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Butler Parker Paket 1 – Kriminalroman. Günter DöngesЧитать онлайн книгу.

Butler Parker Paket 1 – Kriminalroman - Günter Dönges


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sich seine Muskeln, und er schlug mit dem schweren, tödlichen Aschenbecher zu.

      Wie gesagt, Butler Parker haßte es, tätlich zu werden. In diesem Fall aber ließ es sich nicht mehr vermeiden.

      Als der Aschenbecher Richtung auf seine schwarze Kopfbedeckung nahm, wich er schnell, geschmeidig und geschickt zur Seite. Das geschah derart fließend, daß die Gäste in der Kneipe überhaupt nichts wahrnahmen. Krachend und splitternd landete der unförmige Faustkeil auf der Tischplatte. Er löste sich in einige scharfrandige, zackige Scherben auf. Der Seemann wurde vom Schwung mit nach vorn gerissen. Da er sein Ziel verfehlt hatte, schossen seine beiden Hände wie Klauen nach vorn. Sie zielten nach Parkers Hals.

      Mehr sahen die Zuschauer in der Kneipe nicht.

      Dafür hörten sie aber Bruchteile von Sekunden später, als Parker ihrer Meinung nach bereits geliefert war, einen entsetzlichen Schrei. Zuerst glaubten sie, der Butler habe so geschrien. Doch dann löste der Seemann sich vom Tisch, richtete sich jäh auf und taumelte unter schrecklichem Gebrüll zurück in die Mitte der Kneipe.

      Er war von Parker geblendet worden.

      Seine Hände tasteten hilflos im Gesicht herum, suchten nach den schmerzenden Augen. Die Gäste waren verdutzt und überrascht. Diese Entwicklung hatten sie nicht erwartet. Dann aber löste sich das allgemeine Staunen, ein brüllendes Gelächter brandete zur niedrigen Decke hoch.

      Der Seemann sah auch zu komisch aus. Parker hatte ihm das Gesicht mit einer ausgiebigen Ladung Senf verziert. Er biß in den Augen des Angetrunkenen, kroch in die breite, platt geschlagene Nase und reizte die Geschmacksnerven im Mund.

      Der Seemann torkelte wie blind herum, geriet an einen Stuhl, stolperte und schlug zu Boden. Mit zappelnden Beinen und verkrampft wischenden Händen blieb er am Boden liegen und produzierte schrille bis grelle Schreie.

      Josuah Parker rührte sich nicht aus der Nische. Er schien überhaupt nichts getan zu haben. Korrekt wie ein Herzog und würdevoll wie ein Bischof saß er am Tisch und überschaute die Szene. Er hätte jetzt die Kellerbar verlassen können, doch daran dachte er nicht. Er wartete weiterhin auf Hermy Lactons und war gewillt, würdevoll auszuharren. Diese Unterredung war von einiger Wichtigkeit für ihn. Nur ein Hermy Lactons war in der Lage, ihm Informationen über den »Blasrohr-Gang« zu liefern!

      *

      Midtown Manhattan, New York. Die berühmte Skyline mit den vielen Wolkenkratzern hob sich gegen den Nachthimmel wie ein kunstvoller Schattenriß ab. Es war weit nach Mitternacht, und der Verkehr in den tiefen Straßenschluchten war eingeschlafen. Durch die Straßen fuhren Streifenwagen der Stadtpolizei. Passanten waren kaum zu sehen. Die Nachtbusse waren fast leer. Selbst die Stationen der Subway-Linien entließen kaum noch Fahrgäste.

      Vom Hudson her kam ein frischer, kühler Wind. Westlich, in Richtung des Stadtteils Queens, stand ein Wetterleuchten. Die Stadt schien langsamer und tiefer zu atmen.

      Hinter den steil aufragenden Fassaden der vielen Hotels in Midtown brannte nur noch vereinzelt Licht. Die meisten Hotelgäste schliefen bereits. Die Bars waren nur noch spärlich besucht. Die Menschen auf Manhattan bereiteten sich auf einen neuen Tag vor. Es waren nur noch wenige Stunden bis zum allgemeinen Wecken. Um diese Zeit war der Schlaf der Menschen tief und fest.

      In der Bowery, auf den Subway-Schächten, auf den Piers und in Barkassen drängten die Beachcomber sich zusammen und suchten Wärme. Auf den Bänken im Zentral Park hatten die Penner sich mit Zeitungen zugedeckt. Katzen strichen durch die finsteren Hinterhöfe und maunzten. Es war eine Nacht wie jede andere, eine Nacht, in der geboren und gestorben wurde, geliebt und gehastet.

      Im Hotel Normandie an der 45. Straße, nicht weit vom Times Square entfernt, wo sich der Broadway mit der 7. Straße trifft, herrschte in dieser Nacht eine vornehme Ruhe. Die Bar hatte vor einer halben Stunde geschlossen. Der Barkeeper schloß die Tagesabrechnung ein und verabschiedete sich von dem Hoteldetektiv, der sich müde und gelangweilt mit dem Nachtportier unterhielt.

