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Perry Rhodan Neo Paket 1: Vision Terrania. Hubert HaenselЧитать онлайн книгу.

Perry Rhodan Neo Paket 1: Vision Terrania - Hubert Haensel


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Wachmann musterte ihn wortlos, schließlich gewann sein Mitgefühl Oberhand. Er briet den ganzen Tag in dem Blechhäuschen. Er wusste, was Hitze war.

      »Einen Augenblick.« Der Wachmann ging zurück zum Häuschen, kehrte eine Minute später mit einer Plastikkarte zurück und gab sie John. »Ihr Permit gilt für neunzig Minuten. Es ist einmal um sechzig Minuten verlängerbar durch einen Anruf bei der Nummer auf der Karte. Bitte versuchen Sie nicht, Ihre Besuchszeit zu überziehen.«

      Die Schranke hob sich.

      Bear Creek war bis vor einigen Jahren ein öffentlicher Park gewesen. Dann war die Hurrikan-Saison von 2028 gekommen, und ein Konsortium hatte aufgekauft, was die Stürme vom Park übrig gelassen hatten. Die Stadt hatte die Gelder nicht gehabt, ihn wiederherzurichten.

      Bear Creek mutete immer noch wie ein Park an. Die Häuser waren verstreut, hinter Hecken verborgen und über weite, künstlich bewässerte Rasenflächen verstreut. Niemand war zu sehen, bis auf Personal, das Blumenrabatte pflegte, nicht vorhandenen Abfall aufsammelte oder Ruhebänke strich.

      Als Marshall die mit feinem Kies gestreuten und mehrmals täglich geharkten Wege entlangrollte, winkten ihm immer wieder Männer oder Frauen zu. Sie glaubten, er gehöre zu ihnen, wäre ein Bote.

      Sharon erwartete ihn in ihrem Bungalow. »John! Schön, dass du gleich Zeit gefunden hast, komm rein!« Sie hielt ihm die Hand hin, schüttelte die seine und machte damit klar, worum es sich bei diesem Besuch nicht handelte.

      Sie ging voraus, in das Büro. Er folgte ihr, ertappte sich dabei, dass er es nicht vermochte, den Blick von ihr abzuwenden. Sharon sah großartig aus. Makellos. Als könnten ihr die Unbilden des Lebens nichts anhaben. In gewisser Weise traf das zu. Sharon war mit ihren Eltern nach Bear Creek gekommen, gleich nach der Eröffnung der Community. Vor einigen Jahren waren die Eltern bei einem Autounfall außerhalb von Bear Creek ums Leben gekommen. Das Erbe hatte genügt, Sharon einen Platz in der Community auf Lebenszeit zu kaufen. John bezweifelte, dass Sharon Bear Creek in den letzten Jahren je verlassen hatte.

      »Setz dich.« Sie wies auf den Besuchersessel. »Einen Drink?«

      »Danke! Wasser genügt. Gewöhnliches Wasser.«

      Sharon schenkte ihm aus einem Krug mit einem Aufsatz – einem Wasserfilter – in ein Glas ein. Ihr eigenes Glas füllte sie aus einem Automaten. Levitiertes Wasser, aufgeladen mit der Lebenskraft des Universums, die das gesamte Sein umgab. Marshall hatte während der langen Abendessen, ohne die für Sharon ein Abend mit einem Liebhaber undenkbar war, oft bittere Streits über diesen blanken Unsinn ausgefochten. Der Automat benötigte monatlich Patronen, und jede Patrone kostete so viel, wie Marshall brauchte, um eines seiner Kinder für diese Zeit durchzubringen. Mittlerweile hatte er es aufgegeben, mit Sharon zu streiten, und beschränkte ihre Beziehung auf die beiden Gebiete, auf denen sie harmonierten: Sex und Geld. Obwohl, wie er festgestellt hatte, die Streits ihre Leidenschaft nur noch befeuert hatten.

      Sharon reichte ihm das Glas und ließ sich hinter dem Schreibtisch nieder, der so makellos und glatt war wie sie selbst. Er war aus Glas und diente als Unterlage für ein Display, das auf einem unmöglich schlanken, semitransparenten Fuß stand und eine Tastatur, flach wie ein Blatt Papier.

      »Ich will es kurz machen«, sagte Sharon. »Es ist vorbei.«

      »Was?«

      »Die Human Health Foundation, deine Stiftung. Sie ist zahlungsunfähig.«

      Marshall verschüttete beinahe sein Glas. »Das ist unmöglich! Die Gelder sind breit genug gestreut, um jedes erdenkliche Risiko abzufedern!«

      »Richtig. Dein Portfolio ist gut aufgestellt. Unheimlich gut. Das Beste, was ich je gesehen habe. Man könnte fast meinen, du hättest so etwas wie einen sechsten Sinn. Aber selbst wenn du ein Magier wärst, gäbe es für dich nichts mehr zu tricksen. Die Märkte sind im freien Fall.«

      »Das kann nicht sein!« Marshall versuchte in Sharons Zügen zu lesen. Das hier war ein Scherz. Es musste ein Scherz sein. Ein schlechter, geschmackloser Scherz. Oder eine Retourkutsche für die Verletzungen, die ihre Streits gerissen hatten. Es gelang ihm nicht. Sharons Gesicht war eine Maske. Wie immer, wenn er nicht mit ihr schlief.

