Butler Parker Paket 1 – Kriminalroman. Günter DöngesЧитать онлайн книгу.
zauberte er eine kleine, aber sehr lichtstarke Taschenlampe. Er leuchtete nach unten. Und nickte zufrieden, als er die aufeinandergestapelten Flaschenkartons sah.
Whisky aus Kanada. Ein Irrtum war ausgeschlossen.
Er verzichtete darauf, nach unten zu steigen. Der optische Beweis genügte ihm.
Parker wußte genug.
Schnell und geschickt brachte er die Koje wieder in Ordnung. Um sich dann dem Maschinenraum zu widmen.
Ihm lag nur daran, ein Auslaufen der »Isabel« zu verhindern. Dazu mußte er den ansehnlichen Schiffsdiesel außer Betrieb setzen. Mit kleinen Bordmitteln, wie der Seemann zu sagen pflegt.
Der Butler wußte sich wieder mal zu helfen.
Aus seinen unergründlichen Manteltaschen zauberte er eine flache Blechschachtel hervor, die er vorsichtig öffnete. Eine Art Plastikmasse, nicht größer als ein Kaugummi, klebte er auf die Einspritzpumpe. Mit schnellen Handgriffen befestigte er einen Miniaturzünder, riß ihn an.
Obwohl dieser Zünder bereits brannte, dachte Josuah Parker nicht im Traum daran, besonders schnell zu gehen. Er hatte den Niedergang gerade hinter sich gelassen, als unten im Maschinenraum ein scharfer Knall zu hören war. Nicht besonders laut, schon oben auf dem Kai war er nicht mehr zu vernehmen.
Butler Parker verzichtete darauf, noch mal nach unten zu gehen und nachzusehen. Er wußte, daß die Einspritzpumpe zerschlagen worden war. Ohne sie konnte der Diesel nicht mehr arbeiten. Die »Isabel« saß damit am Liegeplatz fest.
Parker verschloß die beiden Türen zu den Niedergängen, balancierte über die schwankende Laufplanke zur Kaitreppe und brachte sich in Deckung.
Seit dem Betreten der Motoryacht waren zehn Minuten vergangen. Seiner Schätzung nach mußten Hostans Leute jetzt erscheinen.
Falls Parker sich in seiner Kalkulation nicht getäuscht hatte. Was aber im Grunde undenkbar war.
Und wirklich, schon nach wenigen Minuten erschien ein geschlossener kleiner Lieferwagen am Kai. Hart wurde er abgebremst. Zwei bekannte Männer stiegen aus dem Wagen, liefen zur Kaitreppe. Es waren der junge Gangster und sein Partner mit dem harmlos aussehenden Gesicht.
Hostans hingegen ließ sich nicht sehen.
Parker, neben einem Kistenstapel stehend, genoß die Szene.
Die beiden Gangster liefen an Bord, verschwanden im Ruderhaus.
Dann kam der junge Bursche zurück, löste etwas umständlich die Vertäuung und rief seinem Partner etwas zu, was Parker nicht verstand.
Der mächtige Anlasser des Diesels rumorte unter Deck. Nach dem Vorglühen wollte der Gangster den Motor in Gang setzen.
Der Diesel dachte nicht daran.
Er spuckte noch nicht einmal.
Er blieb stumm wie ein Fisch.
Wieder röhrte der Anlasser.
Parker nickte zufrieden. Die kleine Sprengladung hatte also gute Arbeit getan. Er konnte gehen und sich den weiteren Ermittlungen widmen.
Als er zwischen den Lagerschuppen verschwand und den Parkplatz ansteuerte, hörte Parker hinter sich in kurzen Abständen das röhrende Schnarren des Anlassers.
Wie lange mochten die beiden Gangster brauchen, bis sie dahinterkamen, daß der Diesel nicht mehr mitmachte …?
Parkers Weg führte an einer öffentlichen Fernsprechzelle vorbei.
Nach Einwurf der notwendigen Münzen rief der Butler einen gewissen Mr. Walt Hostans an. Er hatte Glück, Hostans meldete sich.
»Hier spricht Josuah Parker«, stellte der Butler sich mit beherrschter Stimme vor, »ich komme gerade von der ›Isabel‹, Mr. Hostans. Mir scheint, daß Ihre beiden Männer den Anlasser unnötig minieren.«
»Wie …?« fragte Hostans gedehnt zurück.
