich gehen. Grüß' Sie Gott, Julian. – Also, Fräulein Herms, ich rechne auf die Ehre Ihres Besuches. Geht ab.

      Dritte Szene

       Inhaltsverzeichnis

      Julian und Irene.

      Irene. Gott sei Dank!

      Julian lächelnd. Ist er dir noch immer so unsympathisch?

      Irene. Unsympathisch? . . . Ich hasse ihn! Es ist ja nur deine unglaubliche Seelengüte, daß du ihn in deiner Nähe duldest. Du hast keinen ärgern Feind.

      Julian. Wie kommst du nur auf diese Idee?

      Irene. Das spürt man doch . . . so was muß man doch spüren.

      Julian. Ich glaube immer, du bist noch heute nicht ganz objektiv gegen ihn.

      Irene. Warum denn?

      Julian. Du trägst ihm nach, daß du vor zehn Jahren in seinem Stück keinen Erfolg gehabt hast.

      Irene. Das sind leider schon zwölf Jahre. Und meine Schuld war es nicht. Denn was seine sogenannten Dichtungen anbelangt, so halt' ich sie für Blödsinn. Und bekanntlich steh' ich mit dieser Ansicht nicht vereinzelt da. Aber du kennst ihn ja nicht. Um diesen Herrn in seiner ganzen Größe würdigen zu können, hat man ihn auf den Proben genießen müssen. Kopierend. Mein Fräulein, es sind Verse – Verse, mein Fräulein . . . Das muß man von ihm gehört haben, um zu wissen, was für eine maßlose Arroganz in ihm steckt . . . Übrigens weiß jeder Mensch, daß er seine Frau umgebracht hat.

      Julian belustigt. Aber Kind, wie kommst du auf solche Ungeheuerlichkeiten!

      Irene. Man stirbt nicht mit fünfundzwanzig Jahren so ganz von selbst.

      Julian. Irene, das sagst du hoffentlich nicht zu andern Leuten.

      Irene. Ist ja nicht notwendig. Das weiß doch jeder außer dir. Und ich für meinen Teil habe gar keinen Grund, Herrn von Sala zu schonen, der dich seit zwanzig Jahren mit seinem Hohn verfolgt.

      Julian. Aber besuchen wirst du ihn doch?

      Irene. Natürlich. Ich interessiere mich sehr für schöne Villen. Und seine soll entzückend sein. Wenn man nur Leute besuchen wollte . . .

      Julian. Die niemanden umgebracht haben –

      Irene. Wir tun ihm wirklich zu viel Ehre an, wenn wir so lange über ihn reden. Schluß. – Na, Julian? Wie geht's dir denn? Warum hast du mir denn gar so selten geschrieben? Hast du am End' nicht dürfen?

      Julian. Dürfen? . . .

      Irene. Ich meine, ob man dir's verboten hat.

      Julian. Ach so. – Mir verbietet niemand was.

      Irene. Wirklich? Du lebst so ganz für dich?

      Julian. Ja.

      Irene. Das freut mich. Ich kann mir nicht helfen, das freut mich, Julian. Obzwar es ja ein Unsinn ist. Heut oder morgen fängt doch wieder was Neues an.

      Julian. Die Zeiten sind vorbei.

      Irene. Wenn's nur wahr wäre. – Kann man einen Tee haben?

      Julian. Gewiß. Hier ist der Samowar.

      Irene. Wo denn?– Ach ja, hier! Und der Tee? . . . Ich weiß ja. Öffnet einen Schrank, nimmt die notwendigen Sachen heraus. Im Laufe der nächsten Minuten bereitet sie den Tee.

      Julian. Du bleibst wirklich nur mehr ein paar Tage hier?

      Irene. Ja, natürlich. Meine Bestellungen sind gemacht. Das kannst du dir ja denken, auf dem Gut bei meiner Schwester braucht man wahrhaftig keine Toiletten.

      Julian. So erzähl' doch. Wie behagt's dir denn dort?

      Irene. Herrlich! Ah, nur endlich vom Theater nichts mehr wissen, das ist schon eine Seligkeit.

      Julian. Du kehrst ja doch einmal wieder dahin zurück.

      Irene. Da irrst du dich aber gewaltig. Warum sollt' ich denn? Bedenke doch, daß ich jetzt am Ziel meiner Wünsche angelangt bin: Frische Luft, einen Wald in der Nähe; über Wiesen oder Äcker spazieren reiten, in der Früh' im Schlafrock in einem großen Park sitzen, wo keiner hinein darf. Überhaupt: Keine Leut', keinen Direktor, kein Publikum, keine Kollegen, keine Verfasser – obwohl sie nicht alle so arrogant sind wie dein angebeteter Sala. – Na also, und das alles hab' ich erreicht. Ich leb' auf dem Land, ich hab' ein Gut, ein kleines Schlösserl kann man schon sagen, einen Park hab' ich und ein Pferd, und Schlafröck', so viel ich will. Es gehört zwar alles nicht mir – außer den Schlafröcken natürlich –, aber das bleibt sich ja gleich. Dabei leb' ich bei den besten Menschen, die es überhaupt auf der Welt gibt; denn mein Schwager ist womöglich ein noch prächtigerer Kerl als die Lori selbst.

      Julian. Hat der nicht früher


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