Im Sonnenwinkel Staffel 1 – Familienroman. Patricia VandenbergЧитать онлайн книгу.
bewahre mich, wie siehst du wieder aus!«, stöhnte Inge.
»Ich wasche mich ja gleich«, versicherte er, »aber erst muss ich euch doch sagen, dass Sandra Manuels Mami wird. Wir haben sie getroffen. Ist das was?«
»Habe ich es mir doch gedacht«, murmelte Inge.
»Was hast du dir gedacht?«, fragte Werner Auerbach, zerstreut wie immer.
»Dass Felix Münster und Sandra ein Paar werden.«
»Was für ein Paar?«, mischte sich Bambi ein.
»Ein Ehepaar«, erklärte Inge lächelnd.
»Was sich hier so alles tut«, brummte Werner Auerbach.
Hannes war leicht enttäuscht, dass man die Neuigkeit so gelassen aufnahm. »Ich war ganz baff«, brummte er. »Aber euch kann wohl gar nichts aus der Ruhe bringen.«
Nun, gestern war es aufregend genug gewesen. Eine erfreuliche Nachricht war ihnen schon lieber.
Während Hannes sich trollte und Bambi ihm folgte, stellte Werner Auerbach fest: »Da macht Sandra aber eine gute Partie. Um ihre Zukunft braucht sie sich keine Sorgen mehr zu machen.«
»Eine Ehe ist doch keine Versorgungsinstitution«, meinte Inge vorwurfsvoll.
»Du hast es nicht so leicht gehabt«, stellte er fest. »Wir haben uns ganz schön durchboxen müssen.«
»Wir haben ja auch in einer entschieden schwereren Zeit angefangen. Weißt du noch?«
»Als könnte ich das jemals vergessen«, seufzte er, »sogar dein Brautbukett haben wir im Garten gepflückt.«
»Aber schön war es doch«, und darauf umarmten sie sich stürmisch, als hätten sie erst gestern Hochzeit gefeiert.
*
Im Nachbarhaus herrschte eine gespannte Stimmung. Frank Hessler ging mit großen Schritten immer um den Flügel herum, die Hände auf dem Rücken verschränkt.
»Ich weiß nicht, was du plötzlich hast, Georgia«, sagte er schon zum wiederholten Male. »Du warst doch fest entschlossen, dich von deinem Mann zu trennen.«
»Das bin ich auch jetzt noch, aber nicht, um dich zu heiraten, wie du anzunehmen scheinst.« Endlich hatte sie es über die Lippen gebracht.
»Das habe ich allerdings angenommen. Wir wären das ideale Ehepaar. Ich würde dir nie Vorschriften machen. Meinetwegen könntest du singen, wo und so viel du wolltest.«
Sie lachte bitter auf. »Das kann ich mir vorstellen«, erwiderte sie mit spöttischer Stimme. »Du hast ja durch mich auch allerlei verdient.«
Seine Augen verengten sich. »In diesem Ton darfst du mir nicht kommen, Georgia«, stieß er hervor. »Schließlich bin ich es, der dich zu einem Star gemacht hat. Ich will meine Verdienste ja nicht hervorkehren, aber schließlich habe ich mich ja überwiegend deiner Karriere gewidmet.«
»Mit der es nun jedoch zu Ende ist«, erklärte sie ruhig.
Irritiert sah er sie an. »Wie meinst du das?«, fragte er gedehnt.
»Dass ich nicht mehr singen kann. Es ist aus und vorbei. Würdest du mich auch dann noch heiraten wollen?«
»Rede doch nicht solchen Unsinn!«, brauste er auf. »Du willst mich nur erschrecken.«
»Überzeuge dich doch.« Sie setzte sich an den Flügel, schlug die Tasten an und quälte sich ein paar Töne ab. »Nun?«, fragte sie, »klingt hübsch, nicht wahr?«
Alle Farbe war aus seinem Gesicht gewichen. »Du musst sofort zu einem Spezialisten, Georgia«, sagte er entsetzt, »nächsten Monat beginnt die Amerikatournee. Bedenke doch, was auf dem Spiel steht.«
»Für dich – ja, natürlich. Aber ich war bereits bei einem Spezialisten, und er hat mir wenig Hoffnung gemacht. In ein paar Monaten vielleicht – aber Genaues konnte er mir auch nicht versprechen. Du wirst die Tournee absagen müssen und bekanntgeben, dass man mit der Minetti nicht mehr rechnen kann.«
Ein erdrückendes Schweigen lastete darauf in dem Raum. Nervös fuhr er sich mit dem Taschentuch über die Stirn.
