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Perry Rhodan Neo Paket 1: Vision Terrania. Hubert HaenselЧитать онлайн книгу.

Perry Rhodan Neo Paket 1: Vision Terrania - Hubert Haensel


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      Perry Rhodans erste Nacht in der Wüste Gobi

      Der Geruch edlen Leders hing in der Luft. Lesley Pounder nahm ihn nur unterbewusst wahr; das angespannte Schweigen in dem weitläufigen Büro schien den Flight Director der NASA geradezu erdrücken zu wollen. Auch von draußen drang kein Geräusch durch die perfekt isolierten Fenster des Weißen Hauses. Das pulsierende Leben der Großstadt Washington schien meilenweit entfernt zu sein.

      Ihm gegenüber, hinter einem ausladenden Schreibtisch, saß der wohl mächtigste Mann der Welt, der in diesen Stunden mehr denn je das Schicksal von Milliarden Menschen in der Hand hielt. Wenn er die falsche Entscheidung traf, würde es Krieg geben, wenn Atomexplosionen an zahllosen Stellen der Welt das Ende aller Dinge herbeiführten.

      Der Präsident der USA, Stanley Drummond, wirkte dennoch geradezu entspannt. Man sah ihm seine sechzig Jahre nicht an, nicht einmal in dieser Situation. Er schien jung geblieben, ein Gesicht, das in den Medien glänzte, ein Lächeln, das Vertrauen weckte.

      Und ein Mann, der für ein Denken stand, das in Lesley Pounders Augen längst überholt war. Für Drummond repräsentierten die USA das Gute schlechthin, und deshalb musste seiner Auffassung nach sein Land die Vormachtstellung im weltweiten Geschehen einnehmen.

      Pounder sah das schon immer anders, erst recht, seit er wusste, dass ein außerirdisches Raumschiff auf dem Mond gelandet war. Er fragte sich, wieso Drummond ihn mit der Air Force One zu sich gerufen hatte. Selbstverständlich hing es mit der Rückkehr der STARDUST zusammen, nur wieso ...

      »Mr. Pounder, was halten Sie hiervon?« Der Präsident betätigte einen Knopf auf dem Schreibtisch. Ein Klicken, und schon fuhr aus der polierten Holzplatte ein flacher Bildschirm, der die in der Gobi gelandete STARDUST zeigte. Das Bild war grob und unscharf, die einzelnen Pixel wirkten verwaschen. »Dies sind Bilder eines Spionagesatelliten. Die autonomen Drohnen, die besseres Material hätten liefern können, wurden von der chinesischen Abwehr vernichtet, ehe sie Aufnahmen senden konnten.«

      Die Aufnahme wechselte und zeigte in einer undeutlichen Filmsequenz, wie die STARDUST durch die oberen Atmosphärenschichten jagte. Wenn sich Pounder nicht täuschte, zischten dicht neben ihr Sprengkörper vorüber, ehe die STARDUST kurz aus dem Sichtfeld verschwand. Die Kamera des Spionagesatelliten fing sie jedoch wieder ein, und kurz darauf beobachtete der Flight Director der NASA, wie die zurückgekehrte Weltraumkapsel landete. Die Videosequenz endete mit dem Bild, das er bereits kannte.

      »Nun?«, fragte der Präsident.

      »Eine sehr gelungene Landung in schwierigem Gelände«, kommentierte Lesley Pounder. »Perry Rhodan und Reginald Bull sind die besten Piloten, die der NASA und damit der gesamten USA zur Verfügung stehen.«

      »Sie waren es«, entgegnete Stanley Drummond kühl. »Sie sind Verräter und haben, um es salopp zu sagen, ihren Status als Amerikaner verloren. Sie sind nicht mehr länger unsere Piloten.«

      Meine schon, dachte Pounder, der ahnte, was nun folgen würde.

      »Dieser Rhodan hat den Verstand verloren«, empörte sich der Präsident. Mit einem Mal verschwand die kühle Ruhe aus seinem Gesicht. »Die Technologie der Arkoniden muss in amerikanische Hände gelangen, sonst gibt es eine Katastrophe!« Die Hände des Präsidenten ballten sich zu Fäusten und schlugen auf die Kante des Schreibtischs. Die Knöchel traten weiß hervor.

      Pounder wunderte sich nicht über diesen Ausbruch. Drummond stand unter enormem Druck. Nicht nur die aktuelle Krise lastete auf ihm, sondern auch die bevorstehenden Wahlen; im Herbst musste er sich seinen Herausforderern stellen. Doch schon in diesem Augenblick war er für alle Zeiten der Mann, der die Geschichte der USA prägte, weil er an der Macht saß, als das Ungeheuerliche geschah. Was immer kam, er musste die Folgen verantworten. Und er würde die Früchte ernten, vorausgesetzt, ihm gelang die Wiederwahl.

