Butler Parker Paket 1 – Kriminalroman. Günter DöngesЧитать онлайн книгу.
was Sie wollen, aber helfen Sie mir jetzt.«
»Was haben Sie zu bieten, wenn ich höflich fragen darf?«
»Geld, Parker. Geld in jeder Menge.«
»Ich verlange eine andere Münze, Mr. Crofting.«
»Gut, sagen Sie, was Sie haben wollen! Ich werde es Ihnen geben.«
»Sie werden mit Ihrem Leben bezahlen müssen«, gab Parker kühl zurück, »doch das ist bereits ein Gesprächsgegenstand, für den der Richter zuständig ist.«
»Sie wollen mich …«
»Ich werde Sie der Polizei übergeben«, sagte Parker. »Hatten Sie etwas anderes erwartet?«
»Dann eben nicht …!«
Crofting raffte sich auf. Noch mal griff er nach seiner Waffe. Als er die Hand aus der Tasche zog, war sie gefüllt mit Geldscheinen. Die Waffe blieb in der Tiefe der Tasche unerreichbar für ihn.
Da brach der Gangsterboß in sich zusammen. Er verlor die Nerven. Er hatte eingesehen, daß es für ihn kein Entrinnen mehr gab. Widerstandslos ließ er zu, daß Parker ihm chromblitzende Handschellen anlegte. Ihm war klar, daß man ihn nun wegen Mordes anklagen – und hängen würde …
*
»Ich nehme mit Freude zur Kenntnis, daß die Gangster-Gang nicht mehr existiert«, sagte Parker eine knappe Stunde später zu Inspektor Madler. »Damit dürften dann alle Unklarheiten beseitigt sein, denke ich.«
»Stimmt genau, Parker. Strickton und die übrigen Gangster redeten bereits wie Staubsaugervertreter. Sie belasten sich gegenseitig.«
»Ich hoffe, daß Mr. Lefty Candels zu diesen Aussagen noch einiges beisteuern wird.«
»Und wie, Parker! Nach dem Autounfall, den er gehabt hat, ist er sehr redselig geworden. Er ist allerdings nur am Rande interessant. Seine Brandstiftungen werden ihn für einige Jahre ins Zuchthaus bringen.«
»Es war mir ein Vergnügen, Ihnen helfen zu können«, verabschiedete sich Parker von seinem alten Freund Madler.
»Sie haben wirklich keine Zeit mehr?«
»Mr. Rander erwartet mich in Brighton«, bedauerte Parker ehrlich.
»Moment, bevor Sie losfahren, möchte ich aber noch wissen, wieso Sie Crofting so schnell stellen konnten, Parker.«
»Das war recht leicht«, erklärte der Butler freundlich. »Ich wurde Ohrenzeuge der Schießerei in Mr. Turpins’ Haus. Eingreifen konnte ich nicht. Ich benutzte die Schießerei, mich im Fond des Jaguar zu verstecken. Crofting war so freundlich, mich in sein Versteck am West Ham Park zu fahren. Ich muß erklärend nachtragen, daß ich vom Warenhaus zu Mr. Turpins Wohnung gefahren bin. In diesem Zusammenhang werden Sie mit größter Wahrscheinlichkeit noch einige Strafmandate bearbeiten müssen, die dem unschuldigen Fahrer eines Taxis gelten. Ich möchte meiner Zuversicht Ausdruck verleihen und hoffen, daß Sie den betreffenden Taxifahrer schonen werden. Der wahre Schuldige wäre in diesem Falle ich.«
Parker lüftete höflich die schwarze Melone, deutete eine Art Kratzfuß an und verließ Madlers Büro.
Der Inspektor sah ihm nachdenklich und lächelnd nach. Er wußte, daß Butler Josuah Parker nicht zu stoppen war. In Brighton wartete wahrscheinlich ein neuer Fall auf ihn. Und wenn Parker so etwas witterte, dann reagierte er wie ein in Ehren ergrauter Zirkusgaul, der die Trompete hört, dann war er einfach nicht mehr an die Kette zu legen …
– ENDE –
Josuah Parker war recht ungehalten.
Er liebte es keineswegs, von fremden Leuten belästigt zu werden. In solchen Fällen wahrte er zwar die Form, doch er brachte unübersehbar zum Ausdruck, daß er solche Verstöße gegen die guten Sitten nicht sonderlich schätzte.
So auch in jener Nacht, als er von einem angetrunkenen Seemann nachhaltig belästigt wurde, als Parker eine mehr als zweifelhafte Kellerbar besuchte, um sich mit Hermy Lactons zu treffen.
