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Im Sonnenwinkel Staffel 1 – Familienroman. Patricia VandenbergЧитать онлайн книгу.

Im Sonnenwinkel Staffel 1 – Familienroman - Patricia Vandenberg


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Kabriolett, gnädige Frau«, sagte der junge Mann höflich.

      Werner ist größenwahnsinnig geworden, dachte Inge. Henrike fiel ihrem Vater stürmisch um den Hals.

      »Du bist ein Schatz!«, jauchzte sie. »Tausend Dank, Papi!«

      »Menschenskind«, staunte Hannes und stemmte die Arme in die Hüften. »Das schlägt dem Fass den Boden aus.«

      »Welchem Fass?«, fragte Bambi erstaunt.

      Noch ein weiterer Wagen näherte sich, und als Inge Auerbach ihn erkannte, war alles andere für sie plötzlich unwichtig.

      »Jörg«, rief sie jubelnd aus, »mein Junge!«

      Groß, schlank, dunkel, ganz das jüngere Ebenbild seines Vaters, sprang er heraus und umarmte seine Mutter.

      »Mamutschka«, sagte er innig, »bin ich froh, dich wiederzusehen. Lass dich anschauen, du – schönste aller Mütter.«

      »Schau lieber das Haus an«, erwiderte sie verlegen.

      »Du bist mir wichtiger«, sagte er leise. »Du weißt ja nicht, wie lang ein halbes Jahr werden kann.«

      Inge Auerbach musste die aufsteigenden Tränen unterdrücken. Das fehlte gerade noch, dass sie rührselig wurde an diesem Tag, aber ihren Ältesten hatte sie mindestens ebenso schmerzlich vermisst wie er sie. Zwischen Mutter und Sohn bestand ein selten inniges Verhältnis.

      »Jetzt sind wir ja viel näher, mein Junge«, sagte sie weich. »Aber nun schau dir doch an, welche Überraschung Vater uns bereitet hat. Dies ist unser neues Haus – unsere neue Heimat! Ich liebe sie jetzt schon sehr.«

      Jörg legte seinen Arm um ihre Schultern und blickte zum Haus. »Sind wir unter die Großkapitalisten gegangen?«, fragte er verwundert. »Das ist ja fantastisch. Und das?«, fragte er dann und deutete auf das Kabriolett.

      »Das ist das Zuckerl für Henrike, damit sie sich mit der einsamen Gegend abfindet«, flüsterte ihm seine Mutter zu. »Sie ist nicht zufrieden mit Vaters Wahl.«

      »Potztausend, kann ich da nur sagen«, stellte er neidlos fest. »Mein Muckerl ist mir zwar lieber, aber eine so hübsche junge Dame braucht natürlich ein attraktives Fahrzeug. Da werde ich ja mit meinem bescheidenen Geschenk keine Furore machen.«

      Doch so war Henrike nun auch wieder nicht. Zu der Freude über das Wiedersehen mit dem Bruder kam auch die über das reizende Geschenk. Eine lustige Stoffpuppe hatte er ihr mitgebracht. Henrike hatte eine besondere Vorliebe dafür, und die Hälfte des Kofferraums von Inges Wagen war mit den verschiedensten ausgefüllt, da sie diese niemals der Spedition anvertraut hätte.

      Jörg hatte seine Geschwister herzlich begrüßt, Bambi gleich auf die Schulter genommen, auf denen sie begeistert hockte, und nun inspizierte er das Haus.

      »Machen wir uns gleich an die Arbeit, Paps?«, fragte er, als er das Tohuwabohu in den einzelnen Schlafräumen zur Kenntnis genommen hatte.

      »Du kannst doch hoffentlich übers Wochenende bleiben«, meinte Werner Auerbach.

      »Mit deinem Einverständnis schon«, erwiderte Jörg. »Ich versäume aber zwei Vorlesungen.«

      »Genehmigt«, erklärte sein Vater lächelnd. »Dann werden wir nur die Betten aufstellen und im Übrigen den Tag genießen.«

      »Und den Abend«, pflichtete Jörg bei. »Henrikes Geburtstag muss ja gebührend gefeiert werden.«

      Sie waren rundherum eine glückliche Familie, die Auerbachs, aber bei diesen Eltern war es kein Wunder.

      Womit habe ich so viel Glück nur verdient?, fragte sich Inge Auerbach am Abend dieses Tages.

      Vier Kinder und ein überaus glücklicher Ehemann hätten ihr die Antwort gegeben, hätten sie gewusst, was ihr durch den Sinn ging. Sie war eine Mutter – voller Liebe und Toleranz für ihre Kinder, eine Ehefrau, die nur eines wünschte: Ihren Mann glücklich zu sehen. Sie war der strahlende, stets ausgeglichene Mittelpunkt einer glücklichen Familie – die die Mutter über alles liebte.

