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Die bekanntesten Dramen und Lustspiele von Arthur Schnitzler. Артур ШницлерЧитать онлайн книгу.

Die bekanntesten Dramen und Lustspiele von Arthur Schnitzler - Артур Шницлер


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oder wenn ich das Wort irgendwo las, so hab' ich immer an das Bild denken müssen. Und so ging's mir mit vielen von diesen Worten, die so großartig klingen. Gefahr, das war ein Tiger mit weitaufgesperrtem Rachen, – Liebe, das war ein Page mit blonden Locken, der vor einer Dame kniet, – der Tod war ein schöner Jüngling mit schwarzen Flügeln und einem Schwert in der Hand, – und Ruhm war Schall von Trompeten, Menschen, die sich verneigen, und ein blumenbestreuter Weg. Damals konnte man freilich über alles reden, Felix. Aber jetzt sieht alles anders aus . . . Ruhm und Liebe und Tod und die weite Welt.

      Felix zögernd. Mir wird ein wenig bang um dich, Johanna.

      Johanna. Warum, Felix?

      Felix. Johanna! – Ich möchte, daß du unserm Vater keinen Kummer bereitest.

      Johanna. Steht das bei mir allein?

      Felix. Ich weiß, wohin deine Träume gehen, Johanna. – Was soll das werden?

      Johanna. Muß denn alles etwas werden? – Ich denke, Felix, daß es die Bestimmung mancher Menschen sein mag, einander gar nichts anderes zu bedeuten als Erinnerung.

      Felix. Johanna! – Du hast es selbst gesagt, – daß du nicht geschaffen bist, Menschen leiden zu sehen.

      Johanna zuckt leicht zusammen.

      Felix. Leiden . . . und . . .

      Sechste Szene

       Inhaltsverzeichnis

      Felix, Johanna. Julian tritt ein.

      Julian. Guten Tag. Er reicht Felix die Hand.

      Johanna ist aufgestanden. Herr Fichtner! Sie reicht ihm die Hand.

      Julian. Ich hätte dich kaum wiedererkannt, Johanna. Du bist ja eine junge Dame geworden. – Euer Vater ist noch nicht zu Hause?

      Johanna. Er ist noch gar nicht weggegangen. Erst um zwölf hat er auf der Akademie zu tun.

      Julian. Er wird wohl im Atelier sein?

      Johanna. Ich will ihn gleich rufen.

      Julian sieht um sich.

      Wie Johanna weggeben will, tritt Wegrat ein, mit Hut und Stock.

      Siebente Szene

       Inhaltsverzeichnis

      Felix, Johanna, Julian, Wegrat. Dann Stubenmädchen.

      Wegrat reicht Julian die Hand. Mein lieber Freund! Ich freue mich sehr.

      Julian. Erst gestern nach meiner Ankunft habe ich es erfahren – durch Sala. Ich brauche dir nicht erst zu sagen . . .

      Wegrat. Ich danke dir für deine Teilnahme. Ich danke dir herzlich. – Setz' dich doch, Julian.

      Julian. Du wolltest fortgehen?

      Wegrat. Es ist nicht so eilig; erst um zwölf hab' ich auf der Akademie zu tun. Johanna, möchtest du so gut sein, mir für alle Fälle einen Wagen holen zu lassen –?

      Johanna ab.

      Wegrat setzt sich.

      Julian ebenso.

      Felix steht an den Kamin gelehnt.

      Wegrat. Nun, du bist ja diesmal recht lange fortgeblieben.

      Julian. Mehr als zwei Jahre.

      Wegrat. Wärest du nur um zehn Tage früher gekommen, so hättest du sie noch einmal gesehen. Es kam so schnell; – wenn auch nicht unerwartet.

      Julian. Ich habe gehört.

      Wegrat. Und nun bleibst du wohl wieder daheim, nicht wahr?

      Julian. Einige Zeit. Wie lange, kann ich freilich nicht sagen.

      Wegrat. Nun ja. Programme zu machen, ist deine Sache nie gewesen.

      Julian. Ja. Dagegen hab' ich eine gewisse Abneigung. Pause.

      Wegrat. Ach Gott, mein lieber Freund – wie oft habe ich in der letzten Zeit an dich gedacht! –

      Julian. Und ich . . .