Der Seemann schien von Parkers Melone geradezu fasziniert zu sein. Zuerst hatte er diese in unseren Tagen selten anzutreffende Kopfbedeckung des Butlers verwundert angestarrt. Nach einigem Kichern rutschte er von seinem Barhocker herunter und trat an Parkers Tisch, der in einer Art Nische stand. Er baute sich breitbeinig auf und langte mit der rechten Hand nach der schwarzen, steifen Melone. Da er aber schon viel zu tief ins Glas geschaut hatte, konnte er die Entfernung nicht mehr richtig berechnen. Er torkelte und fingerte mit seiner Hand suchend herum.
Josuah Parker ließ sich seinen Ärger selbstverständlich nicht anmerken. Sein glattrasiertes Gesicht blieb unbeweglich. Er schien den breitschultrigen Seemann überhaupt nicht zu bemerken. Steif und korrekt, wie es seinem Wesen nun einmal entsprach, blieb Parker vor seinem Kognakglas sitzen.
Einige Gäste an der hohen Bartheke witterten eine lustige Unterhaltung. Sie drehten sich alle zur Nische herum und sahen zu, was der Seemann tat. Der Breitschultrige hatte inzwischen sein Gleichgewicht verloren und landete mit dem Oberkörper auf der Tischplatte. Er rammte mit seiner kräftigen Nase die Platte und verspürte Schmerz. Er sah sofort rot und entzündete sich an Parkers Gleichmut. Wütend röhrte der Mann auf, schob sich wieder hoch und hatte plötzlich den soliden Aschenbecher in der Hand.
»Das machste nich’ noch mal«, brüllte er dann los. »So ’nen faulen Trick kannste bei mir nich’ landen!«
Parkers Augen bekamen einen vorwurfsvollen Ausdruck. Er war sich keiner Schuld bewußt. Auf der anderen Seite merkte er, daß dieser breitschultrige Mann Streit um jeden Preis suchte.
»Falls ich Sie inkommodiert und gestört haben sollte, bitte ich um Vergebung«, sagte er höflich. Der Seemann, der solche Worte wohl noch nie in seinem Leben gehört haben mochte, fühlte sich auf den Arm genommen. Er stutzte und wog den schweren Aschenbecher in der Hand.
In der Kellerbar war es plötzlich sehr still geworden. Selbst der sonst vollkommen gleichmütige Barkeeper hinter der Theke legte sein Spülhandtuch aus der Hand und griff vorsichtig nach einem mit Blei gefütterten Gummischlauch. Wenn sich die Lage weiter zuspitzte, wollte er damit den Seemann besänftigen. Natürlich gab er einem Mann wie Josuah Parker keine Chance.
Die Gäste an der Theke, meist hartgesottene Männer, maßen den Butler mit mitleidigen Blicken. Es lag für sie auf der Hand, daß dieser schwarz gekleidete Mann keine Chance hatte. Auf der anderen Seite wunderten sie sich darüber, was ein Mann wie Parker in dieser Kellerkneipe zu suchen hatte. Er mußte ja mit seinem skurrilen Aussehen böses Blut erregen.
Ein Begleiter des breitschultrigen Seemanns wollte den Streit noch in letzter Sekunde verhindern. Er schob sich neben den Seemann und redete beruhigend auf ihn ein. Doch der Angetrunkene war schon nicht mehr zu bremsen.
Mit einem schnellen, energischen Ruck schleuderte er seinen Begleiter gegen die Wand. Dann hob er die Hand mit dem Aschenbecher und schob sich tiefer in die Nische hinein. Damit nahm er den Zuschauern die Sicht, denn die Nische war eng und klein.
»Los, sag, daß du ein alter Stinker bist«, grollte der Seemann den Butler an.
»Aber mein Herr, Sie können mich doch nicht zu Äußerungen zwingen, die weder stimmen, noch meinen Beifall finden können.« Josuah Parker saß noch steifer und noch korrekter als sonst hinter dem Tisch. Er schien allerdings etwas verlegen zu sein, denn seine Finger beschäftigten sich mit einer Würzgarnitur, die Öl, Essig und Senf enthielt.
»Wird’s bald?« drohte der Angetrunkene grölend. »Sag schon, daß du ein widerlicher Bursche bist!«
»Ich protestiere in aller Form gegen diese Unterstellungen«, sagte Parker leise, aber doch sehr deutlich. »Ich möchte Sie ebenso dringend wie herzlich bitten, zur Theke zurückzukehren.«
»Das ist doch …!« Mehr brachte der Angetrunkene nicht heraus. Er war zu dem