»Ich fürchte, daß die ›Isabel‹ nicht auslaufen kann, Mr. Hostans«, setzte Parker seinem Gesprächspartner auseinander. »Damit dürfte es unmöglich sein, die flüssige Beiladung der Yacht auszuladen. Dort an den Kais können Sie das nicht riskieren. Ich werde mein Wissen um diesen Alkohol vergessen, sofern Sie mir sagen können, wo Mr. Harrison sich aufhält. Ein gutes Tauschgeschäft, wie mir scheint.«
»Hol’ Sie der Teufel«, brüllte Hostans, »das werden Sie noch bereuen, Parker. Ich lasse Sie hetzen, bis Sie nicht mehr japsen können. Darauf können Sie Gift nehmen.«
»Ich werde wieder anrufen, wenn Sie sich etwas beruhigt haben«, meinte Josuah Parker und legte auf.
*
»Ich freue mich ungemein, Sie im Hause Mr. Randers begrüßen zu können.«
Josuah Parker empfing am anderen Tag Leutnant Current an der Stahltür, die auf den Dachgarten führte. Current verbiß sich ein Grinsen. Parker war eben unverbesserlich. Und störrisch dazu. Wenn er nicht reden wollte, hielt er seinen Mund. Versuchte man ihn unter Druck zu setzen, reagierte er ungemein sauer.
»Vom Ausflug zurück?« fragte Current, ohne auf den vergangenen, Tag deutlicher anzuspielen.
»Ich unternahm nur einen kleinen, harmlosen Spaziergang, Sir.«
»Schon die Morgenzeitungen gelesen, Parker?«
Die beiden Männer schritten auf das Penthouse zu.
»Natürlich, Sir. Es gehört zu meinen Obliegenheiten und Pflichten, die Zeitungen zu sichten, bevor ich sie an Mr. Rander weiterreiche.«
»Irgend etwas Interessantes gefunden?« Currents Stimme klang gespielt harmlos.
»Kaum, Sir«, erwiderte Parker wortkarg.
»Sollten Sie wirklich die Meldung übersehen haben, nach der eine Motoryacht ›Isabel‹ unten im Hafen ausbrannte?«
»Nach der amtlichen Statistik von Chikago, Sir, ereignen sich alle drei Minuten …!«
»Ich weiß, ich weiß …!« unterbrach Current den Butler. »Doch gerade dieser Brand interessiert mich ganz besonders. Die Motoryacht gehörte nämlich einem Mr. Hostans.«
»Das ist allerdings erstaunlich, Sir.« Mehr hatte Parker dazu nicht zu sagen. Natürlich kannte er die Meldung. Und hatte sich darauf bereits einen Vers gemacht. Er glaubte zu wissen, warum Hostans seine Yacht hatte in Flammen aufgehen lassen. Er wollte damit jede polizeiliche Untersuchung verhindern, gleichzeitig aber auch ihn, Parker, leerlaufen lassen.
Ein sehr kostspieliges Verfahren, wie Parker meinte. Ob für Hostans das Geschäft mit Joel Harrison interessanter war? Darauf wußte der Butler sich noch keine Antwort zu geben.
Da sie inzwischen das Haus erreichten und Mike Rander dem Polizeioffizier entgegenkam, konnte Parker sich absetzen. Allerdings nur für wenige Minuten. Denn kaum saß Current, als Parker mit Getränken ins Arbeitszimmer seines Chefs kam.
Als er gehen wollte, schüttelte Current den Kopf.
»Bleiben Sie hier, Parker«, meinte er lächelnd, »ich denke, wir legen jetzt mal der Reihe nach unsere Karten auf den Tisch. Nach dem Brand auf der ›Isabel‹ muß ich wissen, was gespielt wird. Ich habe schließlich keine Lust, dienstlich gegen Sie vorgehen zu müssen, «
Parker blieb starr und steif wie ein Standbild stehen. Als er das unmerkliche Kopfnicken Mike Randers sah, war er doch ungemein erleichtert. Nun konnte er wenigstens reden. Das Kopfnicken Mike Randers war gleichbedeutend für die Freigabe einer umfassenden Aussage.
Schnell klärte sich, was im Fabrikkeller passiert war. Leutnant Current erfuhr nun aus erster Hand, wieso Josuah Parker sich derart intensiv um Walt Hostans kümmerte. Ganz am Rande nahm der Polizeioffizier zur Kenntnis, daß Hostans ein Schnapsschmuggler war.
»Das deckt sich mit unseren Ermittlungen«, rückte Current dann seinerseits mit der Sprache heraus. »Wir untersuchten das abgesoffene Wrack und fanden die zersprungenen Flaschen.«