Butler Parker Paket 1 – Kriminalroman. Günter DöngesЧитать онлайн книгу.
doch nur darauf, Sie ins Jenseits zu befördern.«
»Lassen Sie das ruhig meine Sorge sein, Parker!« Mike war trotz seiner Worte etwas nachdenklich geworden. Die Worte des Butlers mußten ihn beeindruckt haben.
»Ich könnte und möchte Ihnen einen fairen Vorschlag unterbreiten«, redete Parker ernst und zielstrebig weiter. »Tun wir uns doch zusammen. Die Fotokopien in unserer Hand, Mike, stellen ein einmaliges Vermögen dar …!«
»Wollen Sie mich umdrehen? Soll ich gegen meinen Boß anstinken?«
»Von Stinken konnte keine Rede sein«, korrigierte Parker seinen Gesprächspartner. »Ich rede von Ihrem und meinem Leben. Das gibt es nur einmal …!«
»Los, wo sind die Unterlagen … Ich weiß, was ich mache …!«
»Nun denn, so bin ich gezwungen, zu reden …!«
»Endlich haben Sie begriffen, Parker. Also …?«
»Ich war so frei, die Fotokopien vor der Stadt in einem ziemlich unzugänglichen Gelände zu verstecken.«
»Und wo …?«
»In einem Erdloch! Beschreiben läßt dieses Versteck sich nur schlecht.«
»An Ihrer Stelle würde ich es aber versuchen.«
»Bringen Sie mich dorthin, dann grabe ich die Kopien aus. Einen besseren Vorschlag kann ich Ihnen nicht machen, Mike.«
»Damit wird Mr. X sich aber nicht zufriedengeben.« Mike schüttelte den Kopf.
»Er ist damit zufrieden«, sagte genau in diesem Augenblick eine dumpfe, undeutliche Stimme, die von der geöffneten Tür herkam. Mike drehte sich blitzschnell um. Auch Parker sah zur Tür hin.
In der Tür stand ein Mann, der einen weiten weißen Labormantel trug. Sein Gesicht war nicht zu erkennen. Eine Maske aus weißem Mull bedeckte Mund, Nase und Wangen. Nur die Augen waren gerade noch zu erkennen. Stirn und Haar wurden von einer weißen, rand- und schirmlosen Kappe bedeckt. So sah ein Operateur aus, der sich anschickt, in den Operationssaal zu gehen.
»Mr. X …!« Mike sagte es fast andächtig.
»Professor Manfield!« sagte Parker weniger andächtig.
Die maskierte Gestalt nickte langsam. Sie hielt Arme und Hände unter dem weiten Mantel verborgen.
»Schnallen Sie Parker los!« kommandierte Mr. X und wies auf den Butler.
Mike beeilte sich, dem Wunsch seines Chefs nachzukommen. Er beugte sich über den Butler und zerschnitt die Stricke, die ihn auf der Pritsche festhielten.
»Er wird Sie umbringen«, flüsterte Parker dem Agenten zu, »Passen Sie auf, er wird Sie mit einiger Sicherheit umbringen!«
»Fertig, Chef!« Mike richtete sich auf und wies auf Parker, der zwar noch an Händen und Füßen gebunden war, sich aber wenigstens aufzurichten vermochte.
»Fertig!« sagte Mr. X. Dann schoß er.
Mike stöhnte auf. Er faßte sich an die Brust und sackte dann langsam in sich zusammen. Er rollte auf den Leib und blieb regungslos liegen. Parkers Warnung hatte nichts gefruchtet. Mike hatte sich fast freiwillig niederschießen lassen.
»Ich muß gestehen, daß ich nicht sonderlich erstaunt bin«, sagte Parker zu Mr. X.