      »Scheint ’ne ruhige Nacht zu werden«, meinte er.

      »Genau das, was ich brauche«, sagte der Hoteldetektiv, ein 50jähriger Mann mit faltigem Gesicht und ungesund glänzenden Augen. Er drückte seine Zigarette im Ascher aus und wandte sich an den Nachtportier. »Ich werde mich für ’ne Stunde aufs Ohr legen.«

      »Soll ich Sie wecken, wenn die Burschen aus Cleveland kommen?«

      »Nur, wenn sie einen fremden Gast mitbringen. Wenn sie sich beim Pokern gegenseitig das Geld aus der Tasche ziehen, ist das nicht unsere Sache. Wenn Sie sich aber von ’nem berufsmäßigen Falschspieler ausnehmen lassen, haben wir später den Ärger.«

      Er nickte dem Portier und dem Barkeeper zu, gähnte ausgiebig und verschwand hinter der Tür zu seinem Büro. Der Barkeeper grinste und sah den Nachtportier fragend an.

      »Es ist immer das alte Lied mit den Leutchen aus der Provinz«, meinte der Nachtportier und beugte sich zu seiner Milchflasche hinunter. »Sie scheinen darauf zu warten, ausgenommen zu werden. Und wenn sie dann die Hosen verloren haben, beschweren sie sich bei der Direktion darüber.«

      »Hat er nicht erst vor zwei Tagen einen Berufsspieler aus dem Hotel geworfen?« Der Barkeeper sah zur Tür, hinter der der Hoteldetektiv verschwunden war.

      »Für einen, den wir rausschmeißen, kommen zwei neue«, antwortete der Portier und lachte dünn. »Wenn’s nach mir ginge, müßten diese Gimpel bis aufs Hemd ausgeplündert werden. Muß sich doch selbst in der Provinz rumgesprochen haben, was in ’ner Stadt wie hier los ist.«

      »Ich werde mich auch hinlegen«, sagte der Barkeeper. Er ging zum Lift, verschwand hinter der Falttür und fuhr dann hinauf unter das Dach, wo das Hotelpersonal schlief.

      Der Nachtportier trank seine Milchflasche leer und setzte sich an sein Arbeitspult. Selbst wenn er hier schlief, sah es aus allernächster Nähe so aus, als mache er Eintragungen. Im Laufe der Zeit hatte er diese Art des Schlafens entwickelt. Er hoffte, nicht gestört zu werden.

      In dem großen Hotel war es endgültig ruhig geworden. Bis auf die neugierigen und ruhelosen Nachtschwärmer waren alle Zimmer besetzt. Bis auf wenige Hotelgäste schliefen die Menschen in diesem riesigen Steinkasten. Zu den Leuten aber, die nicht schliefen, gehörten zwei Männer, die sich in einem Hotelzimmer leise miteinander unterhielten.

      Während sie redeten, beschäftigten sie sich mit einer starkwandigen Glasflasche, die eine wasserhelle Flüssigkeit enthielt. Der größere der beiden Männer, er mochte 40 Jahre alt sein und war schlank und knochig gebaut, entfernte vorsichtig den Glasstöpsel der Flasche. Sofort verbreitete sich ein süßlicher, stechender Geruch, der sich auf die Lungen legte.

      »’ne Gasmaske müßte man haben«, sagte der andere Mann. Er war mittelgroß, rundlich und trug eine Brille. Er nahm den Kopf zur Seite, als er seinem Partner eine Art Insektenspritze zuschob. Er hatte den Schraubverschluß des Flüssigkeitsbehälters abgeschraubt und hielt jetzt sogar den Atem an, als sein Gegenüber die wasserhelle Flüssigkeit in den Behälter der Insektenspritze einfüllte.

      Es dauerte einige Minuten, bis der Blechbehälter gefüllt war.

      »Schnell, zuschrauben …!« sagte der Knochige und ließ den Glasstöpsel in den Flaschenhals gleiten. Er ging zum Fenster und riß es weit auf. Sein rundlicher Begleiter folgte ihm. Sie warteten, bis der süßlichstechende Geruch schwächer geworden war.

      »Wann gehen wir los?« wollte der Rundliche wissen.

      »In zehn Minuten, Sammy. Bist du nervös?«

      »Warum sollte ich, Clive? Bisher ist doch alles programmgemäß über die Bühne gegangen.«

      »Eben … Unsere Methode ist sicher. Sobald wir abgestaubt haben, setzen wir uns ab.«

      »Noch in dieser Nacht?«

      »Bestimmt nicht, das würde nur auffallen. Wir warten bis gegen 9.00 Uhr. Vor Mittag werden unsere Geldgeber bestimmt nicht aufstehen.«

      »Wie lange werden wir diese Tour noch reiten können, Clive?«

      »Kommt


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