Butler Parker Paket 1 – Kriminalroman. Günter DöngesЧитать онлайн книгу.
wie Walt konnte so etwas nicht verwinden.
»Ich sollte dich abschießen!« fauchte er leise und gereizt. Parker sah deutlich, daß Walts Zeigefinger den Stecher der Waffe bis zum Druckpunkt durchzog. Jeden Augenblick konnte der tödliche Schuß fallen. In diesem Moment war es Walt wohl vollkommen gleichgültig, was aus den Unterlagen wurde.
»Ich hätte Sie für beherrschter gehalten«, meinte Parker gespielt überlegen und gelassen. »Sie werden mir meinen Freimut hoffentlich nicht übel ankreiden, doch wie hätten Sie sich an meiner Stelle verhalten?«
Walts Gesicht entspannte sich.
Der Zeigefinger gab dem Stecher etwas mehr Spielraum.
»Komm’ schon!« meinte Walt dann mit heiserer Stimme. »Aber jetzt keine Mätzchen oder Tricks mehr, sonst ist es aus!«
»Ich bin mir, wie ich bemerken möchte, meiner Lage durchaus bewußt«, erwiderte Parker. »Gestatten Sie, daß ich Hut und Regenschirm mitnehme. Ich trenne mich nur ungern von ihnen.«
Walt nickte langsam und ließ den Butler nicht aus den Augen. Parker setzte sich die schwarze, steife Melone auf, griff nach seinem Universal-Regenschirm und betrat den Korridor, ohne sich weiter um seinen toten Besucher kümmern zu können.
Sie benutzten den Lift und fuhren bis hinunter in den Keller des Hotels, das war wohl auch der Weg, den Walt benutzt hatte. Parker ließ sich willig durch einige Kellerräume bugsieren und landete schließlich in einem engen Hof, in dem ein Wagen stand.
Der kompakte Butch saß am Steuer.
Seine Hände waren dick bandagiert. Auch er schien vom Feuer in der Garage mitgenommen worden zu sein. Er sah Parker haßerfüllt an, sagte aber kein Wort.
Walt nahm neben Parker Platz. Er bohrte ihm den Lauf seiner Waffe in die Seite.
»Wir holen jetzt die Unterlagen«, sagte er mit bedeutend ruhigerer Stimme.
»Ich fürchte, die habe ich in meinem Hotelzimmer zurückgelassen«, gab der Butler zurück.
»Unsinn, Parker …!«
»Sie kennen meinen Namen?«
»Ob der richtig ist, steht auf einem anderen Blatt. Im ›Seaside‹ sind Sie jedenfalls als Josuah Parker abgestiegen, und das genügt mir vollkommen.«
»Darf ich höflichst fragen, wie Sie mich so schnell gefunden haben?«
»’ne Type wie Sie, Parker, fällt auf. Das war nicht besonders schwer.«
»Womit ich bewiesen haben dürfte, daß ich mich niemals als James Henderson ausgegeben habe.«
»Das spielt alles keine Rolle. Sie haben aber die Unterlagen, auf die ich scharf bin, Parker. Und die will ich jetzt haben!«
»Ich fürchte, Sie haben mich durchschaut!« Parkers Stimme lang ein wenig traurig und enttäuscht.
»Sie sind ein verdammt gerissener Bursche«, redete Walt weiter. Seine eben noch haßerfüllte Stimme wurde wieder leichter und etwas wärmer. »Für wen haben Sie Manters hereingelegt? Etwa auf eigene Rechnung?«
»Wollen Sie die Wahrheit hören?«
»Versuchen Sie, mir Ihre Ausreden gut zu verkaufen.« Walt lächelte zum ersten Mal, was bei den Brandblasen im Gesicht nicht besonders leicht zu bewerkstelligen war.