      Macht, dachte Pounder. Sie korrumpiert und neigt dazu, zum Selbstzweck zu verkommen. Ihm selbst ging es innerhalb der Strukturen der NASA nicht anders. Doch das änderte nichts daran, dass ihn die beschränkte Denkweise des Präsidenten erschütterte und ihn zugleich wütend werden ließ. Drummond mutete ihm an wie ein Fossil aus einem vergangenen Zeitalter, das erst vor wenigen Stunden geendet hatte. Der Großteil der Menschheit wusste es noch nicht einmal, wenn auch alle unter den Wehen des Zeitenwechsels litten ... aber für ihn, Lesley Pounder, den Raumfahrtenthusiasten, lag es schon eine Ewigkeit zurück. All sein Denken und Streben galten der Zukunft. Dem All. Dem Kontakt mit den Arkoniden und – er erschauerte – womöglich noch anderen Sternenvölkern.

      Für ihn lag es auf der Hand, dass alles neu geworden war. Wieso konnte ein Mann wie Drummond es nicht ebenfalls begreifen? Musste ein Mann mit der Macht des amerikanischen Präsidenten nicht auch fühlen, dass dies die Dämmerung einer neuen Zeit war?

      »Wir müssen diese Krise eindämmen, Mr. Pounder«, fuhr Drummond fort. »Die STARDUST und alles, was sie an Bord hat, gehören der USA. Ich werde es offiziell von China einfordern. Auf internen Kanälen ist dies längst geschehen, doch ich ernte nur Schweigen.«

      Was sonst?, dachte Pounder, schwieg aber.

      »China weigert sich«, sagte Drummond. »Die STARDUST sei unrechtmäßig auf dem Gelände ihrer Nation gelandet. Außerdem fordern die Russen, die STARDUST und vor allem den Außerirdischen der UNO zu überantworten.«

      »Ein raffinierter Schachzug«, kommentierte Lesley Pounder. »Damit haben sie sich zum Fürsprecher der restlichen Nationen aufgeschwungen, die diesen Antrag ...«

      »... natürlich unterstützen!« Der Präsident fischte wütend eine Flasche Wasser aus einer Kühlkaraffe und schenkte sich aus einem bereitstehenden Glas etwas ein. Es schwappte über. Eine Lache bildete sich auf dem Schreibtisch. Drummond schob die Flasche unwirsch an seinen Gast weiter. Pounder ignorierte die Geste.

      Auch der Präsident trank nichts. »Noch werden die Forderungen über diplomatische Kanäle gestellt. Die Öffentlichkeit erhält keinen Einblick. Noch. Das wird sich schon bald ändern.«

      »Die Wahrheit lässt sich nicht unterdrücken«, gab sich der Flight Director überzeugt.

      Ein spöttisches Lächeln antwortete ihm. »So? Sie wissen doch, was Macht ist, Mr. Pounder. Die Wahrheit wird seit Jahrzehnten unterdrückt, wenn es darauf ankommt. Aber das soll nicht unser Thema sein. Deshalb habe ich Sie nicht zu mir gerufen.«

      Nun wurde es spannend; sie näherten sich dem entscheidenden Punkt. »Sondern?«

      »In dieser Situation muss die USA bereit sein. Auf jede nur denkbare Weise und egal, was kommen wird. Ich als Präsident habe einen Eid darauf geschworen, dieses Land zu beschützen und zu führen, und genau das beabsichtige ich zu tun. Aber dazu benötige ich Ihre Hilfe.«

      »Was kann ich schon ausrichten? Die Gobi liegt weit außerhalb meines Einflussbereiches und ...«

      »Halt, Mr. Pounder! Ich spreche zu Ihnen als Verantwortlicher der NASA. Die Gobi ist irrelevant. Ein Nebenschauplatz, auch wenn das noch nicht offenbar ist. Die ganze Welt konzentriert sich darauf, und genau da liegt der Fehler. Es ist eine beschränkte Sichtweise. Vielleicht werden die Chinesen den Schutzschirm zerstören und alles in Schutt und Asche legen.«

      »Wie können Sie so kalt davon sprechen?«, ereiferte sich Pounder. »Es geht um das Leben von vier unserer Astronauten und außerdem ...«

      Der Präsident winkte ab. »Ein Nebenschauplatz, wie ich schon sagte. Dort gibt es einen Fremden. Einen einzigen Außerirdischen, in der STARDUST darüber hinaus vielleicht eine Handvoll technisches Gerät. Gewiss, unter anderen Umständen müsste man versuchen, es in die Hände zu bekommen. Aber ...« Er legte eine Pause ein.

      Plötzlich dämmerte es Pounder, warum der Präsident ihn gerufen hatte. Ihm lief es eiskalt über den Rücken. Er fühlte sich, als würde sich eine Zwinge um sein Herz legen und es zusammenpressen. Das konnte doch nicht sein! Schon die Mission der STARDUST war reiner Wahnsinn gewesen, ein übereilter und technologisch unerprobter Höllenritt mit dem neuen Raketentyp, der der NASA noch die letzten Ressourcen abgefordert hatte. Drummond konnte doch nun unmöglich


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