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Im Sonnenwinkel Staffel 1 – Familienroman. Patricia VandenbergЧитать онлайн книгу.

Im Sonnenwinkel Staffel 1 – Familienroman - Patricia Vandenberg


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und natürlich hatte sie den gleichen Namen wie die Mami. Sie sah schon recht mitgenommen aus, war sie doch bereits drei Jahre in Bambis Besitz. Aber nicht die schönste Puppe hätte ihr den Rang ablaufen können.

      »Und dein wehes Ärmchen müssen wir auch gleich wieder frisch verbinden«, fuhr Bambi fürsorglich fort. »Ich darf Mami jetzt nur nicht stören. Sie hat ja so schrecklich viel zu tun. Wenn ich doch nur größer wäre und ihr helfen könnte.«

      Inge Auerbach verschwand lieber, bevor Bambi merkte, dass sie belauscht wurde. Ein zärtliches Lächeln lag über ihrem Gesicht.

      Wie viel Freude hatte ihnen dieses Kind schon gemacht! Damals, vor mehr als drei Jahren, war es kein leichter Entschluss für sie gewesen, die Kleine zu sich zu nehmen, damals waren ihre Kinder endlich aus dem Gröbsten heraus, und sie hatte etwas mehr Zeit für ihren Mann.

      Bambis Vater war ein junger Mitarbeiter von Werner Auerbach gewesen, der auf einer Urlaubsreise mit seiner jungen Frau tödlich verunglückt war, während das Baby Pamela mit leichten Verletzungen davonkam. Unverschuldet hatten sie ihr Leben lassen müssen, und das kleine Mädchen war als Waise zurückgeblieben. Werner hatte die Idee gehabt, es zu adoptieren. Inge hatte zuerst widersprechen wollen, aber schon bald waren alle Bedenken verschwunden. Sie liebten Bambi wie ein eigenes Kind, und selbst der damals schon achtzehnjährige Jörg hatte nicht die geringsten Einwendungen gemacht. Heute konnte sich niemand mehr ein Leben ohne Bambi vorstellen.

      Inge war in der Diele, als Bambi mit ihrer Ingepuppe vorsichtig die Treppe herabstieg.

      »Ach, wir werden wohl das Ärmchen neu verbinden müssen«, sagte sie beiläufig. Dankbar strahlten die Kinderaugen sie an.

      »Du bist so lieb, Mami. Du weißt immer das Richtige. Ich wollte dich nur nicht stören.«

      »Den Verbandkasten haben wir ja bei der Hand«, lächelte Inge. »Komm, ich helfe dir.«

      »Verbinden kann ich sie schon allein«, erklärte Bambi. »Warum das Ärmchen auch gar nicht wieder heil werden will? Ich weiß es wirklich nicht. Ich mache doch alles.«

      »Vielleicht sollten wir sie mal zum Puppendoktor bringen«, schlug Inge vor, aber Bambi schüttelte den Kopf. »Nein, nein, dann ist sie nur traurig, weil sie fort muss. Ich wäre auch traurig.« Ganz fest drückte sie ihre Ingepuppe an sich.

      Kopfschüttelnd betrachtete Werner Auerbach die Zeremonie, als Inge den Verbandkasten herbeigeholt hatte.

      »Andere Frauen würden durchdrehen bei diesem Trubel«, meinte er später, als Bambi in den Garten gegangen war, »aber du hast sogar Zeit für eine Puppe.«

      »Das ist auch wichtig«, lächelte sie. »Kinder, die ihre Puppen lieben, werden gute Mütter.«

      »Na, damit hat es ja Gott sei Dank noch ein bisschen Zeit«, seufzte er. »Was soll ich mit der Wäsche machen?«

      »Das mache lieber ich. Dann weiß ich wenigstens, wo ich alles finde. Geh ein bisschen hinaus, Werner. Ganz erschöpft siehst du aus. Nun mach schon!«, drängte sie, als er zögerte. »Schaut euch ein bisschen um. Wir brauchen ja nicht alles an einem Tag zu schaffen.«

      Bambi freute sich, als er sich zu ihr gesellte, und gleich war auch Hannes zur Stelle. Und wie auf Kommando brach die Sonne aus den Wolken hervor.