»Du hättest mich sofort informieren müssen«, warf er ihr vor. »Ich muss doch disponieren. Begreifst du denn nicht, was jetzt auf mich zukommt?«
»O doch. Du wirst dich nach anderen umsehen müssen, die du schröpfen kannst«, stellte sie eisig fest. Sie begriff selbst nicht, wieso plötzlich so harte Worte über ihre Lippen kamen. Ihre Augen ruhten auf dem Bild ihres Mannes, suchten Rückhalt in seinem Gesicht.
»Dann willst du also reumütig zu ihm zurückkehren«, sagte Frank Hessler zynisch.
»Nein, das will ich nicht«, erwiderte sie leise. »Arnold soll nicht glauben, dass er mir gerade gut genug ist, wenn ich nicht mehr weiter weiß. Mir ist sehr vieles klar geworden, aber wohl leider zu spät. Ich nehme an, dass du jetzt lieber fahren möchtest. Geschäftliche Dinge gibt es ja kaum noch zu besprechen.«
»Und in diesem Hause bin ich ohnehin unerwünscht. Deutlich genug hat man es mir ja zu verstehen gegeben.« Er machte eine kleine Pause. »Bei welchem Spezialisten warst du?«, fragte er dann rasch.
»Bei Professor Kroll. Du kannst dich bei ihm erkundigen«, erwiderte sie spöttisch.
Darauf bedacht, sich einen guten Abgang zu verschaffen, zwang er sich zu einem ermunternden Lächeln.
»Er kann sich irren, Georgia. Resigniere doch nicht. Es war Irrsinn von mir, dich zu diesem Hauskauf zu überreden. Du hättest lieber nach Italien gehen sollen.«
Sie legte den Kopf in den Nacken und sah ihn offen an. »Wie viel hast du eigentlich bei diesem Kauf profitiert, Frank?«, fragte sie anzüglich. »Aber das will ich gar nicht wissen. Es war gut, dass ich hierhergekommen bin. Nirgendwo sonst wäre mir wohl bewusst geworden, dass ich in erster Linie Mutter sein sollte. So gesehen habe ich es eigentlich dir zu danken, dass ich nicht resigniere. Diese Einsamkeit ist schön nach dieser Hetze. Du hast es dir sicher ganz anders vorgestellt, nicht wahr? Du dachtest nicht, dass ich Nonna und die Kinder mitnehmen würde.«
Sie brauchte dafür keine Bestätigung. Sie wusste, dass es so war. Und als er ging, empfand sie nichts anderes als Erleichterung.
*
Frank Hessler war fort. Nonna wirtschaftete wieder in der Küche umher, und nach den Düften zu schließen, die durch das Haus zogen, bereitete sie ein Festmahl. Die Zwillinge, die voller Genugtuung festgestellt hatten, dass Hesslers Wagen nicht mehr vor der Tür stand, schnüffelten genussvoll.
»Eigentlich können wir Hannes mal zum Essen einladen«, sagten sie zu Nonna, »wo wir doch dauernd was von Frau Auerbach kriegen.«
»Wir könnten ja alle zum Essen bitten«, meinte sie entgegenkommend.
»Das wird nicht gehen, weil die Ricky doch noch im Bett bleiben muss«, stellte Dirk betrübt fest. »Wie ist Muni den Hessler eigentlich so schnell losgeworden?«
»Frag sie doch selbst«, erwiderte Nonna.
»Lieber nicht, wenn sie es nicht von selbst sagt«, erklärte Dirk vorsichtig. »Es kann ja sein, dass sie ihm was vorgekrächzt hat. Kann sie nun gar nicht mehr singen, Nonna?«
Wie brutal Kinder doch sein können, dachte Nonna. »Sag so etwas bitte nicht vor Muni, Dirk«, murmelte sie. »Für sie ist es sehr schlimm, wenn sie nicht mehr singen kann.«
»Warum denn? Hauptsache, sie kann reden. Es ist doch alles Quatsch, was sie in den Opern singen. Verstehen tut man sowieso nichts.«
Nonna wusste, dass es nutzlos war, ihn für Kunst zu begeistern. Er war ein ausgesprochener Realist. Vielleicht würde das musische Interesse später erwachen, aber wohl eher noch bei Claas als bei Dirk.
»Geh hinüber und frag, ob Hannes mit uns essen darf«, forderte sie ihn auf.
»Bambi auch?«, bat er.
»Natürlich,