»Ich weiß, Sie sind klug«, erwiderte die undeutliche und verzerrte Stimme des Maskierten. »Und weil Sie klug sind, werden Sie mir die Fotokopien ausliefern.«
»Wer sind Sie nun wirklich? Professor Manfield, Patentanwalt Gatewell oder Leutnant Canters von der Kriminalpolizei …?«
»Sie rechnen mit vielen Möglichkeiten, nicht wahr?«
»Ich liebe das Spiel mit den Gedanken.«
»Schade, Sie wären der richtige Mann für mich, leider stehen Sie aber auf der anderen Seite.«
»Sie haben meine Frage noch nicht beantwortet. Wer sind Sie wirklich, wenn ich noch einmal in aller Höflichkeit fragen darf.«
»Kommen Sie von allein drauf, Parker … Sie wissen, was ich von Ihnen will!?«
»Die Unterlagen. Ich sagte schon, daß ich die Fotokopien vergraben habe!«
»Ich werde sie wieder ausgraben!«
»Um mich dann anschließend ins Jenseits zu befördern. Wie Mike, nicht wahr?«
»Es wird ein schneller und glatter Tod sein. Sie brauchen sich nicht zu ängstigen, Parker.«
»Das ist ein Angebot, das sich hören lassen kann! Darf ich fragen, wieso ich in Ihre Gewalt gelangte?«
»Sehr einfach, ich ließ Sie abfangen!«
»Ich war aber nicht allein, wenn ich mich recht erinnere!«
»Canters war bei Ihnen! Und seine Leute, die er vorgeschickt hatte. Ich sollte in die Falle gehen, nicht wahr? Aber Sie haben vergessen, daß man auch den Polizeifunk abhören kann. Ich war eben schneller als Sie, Parker.«
»Ich gebe mich geschlagen. Lebt Leutnant Canters noch?«
»Sie halten ihn doch unter anderem auch für Mr. X, Parker. Ist es nicht so?«
»Ganz gewiß, Mr. X …!«
»Nun gut, Parker, dann würde er ja noch leben, oder? Zerbrechen Sie sich weiter Ihren Kopf! So, und jetzt das Versteck! Damit wir uns richtig verstehen! Belügen dürfen Sie mich nicht, es geht um Ihr Leben. Ich will Ihnen eine Chance einräumen.«
»Und die wäre, wenn ich mir diese Frage erlauben darf?«
»Hören Sie genau zu, Parker …!«
Mr. X beugte sich vor und setzte Parker mit kurzen, knappen Worten auseinander, wie seine Überlebenschance aussah. Es waren Worte, die den Butler ehrlich beeindruckten …
*
Die Zeitbombe war einfach, aber sinnvoll.
Sie bestand aus einem Wecker, einigen dünnen Drähten und Klemmen und schließlich einer starken Batterie, die nach der eingestellten Zeit einige Dynamitstäbe in die Luft fliegen ließ. Kam es dazu, dann verwandelte sich der niedrige und enge Keller in eine Hölle. Dann gab es kein Entrinnen mehr.
Die Rechnung des Mr. X sah sehr einfach aus.
Zusammen mit Parker hatte er die Zeit für die Hin- und Rückfahrt zum angeblichen Versteck der Fotokopien berechnet. Wenn er die Kopien hatte, wollte Mr. X schleunigst zurückkehren und den Mechanismus der Bombe ausschalten. Fand er die Fotokopien nicht, wollte er nicht zurückkehren und die Bombe einfach hochgehen lassen.
Parker machte sich selbstverständlich keine Illusionen.
Er hatte den Bluff des Mr. X sofort durchschaut. Hätte er die Kopien gefunden, hätte er die Bombe bestimmt hochgehen lassen. Fand er sie nicht, würde er auf dem schnellsten Weg zurückkommen, um den Butler noch einmal gründlich in die Zange zu nehmen.
Fast war Parker enttäuscht, daß Mr. X ihn für so dumm hielt, an die erste Version zu glauben. Nun, im Grunde konnte Parker zufrieden sein. Es war ihm gelungen, wertvolle Zeit herauszuschlagen, wertvolle Zeit, die unbedingt genutzt werden mußte.
Parker war zwar immer noch an Händen und Füßen gefesselt, doch er konnte sich auf der Pritsche frei bewegen. Somit war er auch in der Lage, sich um seinen Universal-Regenschirm zu kümmern. Dieser Schirm sollte die Rettung einleiten.
Der Butler rollte sich vorsichtig von der Pritsche herab und schlängelte sich dann an den Regenschirm heran, der einsam und verlassen an der Wand stand.
Auf diesem Weg kam der Butler an dem regungslos auf dem Boden liegenden Mike vorbei. Der Agent atmete nicht mehr. Nein, für ihn gab es keine Rettung.
Parker erreichte seinen Universal-Regenschirm und kippte ihn zu Boden. Dann schob er sich rücklings an ihn heran. Seine Hände bekamen den Schirmgriff zu fassen und konnten