Die bekanntesten Dramen und Lustspiele von Arthur Schnitzler. Артур ШницлерЧитать онлайн книгу.
kommt zurück und bleibt vor dem Tisch stehen. Als wollt' ich ihr Bild drin suchen . . . Warum war sie so bewegt? . . . Glück? – Nein, das war nicht Glück . . . Warum hat sie mich so angesehen? Warum ist sie erschrocken? In dem Blick lag etwas wie Abschied für ewig. Erschrickt plötzlich. Sollte es so mit mir stehen? . . . Aber woher kann sie's wissen? . . . Dann wissen es andre auch –! Er starrt vor sich hin.
Er geht langsam die Terrasse hinauf, dann in den Salon, kommt gleich wieder, mit Julian.
Zweite Szene
Sala und Julian.
Julian. Und diese Herrlichkeit wollen Sie so bald verlassen?
Sala. Sie wird sich hoffentlich wiederfinden lassen.
Julian. Ich wünsch' es für uns beide.
Sala. Sie sagen das so zweifelnd . . .
Julian. Nun ja, – ich denke an den merkwürdigen Artikel in der Tagespost.
Sala. Worüber?
Julian. Nun, über die Vorgänge am Kaspischen Meer.
Sala. Ah, haben das die hiesigen Zeitungen auch schon aufgegriffen?
Julian. Die Zustände in einzelnen Strichen, die Sie passieren, scheinen ja wirklich höchst gefahrvoll zu sein.
Sala. Übertreibungen. Wir sind besser unterrichtet. Meiner Ansicht nach stecken hinter diesen Artikeln englische Gelehrten-Eifersüchteleien. Was Sie gelesen, ist aus den Daily News übersetzt. Da stand es schon vor drei Wochen. – Haben Sie übrigens Felix gesehen?
Julian. Er war noch gestern abend bei mir. Und heute war ich bei Wegrat. Er verlangte das Bild seiner Mutter zu sehen, das ich vor dreiundzwanzig Jahren gemalt habe. – Und so hat es sich gefügt, daß ich ihm alles gesagt habe.
Sala. So. Nachdenklich. Und wie hat er es denn aufgenommen?
Julian. Es hat ihn beinahe mehr bewegt, als ich gedacht hatte.
Sala. Nun, Sie haben hoffentlich nicht erwartet, daß er Ihnen in die Arme stürzen würde wie der wiedergefundene Sohn in der Komödie.
Julian. Nein. Gewiß nicht. – Ich habe ihm alles erzählt, ohne jede Schonung für mich; darum fühlte er das Unrecht, das an dem Gatten seiner Mutter verübt worden ist, stärker als alles andere. Aber das wird nicht lange währen. Er wird bald verstehen, daß im höheren Sinne kein Unrecht geschehen ist. Leute von der Art Wegrats sind nicht dazu geschaffen, wirklich zu besitzen – weder Frau noch Kinder. Sie mögen Zuflucht, Aufenthalt bedeuten – Heimat nie. Verstehen Sie, wie ich das meine? Es ist ihr Beruf, Wesen in ihren Armen aufzunehmen, die von irgend einer Leidenschaft müde oder zerbrochen sind. Aber sie ahnen nicht, woher sie kommen. Es ist ihnen auch gegönnt, Wesen heranzuziehen und zu betreuen, aber sie verstehen nicht, wohin sie gehen. Sie sind da, um sich unbewußt aufzuopfern und in diesen Opfern ein Glück zu finden, das andern vielleicht recht armselig vorkäme . . . Sie schweigen?
Sala. Ich höre Ihnen zu.
Julian. Und sagen mir nichts?
Sala. Nun ja . . . es läßt sich ganz geläufig Skalen spielen, auch wenn der Geigenkasten einen Sprung hat . . .
Dritte Szene
Julian, Sala und Felix. Dann der Diener.
Es wird etwas dunkler.
