Die bekanntesten Dramen und Lustspiele von Arthur Schnitzler. Артур ШницлерЧитать онлайн книгу.
reisen Sie glücklich. Grüßen Sie den Grafen Ronsky.
Felix. Wir sehen einander doch nicht zum letztenmal?
Sala. Wer kann das wissen?
Felix reicht ihm die Hand. Ich eile zu meinem Vater. Ich glaube mich verpflichtet, ihm mitzuteilen, was ich von Ihnen erfahren habe.
Sala nickt.
Felix zu Julian. Adieu. Ab.
Siebente Szene
Julian und Sala.
Beide entfernen sich.
Julian da Sala plötzlich stehen bleibt. Warum zögern Sie? Gehen wir.
Sala. Es ist sehr seltsam, es zu wissen. Schleier gleiten über alles . . . Fort mit euch! Ich habe keine Lust, es mir gefallen zu lassen, solange ich noch da bin – und wär' es auch nur für eine Stunde . . .
Julian. Glauben Sie es denn?
Sala sieht Julian lange an. . . . Ob ich es glaube . . .? – Er hat sich gut benommen, Ihr Sohn . . . Wir werden nicht unter einem Zelte schlafen . . . Nicht übel! Das hätte mir einfallen können . . .
Julian. Warum kommen Sie nicht? Haben Sie vielleicht doch noch etwas zu sagen?
Sala. Das will ich Sie fragen, Julian.
Julian. Sala?!
Sala. Ich habe nämlich von einer sonderbaren Halluzination nicht gesprochen, die mir begegnet ist, eh' ich hierher fuhr. Ich denke, es war eine . . .
Julian. So reden Sie doch!
Sala. Denken Sie: Eh' ich mich vom Hause entfernte – gleich nachdem Felix fortgegangen war, ging ich in meinen Garten – das heißt, ich lief durch ihn – in einem sonderbaren Zustand von Erregung, den Sie begreifen werden. Und als ich am Teich vorbei kam, da war mir, als säh' ich auf dem Grund . . .
Julian. Sala!
Sala. Die Wasser schimmern grünlich blau, überdies fallen am frühen Morgen die Schatten der Buchen darüber hin. Und seltsamerweise sprach Johanna gestern dieses Wort: »So wenig dies Wasser mein Bild behalten kann . . .« – Es ist auch eine Art, das Schicksal herauszufordern . . . Und als ich an dem Teich vorüberkam, war mir, als hätte . . . das Wasser doch ihr Bild behalten.
Julian. Ist das wahr?
Sala. Wahr – oder nicht wahr . . . was soll mir das bedeuten? Das könnte doch nur dann ein Interesse für mich haben, wenn ich in einem Jahr oder in einer Stunde noch auf der Welt wäre.
Julian. Sie wollen – –?
Sala. Natürlich will ich. Sie denken doch nicht, ich werde warten? Das fänd' ich ein wenig peinlich. Zu Julian, lachend. Wer wird Ihnen jetzt die Stichworte bringen, lieber Freund? Ja, nun ist es aus . . . Wo ist nun alles? . . . Wo sind die Thermen des Caracalla? Wo ist der Park von Lugano? . . . Wo ist mein hübsches kleines Haus? . . . Nicht weiter und nicht näher als jene marmornen Stufen, die in eine geheimnisvolle Tiefe führen . . . Schleier über alles . . . – Ihr Sohn wird es vielleicht erfahren, ob es mit der dreihundertzwölften zu Ende ist – und wenn nicht, so wird es ihn wenig kümmern. – Finden Sie nicht, daß er sich brav gehalten hat? . . . Es scheint mir überhaupt, daß jetzt wieder ein besseres Geschlecht heranwächst, – mehr Haltung und weniger Geist. – Grüß' Sie der Himmel, Julian.
Julian will ihm folgen.
Sala mild und bestimmt. Bleiben Sie, Julian. Unser Dialog ist zu Ende. Leben Sie wohl. Rasch ab.
Achte Szene
Julian und Felix. Dann Wegrat.
Felix kommt rasch. Herr von Sala ist fort? Mein Vater wollte mit ihm reden. – Und Sie sind noch hier? . . . Warum ist Herr von Sala fort? Was hat er Ihnen gesagt? – Johanna . . .! . . . Johanna . . . ?
Julian. Sie ist tot . . . sie hat sich im Teich ertränkt.
Felix mit einem Aufschrei des Entsetzens. Wo ist er hin?!
Julian. Du findest ihn wohl nicht mehr.
Felix. Was hat er vor?
Julian. Er bezahlt . . . zur rechten Zeit . . .
Wegrat kommt von der Veranda.
Felix ihm entgegen. Vater . . .
Wegrat. Felix! Was ist geschehen?
Felix. Wir wollen nach Salas Villa fahren, Vater.
Wegrat. Tot? . . .
Felix. Vater! Er ergreift die Hand Wegrats und küßt sie. Mein Vater!
Julian ist langsam gegangen.
Wegrat. Müssen solche Dinge geschehen, daß mir dieses Wort klingt, als hört' ich's zum erstenmal . . . ?
Vorhang.
Der grüne Kakadu
Groteske in einem Akt
Personen:
Emile Herzog von Cadignan.
François Vicomte von Nogeant.
Albin Chevalier de la Tremouille.
Der Marquis von Lansac.
Séverine, seine Frau.
Rollin, Dichter.
Prospère, Wirth, vormals Theaterdirektor.
Seine Truppe:
Henri
Balthasar
Guillaume
Scaevola
Jules
Etienne
Maurice
Georgette
Michette
Flipotte
Léocadie, Schauspielerin, Henri's Frau.
Grasset, Philosoph.
Lebrêt, Schneider.
Grain, ein Strolch.
Der Commissär.
Adelige, Schauspieler, Schauspielerinnen,
Bürger und Bürgerfrauen.
Spielt in Paris am Abend des 14. Juli 1789 in der Spelunke Prospères.
Wirthsstube »zum grünen Kakadu«.
Ein nicht großer Kellerraum, zu welchem rechts (ziemlich weit hinten) sieben Stufen führen, die nach oben durch eine Thür abgeschlossen sind. Eine zweite Thür, welche kaum sichtbar ist, befindet sich im Hintergrunde links. Eine Anzahl von einfachen hölzernen Tischen, um diese Sessel, füllen beinahe den ganzen Raum aus. Links in der Mitte der Schanktisch; hinter demselben eine Anzahl Fässer mit Pipen. Das Zimmer ist durch Oellämpchen beleuchtet, die von der Decke herabhängen.
Der Wirth Prospère; es treten ein die Bürger Lebrêt und Grasset.
Grasset noch auf den Stufen. Hier herein. Lebrêt; die Quelle kenn' ich. Mein alter Freund und Direktor hat immer noch irgendwo ein Faß Wein versteckt, auch wenn ganz Paris verdurstet.
Wirth. Guten Abend, Grasset. Läßt Du Dich wieder einmal blicken? Aus mit der Philosophie? Hast Du Lust, wieder bei mir Engagement zu nehmen?
Grasset. Ja freilich! Wein sollst Du bringen.