      »Es ist, wie ich sage. Hier, ich zeige es dir.« Sie schnippte mit den Fingern. Das Display erwachte aus dem Stand-by. Ihre Finger – oder eigentlich ihre langen, lackierten Fingernägel – huschten über die Tastatur. Sharon rief die Kurse von Aktien auf, von Indizes, von Fonds. Sie wiesen ausnahmslos nach unten. Sharon sagte die Wahrheit.

      »Aber das ist unmöglich!« Marshall wollte die Wahrheit nicht wahrhaben. »Was ist los?«

      »Verfolgst du keine Nachrichten?«

      »Nein, und das weißt du. Es hat keinen Sinn.« Marshall hatte sich aus dem reißenden Strom der Nachrichten befreit, als er sein Leben als Investmentbanker hinter sich gelassen hatte.

      »Die Nachrichten sind unsere Welt. Manchmal lohnt sich ein Blick über den Gartenzaun.« Sharon blinzelte. »Und weißt du was? Die Welt fällt auseinander. Der Lack ist ab.«

      Marshall musterte Sharon wortlos. Was wusste sie schon von der Welt?

      »John, da draußen stimmt etwas nicht.«

      »Das brauchst du mir nicht zu erzählen!«

      »Benimm dich nicht wie ein Kind! Es ist nicht meine Schuld. Ich bin nur die Überbringerin der schlechten Nachricht, klar?«

      »Und die Nachricht ist?«

      »Uns geht der Saft aus. Praktisch und spirituell. 2036 schickt sich an, ein lausiges Jahr zu werden. Wir erwarten Missernten in den wichtigsten Anbaugebieten der nördlichen Hemisphäre. Erdöl, Erdgas- und Kohleförderung sind längst vom Bedarf abgehängt, und die Schulden haben einen Punkt erreicht, der nicht mehr zu tragen ist.«

      »Das nennst du Neuigkeiten? Klingt wie die letzten Nachrichten, die ich in New York gecheckt habe ... im Juli 2030.«

      »Ja, aber diesmal ist es anders. Menschen können unglaubliche Dinge ertragen, aber eines nicht: Hoffnungslosigkeit. Wir sind an einem Punkt angekommen, an dem zu viele Leute an der Macht glauben, dass nur noch ein Befreiungsschlag sie aus der Misere befreien kann. Es wird Krieg geben, John. Kriege. Nur noch ein Wunder kann uns retten.«

      »Ich glaube nicht an Wunder, das solltest du wissen. Was ist mit den Geldern, die ich festverzinst angelegt habe?«

      »Längst verfeuert. Der Brand der Werkstatt vor drei Jahren. Die Versicherung hat nicht gezahlt. Wieso auch? Eines deiner geliebten Kinder hat den Brand gelegt. Der Neubau war mehr, als die Stiftung sich hat leisten können. Erinnerst du dich noch? Ich hatte dir gesagt, dass du über deine Verhältnisse lebst, dass nichts schiefgehen darf.«

      Marshall ignorierte ihre Bemerkung. Nach außen hin. Aber sie hatte ihn getroffen. Er hatte die Werkstatt wider besseres Wissen wiederaufgebaut, ja. Aber welche Wahl war ihm schon geblieben? Die Kinder brauchten eine Aufgabe – sonst wäre innerhalb von Wochen das Haupthaus in Flammen aufgegangen.

      »Wie viel fehlt uns?«, fragte er.

      »22.192 Dollar und 73 Cent. Das ist die nächste Rate.«

      »Wann ist sie fällig?«

      »In neun Tagen.«

      »Was ist mit einem kurzfristigen Kredit? Bis sich der Markt erholt.«

      Sharon schüttelte den Kopf. »Alles längst ausgeschöpft. Das, was ich bekommen konnte. Was nicht viel war. Die Stiftung besitzt keine nennenswerten Sicherheiten. Das Haus des Shelters ist nichts wert. Niemand, der bei klarem Verstand ist, will eine Immobilie in Sugar Land.« Ihre Miene blieb unbewegt, beinahe maskenhaft starr. Aber glänzten ihre Augen nicht feucht? »Es tut mir leid, John. Ich weiß, wie viel dir der Shelter bedeutet.«

      Marshall sah an Sharon vorbei nach draußen, in den Garten. Sharon züchtete Orchideen. Ihre Leidenschaft und inzwischen ein einträglicher Nebenerwerb. Sie war gut in den Dingen, für die sie sich entschied. Der Garten war schön, unwirklich schön. Ihm war kalt.

      Sharon stand


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