Sala. Wer ist's?
Felix auf der Terrasse. Ich bin's. Ihr Diener sagte mir . . .
Sala. Oh Felix! Seien Sie mir willkommen.
Felix herunterkommend. Guten Abend, Herr von Sala. – Guten Abend, Herr Fichtner.
Julian. Guten Abend, Felix.
Sala. Ich freue mich sehr, Sie bei mir zu sehen.
Felix. Die prachtvollen alten Bäume!
Sala. Ein Stück Wald – Sie müssen sich nur das Gitter wegdenken. – Was führt Sie zu mir, Felix? Ich habe Sie erst morgen früh erwartet. Sollten Sie schon zu einem Entschluß gekommen sein?
Julian. Stör' ich?
Felix. O nein. Es ist kein Geheimnis. – Ich nehme Ihren Vorschlag an, Herr von Sala, und bitte Sie um die Freundlichkeit, mit dem Grafen Ronsky zu sprechen.
Sala reicht ihm die Hand. Das freut mich . . . Zu Julian. Es handelt sich um unsere asiatische Unternehmung.
Julian. Wie? . . . Du hast die Absicht, dich dieser Expedition anzuschließen?
Felix. Ja.
Sala. Haben Sie mit Ihrem Vater schon darüber gesprochen?
Felix. Ich will es heute abend tun. – Aber das ist eine Formalität. Ich bin entschlossen, wenn nicht irgend ein anderes Hindernis dazwischen tritt . . .
Sala. Ich werde den Grafen heute noch sprechen.
Felix. Wie soll ich Ihnen danken?
Sala. Dazu liegt gar keine Ursache vor. Es braucht überhaupt keines Wortes mehr von mir. Der Graf weiß alles über Sie, was zu wissen notwendig ist.
Der Diener erscheint auf der Terrasse. Eine Dame fragt, ob der gnädige Herr zu Hause sind.
Sala. Sie nannte ihren Namen nicht? – Die Herren entschuldigen einen Augenblick. Dem Diener entgegen, entfernt sich.
Vierte Szene
Julian und Felix.
Julian. Du gehst fort?
Felix. Ja. Ich bin sehr glücklich, daß sich mir diese Gelegenheit bietet.
Julian. Hast du dich denn über das eigentliche Wesen dieser Unternehmung auch schon näher unterrichtet?
Felix. Jedenfalls steht mir eine wirkliche Tätigkeit bevor und eine neue weitere Welt.
Julian. Ob sich nicht all dies finden könnte in Verbindung mit hoffnungsvolleren Aussichten?
Felix. Das wäre wohl möglich. Aber ich habe keine Lust zu warten.
Fünfte Szene
Felix, Julian, Sala und Irene.
Irene noch auf der Terrasse, mit Sala. Ich konnte doch nicht Wien verlassen, ohne mein Wort zu halten.
Sala. Ich danke Ihnen sehr, Fräulein Herms.
Irene mit Sala herunterkommend. Sie haben es hier aber wirklich wundervoll. – Guten Abend, Julian. Guten Abend, Herr Leutnant.
Sala. Sie hätten etwas früher kommen sollen, Fräulein Herms, da hätten Sie alles noch im Sonnenschein gesehen.
Irene. Ich war ja schon vor zwei Stunden da. Aber da war es ein verzaubertes Schloß. Man hat nicht hereinkönnen. Die Klingel hat gar keinen Ton gegeben.
Sala. Ach ja. Entschuldigen Sie; wenn ich geahnt hätte . . .
Irene. Aber es macht ja gar nichts. Ich habe die Zeit ganz gut benützt. Ich bin tiefer in den Wald hineingefahren, bis über Neustift und Salmannsdorf. Und dann bin ich ausgestiegen und bin einen Weg gegangen, der mir aus früherer Zeit in Erinnerung war. Sie sieht Julian an. Ich hab' mich auf einer Bank