      Wegrat. Du hast nicht so oft Gelegenheit dazu . . . Aber ich . . . wenn ich das Gebäude betrete, wo ich jetzt in Amt und Würden schalte, fällt es mir natürlich manchmal ein, wie wir als junge Leute nebeneinander im Modellsaal gesessen sind, mit tausend Plänen und Hoffnungen.

      Julian. Das sagst du so melancholisch. Es haben sich doch manche erfüllt.

      Wegrat. Manche . . . ja . . . Und man möchte doch wieder jung sein, selbst um den Preis der gleichen Sorgen und Kämpfe . . .

      Julian. Und selbst auf die Gefahr hin, allerlei Schönes noch einmal durchmachen zu müssen.

      Wegrat. Wahrhaftig, das trägt sich am allerschwersten, wenn es Erinnerung geworden ist. – Du warst wieder in Italien?

      Julian. Ja, auch in Italien war ich.

      Wegrat. Ich bin nun lange nicht mehr dort gewesen. Seit wir zusammen mit dem Ränzel auf dem Rücken durchs Ampezzaner Tal gewandert sind – nach Pieve und bis hinunter nach Venedig. Erinnerst du dich noch? So hell hat die Sonne nicht wieder geschienen.

      Julian. Es sind wohl beinahe dreißig Jahre her.

      Wegrat. Nein, so lang ist es nicht. Du warst ja damals schon ein bekannter Mann. Du hattest gerade das schöne Bild von Irene Herms gemalt. Es war im Jahr, bevor ich heiratete.

      Julian. Ja, ja.

      Pause.

      Wegrat. Erinnerst du dich noch an den Sommermorgen, an dem du mich zum erstenmal in die Kirchau begleitet hast?

      Julian. Natürlich.

      Wegrat. Wie wir auf dem leichten Landwägelchen durch das breite sonnige Tal fuhren? Und erinnerst du dich an das kleine Gärtchen am Hügelhang, wo du Gabriele und ihre Eltern kennen lerntest?

      Felix mit beherrschter Bewegung. Vater, steht denn das Haus noch, in dem die Mutter damals wohnte?

      Wegrat. Nein, längst nicht mehr. Man hat eine Villa hingebaut. Vor fünf oder sechs Jahren waren wir nämlich zum letztenmal dort und haben das Grab deiner Großeltern besucht. Alles hat sich dort verändert, nur der Friedhof nicht . . . Zu Julian. Weißt du noch, Julian, wie wir einmal an einem schwülen, wolkigen Nachmittag auf der niederen Friedhofsmauer gesessen sind und ein so merkwürdiges Zukunftsgespräch geführt haben?

      Julian. Der Tag ist mir sehr deutlich im Gedächtnis. Aber worüber wir sprachen, erinnere ich mich nicht mehr.

      Wegrat. Die Worte sind mir auch entschwunden, aber ich weiß noch, es war ein sonderbares Gespräch . . . Die Welt tat sich gewissermaßen weiter auf als sonst. Und ich spürte eine Art von Neid auf dich, wie manchmal zu jener Zeit. In mir erwachte ein Gefühl, als könnt' ich auch alles, – wenn ich nur wollte. Es gab so viel zu sehen, zu erfahren, – das Leben strömte so mächtig hin; man mußte nur etwas frecher sein und selbstbewußter und sich hineinwerfen . . . Ja, so war mir zu Mute, während du redetest . . . Und da kam Gabriele heraufgeschritten, auf dem schmalen Weg zwischen den Akazien, vom Dorfe her, den Strohhut in der Hand, und nickte mir zu. Und alle meine Zukunftsträume schwebten nur mehr um sie, und die ganze Welt war wieder wie in einen Rahmen gefaßt und war doch groß genug und schön genug . . . Wo nimmt das nur mit einem Male wieder seine Farben her? Alles war doch schon so gut wie vergessen, und nun, seit sie tot ist, schimmert es wieder so lebendig, daß man erschrecken könnte . . . Ah, man sollte lieber nicht dran denken. Wozu? Wozu? Pause. Er geht zum Fenster.

      Julian in Befangenheit, die er zu überwinden sucht. Es ist klug und mutig von dir, daß du so rasch wieder deine Tätigkeit aufgenommen hast.

      Wegrat. Wenn man sich einmal entschlossen hat, weiter zu existieren


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