      »Von hier aus kann man auch die Burg sehen«, rief Bambi aufgeregt aus. »Was ist das für eine Burg, Papi?«

      »Die Felsenburg, der Stammsitz der Barone Rieding. Sie sind ein ganz altes Geschlecht.«

      »Wie alt ist die Felsenburg, Papi?«

      »Etwa sechshundert Jahre.«

      »Sechshundert Jahre?«, wiederholte Hannes staunend. »Da hat es hier auch schon Menschen gegeben?«

      »Wahrscheinlich mehr als jetzt. Dann kam der dreißigjährige Krieg, und viele sind geflohen. Man sagt, dass manche ihr Hab und Gut in die Felsenburg gebracht haben, um es vor dem Feind zu schützen.«

      »Auch Schätze?«, fragte Hannes neugierig. »Toll, dann können wir mal graben, vielleicht finden wir den Schatz der Felsenburg.«

      Seine Fantasie war, wie immer, wenn es um Abenteuer ging, angeregt. Sein Vater dämpfte seine Unternehmungslust. »Ich glaube kaum, dass heute noch Schätze darin verborgen sind. Es ist ja nur noch eine Ruine. Im vorigen Jahrhundert wurde das jetzige Herrenhaus gebaut.«

      »Wohnt die hübsche junge Dame dort?«, fragte nun Bambi.

      »Wir haben nämlich schon eine kennengelernt, die Rieding heißt«, erklärte Hannes. »Dann gibt es immer noch welche.«

      »Frau von Rieding und ihre Tochter sind die letzten. Es gibt keinen männlichen Nachkommen mehr. Das Geschlecht wird aussterben.«

      »Warum?«, fragte Bambi.

      »Weil die Frauen doch immer den Namen vom Mann kriegen«, erklärte ihr Hannes. »Ich finde das richtig blöd. Es könnte ruhig anders sein, wenn die Frauen einen schöneren Namen haben.«

      »Ich möchte immer Auerbach heißen«, sagte Bambi entschlossen. »Nie anders.«

      Dafür drückte Werner Auerbach sie zärtlich an sich.

      *

      Henrike hatte ihr Zimmer mit ungewohnter Ausdauer bereits recht wohnlich gemacht. Der Plattenspieler konnte angestellt werden. Das war das Wichtigste.

      »Schrecklich, deine Musik!«, stöhnte ihr »großer Bruder« Jörg, der eben zu ihr hereinschaute.

      »Gib mir lieber ’nen Schluck Bier, anstatt zu meckern«, forderte sie ihren Bruder auf.

      »Seit wann trinkst du Bier?«, fragte er erstaunt.

      »Seit Milch fern und unerreichbar ist«, spottete sie, »hier können wir nicht mal schnell um die Ecke laufen und welche holen.«

      »Es wird sich alles einpendeln«, meinte er begütigend. »Wir haben ja eine Tiefkühltruhe.«

      Sie lehnte sich bequem in ihren Sessel zurück. »Verschnauf dich auch ein bisschen, Bruderherz. Ob es sich mit der Schule auch einpendeln wird? Ich sehe schwarz. Ein Jahr vor dem Abitur, mir wird schon ganz komisch. Andere Pauker und vielleicht grässliche Klassenkameraden, die einen als Eindringling betrachten, oje!«

      »Du brauchst doch nichts zu fürchten. Vielleicht ist es hier sogar leichter. An kleinen Schulen geht es meistens besser.«

      »Wenn ich euren Optimismus nur teilen könnte«, seufzte sie. »Jedenfalls bin ich auch noch ein Stück weiter von Percy entfernt.«

      Er lächelte nachsichtig. »Immer noch die große Liebe?«, spottete er.

      »Was heißt große Liebe? Ist doch alles relativ. Aber mit ihm kann man wenigstens reden.«

      »Und er wird einmal ein Lord sein«, meinte er anzüglich.

      »Pöh – du wirst doch nicht glauben, dass ich darauf aus bin«, sagte sie herablassend.

      »Na, Lady Merriman klingt ganz hübsch, aber nimm es nur nicht zu ernst, Ricky. Du wirst noch viele kennenlernen.«

      »In diesem Kaff? Du hast in München wenigstens Abwechslung, aber hier wird man versauern, fürchte ich. Zugegeben, das Haus ist schön, aber sonst …«

      »Man gewöhnt sich an alles.«

      Sie nahm noch einen Schluck Bier. Einen sehr langen. Jörg drohte lachend mit dem Finger. »Pass auf, entweder bekommst du einen Schwips, oder du wirst müde.«

      Beides trat ein. Zuerst hatte sie ein ganz komisches Gefühl, dann wurden ihre Glieder bleiern schwer. Und als Inge zum Mittagessen rief, war sie eingeschlafen.

      »Lass sie schlafen«, beruhigte Jörg seine Mutter. »Bier hat auch Kalorien.«

      »Darf ich mal kosten?«, fragte Bambi.

      »Das fehlte noch. Bier macht dumm«, erwiderte Jörg.

      Sie sah ihn schelmisch an.


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