      »Glaubst du, dass die dreißig Häuser wirklich gebaut werden, Papi?«, fragte Henrike.

      »Wahrscheinlich noch mehr«, erwiderte er, »wenn dieses Paradies erst mal entdeckt ist. Aber begeistert bin ich davon nicht, ich möchte den Sonnenwinkel für uns allein haben.«

      »Pssst«, machte Inge, »Bambi ist eingeschlafen.«

      Werner Auerbach hob das Kind empor und brachte es zu Bett. Bambi wurde nicht mal munter, als Inge sie entkleidete. War es ein Wunder? Das kleine Mädchen hatte einen langen aufregenden Tag hinter sich, dessen Bedeutung dem sensiblen kleinen Ding wohl bewusst war. Ihr neues Heim war schließlich zu erobern, und auch die kleine Bambi fühlte instinktiv, dass dies eine Heimat für immer bleiben würde, dass sie hier ein neues, aufregendes Leben führen würden …

      *

      Es wurde spät, bis alle ins Bett kamen. Die Schlafzimmer waren vollgepfropft mit Möbelstücken, Kisten und Koffern, aber die Betten standen.

      »Wo sollen wir nur mit allen Schränken hin«, seufzte Inge, denn in diesem Haus war alles großzügig mit Einbauschränken ausgestattet.

      »Zerbrich dir nicht den Kopf, mein Mädchen. Wir haben ja auch noch einen großen Keller. So richtig schön müde bin ich jetzt.«

      Argwöhnisch sah sie ihn an. Sie kannte ihn zu gut und ahnte, dass er unbequemen Fragen ausweichen wollte. Aber sie ließ sich nicht beirren, sonst hätte sie nicht ruhig schlafen können.

      »Wie können wir das Haus verkraften, Werner?«, fragte sie eindringlich. »Werden wir nicht von Hypotheken erdrückt?«

      »Aber nicht die Spur, Liebes!«

      Inge begriff ihren Mann nicht mehr. Von finanziellen Dingen wollte er sonst absolut nichts wissen, er verstand mit Geld überhaupt nicht umzugehen. Seine Initiative, sein spontaner Entschluss, dieses Haus hier im Sonnenwinkel zu kaufen, waren ihr unheimlich, so froh sie auch jetzt darüber war. Aber schließlich – sie waren nicht reich!

      »Heraus mit der Sprache«, sagte sie streng. »Ich will jetzt wissen, wie das Haus finanziert wird. Selbst in dieser entlegenen Gegend muss es eine Stange Geld gekostet haben. Oder ist ein Haken dabei?«

      »Was du denkst!«, brummte er. »Der Bauherr war ein Makler, schwerreich, aber leider herzkrank. Er konnte nicht mehr einziehen, und weil die Erben um das Vermögen stritten, haben sie verkauft. Sehr günstig, mein Herz.«

      »Ich will Zahlen hören«, forderte sie energisch.

      »Dreihundertfünfzigtausend«, beantwortete er widerstrebend Inges Frage.

      »Dreihundertfünfzigtausend«, stotterte Inge entsetzt. »Bist du übergeschnappt?«

      »Ist doch alles nicht so schlimm, du Angsthase. Ich habe die beiden Grundstücke verkauft, die ich von Tante Ida geerbt habe.«

      Ungläubig betrachtete Inge ihren Mann. »Dieses Ackerland? Dafür kannst du lange nicht so viel bekommen haben. Das liegt doch völlig uninteressant.«

      »Siehst du, mein Schatz, wir hatten eben beide keine Ahnung«, meinte er lächelnd. »Ich habe ja auch gedacht, dass es nicht viel wert ist, aber immerhin waren es zehn Hektar, und eine Baugesellschaft war ganz wild darauf. Was gestern noch Ackerland, ist morgen bereits ein Ort. So wie hier. Ich wusste wirklich nicht, was ich dafür verlangen sollte, aber dann haben sie mir ein Angebot gemacht, das mich stutzig machte. Ganz blöd bin ich doch nicht. Wenn die so viel bieten, dachte ich, wird es ihnen noch mehr wert sein. Und als ich zögerte, boten sie tatsächlich mehr. Wenn du jetzt schön bequem liegst, sage ich dir, was ich bekommen habe.«

      »Ich liege bequem«, murmelte Inge.

      »Na schön, aber nun schnapp nicht gleich über. Eine Million!«

      Inge stieß einen spitzen Schrei aus. »Allmächtiger! Wenn das Tante Ida wüsste!«

      »Riesig freuen würde sie sich«, brummte er.


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