»Ich bin wider Willen in diese Affäre hineingeraten«, gestand Parker und hatte den Vorzug, sich an die Wahrheit halten zu können. »Henry Manters muß mich mit dem wirklichen James Henderson verwechselt haben.«
»Angenommen, die Sache stimmt, Parker, warum haben Sie sich dann nicht an die Polizei gewendet?«
»Dafür erscheinen mir die überreichten Unterlagen zu wichtig zu sein.«
»Sie wissen, was Manters Ihnen in die Hand gespielt hat?«
»Natürlich nicht, dazu reicht meine bescheidene Vorbildung nicht aus. Aber ich spüre, daß es sich um sehr wichtige Dinge handelt. Wenn Sie mich fragen, so denke ich an gewisse Konstruktionsunterlagen.«
»Mit denen Sie nichts anfangen können, Parker. Seien Sie froh, wenn Sie das Zeug los sind!«
»Sie hingegen wissen, um welche Unterlagen es sich handelt?«
»Möglich, aber das geht Sie nichts an, Parker. Reden wir doch mal vernünftig miteinander. Ich gebe Ihnen tausend Dollar für das Zeug. Im ersten Moment hört sich das verdammt knauserig an, ich weiß, aber Sie bekommen noch etwas dazu.«
»Können Sie sich möglicherweise etwas deutlicher ausdrücken?«
»Sie bekommen Ihr Leben dazu«, sagte Walt. »Ich finde, das ist mit Geld kaum zu bezahlen.«
»Wenn ich nur wüßte, ob ich Ihren Worten trauen darf.«
»Lassen Sie es doch darauf ankommen, Parker. Etwas Risiko müssen auch Sie schließlich tragen. Also, wohin müssen wir fahren?«
»Sie wollen mich zwingen, die Unterlagen auszuliefern?«
»In jedem Fall, Parker, dafür hängt für meine Gruppe zu viel dran. Wir kennen Mittel und Wege, jeden Menschen zum Sprechen zu bringen. Da sind wir sehr erfinderisch!«
»Ich glaube, Sie haben mich überzeugt«, entgegnete der Butler. »Nun denn, ich gehe auf Ihren Vorschlag ein. Sagen Sie Ihrem Mitarbeiter, daß er vor die Stadt fahren soll und zwar in Richtung Norden. Ich werde ihm dann rechtzeitig sagen, wo er abbiegen muß.«
»Ich wußte doch, daß Sie vernünftig sind, Parker.« Walt grinste mühsam und lockerte den Druck des Waffenlaufs. »Wir werden uns schon verstehen!«
»Ich freue mich über Ihren Stimmungsumschwung«, erklärte der Butler und entspannte sich ebenfalls. »Eines verstehe ich allerdings nicht, Mr. Walt, wenn ich Sie so nennen darf.«
»Und das wäre?«
»Warum besorgten Sie sich nicht selbst jene Unterlagen, die ich nun besitze?«
»Worauf wollen Sie hinaus?«
»Nun denn, jene Unterlagen müssen doch einem rechtmäßigen Besitzer gehört haben«, führte der Butler weiter aus. »Volkstümlich ausgedrückt, warum bedienten Sie sich nicht gleich an der Quelle?«
»Sie kennen unsere Branche eben nicht.« Walt lächelte trotz der Brandblasen. »Ich merke immer mehr, daß Sie von wirklicher Agentenarbeit keine Ahnung haben.«
»Selbst ein älterer Mann wie ich läßt sich gern aufklären.«
»Wir wären an die Unterlagen niemals herangekommen. Wenigstens nicht direkt. Dazu brauchten wir einen Mittelsmann.«
»Der in diesem Fall also Henry Manters hieß, nicht wahr?«
»Sie haben es erfaßt, Parker.«
»Und Mr. Henderson war Ihr Mittelsmann für den Kauf, ja?«
»Sie begreifen immer besser, Parker. Geschäfte dieser Art läßt man immer über Mittelsmänner laufen.«
»Darf ich meine Neugierde noch etwas höherschrauben?«
»Na los, von mir aus!«
»Sie sind der Anführer dieser Gruppe, nicht wahr?«
»Ja …!«
»Und für welchen Staat sind Sie tätig?«
»Jetzt werden Sie unverschämt, Parker. Glauben Sie, darauf würde ich antworten?«
»Darf ich mir höflichst erlauben, eine gewisse Vermutung zu äußern?«
»Worauf wollen Sie denn jetzt schon wieder hinaus?«
»Ist es möglich, daß sowohl Ihre Gruppe als auch die Männer hinter Manters und Joe beide für einen Aufkäufer arbeiten. Ist es möglich, daß es nur darum geht, wer schneller ist, wer also zur Kasse schreiten darf, wie es im Volksmund so treffend heißt?«
Walt